Wen interessiert schon die Meinung der Whisky Päpste?

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  • megabreit User megabreit Dabei seit: 14.12.2010Beiträge: 4,454Bewertungen: 0
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    Hallo und einen schönen Tag.
    Ich finde dass die päpstlichen Bewertungen von Jackson, Murray & co. als Orientierungshilfe besonders für Einsteiger ganz hilfreich sind.
    Natürlich verkostet auch ein Jim Murray nicht immer unter Laborbedingungen auch wenn er versucht bestimmte äussere Einflüsse (z. B. Zigarettenrauch oder Parfum) auszuschalten bzw. zu vermeiden. Ich halte es da mittlerweile mit dem Satz eines Mitarbeiters von Aberlour destillery: Wenn Sie Whisky trinken, sind Sie Ihr eigener Experte.
    Ich habe, trotzdem ich im Laufe der Jahre auch höherpreisige Malts im Regal hatte, durchaus auch meine Lieblinge im unteren bis mittleren Preissegment. Lecker und fertig! Jeder wird seine eigene Gebrauchsanleitung für die Aussagen anderer Experten finden. Wenn da z. B. jemand einen Malt als ekelhaft süß verreißt, und ich genau darauf stehe, wird der wohl genau richtig für mich sein.:wink:
    Auch ich bin an Verkostungsnotizen immer interessiert, egal ob aus dem Forum oder vom Papst. Manche der beschriebenen Geschmacknoten lösen dann halt auch den "muß ich haben Reflex" aus. Da bin ich machtlos. Macht nix.:wink:
    Ich bin davon überzeugt, dass ein päpstlicher Segen gleichzeitig Segen für Umsätze und Preisentwicklung darstellt. Dies ist nun leider nicht immer zur Freude der Verbraucher.
    Gruß aus dem Pott,
    Uwe

    B 1 da steh ich drauf. :-)
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  • Wolfrodo User Wolfrodo Dabei seit: 27.10.2012Beiträge: 215Flaschensammlung:Wolfrodos PubBewertungen: 14
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    Es muss nicht immer ein Top-Profi sein.
    Wenn sich jemand ganz neu im Whisky-Universum bewegt, ist es nicht schlecht jemanden zu haben, dessen Meinung man teilten kann. Natürlich kostet das vielleicht zu Beginn etwas Mut, sich eventuell etwas zu kaufen, ohne zu wissen wie das schmeckt. Es muss ja aber nicht immer gleich eine Literflasche ein. Ich habe einige günstige Miniaturen und ein Classic-Malt-Set mit 0,2l Fläschle dazu genutzt, mir meine Meinung zu bilden und bin auf weiten Strecken mit Herrn Lünings Meinung einverstanden gewesen. Bei einer Quote von 80-90% übereinstimmender Meinung kann ich dann auch schon mal etwas wagen wenn mir ein Spitzenprodukt empfohlen wird. Die Chance, dass ich daneben liege ist ja dann sehr gering.
    Sich auszutauschen mit Kollegen und jemanden zu finden der den gleichen Geschmack besitzt, ist halt schon eine feine Sache ... wobei ich gestehen muss, dass ich auch Kollegen habe, die ganz andere Geschmäcker bevorzugen, und das halt mir aber auch schon weiter bei einer Flasche die ich garnicht mochte ... ich hatte schnell einen Abnehmer :wink:


    "Zyrano" schrieb:
    Horst lässt ja kaum nen Whisky schlecht wegkommen

    ...tja, das Los eines Whiskydealers. Aber mit der Zeit kann man wirklich erkennen ob ein Whisky unerwünschte Ecken und Kanten hat. Auch Herr Lüning kann dabei seine unterbewussten Reaktionen nicht immer ganz tuschieren. Mann lernt ihn zu "lesen" :mrgreen:

    ~+~+~+~+~+~+~+~+~ In diesem Sinne ... ... grüßt der Wolfgang ~+~+~+~+~+~+~+~+~
  • stonemount
    Themenersteller
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    Dabei seit: 16.10.2010Beiträge: 465Bewertungen: 0
    , letzte Änderung 20. November 2012 um 20:53
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    Schön zu lesen was Ihr über dieses Thema so denkt.

    Aber wer von Euch weiß ob Experten auch von den Herstellern eingeladen werden um deren Whisky zu verkosten?

    Horst seine Videos gefallen mir im übrigen auch sehr gut und ich kann durch seine Äußerungen für mich erkennen ob dieser Whisky mir wohl gefallen könnte oder eher nicht.

    Das er einen Whisky der im Shop verfügbar ist nicht unbedingt gnadenlos schlecht redet ist wohl klar.

  • Skye User Dabei seit: 16.10.2010Beiträge: 2,553Bewertungen: 0
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    Mich interessieren in absteigender reihenfolge:

    - Empfehlungen MIT fairem probenangebot

    (großer abstand)

    - Beschreibungen von einigen bekannten whiskypäpsten in bestimmten geschmacksbereichen

    - Beschreibungen von mir unbekannten amateuren in whiskyforen

    (großer abstand)

    - Empfehlungen von verkäufern oder ihren laden- oder messe-helfern OHNE probenangebot


    _____________________________
    Single malts sind heute vor steuern in etwa 5% wasser, 5% alkohol und 90% marketing.

  • Marko_I User, Moderator Marko_I Dabei seit: 11.01.2006Beiträge: 13,796Flaschensammlung:currently quarantinedBewertungen: 1425
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    "Skye" schrieb:
    Mich interessieren in absteigender reihenfolge:

    - Empfehlungen MIT fairem probenangebot

    Je fairer und williger das Angebot ist, desto größer die Gefahr, dass der Empfehlende das Zeug einfach nur loswerden will.
    Halte dich lieber an die, die von ihren offenen Flaschen nichts abgeben wollen.

    "Every question I answer will only lead to another question", 'Mother', Lost S06E15
    Whisky-Chat-Stammtisch auf Whisky.de / TWS-Ersatzchat / Treffpunkt alt
    Proben: mein komisches Zeuchs / WID-Nummern in Link verwandeln

    ___________________________________________________________________

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  • Fankle User Fankle Dabei seit: 30.11.2010Beiträge: 132Bewertungen: 0
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    Um zunaechst mal auf die eigentliche Frage einzugehen: Mich!
    Sowohl bei Jackson (p.b.u.h.) als auch Murray habe ich noch keinen Whisky gefunden, wo ich dem positiven oder negativen Gesamteindruck nicht haette zustimmen koennen. Bei Bier geht es mir uebrigens genauso. Und jetzt moege bitte niemand sagen, ich sei voreingenommen. Mehrfach habe ich in meinem Stammlokal, welches 100+ Whiskies im Regal stehen hat, den einen oder anderen Whisk(e)y bestellt, ohne zu wissen, was gerade Gospel ist. Spaeter zu Hause beim Blick in die Literatur fand ich in der Regel meinen Gesamteindruck bestaetigt. Natuerlich rieche ich nicht immer Aprikosen oder Haselnuesse, auch wenn es in der heiligen Schrift so steht, aber wenn ich dachte "Hey! Der ist ja richtig gut!", oder "Nee, den brauche ich nicht nochmal zu bestellen", dann hatte er i.d.R. auch eine hohe oder niedrige Bewertung.

    Es ist nichts falsch daran, Whiskies zu verkosten und zu bewerten und das ganze in einem Buch zu veroeffentlichen. Falsch ist es, wenn man die gedruckte Meinung als DIE WAHRHEIT betrachtet. Ueber Geschmack kann und sollte man streiten. Und man muss auch immer die Moeglichkeit im Auge behalten, dass die Qualitaet der Batches stark variieren kann. Es kann durchaus sein, dass man nicht den selben Whisky probiert, obwohl die Flasche genauso aussieht. Fuer mich persoenlich ist das geschriebene Wort der Paepste aber dennoch ein hilfreicher Leitfaden im Whiskydschungel da draussen.

    "stonemount" schrieb:
    Aber wer von Euch weiß, ob Experten auch von den Herstellern eingeladen werden um deren Whisky zu verkosten?


    In der neuesten Bible aeussert sich J.M. zu genau den Fragen recht ausfuehrlich. Er beschreibt, wie er Whisky verkostet, und er geht darauf ein, wo er den Whisky herbekommt. Ich kann mich nicht erinnern gelesen zu haben, dass ihm Whisky von Herstellern aufgehalst wuerde. Aber ich weiss, dass er sich beklagte, dass so mancher Abfueller oder Hersteller sich weigerte, ihm Samples zur Verfuegung zu stellen, weil sie Angst vor schlechten Noten haben. Das erklaert vielleicht, warum in der Bible so wenige Abfuellungen von Signatory bewertet sind.

    "stonemount" schrieb:
    Dass er (Horst) einen Whisky, der im Shop verfügbar ist, nicht unbedingt gnadenlos schlecht redet, ist wohl klar.

    Dem kann ich nur zustimmen. So unterhaltsam und putzig Herrn Horst seine Videos sein moegen, als Bewertung fuer Whisky sind sie fuer mich unbrauchbar, weil ein eindeutiger Interessenskonflikt vorliegt. Da koennte ich ja auch dem Anlageberater meiner Bank vertrauen.
    Aber ich ziehe den Hut vor Herrn Horst seiner genialen Idee, diese Videos zu machen. Laut der taz hat es seiner Bekanntheit und TWS's Umsatz ordentlich nachgeholfen.

    “There is no such thing as bad whiskey. Some whiskeys just happen to be better than others." William Faulkner
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  • MarkIsAnAstronaut User MarkIsAnAstronaut Dabei seit: 03.11.2012Beiträge: 82Bewertungen: 0
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    ich denke, man kann darin uebereinstimmen, dass man den päpsten (um mal bei den feinen geistlichen
    zu bleiben) in sachen grobe geschmacksrichtung des lebenswassers durchaus trauen kann. die werden
    uns nix von tollsten früchten erzaehlen, wenn das zeuch nach leder schmeckt. ob so ein saft dann
    90 oder 70 in der persoenlichen skala erreicht, haengt natuerlich stark von dem subjektiven geschmacks-
    empfinden und tagesform etc. ab.
    aber dass die ueberwiegende anzahl der whisk(e)ys so positiv bewertet wird, wundert mich eigentlich
    nicht, schließlich gibt es kaum schlechte whisk(e)ys in dem preissegment, in dem sich ein video
    oder eine bewertung im buch lohnt. ich besitze keine lebenswasserbibel, aber ich erinnere mich,
    dass Herr lüning mal sagte, dass nur wenige unter 60 und keiner unter 50p im (ich denke es war..)
    Michael Jackson kam.
    und das macht ja auch verdammt sinn. die wenigsten werden leichtfertig die 30++ €/$/GBP fuer eine
    flasche ausgeben - qualität ist entscheidend und immens wichtig fuer diese industrie, die ohne
    wiederholungstaeter schlicht und einfach nicht auskommt. dies und die markenbildung sind einfach
    viel zu wichtig, um einen schlechten whisky herzustellen, den dann niemand kauft.

    BOOAH.
  • Marko_I User, Moderator Marko_I Dabei seit: 11.01.2006Beiträge: 13,796Flaschensammlung:currently quarantinedBewertungen: 1425
    , letzte Änderung 21. November 2012 um 02:39
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    "Fankle" schrieb:
    "stonemount" schrieb:
    Dass er (Horst) einen Whisky, der im Shop verfügbar ist, nicht unbedingt gnadenlos schlecht redet, ist wohl klar.

    Dem kann ich nur zustimmen. So unterhaltsam und putzig Herrn Horst seine Videos sein moegen, als Bewertung fuer Whisky sind sie fuer mich unbrauchbar, weil ein eindeutiger Interessenskonflikt vorliegt.

    Das ist aber bekannt, ich weiß, wer Horsts Brötchen bezahlt, also kann ich das "rausrechnen". Und er gibt sein persönlichen Vorlieben (oder eher die ABneigungen: Weißweinwhisky, Grain-Bitterkeit, Likörchen...) oft genug klar preis.
    Ich finde sogar, dass oft genug WHiskys bei ihm schlechter wegkommen, als verdient, weil Horst nicht aus seiner (ehrlichen) Haut kann und seine persönliche Geringschätzung zu stark durchkommt, obwohl der WHisky für seinen Preis und das was er bieten *will*, völlig prima ist. (IMO z.B. heute der Bowmore Surf).

    Außerdem ist seine "Beschreibungsfähigkeit" der Aromen wesentlich näher an meinem (und vermutlich dem der meisten Genießer) Verständnis als die von Ralfy oder der "Päpste", kurz, Grundcharakter umrissen, nachvollziehbar.
    Ich habe grade in meiner Blind-FT ein paar Leute, vor deren Analysen ziehe ich absolut den Hut (winke winke 8)), aber wenn mir jemand einen Whisky so (mit 'ner A4-Seite blumiger Beschreibung) verkaufen würde, wäre ich wohl hinterher total enttäuscht bzw. deprimiert ob meiner Unfähigkeit und abgeschreckt.

    "Every question I answer will only lead to another question", 'Mother', Lost S06E15
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    Proben: mein komisches Zeuchs / WID-Nummern in Link verwandeln

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    User-Moderator - bei Problemen bitte PN - Grau = "Dienstfarbe"

  • stonemount
    Themenersteller
    User
    Dabei seit: 16.10.2010Beiträge: 465Bewertungen: 0
    , letzte Änderung 21. November 2012 um 16:43
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    "Fankle" schrieb:
    In der neuesten Bible aeussert sich J.M. zu genau den Fragen recht ausfuehrlich. Er beschreibt, wie er Whisky verkostet, und er geht darauf ein, wo er den Whisky herbekommt. Ich kann mich nicht erinnern gelesen zu haben, dass ihm Whisky von Herstellern aufgehalst wuerde. Aber ich weiss, dass er sich beklagte, dass so mancher Abfueller oder Hersteller sich weigerte, ihm Samples zur Verfuegung zu stellen, weil sie Angst vor schlechten Noten haben. Das erklaert vielleicht, warum in der Bible so wenige Abfuellungen von Signatory bewertet sind.



    Das ist interessant für mich. Das wusste ich nicht.

    Mir persönlich gefallen die Videos und Kommentare von Horst dennoch sehr gut. Er hat natürlich ein Interesse daran den Umsatz zu steigern und wird sicher keinen Whisky (schon gar nicht im höheren Preissegment) gnadenlos schlecht reden. Dann wäre er auch kein guter Geschäftsmann.

    Seine Aussagen zu den verkosteten Whiskys haben mich aber doch schon ab und an dazu verleitet mir zumindest ein Sample und oft genug danach auch eine Flasche des Whiskys zuzulegen.
    Äußerungen von Früchten, Schoko oder Zimt die Horst erklärt kann ich jedenfalls besser nachvollziehen als die blumige Aussage einiger Experten das ein Whisky wie eine paar Reiterstiefel die wochenlang in einer alten Sattelkammer gestanden haben. Da kann ich nicht nachvollziehen wie der Whisky mir wohl schmecken wird.

    Mich würde mal interessieren wie Horst die Umschreibungen der Whisky Päpste interpretiert und ob sie ihn neugierig machen oder ob er lieder auf seinen geschulten Geschmackssinn vertraut

  • Skye User Dabei seit: 16.10.2010Beiträge: 2,553Bewertungen: 0
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    "Marko_I" schrieb:
    Je fairer und williger das Angebot ist, desto größer die Gefahr, dass der Empfehlende das Zeug einfach nur loswerden will.
    Halte dich lieber an die, die von ihren offenen Flaschen nichts abgeben wollen.

    Bei all dem rummel, der heutzutage um viele brandneue aber auch gebunkerte alte abfüllungen gemacht wird, sollte mann natürlich auch bei empfehlungen MIT probenangebot schon etwas skeptisch bleiben.

    Und proben aus offenen flaschen, die regulär nicht mehr zu haben sind und nur noch von raritätenhändlern oder nebenerwerbslandwirten sauteuer angeboten werden, interessiern mich nur noch selten.

    Warum sollte ich proben von flaschen haben wollen, die ich mir sowieso nicht mehr kaufen werde? Die vergebliche suche am anfang meiner whiskyforumszeit nach meinen verklärten erinnerungen an die abfüllungen, die angeblich früher besser gewesen sein sollen, liegt bereits lange hinter mir ...

    Gute n8!


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    In dieser Welt gibt es nur zwei Tragödien. Die eine ist, nicht zu bekommen, was man möchte, und die andere ist, es zu bekommen. (Oscar wilde)
    Ergänzung von paul watzlawick, philosoph und psychoanalytiker: "Letzteres ist oft die größere tragödie."

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