Depaz
Die Depaz Destillerie befindet sich nahe der Stadt Saint Pierre auf Martinique, die einst der weltweit größte Rumhafen war. Victor Depaz gründete seine Rum-Destillerie im Jahr 1917, nur 15 Jahre nach dem Ausbruch des Vulkans Montagne Pelée, der damals die gesamte Stadt zu seinen Füßen vernichtete.
Informationen über die Brennerei | |
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Martinique, Karibik | |
-61.165415 14.757575 | |
Geöffnet | |
1917 | |
Victor Depaz | |
https://depaz.fr/fr |
Durchschnittliche Geschmacksbewertungen Geschmacksbewertungen |
Berechnet aus 38
i
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Aroma
Früchte:
Vanille:
Süße:
Sherry:
Getrocknete Früchte:
Herb:
Floral:
Feige:
Tropische Früchte:
Kräuter:
Tabak:
Gewürze:
Eiche:
Geschmack
Süße:
Vanille:
Schokolade:
Früchte:
Nüsse:
Haselnüsse:
Eiche:
Floral:
Dattel:
Kräuter:
Banane:
Pflaume:
Sherry:
Gewürze:
Honig:
Muskat:
Grüner Apfel:
Tabak:
Herb:
Abgang
Pfeffer:
Gewürze:
Früchte:
Nüsse:
Öl:
Eiche:
Dunkle Schokolade:
Süße:
Tropische Früchte:
Herb:
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Der Rum
Die Produktpalette der Rhums Agricoles von Depaz umfasst neben den weißen Rums auch gereifte Rums und Sondereditionen. Alle Rums von Depaz werden heutzutage in der Regel mit 45% Vol. abgefüllt. Der ‚rhum vieux‘ Depaz Rhum VSOP 7 Jahre lagerte sieben Jahre lang. Erforderlich für die Bezeichnung VSOP (very old special pale) wären nur vier Jahre gewesen. Der Depaz Rhum XO 8 Jahre reifte acht bis zehn Jahre und erfüllt damit ebenso leicht die Richtlinien für die Bezeichnung XO (extra old), wonach ein Rum mindestens 6 Jahre gelagert werden muss. Zu den Sondereditionen zählt der Depaz Rhum Port Cask Finish 8 Jahre, der mindestens acht Jahre in kleinen Eichenholzfässern reifte und anschließend für elf Monate sein Finish in Portweinfässern erhielt.
Die Produktion
Bei Depaz spielt das Terroir eine wichtige Rolle. Die vulkanischen Böden haben einen sehr hohen Mineralstoffgehalt. Zudem sorgt das tropische Klima mit vielen Sonnenstunden, aber auch ausreichend Niederschlag für optimale Wachstumsbedingungen für das Zuckerrohr. Seit 1996 arbeitet Depaz nach den Regularien des AOC-Labels und seit 2019 besitzt die Brennerei ein Bio-Siegel.
Depaz destilliert neben dem eigenen Rhum Agricole auch Rum für die Schwesterbrennerei Dillon, die sich in Fort-de-France befindet und keine eigene Produktion mehr hat. Das Zuckerrohr stammt aber jeweils von den eigenen Plantagen.
Die Destillation
Wie auf Martinique üblich, verwendet auch Depaz eine Destillationskolonne im kreolischen Stil. Diese wird mit dem Zuckerrohrwein, der nach der Fermentation entsteht, bis zu einer Höhe von zweidrittel befüllt. Während die Flüssigkeit bei der kontinuierlichen Destillation durch die verschiedenen Böden der Kolonne nach unten fließt, steigt der von einer alten Dampfmaschine von erzeugte Dampf nach oben. Die leichteren Alkoholdämpfe strömen nach oben und trennen sich so von der restlichen Flüssigkeit. Am Ende der Destillation erhält man einen Rhum Agricole mit 70% Vol. Übrig bleibt die sogenannte ‚Vinasse‘, im Prinzip ein Abfallprodukt, die jedoch aufbereitet als Dünger auf den Feldern eingesetzt wird.
Das Zuckerrohr
Das Zuckerrohr für den Depaz Rum wird auf den vulkanischen Böden des Montagne Pelée angebaut. Zusammen mit dem guten Klima auf Martinique mit reichlich Sonne und auch Niederschlag bieten sich hier optimale Wachstumsbedingungen für das Zuckerrohr. Depaz besitzt 451 Hektar Anbaufläche, wobei jedoch nur etwa die Hälfte für Zuckerrohr genutzt wird. Das liegt daran, dass man nach 5 Jahren das Zuckerrohr durch den Anbau anderer Früchte, wie etwa Bananen austauscht. Durch diese Fruchtfolge kann der Boden besser regenerieren und behält seine gute Qualität.
Die Ernte beginnt im Februar, wenn das Zuckerrohr gerade reif genug ist. Ein Zeichen dafür sind die Zuckerrohrblüten, die aussehen, als seien die Felder mit weißen Federn bedeckt. Zuckerrohr wird am besten sehr trocken geerntet, wenn es nicht geregnet hat. Dann hat es den höchsten Zuckergehalt.
Das Pressen
Gleich nach dem Schneiden wird das Zuckerrohr zerkleinert, bis eine Art Fasergestrüpp bleibt. Dies muss laut AOC-Richtlinien noch am selben Tag geschehen. Anschließend beginnt das Pressen in vier Schritten mit Hilfe mechanischer Walzen. Ab dem zweiten Durchgang wird den nun sehr trockenen Fasern recycelter Zuckerrohrsaft hinzugefügt, um den maximalen Zuckergehalt zu erzielen. Der Antrieb der Presse erfolgt dabei noch auf traditionelle Weise mit einer ca. 150 Jahre alten Dampfmaschine. Heraus kommt zum einen ein sehr süßer Saft namens ‚Vesou‘, zum anderen ein faseriger Rückstand, ‚Bagasse‘ genannt, der zur Energiegewinnung und zur Kompostierung verwendet wird. Der gewonnene Saft wird gefiltert und zur Fermentation weitergeleitet.
Die Fermentation
Depaz verfügt über 26 Fermentationskessel mit je 40.000 Litern Volumen, wobei nicht immer alle Kessel gleichzeitig in Betrieb sind. Die Fermentationszeit beträgt 48 Stunden und ist damit etwas länger als üblich. Wenn der Zucker vollständig vergoren ist, erhält man eine Art Zuckerwein (Vin de sucre) mit vier bis 5 Prozent Alkohol, der weiter zur Destillation geht.
Die Lagerung
Die Rums bei Depaz reifen in fünf Lagerhäusern vorwiegend in amerikanischen und französischen Eichenfässern und werden mit 70% Vol. ins Fass gefüllt. Da die Fässer fast ausschließlich frisch verwendet werden, verkauft Depaz sie nach Gebrauch weiter. Auch Whiskybrennereien sind Abnehmer dieser Fässer. Glen Moray brachte beispielsweise einen Whisky mit einem Rhum Agricole Cask Finish heraus, der in Fässern von Depaz nachgelagert wurde.
Durch das tropische Klima auf Martinique reift der Rum in etwa dreimal schneller als in Europa. Man muss dafür aber auch mit ca. 10% Angels‘ Share pro Jahr rechnen.
Die Geschichte
1651 gründete Jacques Duparquet, der erste Gouverneur der Insel Martinique, das landwirtschaftliche Anwesen La Montagne. Das Land wurde ursprünglich für den Anbau von Tabak und Indigo genutzt. Auch Viehzucht wurde hier betrieben, bevor man mit dem Anbau von Zuckerrohr begann. Neben mehreren anderen Familien bewirtschaftete auch diejenige von Victor Depaz das Anwesen. Die daraus resultierende Rumproduktion wurde immer erfolgreicher und die Stadt Saint Pierre zum weltweit ersten Rumhafen. Sie erhielt daher bald den Beinamen „kleines Paris der Antillen“. Von der Stadt blieb jedoch nach dem Ausbruch des Vulkans Montagne Pelée im Jahr 1902 nicht mehr viel übrig und Victor Depaz, der damals in Bordeaux studierte, verlor bei der Katastrophe seine gesamte Familie. Eigentlich nur auf der Durchreise auf dem Weg nach Kanada, wo er sich nun niederlassen wollte, beschloss er auf Martinique zu bleiben und selbst eine Rum-Destillerie aufzubauen. Diese konnte im Jahr 1917 in Betrieb genommen werden. Zudem wurde ein Familienhaus auf dem Anwesen erbaut, das Château Depaz, in dem Victor mit seiner Familie wohnte.
In den 1950er Jahren übernahmen Victors Söhne André und Raoul das Unternehmen, wobei sie einige Modernisierungsmaßnahmen durchführten.
Das Besucherzentrum
Bei einem Besuch der Depaz Brennerei können Gäste alles zur Rum-Herstellung bei einem Rundgang mit Schautafeln oder einer Audioführung erfahren. Im Anschluss besteht auch die Möglichkeit, verschiedene Rums zu verkosten. Im gut bestückten, großen Shop ist auch das gesamte Depaz Sortiment verfügbar. Zudem kann man den Ausflug zu Depaz mit einem Spaziergang durch den fünf Hektar großen Depaz-Park mit seinen über 100-jährigen Bäumen verbinden und das Château Depaz oder das Depaz Museum besichtigen.
Brennereiadresse:
Destillerie Depaz
Plantation de la Montagne Pelée
97250 Saint-Pierre
Tel: +596 596 786498
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