Diplomarbeit "Islay"

MaxSeibert

Hallo liebe Mitglieder,

ich bin einfach mal so frei und falle mit der Tür ins Haus. Ich studiere Architektur im letzten Semester und beginne im April mit meiner Diplomarbeit. Da es so üblich ist, dass man sich das Thema selbst aussucht, grüble ich schon seit einiger Zeit nach einem passenden Thema. Grundsätzlich gibt es zwei Lösungswege zu meinem Problem. Entweder, ich überlege mir WAS ich schon immer mal bauen wollte, oder WO ich schon immer mal bauen wollte. Ich habe letzteren Weg gewählt und kam auf einen einsamen Ort irgendwo ausserhalb einer Stadt mit möglichst schöner Naturszenerie. Da ich schon seit Jahren gerne Whisky trinke, kam ich auf die Insel Islay, da von dort fast alle meiner Lieblingssorten kommen.

Jetzt stehe ich vor dem Problem, WAS ich bauen möchte. In circa vier Wochen werde ich meine Ideen meinem Professor vorstellen und er wird entscheiden, ob das ein geeignetes Thema ist. Da ich, falls ich die Arbeit machen darf, erst im Mai dort hin kann, wollte ich eben vorab mal Euch Kenner fragen, ob mir vielleicht jemand helfen kann.

Nach ersten, recht oberflächlichen Recherchen, fiel mir als erstes der enorme Unterschied zwischen Einwohnern (3500) und Touristen (60000) auf, was auf so einer Mini Insel natürlich ziemlich enorm ist. Führt das dort nicht zu enormen Problemen in der Infrastruktur? Wäre es eine Idee, ein Tourismussystem zu entwerfen, dass diese enormen Besucherzahlen verträglich mit der Insel vereint?
Gibt es vielleicht viel zu wenig Unterkünfte?

Wäre ein Whisky Museum etwas für diese traditionsreiche Insel? Oder vielleicht eher mehrere kleine, da das für die Insel verträglicher ist?

Ich werde mich die kommenden Wochen auch daran machen, dieses Forum zu durchforsten, aber vielleicht hat ja der ein oder andere schon bereits ein paar Informationen für mich, mir wäre sehr damit geholfen!

Vielen lieben Dank und einen schönen Abend noch Euch allen!
Max

SaschaP

"MaxSeibert" schrieb:
Nach ersten, recht oberflächlichen Recherchen, fiel mir als erstes der enorme Unterschied zwischen Einwohnern (3500) und Touristen (60000) auf, was auf so einer Mini Insel natürlich ziemlich enorm ist.

Naja kommt halt darauf an, aus welcher Perspektive man das sieht.

Laut Wikipedia hatte Norderney 2007 5986 Einwohner bei über 400.000 Kur- und Tagesgästen und Mallorca 2007 9.190.000 Touristem bei 873.414 (2011) Einwohnern-was zwar nur das 10 fache ist, wobei man sich her mal Gedanken dazu machen muss, wo die Touristen alle sind und wie viele Einwohner es in dem begrnezten Bereich etwa gibt.

Ich würde also per se nicht sagen dass 60000 zu 3500 eine besonders ungewöhnliche Quote ist.

Gruß

Emmi5475

Hallo Max,
warst Du denn generell schonmal in Schottland?

Latituder

Noch ein Architekt

Wie wärs denn vielleicht mit einem "Whiskymuseum-Besucherzentrum" mit einer zu besichtigenden kleinen Brennerei. Man kann da in Bezug auf die Umgebung und auf den "Charakter" der Insel sicherlich einiges in ein mutiges Design reininterpretieren (vll auch in Kombination mit Energiegewinnung durch Fassade). Der Brennereibetrieb in Kombination mit dem Besucherbetrieb lässt dich auch sicherlich einige Gedanken an eine intelligente Erschließung machen, welche gerade ein interessantes Charakteristikum sein kann, wie du als Architekturstudent sicherlich weißt. Auch die Nutzung selbst gibt dir schon einige Räume und Themen vor (wo stehen die Brennblasen, wo wird die Gerste verarbeitet etc., Tasting-Raum). Es kommt ja auch immer darauf an, wie dein Professor so drauf ist, aber bei einigen funktioniert so ein Schema mit dem Thema Whisky und Nachhaltigkeit, Naturverbundenheit, aber alt-neu-modischem Getränk sicherlich. Hierbei ist natürlich auf den entsprechenden Lehrstuhl zu achten.
Beispielbauten gibts da sicherlich einige, auch außerhalb der Whiskywelt, wobei viele alte Bestandsbauten umgenutzt haben. Man kennt ja die ganzen Brennereibesichtigungszentren, daher wäre es wichtig, dass du dir ein paar ganz besondere Charakterstika deines Gebäudes schonmal überlegts (Themen: Umgebung, Infrastruktur, Energie etc.). Hierbei kann oder sollte, wie du es ja bereits getan hast, von einer bestimmten Problemstellung ausgegangen werden. Heineken zum Beispiel hat die alte Brauerei zu einem "schicken, hippen" Museum umgebaut ( http://www.heineken.com/de/heineken-experience.aspx ).

SimonB

Ein Whiskymuseum auf einer Insel mit so vielen Brennereien+Besucherzentren+Führungen finde ich fast ein bisschen Lahm. Zumal dein Gebäude ja auch irgendwie in das Gesamtbild der Insel passen muss.

Passend für den Whiskyboom wäre doch eine Brennerei. Gestalte doch Port Ellen neu Genügend Inspiration für eine Brennerei dürftest du finden (Neubau Imperial, Neubau von Adelphi, ... und natürlich etliche bestehende). Angrenzend an diese Brennerei würde sich ein etwas ausführlicheres Besucherzentrum/Museum wiederum ganz gut machen. Ein paar übernachtungsmöglichkeiten direkt bei der Brennerei + Pub wäre auch klasse. Sind die Wege nach diversen Tastings auch nicht mehr all zu lang.

Denke daran kann man sich doch ganz gut austoben.

Latituder

"SimonB" schrieb:
Ein Whiskymuseum auf einer Insel mit so vielen Brennereien+Besucherzentren+Führungen finde ich fast ein bisschen Lahm. Zumal dein Gebäude ja auch irgendwie in das Gesamtbild der Insel passen muss.

Genau darum gehts ja. Diesen Gebäudetypus gibts schon hundertmal und die sind sich alle sehr ähnlich. Jetzt wäre es mal interessant, den Typus neu zu erfinden, natürlich auch mit zusätzlichen Sachen.

gerry

"Latituder" schrieb:

"SimonB" schrieb:
Ein Whiskymuseum auf einer Insel mit so vielen Brennereien+Besucherzentren+Führungen finde ich fast ein bisschen Lahm. Zumal dein Gebäude ja auch irgendwie in das Gesamtbild der Insel passen muss.

Genau darum gehts ja. Diesen Gebäudetypus gibts schon hundertmal und die sind sich alle sehr ähnlich. Jetzt wäre es mal interessant, den Typus neu zu erfinden, natürlich auch mit zusätzlichen Sachen. (Hervorhebung durch Zitenten)

Z.B. mit einem 200 m Schwimmingpool, Saunalandschaft, leichten Mädchen, Schusterei?
Mir tät es jedenfalls gut gefallen.

Peater_Pan

Ich war leider noch nicht auf Islay, aber...

"Port Ellen neu" hört sich sehr spannend an.
Da sich Port Ellen bei der Stadt Port Ellen befindet, solltest du Wege finden, die Architektur sowohl in das Stadtbild, als auch in das Landschaftsbild zu integrieren. Das ist sicher eine herausfordernde Arbeit.
Du kannst dann auch die neue Technologie und Nachhaltigkeit mit alten Traditionen verbinden...
Klingt interessant und komplex ... wie ein guter Whisky...

xysvenxy

Port Charlotte wieder zur Destillerie machen?

MaxSeibert

Hallo zusammen,

nach ein paar Tagen Abwesenheit, komme ich jetzt auch wieder zum Schreiben. Erstmals vielen Dank für die Vorschläge, besonders der Beitrag gerry hat mich in meinem Denken nachhaltig beeinflusst.

Zu den übrigen:

SaschaP : Ich mache das nicht per se an Zahlen fest. Ein 100 Meter hohes Gebäude kann sehr beeindruckend sein, auch wenn es neben dem Burj Khalifa vielleicht nicht mehr so ist. Grundsätzlich bieten die Zahlen jedoch schonmal eine interessante Basis für mehr.

Emmi5475 : Nein, ich war noch nicht in Schottland. Gerade auch deshalb möchte ich mein Diplomthema dort verorten. Ich träume schon lange von einer Reise nach Schottland, jedoch aus privaten Gründen. Da ich das so als Bildungsreise deklarieren kann, fallen Ausreden wie Geld- und Zeitknappheit aus, weil es unumgänglich ist, vor Ort gewesen zu sein. Ausserdem will ich ja dazulernen

Latituder : Vielen Dank für den Input. Das Heineken Museum kenne ich natürlich. Ich habe auch bereits an sowas gedacht, jedoch schien mir die Idee erstmal zu naheliegend, zumal ich mich da auch nicht so ganz festlegen will. Museum und Besucherzentrum klingen vorerst mal nach größerer Struktur, von welcher ich nicht sicher bin, dass sie in die Kleinkörnigkeit des Bestandes passt. Das sind jedoch eher architektonische Kleinigkeiten. Die Frage ist viel mehr, will man an einem solchen Ort ein Whisky Museum? Oder noch mehr Tourismusanreize? Da liegt ja schließlich das Statement. Vielleicht wünschen sich die Bewohner der Insel ja, dass man den Tourismus etwas nach "außen" verschiebt. Oder im Gegenteil, sie benötigen ihn für ihr Gewerbe, die vielen kleinen Läden, denen ich ja keine Konkurrenz bieten will.

SimonB, Peter_Pan, xysvenxy: An das Widerauflebenlassen einer ehemaligen Brennerei habe ich auch schon gedacht, jedoch eher an Port Charlotte als an Port Ellen. Das würde auch gut zu den Aussagen von Bruichladdich passen, auf welche ich mich beziehen kann. Hat dazu jemand Ausführlicheres gelesen?
Allerdings finde ich, ist es mit "nur" einer Brennerei nicht getan. Ich erwarte mir etwas mehr davon, da das Thema Tourismus und dessen "Behandlung" sicherlich ein Thema ist, welches Beachtung finden sollte.

Ich bin über jeden Beitrag sehr froh, bedanke mich vielmals und freue mich über weiteren Input und konstruktive Diskussionen

Liebe Grüße
Max

Marko_I

Vorschlag: Die Inselschleife (siehe Skizze)
Straße beginnend bei Glasgow südwestlich, dann als Röhre hauptsächlich unter Wasser, streift Arran, Campbeltown, Islay&Jura, Mull und stößtt dann auf Skye auf die herkömmliche Straße, die per Brücke wieder von der Insel führt.
Die Röhre führt an den jeweiligen Haltestellen an die Oberfläche, wo es direkt Park-/Übernachtungshäuser gibt (die wären dann konkret zu gestalten), von wo aus man seinen jeweiligen Inselausflug unternehmen und dann weiterfahren kann, übernachten und mehrere Tage die Insel erforschen oder abbiegen und auf der Insel direkt länger bleiben.