Gepansche mit tollem Geschmacksergebnis

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  • Greenkeeper
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    User Greenkeeper
    Dabei seit: 14.02.2013Beiträge: 2,525Bewertungen: 191
    , letzte Änderung 25. November 2013 um 20:01

    :lol:

    Hatte ja mal geschrieben, dass ein Bekannter von weiter weg mir eine 0,2 Probe seines Heim-Experiments geschenkt hatte. Er hatte einen Laphroaig QC in ein 3 ltr. Eichenfass eingefüllt, in das er vorher für ein paar Monate irgendeinen Tawny port gegeben hatte.
    Das Ergebnis hatte mich schwer beeindruckt.

    Nach dem ersten Testen vor knapp 3 Monaten hatte ich mangels eigenen Fasses daraufhin das Panschen angefangen: Aus meinem Fundus hatte ich eine Laphroaig QC Flasche geöffnet, kurz das hier im Treffpunkt erhältlich Programm "Whisky merger" befragt und dann 60ml vom Laphi in eine Probenflasche umgefüllt und den Inhalt durch 60ml (EDIT: es waren 35ml, siehe auch unten) eines zugekauften (ganz guten) Tawny ports mit 19 Vol% ersetzt (Edit: Bei 60ml Zugabe ergibt das eine Reduktion der serienmäßigen 48% auf 45.6%; bei Ersatz von 50ml wären es 46% gewesen Edit: und bei 35ml sind es 46.7 Vol%). Dann Flasche wieder verschlossen und in der Tube ca. 3 Monate ruhen lassen, damit die Vermählung vonstatten gehen kann.

    Ein mini Schluck gleich nach dem Gepansche und ebensolche Test-Mini-Schlucke alle 4 Wochen haben mir auch gezeigt, dass es wirklich diese mindestens ca. 3 Monate braucht, denn je länger das Gemisch stand, umso harmonischer und besser roch und schmeckte es.

    Jetzt habe ich vor ein paar Tagen den letzten Rest meines famosen Nachreifungs-samples des Kumpels mit dem Ergebnis meines Gepansches verglichen. Ein Blind-tasting wäre natürlich noch interessanter gewesen, aber bei mir ging das ja nicht.

    Ich muss sagen, dass ich vom Ergebnis meines eigenen Gepansches ganz angetan war, obwohl ich selbst das eigentlich recht kritisch sehe. Ich denke bei der Gelegenheit daran, wie einfach es einem bösen Menschen mit Erfahrung und Geschick sein müsste, andere hinters Licht zu führen. :rolleyes:

    Positive Kehrseite der Medaille ist natürlich, dass man auch mit viel weniger Aufwand und Geldausgabe als beim Kleinfässer-nachreifen die ein oder andere Abfüllung wirksam aufhübschen kann. :lol:

    Ich hätte blind nie erkannt, dass es ein Gepansche und keine Nachreifung ist und wenn man mir als Nichtsahnendem aus einem neutralen Probenfläschchen eingeschenkt und erzählt hätte, dies sei ein neuer OA Laphroaig mit Portnachreifung als Konkurrenz bspw. zum Talisker Port Ruighe - ich hätte das auch geglaubt.

    Was mich am meisten verwirrt hat war, dass selbst dieser Pansch noch ganz klar besser als das Originalerzeugnis schmeckte und nicht besonders weit hinter dem mit sehr viel Mühe und noch viel mehr Kosten produzierten Nachreifungsergebnis meines Kumpels hinterher hinkte (der glaub ich ein wenig beleidigt war).

    Ich musste mich damit rechtfertigen, dass mich Ralfy.com mit seinem "Bank-row-burn" Experiment (eigenes blending von Hazelburn 12yo. Springbank 10yo und Longrow peated) auf die Idee gebracht hat und es dann endgültig "klick" machte, als ich las, wieviel Port/Wein/Sherry/Bourbon in "First-Fill" Fässern noch flüssig (also ohne die im Holz aufgesaugte Flüssigkeit !) drin sein darf. Da kam mir dann der Gedanke: "das geht auch einfacher".

    Für die Puristen natürlich ein furchtbarer Grusel-Gedanke.

    Für mich irgendwie -zumindest bei günstigeren Standard-Massen-malts, die jetzt serienmäßig nicht so exqisit daher kommen- aber auch ein recht interessanter Spaß und eine interessante Erfahrung. Denn gerade der früher so von mir geliebte Laphi QC war mir im Verlauf dieses Jahres, in dem ich so viele tolle neue Abfüllungen kennen lernen durfte, richtig langweilig geworden.

    Als nächstes "Opfer" habe ich den Glenfarclas 10yo. von meiner Schwester im Auge, der ziemlich enttäuschend ist und dem eine gewisse kleine (wenig, weil es sonst zu sehr unter die 40% geht) Beigabe eines guten Amontillado fino mit anschließender 3 Monate-Ruhezeit sicher auch gut tun würde.

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  • kabazza User kabazza Dabei seit: 26.08.2011Beiträge: 902Bewertungen: 24
    , letzte Änderung 29. Oktober 2013 um 15:03
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    nette panscherei mit interresantem ausgang.
    ich kann nachvollziehen, dass hier was gutes, bzw. besseres raus gekommen ist.

    das sollte alle "puristen" nachdenklich machen, die sagen, dass ein NAS-whisky nichts wahres ist, kein farbstoff drin sein darf, nicht kühlgefiltert sein darf, blended immer schlechter als single malt ist, etc.
    "open your mind!", wie bruce berger gerne sagt. so lange es schmeckt sollte alles erlaubt sein.

    beim bier wird ja auch mit kaktusfeigen oder energiedrinks gepanscht, aber das schmeckt einfach nur widerlich.

    Wer jeden tag fröhlich ist, der ist besser dran als ein König
  • Greenkeeper
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    User Greenkeeper
    Dabei seit: 14.02.2013Beiträge: 2,525Bewertungen: 191
    , letzte Änderung 30. Oktober 2013 um 10:17
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    Ähem, mir ist gestern abend noch eingefallen, dass ich mich mit den 60ml im obigen Beitrag vertan hatte. Die hatte ich mir zwar notiert, war davon aber abgewichen, weil mich dann doch etwas der Mut verließ. :lol: Tatsächlich eingefüllt habe ich dann nur so 35ml = 5% Fremdanteil. Nur der Vollständigkeit halber.

    Beim nächsten Versuch würde ich die Zugabe in kleinen Schritten steigern, vielleicht auf 45ml oder 50ml, weil der Porteinfluss mit 35ml doch noch recht zurückhaltend war.

    Die optimale Zugabemenge wird sicher für jeden, der das probieren sollte, höchst individuell sein und man wird es wohl erst sicher wissen, was einem am besten passt, wenn man das in kleinen Schritten probiert und irgendwann merkt:
    "jetzt wars zuviel, weil vorher wars besser"

    Wichtig ist wie gesagt auch, dass man dem Gemisch mindestens 3 Monate Ruhezeit gibt, damit es sich gut verbindet.

    Den angesprochenen e whisky merger findet man übrigens hier:

    http://www.whisky.de/whisky/wissen/informatives/wasser/bestimmungalkoholgehalt.html

    Vielen Dank an Horst Lüning fürs Zurverfügungstellen.

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  • Unbekannt Dabei seit: -Bewertungen:
    , letzte Änderung 5. Dezember 2013 um 21:35
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    Hallo Greenkeeper,

    ich hatte den Threat damals gelesen, leider war aber keine Zeit um meine kleine Geschichte zu posten.

    An alle Puristen: Bitte ab hier wegsehen bzw. bitte nicht zu Ende lesen:wink:

    Das Ergebnis dieser Storry ist zugleich meine nicht ganz korrekte Namensfindung hier im Forum.

    Es begab sich zu einer Zeit (29.01.2009), u.a. mein Geburtstag an dem wir 3 Tage auf Helgoland gastiert bzw. verbracht haben.

    Die damalige Freundin eines Ex-Kommilitonen kam von der Insel und so bot es sich an ein Revival einzuläuten.

    Nun hat Helgoland nicht nur positive Effekte wie beispielsweise die "beste Luft" bzw. die geringste Feinstaubquote, sondern auch einen wesentlichen Vorteil der Steuerbefreiung hinsichtlich Spirituosen.

    Da wir schon damals (6 Personen) alle Freunde des Gerstenbrands waren haben wir uns zum feierlichen Anlass fleißig (mit Whisky und Whiskey) eingedeckt und massenkonform getastet und probiert. In der Menge und Reihenfolge würde ich das heute so sicher nicht mehr machen...

    Was soll ich sagen am Ende blieben einige Reste (Manches waren auch schon Reste, Miniaturen oder 0,2 Abfüllungen) über und wir haben diese kurzerhand einfach zusammengekippt. An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Hälfte der Inhalte aus Cask-Strength-Abfüllungen oder Proben (z.B. Connemara, Caol Isla, Laphroig 10, ein wenig vom Talisker 25 Abfüllung 2006) bestand. Diese wurden mit Resten aus einem Lagavulin 16, Highland Park 1990 & Aberlour 15, usw. aufgefüllt. An alle Abfüllungen kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich schätze im nachhinein auf ca. 10-12 Abfüllungen.

    Hintergrund der Panscherei war eigentlich viel mehr, dass wir die fast leeren Flaschen nicht zurück aufs Festland nehmen wollten, da wir einerseits keinen Platz mehr hatten (da u.a. Mitbringsel bzw. Neuerwerb) und andererseits befürchteten auf dem Festland bzw. in Cuxhaven dann nachversteuern zu müssen. Nach meinem aktuellen Kenntnisstand sind ein bis zwei Flaschen steuerfrei erlaubt.

    Das Gepansche ohne den Zusatz von Grain (daher eher Helgo_Vatted als Helgo_Blend) haben wir in ein kleines unlackiertes 2 Liter Eichenfass gefüllt, wie es des öfteren im Netz zu erwerben ist (leider wohl nicht ausgebrannt). Ein Freund kam auf die Idee das Fass auseinander zu nehmen und wollte es über einem Lagerfeuer quasi "auskockeln", allerdings konnten wir ihn davon abhalten...

    Das Fass haben wir abgedichtet und in eine Metallbox gelegt. Diese wiederum mit Sägespäne aufgefüllt und dann verschlossen. Zuletzt kam die Metallbox in einen Kartoffelsack, welchen wir samt Inhalt ca. 0,5 Meter unter der Erde an einem bestimmten Ort vergraben haben.

    Jaja, ich weiß Ü30 und Kindskram:wink:

    Nunja, am 29.01. nächsten Jahres wollen wir das Fass, nach 5 Jahren oder was davon übrig geblieben ist, bergen. Vielleicht ist es auch weg oder der Inhalt komplett verdunstet oder gefroren oder was auch immer (Made by the sea und der dreckigen Erde)
    Ich bin mir auch nicht sicher, ob der Whisky in der verschlossenen Metallbox "atmen" kann oder aber der Restsauerstoff überhaupt zu einer etwaigen "Weiterreifung" ausreicht.

    Die durchschnittlichen Jahrestemperaturen liegen auch von November - März bei über 0 Grad, welche aber nicht ausschließen, dass es dennoch gefriert...

    Ob wir den Inhalt wirklich verzehren bzw. verköstigen werden, bleibt abzuwarten.

    Auf jeden Fall bleibt eine Geschichte die ich gern meiner etwaigen Nachhut an geselligen Tagen weitergeben werde.

    Ein schönes WE

    Helgo_blend aka Helgo_vatted




  • Der.Lepus User Der.Lepus Dabei seit: 16.10.2011Beiträge: 803Bewertungen: 15
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    Geile Sache!!!

    Mein Tipp: Völlig überlagert! :lol: In so einem kleinen Faß aus Virign Oak (oder was auch immer) ohne Verkohlung kommen ja vor allem die Tannine und andere Bitterstoffe...

    Aber ich bin schon gespannt und würde mich eines besseren belehren lassen.

  • kabazza User kabazza Dabei seit: 26.08.2011Beiträge: 902Bewertungen: 24
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    Geile sache!
    Solche verrückte Geschichten sind das Salz im leben. Halte uns auf dem laufenden.

    Wer jeden tag fröhlich ist, der ist besser dran als ein König
  • ASWhisky User ASWhisky Dabei seit: 18.08.2012Beiträge: 8,818Bewertungen: 288
    , letzte Änderung 22. Februar 2016 um 18:59
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    image„Der Tod ist gewissermassen eine Unmöglichkeit, 
die plötzlich zur Wirklichkeit wird.“  Johann Wolfgang von Goethe

    _______________________________________________________________________________________________

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  • Unbekannt Dabei seit: -Bewertungen:
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    @Helgo_Blend: Sehr schöne Aktion und spannend bis zur Auflösung. Hoffentlich findet ihr das Relikt auch wieder. Wo hattet ihr es noch genau vergraben? :wink:

  • Unbekannt Dabei seit: -Bewertungen:
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    "DeJa" schrieb:
    @Helgo_Blend: Sehr schöne Aktion und spannend bis zur Auflösung. Hoffentlich findet ihr das Relikt auch wieder. Wo hattet ihr es noch genau vergraben? :wink:


    Bei Özedemir hinten im Garten:wink: Nice Try DeJa...

    Sollte aktuell Xaver die Insel heute Nacht stehen lassen und wir das Fass Ende Januar oder Anfang Februar wiederfinden, würde ich darüber nachdenken etwas bei Bedarf - selbstredend unentgeldlich - als Geruchsprobe zur Verfügung zu stellen. Je nach dem was bei 6 Personen aus dem Fass noch rauskommt. Muss das aber mal rechtlich gegenchecken, ob ich dann keinen übergebraten bekomme, falls sich wer verschnüffelt oder doch auf eigene Gefahr dran nippt...

    ASWhiskyAlbaron2 gefällt das
  • Greenkeeper
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    User Greenkeeper
    Dabei seit: 14.02.2013Beiträge: 2,525Bewertungen: 191
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    "ASWhisky" schrieb:
    @Helgo_Blend

    eine echt tolle Geschichte
    wir sollten ein Forumstreffen auf Helgoland organisieren :razz:8)


    Das ist eine geniale Idee, wenngleich für die im Süden wohnenden ja etwas schwerer umzusetzen. Bin gespannt ob da was draus wird, wenn ja, würde ich zusehen dabei zu sein. :lol:

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  • Albaron User Albaron Dabei seit: 12.12.2012Beiträge: 2,307Flaschensammlung:Albarons SammlungBewertungen: 0
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    "Greenkeeper" schrieb:
    "ASWhisky" schrieb:
    @Helgo_Blend

    eine echt tolle Geschichte
    wir sollten ein Forumstreffen auf Helgoland organisieren :razz:8)


    Das ist eine geniale Idee, wenngleich für die im Süden wohnenden ja etwas schwerer umzusetzen. Bin gespannt ob da was draus wird, wenn ja, würde ich zusehen dabei zu sein. :lol:


    Ja, wirklich eine gute Idee. Ich würde auch versuchen zu kommen.

    "Es gab Sachen, die waren früher gut und wären es auch heute noch, wenn man die Finger davon gelassen hätte!" Jochen Malmsheimer
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