The Great Southern Distilling Company

  • Fankle
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    User Fankle
    Dabei seit: 30.11.2010Beiträge: 132Bewertungen: 0

    Ein kleiner Bericht, falls es interessiert:
    Ich war letztlich auf einen Kurzurlaub an der suedwestlichen Ecke Australiens, etwa 5 Stunden Autofahrt von Perth. Zufaellig (ehrlich, wirklich!) kamen wir an der Great Southern Distilling Company vorbei, die sich ausserhalb der Stadt Albany befindet. Die Brennerei ist an sich wenig beeindruckend: eine Wellblechhalle mit angehaengtem Verkaufsraum und Cafe. Der Begriff micro distillery waere nicht unangebracht. Gegruendet wurde der Betrieb im Jahr 2007. Sie ist die einzige Whisky-Destille in Western Australia. Der Single Malt wird unter dem Namen Limeburners abgefuellt, benannt nach dem lokalen Fluss, welcher wiederum seinen Namen daher bekam, dass in der fruehen Besiedlung der Region dort Kalk gebrannt wurde. Daneben gibt es seit 2012(?) auch einen Sour Mash Whiskey mit dem Namen Tiger Snake, sowie eine Reihe anderer Spirituosen, denen ich ich keine weitere Beachtung schenkte.

    Im Verkaufsraum/Cafe sass eine freundliche junge Dame, die sich ueber Kundschaft freute. Von ihr erfuhr ich, dass die Single Malts ausschliesslich als Einzelfassabfuellungen verkauft werden. Verwendet werden Quarter Casks, weshalb es bestenfalls 300+ Flaschen pro Fass werden. Ich verkostete die neueste Abfuellung: Ex-Bourbon mit Sherry finish, 43%. Auf Nachfrage erfuhr ich das Alter (des Whiskys, nicht das der jungen Verkaeuferin). 4 Jahre. Und da packen die noch ein Sherry Finish drauf!? Bemerkenswert. Das Ergebnis schmeckte mir recht heftig in Richtung Bourbon mit einer Note von Kaffee (Cappuccino mit Vanille-Aroma?). Der Sherry kommt leicht im Abgang zum Vorschein. Trotz des jugendlichen Alters hatte der Whisky erstaunlich wenige Ecken und Kanten. Ich spielte mit dem Gedanken, eine Flasche kaeuflich zu erwerben, trotz des abschreckenden Preises (wie uebrigens alle Australischen Whiskies hier unten). Fuer ein Sample werden 10 Dollar (7 Euro) berechnet, was mich davon abschreckte, auch noch die Port- und irgendein-anderer-Wein-Finish Version zu probieren. Mal davon abgesehen musste ich ja auch wieder hinter das Lenkrad. Nachdem ich mir zusichern liess, dass die Samples umsonst sind, wenn ich eine Flasche kaufe, probierte ich noch eine andere Sherry-Finish-Abfuellung, diesmal in 61% "Barrel Strength". Dem merkte man das junge Alter nun doch schon eher an, oder war es nur der hoehere Alkoholgehalt? Jedenfalls hinterliess der leichte Kratzspuren im Rachen, waehrend der Kaffee/Bourbon-Character weniger deutlich ausgepraegt war.

    Am Ende verliess ich das Gebaeude mit einer Flasche "M100" (so der Name des Fasses) und einem leicht schlechten Gewissen, fuer eine Flasche 4 Jahre alten Whisky genauso viel bezahlt zu haben, wie man in Deutschland fuer einen 21 jaehrigen bezahlen muesste.

    Ein anderes nutzloses Detail am Rande: Auf dem Etikett ist ausdruecklich von Australian Sherry die Rede. Sherry und Port werden in Australien durchaus hergestellt, allerdings hatte die EU vor 2 Jahren erwirkt, dass diese beiden Begriffe nicht mehr verwendet werden duerfen. Stattdessen sind nun Begriffe wie Cream, crusted/crusting and solera fortified fuer Sherry und Vintage, ruby and tawny fortified fuer Port vorgeschlagen, wobei es den Weinmachern ueberlassen bleibt, andere Wortschoepfungen zu benutzen.

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    “There is no such thing as bad whiskey. Some whiskeys just happen to be better than others." William Faulkner
  • Redmarek User Redmarek Dabei seit: 14.11.2008Beiträge: 148Bewertungen: 4
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    Vielen Dank für den informativen Artikel. Unlängst atolperte ich bei Youtube über deren Video und dachte dabei: Den möchte ich auch mal kosten.

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