Whisky Etikettenkunde
Was sagen uns die Infos auf Whiskyflaschen?
Ähnlich wie bei Weinflaschen kann man auf einem Whisky-Etikett viele Informationen ablesen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie das Etikett ausführlich lesen und somit Whiskys voneinander unterscheiden können. Mit ein paar grundlegenden Regeln können Sie einfache Whiskys von hochqualitativen unterscheiden.
Whisky-Etiketten richtig lesen: Wichtige Infos auf einen Blick
Anhand von drei verschiedenen Etiketten zeigen wir Ihnen, worauf es ankommt.
Vom einfachen Blended Whisky über den detailreicheren Single Malt bis hin zur exklusiven Einzelfassabfüllung – entdecken Sie die Unterschiede!
Blended Scotch Whisky
Anhand des bekannten und in Schottland meistverkauften Blended Whiskys Famous Grouse zeigen wir Ihnen, welche Informationen Sie auf dem Etikett finden können. Vieles ist offensichtlich, andere Angaben erklären wir Ihnen kurz.
Scotch
Whisky darf nur den Zusatz Scotch tragen, wenn er mindestens 3 Jahre in Eichenfässern in Schottland reifte. Ohne die Angabe Scotch könnte dieser Whisky beispielsweise aus Indien stammen. Indien gehört zu den weltweit größten Whisky Erzeugerländern.
Alter
Ist auf dem Etikett keine genaue Angabe des Alters vermerkt, so können Sie davon ausgehen, dass der enthaltene Whisky meist nur das erforderliche Mindestalter von 3 Jahren hat. Lassen Sie sich dabei nicht von Wörtern wie 'Rare' irritieren. Der abgebildete Famous Grouse gehört beispielsweise zu den meistverkauften Whiskys der Welt.
Flascheninhalt
Bei der Angabe des Flascheninhalts sind verschiedene Einheiten zulässig. So können Flaschen zum Beispiel mit 70 cl oder 0,7 Liter ausgezeichnet sein. Der Buchstabe 'e' hinter der Inhaltsangabe bezieht sich auf die Bestimmung des Volumens. 'e' steht für 'estimated' (geschätzt, ungefähr). Bei einem technischen Prozess wie der Flaschenabfüllung gibt es immer kleine Abweichungen.
Interessant zu wissen: Die gängige Flaschengröße auf dem amerikanischen Markt ist 75 cl.
Alkoholgehalt
Der Alkoholgehalt wird in Prozent vom Flascheninhalt (Volumen) angegeben. Theoretisch könnte man auch einen Prozentsatz des Gewichtes angeben. Dies ist aber gesetzlich nicht zulässig.
Single Malt Scotch Whisky
Single Malt Scotch Whisky wird ausschließlich aus gemälzter Gerste hergestellt und stammt nur aus einer einzelnen Brennerei. Deshalb ist der Brennereiname auch immer auf dem Etikett angegeben. Sollten Sie auf einer Flasche die Angabe 'Blended Malt' finden, so handelt sich in der Regel um einen aus mehreren Brennereien gemischten Malt Whisky. Bitte verwechseln Sie einen solchen Blended Malt nicht mit einem Blended Scotch (s. o.). Bei letzterem wurde in größeren Mengen Industriewhisky (Grain Whisky) zugesetzt.
Region
Dem Begriff Single Malt Scotch Whisky darf die Region, z. B. 'Highland', vorangestellt werden. Die klassischen Regionen sind Highlands, Speyside, Lowlands, Islay und Campbeltown. Seit einer Gesetzesänderung im Jahr 2009 dürfen nun auch andere Gebietsbezeichungen (z. B. Orkney, Arran) der Whiskybezeichnung vorangestellt werden.
Alter
Das Alter auf dem Etikett einer Whiskyflasche gibt stets das Alter des jüngsten Whiskys an, der in dieser Flasche enthalten ist. Auch bei Single Malt Whiskys werden meist unterschiedlich alte Whiskys kombiniert, allerdings stammen diese ausschließlich aus derselben Brennerei.
Grundsätzlich gilt: Je länger ein Whisky reift, desto weicher und oft auch besser wird er, da sich scharfe Aromen über die Zeit abbauen. Dennoch ist das Alter allein nicht entscheidend, da auch andere Faktoren, wie die Fassgröße, eine wichtige Rolle spielen. Whiskys, die 12 Jahre in kleinen Fässern reifen, entwickeln sich oft schneller und werden weicher als solche, die beispielsweise 18 Jahre in großen Fässern lagerten.
Das Alter ist ein wichtiger Hinweis, aber nicht das alleinige Kriterium – lassen Sie sich also nicht nur von der Zahl auf dem Label leiten!
Inzwischen gibt es auch viele Abfüllungen ohne Altersangabe – die sogenannten NAS-Whiskys. Hier werden ältere mit jüngeren Whiskys gemischt bis sich ein harmonischer Geschmack ergibt.
Alkoholgehalt
Hochwertigere Whiskys werden in der Regel mit einem höheren Alkoholgehalt abgefüllt. Dies spiegelt die Philosophie vieler Hersteller wider, dem Käufer einer teureren Flasche ein intensiveres und authentischeres Geschmackserlebnis zu bieten.
Doch Vorsicht: Viele Whiskys entfalten ihre Aromen besser, wenn sie mit etwas Wasser verdünnt werden. Das hat nichts mit „Panscherei“ oder Verwässerung zu tun, sondern vielmehr mit der Möglichkeit, die komplexen Aromen besser zur Geltung zu bringen.
Und es gibt noch einen Vorteil bei Whiskys mit höherem Alkoholgehalt: Eine Flasche mit höherem Alkoholgehalt hält oft länger, da sie je nach Vorliebe individuell verdünnt werden kann – und somit ergiebiger ist als eine bereits auf Trinkstärke reduzierte Abfüllung.
Näher erklärt! NAS-Whiskys
Whiskys ohne Altersangabe werden als NAS-Whiskys bezeichnet. NAS steht für "No Age Statement".
Das bedeutet, dass auf der Flasche kein spezifisches Alter des Whiskys angegeben ist. Stattdessen können diese Whiskys aus einer Mischung von Destillaten unterschiedlichen Alters bestehen. Die Hersteller betonen oft andere Merkmale wie den Geschmack, die Fassreifung oder die besonderen Zutaten, anstatt sich auf das Alter zu konzentrieren. Häufige Gründe für NAS-Whiskys sind die Flexibilität bei der Herstellung ohne Mindestalterangabe, die Möglichkeit, jüngere Whiskys zur Produktionssteigerung zu verwenden und der Fokus auf das Geschmacksprofil statt auf das Alter.
NAS-Whiskys sind heute sehr verbreitet, besonders bei Premium- und Sondereditionen. Einige bekannte Beispiele sind:
Fassstärke-Abfüllungen
Alter
Fassstärke-Abfüllungen werden mit genauen Angaben zum Brennzeitpunkt versehen, sodass das Alter des Whiskys überprüft werden kann. Diese Informationen, zusammen mit dem Datum der Abfüllung, finden sich häufig auf Einzelfassabfüllungen. Zusätzlich wird der Fasstyp angegeben, was Ihnen hilft, das Aroma des Whiskys bereits vor dem Probieren besser einzuschätzen.
Limitierte Anzahl
Da Whisky in Fässern individuell reift, unterscheidet sich der Geschmack jedes Fasses. Deshalb sind fassreine Whiskys nur in limitierter Stückzahl erhältlich. Wenn ein Whisky im Verkauf Erfolg hat, wird der Abfüller versuchen, ein ähnliches Fass abzufüllen – mit leicht abweichendem Geschmack. Oft wird neben der Flaschennummer auch die Anzahl der abgefüllten Flaschen angegeben.
Alkoholgehalt
Lassen Sie sich nicht vom hohen Alkoholgehalt einer Fassabfüllung abschrecken. Diese Whiskys werden in der Regel mit stillem, mineralarmem Quellwasser auf Trinkstärke reduziert. Dadurch hält die Flasche doppelt so lange. Zudem sorgt die frische Verdünnung für einen intensiveren Geschmack und eröffnet Ihnen die Möglichkeit, mit Aromen zu experimentieren, was Ihr Geschmackserlebnis deutlich erweitert.
Filterung
Bei der Filterung gehen die Meinungen der Abfüller auseinander: Einige schwören auf den Prozess der Filterung, während andere strikt dagegen sind. Manche kühlen den Whisky vor der Filterung auf wenige Grad Celsius ab, um alle schwer löslichen Bestandteile aufzufangen (Kühlfilterung). Weitere Informationen finden Sie im Artikel Alkohol und Wasser.
Fazit
Hier gilt: Mehr Wissen, besserer Whiskygenuss!
Das Verständnis der Informationen auf einem Whisky-Etikett ist der Schlüssel, um die richtige Flasche für Ihren Geschmack zu finden. Von der Angabe des Alters über den Alkoholgehalt bis hin zur Herkunft – jedes Detail liefert wertvolle Hinweise auf die Qualität und den Charakter des Whiskys. Mit unserem Leitfaden zur Etikettenkunde können Sie künftig bewusster auswählen.
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