Qualität oder eine Frage des Geschmacks

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  • Celtic User Celtic Dabei seit: 15.02.2012Beiträge: 10,993Flaschensammlung:Celtic's SammlungBewertungen: 170
    , letzte Änderung 13. Januar 2014 um 10:12
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    dies ist wohl ein sehr schwieriges Unterfangen und ich frage mich gerade ob jegliche Herangehensweise hier wirklich zielführend sein kann?
    Ich versuche es mal anhand einer Frage ein wenig aufzuschlüsseln:
    - durch was wird "Qualität" eigentlich von uns Genießern definiert?
    Die Wahl des Malzes lasse ich jetzt mal aussen vor obwohl es da bestimmt auch qualitative Unterschiede geben wird.

    a) (z.B. der Vorlauf und der Nachlauf beim Brennen wird ausreichend genug entsorgt und nicht mit abgefüllt.)
    b) (z.B. durch die Wahl (Form) der entspr. Brennblasen gelangen weniger Fuselöle in den Brand)
    Ergebnis: beide Massnahmen verhindern u.U. gesundheitliche Schäden bzw. erhalten mir mein Wohlbefinden.)
    Der Brennereimeister nutzt für diese Massnahmen seine Nase ab wann er den Hauptlauf freigibt bzw. beendet.
    Hier kann es sehr wohl zu "qualitativen" Unterschieden im Rohbrand kommen.

    c) (die Fassauswahl/Fassmanagement wie z.B. Bourbon, Sherry/Oloroso/PX, Wein, europ. Eiche oder amerik. Weißeiche, 1st fill/refill beeinflussen die spätere Qualität eines Whiskies)
    d) (die Lagerdauer/Ort und die Stärke des Wechsels der Lagertemperatur im Fass (Fassatmen) beeinflussen die spätere Qualität eines Whiskies)
    Ergebnis: all diese genannten Faktoren beeinflussen die spätere Qualität meines Endproduktes und in all diesen unterschiedlichen Fertigungsschritten sind Menschen involviert die durch ihre individuellen Entscheidungen dieses Endergebnis massgeblich mit beinflussen.

    e) (Jetzt kommt noch das individuelle Geschmacksempfinden/Vorlieben/Erfahrung sowie die jeweilige Tagesform des Genießers mit hinzu.)

    Fazit:
    Es ist wie die Komposition in der Musik. Erst wenn alles fertiggestellt ist stellt sich heraus, ob es nun ein Meisterwerk geworden ist, oder ob es nur für das Volksfest nach der 4 Maß Schädelspalter reicht ... :wink:

    Vermtl. ist hier der Kategorisierungsversuch von "Qualität" zum Scheitern verurteilt aber ich lasse mich auch gerne eines Besseren belehren ... 8)



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  • [Gelöschter Benutzer] Dabei seit: 29.12.2009Beiträge: 66Bewertungen: 27
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    Grundsätzlich ist das mit der Qualität so ne Sache. Objektiv betrachtet ist alles, was korrekt bezeichnet ist, den hygienestandards nach produziert wurde und nicht unmittelbar Gesundheitsschädlich ist (macht nicht blind) von hoher Qualität. Siehe auch mein Thread zur DLG-Prämierung :mrgreen:

    Zum eigentlichen Thema hab ich gerade nicht genug Zeit, das ist ein wenig komplex, da überleg ich mir noch was, wenn ich Zeit und Muse habe. Aber ich denke dennoch, dass auch ein Glenfiddich 12y ein Whisky von hoher Qualität ist, weil er das bietet, was er verspricht, der Brennereicharakter klar ist und der Fasseinfluss gering aber genau richtig ist für das, was er bieten soll. Er hat keine Fehlnoten etc. Deswegen kann man ihn dennoch langweillig finden, tu ich auch.

  • iDad User iDad Dabei seit: 14.01.2013Beiträge: 2,266Flaschensammlung:Kellerkinder von früher.Bewertungen: 61
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    "N.C.B." schrieb:
    Hierzu ein Beispiel von zwei Whiskies, die mir schon in meinen frühesten Beginnerzeiten nicht schmeckten: der Loch Lomond (kennen wir aus jedem Supermarktregal) und den Glenfiddich 12 yo. Habe neulich ne Flasche von letzterem geschenkt bekommen und dachte mir, dass ich nun, nach einigen Jahren Whisky-Erfahrung, diesem vielleicht etwas mehr abgewinnen kann. Also Flasche entkorkt, nen dram eingeschenkt, geschnüffelt und gedacht: ok, könnte ja doch gar nicht so übel sein. Dann den ersten Schluck probiert und die Ernüchterung setzte ein. Geschmackliche langeweile pur.


    Ich denke, dass genau dass aber nicht unbedingt gegen die Qualität des Whiskys spricht. Ein VW Golf gilt (wohl im Allgemeinen zurecht) als qualitativ hochwertig, ist aber sicher für 'Auto-Kenner'eher der Gipfel der Lageweile.
    Mancher alte Alte Alfa mag Zungenschnalzen hervorrufen bei den Enthusiasten, aber qualitativ in der Verarkpetung, aber auch in der Konstruktion unter aller Kanone sein.

    Der Loch Lomond hingegen ist wohl eher ein Lada....

    (Nicht alles was hinkt ist ei Vergleich, aber ich denke in dieser Richtung müsste man das Thema vielleicht verstehen?)

    "It is true that whisky improves with age. The older I get, the more I like it." (Ronnie Corbett) "There's nothing better than having a good dinner, a fine bottle of whisky and a bad girl." (unknown)
  • Conmai User Conmai Dabei seit: 07.11.2012Beiträge: 606Bewertungen: 50
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    Qualität IST Geschmack. Oder: Geschmack ist das entscheidende Qualitätskriterium. Unterschiede im Herstellungsprozess tragen letztendlich nur einen geringen Teil zu einer qualitativen Gesamtnote bei. Und zur Ermittlung/Sicherung der Qualität(en) leistet das Forum hier doch ganze Arbeit! Denn schließlich wird die Güte der in den unzähligen Abstimmungslisten aufgeführten Whiskies wohl kaum von oben nach unten zunehmen..

    FLUMEN VIRES EST
  • Taifun User Taifun Dabei seit: 04.07.2009Beiträge: 1,206Bewertungen: 0
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    Wie schon einige hier zum Beste gegeben haben, du hast dir da echt eine schwere Aufgabe auferlegt, Gloin. :mrgreen:

    Ich möchte mich dieser Fragestellung jetzt mal nicht von der Genießenden-Seite näheren sondern versuche einen Angriff über die Seite des Produzenten. Wenn man Whisky in qualitative Stufen einteilen könnte, würden die Schotten das doch sicherlich tun. Das sind fleißige Geschäftsleute und alles was Ihr Produkt besser verkauft ist Ihnen lieb und recht.
    Hätten Sie nun so eine Skala, an der man unabhängig von den persönlichen Geschmäckern einen Whisky als Sehr Gut, Gut, Befriedigend, Ausreichend und Mangelnhaft beurteilen könnte, würden Sie das mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit (:wink: ) tun. Es würde Ihnen das Leben einfacher machen, denn man bräuchte keine Nase mehr, die die Fäßer so zusammenstellt, dass das Ergebnis "schön" wird. Einfach das Fass genommen, analysiert und ggf. ein 5* Fass mit einem 3* Fass zu nem 4* Batch gemacht. Mit dem 4* Batch kann man dann so schön die Nachbardestille ausstechen, die in dieser Preisklasse nur einen 3,5* Batch hinbekommen hat. :mrgreen:

    Jetzt muss ich aber gestehen, dass ich solch eine objektive Bewertung noch bei keiner Destille oder Abfüllung gesehen habe. Wenn es Sie geben würde, wäre sie ziemlich sicher im Einsatz, da verkaufsfördernd. So bin ich verleitet anzunehmen, dass es solch ein objektives Qualitätsmerkmal nicht gibt.

    Dennoch ist diese Disskusion sehr interessant und ich würde mich freuen, wenn noch ein paar ihre Ideen zu einem objektiven Qualitätsmerkmal posten würden. Vielleicht sind wir ja in der Lage etwas Brauchbares zu definieren und die Revolution in der Whiskywelt geht nicht von Whisky.com sondern vom Whisky.de-Forum aus... freuen würds mich. :biggrin:

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  • theo22 User theo22 Dabei seit: 07.10.2011Beiträge: 4,628Bewertungen: 0
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    Ich denke eigentlich auch, dass eine "technische Auslegeordnung" hier mal ganz erhellend sein kann, letztlich uns aber dem Problem nicht näher bringt.

    Objektive Qualität, abgesehen von der chemisch analysierbaren, wird es wohl nicht geben.

    Wenn ich "Qualität" mal gleichsetze mit den Punkten, die Whiskykonsumenten, Autoren, Blogger... einem Whisky verteilen, dann geht es doch meistens nur um die degustative Analyse des Produktes im Ganzen. Vielleicht verhilft es mal zu einer Erklärung, wenn man spezifische Details der Produktion kennt, das ist aber wohl selten von primärer Bedeutung.

    Wie kommt nun aber diese "intuitive" Punktevergabe zustande?

    Ich schlage mal aus dem Bauch folgende Kernkriterien vor:
    Mit abnehmender Gewichtung:

    1. Fehlnoten
    2. Intensität, Aromenvielfalt
    3. Ausgewogenheit, "Trinkigkeit"

    Diese Reihenfolge scheint so der allgemeine Konsens zu sein.
    Für mich persönlich wäre aber 3. bereits wichtiger als 2.
    Natürlich ist das alles noch stark von persönlichen Vorlieben und gerade bei Bloggern vom Willen nach der Steuerung des Marktes gefärbt.

    So kann man das mMn mal sehen. Und viel objektiver wird es in der Praxis wohl auch nicht werden.

    Es sei denn, man steigt vom hohen Ross runter und sagt einfach, der beste Malt ist der meistverkaufte Malt.
    Mir ist schon klar, dass diese Sicht hier nicht gewünscht ist. Aber objektivierbar wäre sie, und vielleicht nicht nur falsch. :wink:

  • T.Tain User T.Tain Dabei seit: 31.12.2013Beiträge: 225Bewertungen: 7
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    Ich habe mir alles durchgelesen und stimme am meisten theo zu.

    Es ist wirklich schwer eine objektive Qualität festzustellen.
    Ich freu mich auf weitere Anregungen und Beiträge.

    Viele Grüße T.Tain T.Tain´s Samplebörse Meine Bar
  • Gloin
    Themenersteller
    User Gloin
    Dabei seit: 04.01.2012Beiträge: 5,816Bewertungen: 20
    , letzte Änderung 13. Januar 2014 um 20:07
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    "Taifun" schrieb:
    Wie schon einige hier zum Beste gegeben haben, du hast dir da echt eine schwere Aufgabe auferlegt, Gloin. :mrgreen:


    Einfach kann jeder!:mrgreen:

    Nicht dass Ihr glaubt, ich habe schon die Lust verloren. Ich möchte erstmal Eindrücke sammeln und werde mich dann wieder äußern. Einige haben ja auch angekündigt, dass sie sich noch was überlegen wollen: ASWhisky, Tom, Dieter_W

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  • N.C.B. User N.C.B. Dabei seit: 10.08.2008Beiträge: 2,319Flaschensammlung:N.C.B.´s SamplearchivBewertungen: 89
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    "iDad" schrieb:
    "N.C.B." schrieb:
    Hierzu ein Beispiel von zwei Whiskies, die mir schon in meinen frühesten Beginnerzeiten nicht schmeckten: der Loch Lomond (kennen wir aus jedem Supermarktregal) und den Glenfiddich 12 yo. Habe neulich ne Flasche von letzterem geschenkt bekommen und dachte mir, dass ich nun, nach einigen Jahren Whisky-Erfahrung, diesem vielleicht etwas mehr abgewinnen kann. Also Flasche entkorkt, nen dram eingeschenkt, geschnüffelt und gedacht: ok, könnte ja doch gar nicht so übel sein. Dann den ersten Schluck probiert und die Ernüchterung setzte ein. Geschmackliche langeweile pur.


    Ich denke, dass genau dass aber nicht unbedingt gegen die Qualität des Whiskys spricht. Ein VW Golf gilt (wohl im Allgemeinen zurecht) als qualitativ hochwertig, ist aber sicher für 'Auto-Kenner'eher der Gipfel der Lageweile.
    Mancher alte Alte Alfa mag Zungenschnalzen hervorrufen bei den Enthusiasten, aber qualitativ in der Verarkpetung, aber auch in der Konstruktion unter aller Kanone sein.

    Der Loch Lomond hingegen ist wohl eher ein Lada....

    (Nicht alles was hinkt ist ei Vergleich, aber ich denke in dieser Richtung müsste man das Thema vielleicht verstehen?)


    Stimmt, hast Recht. Mein Statement beschreibt doch eher den Unterschied zwischen hochwertig und höherwertig, als die eigentliche Frage nach einer grundlegenden Qualität. Wie Tom ja auch schon schreibt: der Glenfiddich hält, was er verspricht, auch wenn er nix dolles ist.

    Da fält mir gerade ein Satz ein, von dem ich nicht mehr weiß, wer den mal losgelassen hat: "Es gibt keinen schlechten Whisky, sondern nur den falschen Whisky im falschen Moment". (...War das jetzt on oder off topic? :rolleyes: )

    Gruß, Nils DON´T PANIC! Samples
  • Unbekannt Dabei seit: -Bewertungen:
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    Ich würde auch noch mal Musik als Vergleichskriterium anführen.. :wink:

    Ich denke es gibt Parallelen zum Whisky. Prinzipiell könnte man Malts auch in Genres (Rauch,Sherry,Port, Bourbonfass) einteilen. Natürlich gibt es immer Überschneidungen (zB Sherry-Rauch), die man dann als Crossover, Hybrid etc definieren könnte.
    Ich denke die Qualität ist bei so ziemlich allen Single Malts erstmal gut. Auch ein Glenfiddich 12 ist kein schlechter Whisky, er hält was er verspricht, aber eben auch nicht mehr. Nun kann man eine 22jährige Sherrybombe in Faßstärke eben nicht gegen ihn antreten lassen. Ich würde auch nie die Qualität eines gut produzierten Dance-Tracks gegen einen alten Jazz-Standard stellen. Beides ist so unterschiedlich, spricht ejne völlig andere Zielgruppe an, ist in einen anderen Hörkontext eingebettet etc. Trotzdem können beide auf ihre Art qualitativ hochwertige Stücke sein.

    Was ich nur sagen will, Qualität kann je nach Situation völlig anders wahrgenommen und definiert werden.
    Natürlich ist der individuelle Geschmack schwer auszublenden, es kommt eben auch auf die Vorerfahrung, die Erwartungen an.
    Zu Beginn meiner Whiskyzeit hätte mich besagte Sherrybombe mit über 50% Alk schlicht überfordert, da waren mir Standards am liebsten. Mittlerweile ist es recht anders. Für mich sind eine gewisse Individualität/Originalität im Brennereicharakter ein Kriterium, das mir wichtig ist, bei einigen Brennereien wie Talisker finde ich das sofort.
    Wobei ich aber auch schon Malts toll fand, wo der Faßeinfluß den Brennereicharakter fast vollständig überdeckt hat, die haben eben andere Qualitäten..

    So iwie komm ich auch nicht weiter, ist wirklich schwierig.. :biggrin:

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