"Purer" Rum, der gut und günstig ist

13»
  • Alambic User Dabei seit: 29.01.2022Beiträge: 30Bewertungen: 0
    Optionen

    Da ich mich in beiden Welten (Whisky und Rum) gern bewege, würde ich, wenn es um "sauberen" und gleichzeitig günstigen Rum geht, den zehnjährigen New Grove (Mauritius) empfehlen. Ich habe ihn noch für unter 30 EUR erhalten, mittlerweile ist der Preis etwas höher, aber immer noch verdammt günstig. Der Rum ist nicht nachgezuckert, nicht gefärbt, non chill-filtered, reifte tatsächlich seine 10 Jahre in frischen französischen Eichenfässern und ex-Cognac-Fässern, und trotz seiner nur 40 vol% schmeckt er keineswegs wässrig oder dünn. Aber Vorsicht! Es ist eben kein gesüßter, aufgemotzter Rum a la Zacapa, Botucal, El Dorado, Plantation etc., und wer auf Süßrum steht, wird wahrscheinlich enttäuscht. Mich persönlich erinnerte er mich beim ersten Mal ein bisschen an einen irischen Whisky (Bushmills), wobei man eben ein rumtypisches Melasse-Aroma anstelle des whiskytypischen Malz-Aromas hat.

    TiRi gefällt das
  • Alambic User Dabei seit: 29.01.2022Beiträge: 30Bewertungen: 0
    , letzte Änderung 25. September 2022 um 20:55
    Optionen
    Woran erkennt man als Unwissender, ob ein Rum aufgehübscht wurde?

    Am leichtesten am Geschmack. Wenn ein Rum deutlich (!) süßer schmeckt als ein Whisky, wurde er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nachgezuckert. Einzige mir bekannte Ausnahme wäre, wenn der Rum in noch feuchten Süßrumfässern (z.B. Pedro Ximénez) nachgereift wurde, dann könnte er aus dem nassen Fass jede Menge Zucker aufgenommen haben. (So macht es z.B. Wagemut mit seinem 5-12 Jahre alten Barbados-Rum). Es gibt im Internet aber auch Listen mit dem Zuckergehalt diverser Rums.

    Muss man sich da bei jedem Rum einzeln informieren?

    Nein, nicht unbedingt. Es gibt einige Länder, aus denen man grundsätzlich (!) ungepanschen Rum erwarten kann, insb. Jamaika und Rhum Agricole aus Martinique. Rum aus Barbados sowie Rhum Agricole aus Guadeloupe und La Reunion sollten fast immer ungezuckert sein, auch wenn die gesetzlichen Regularien dort nicht ganz so streng sind wie in Jamaika und Martinique. Aber auch hier Vorsicht: Das gilt nur für Rum, der schon im Produktionsland in Flaschen abgefüllt wurde. Unabhängige Abfüller wie z.B. Plantation zuckern ihre Rums oft trotzdem nachträglich, egal woher sie stammen.

    Und jetzt zur eigentlichen Frage: Könntet ihr mir "richtige" Rums empfehlen, die in einer möglichst reinen Form sind und die nicht zu fordernd sind, aber auch nicht weichgespült? Ich habe an einen Preisrahmen bis 50 Euro gedacht.

    New Grove 10 (Mauritius)

    Mount Gay XO Triple Cask (Barbados)

    Doorly's 12 (Barbados)

    Appleton 12 (Jamaika)

    Hampden 8 (Jamaika) (Okay, der ist etwas teurer, aber es lohnt sich!)

    Ist ein Jamaica Rum irgendwas besonderes wie zB. ein Scotch Whisky oder ein Irish Whiskey?

    Ja, Jamaika Rum ist berühmt (oder berüchtigt) für seinen "Funk", d.h. Rumsorten mit einem hohen Anteil an Ester-Molekülen ("High Ester"). Diese Esterverbindungen verleihen dem Rum schwere, fruchtige Aromen - sie können aber auch mal nach Nagellack schmecken! Solcher Rum wird auch auf Martinique ("Grand Arome") hergestellt, teilweise auch woanders (z.B. Fiji). Wer schon mal Ritter Sport Rum probiert hat, weiß in etwa, was gemeint ist. An diesen Ester-Aromen scheiden sich die Geister, man liebt oder man hasst sie (wie Torfrauch im Whisky). Ich selbst liebe High-Ester-Rum abgöttisch, besonders wenn er in ehemaligen Sherry-Fässern reifte.


    Aber Vorsicht! Nicht alle Brennereien in Jamaika stellen High-Ester-Rum her. Appleton bspw. verzichtet darauf.

    Wie siehts bei Rum mit Einzelfassabfüllungen aus?

    Gibt es jede Menge, und wie beim Whisky gilt auch hier: Ist alles Geschmackssache.

    Zu riskant oder kann man da mehr oder weniger bedenkenlos zugreifen?

    Würde ich als Anfänger eher die Finger von lassen, es sei denn, ich sammle gern limitierte Flaschen.

    Iron_Calli gefällt das
  • TiRi User TiRi Dabei seit: 24.09.2017Beiträge: 2,590Bewertungen: 0
    Optionen

    @Alambic 

    Ich habe hier zu Hause nen 5-jährigen Hampden stehen. Sehr lecker und die Assoziation zu diesen Ritter Sport Rum Teilen hatte ich auch sofort.

    Die Angaben auf dem Etikett machen außerdem einen recht transparenten Eindruck, zumindest deutlich besser als so manch anderes Marketinggeschwurbel.


    image

    TiRis kleiner Sampleservice


    Abgeschlossene Flaschenteilungen:
     I | II | III | IV | V | VI | VII

    Alambic gefällt das
  • Alambic User Dabei seit: 29.01.2022Beiträge: 30Bewertungen: 0
    , letzte Änderung 25. September 2022 um 21:13
    Optionen

    @TiRi 

    Ja, Hampden ist der Hammer! Für mich eine der genialsten Brennereien weltweit. Die Destillerie bringt mittlerweile unter eigenem Namen heraus und setzt hierbei stark auf Transparenz - vielleicht sogar mit dem Hintergedanken, auch die Whisky-Fans zu überzeugen. Bei mir hat es jedenfalls geklappt! :-D Leider laufen viele Abfüllungen von der Hampden-Brennerei nur über den unabhängigen Abfüller Habitation Velier. Und der ist schweineteuer!

    TiRi gefällt das
  • Alambic User Dabei seit: 29.01.2022Beiträge: 30Bewertungen: 0
    , letzte Änderung 26. September 2022 um 08:49
    Optionen

    Hier noch ein Bild von meinem Lieblings-Rum: Hampden Pagos. Inzwischen leider vergriffen oder völlig überteuert, aber saugeil! Es ist ein High-Ester-Rum (394 gr/hlpa) ohne Altersangabe, der komplett im Sherryfass gereift wurde. Eine Aromabombe!


    Mein persönlicher Traum wäre ein sherrylastiger Whisky a la Glendronach, der in einem High-Ester-Rumfass nachgereift wurde. Das müsste eigentlich der ultimative Whisky-Rum-Bastard sein!!!

    image

  • Latituder User Dabei seit: 01.10.2012Beiträge: 268Bewertungen: 21
    Optionen

    @Alambic 


    Zum Thema Hampden kann ich dir nur beipflichten. Ich habe aktuell eine Flasche vom 8er offen. Für ~55€ wirklich eine Bombe. Ich stell den manchmal ganz hinten nach den heftigsten Islay-Rauchern in ein Tasting. Durch die extrem intensive Aromatik setzt der sich auch dann noch locker durch. Ich beschreibe diese immer mit "überreife, fast komplett schwarze Bananen in einer Mischung aus Benzin, Oliveneinlegewasser und Limettensaft vergoren". Ist leckerer als es klingt. 


    Für mich eine Art Budget-Caroni. Die Caronis, die ich im Keller habe, kann ich leider guten Gewissens nicht mehr aufmachen. Für die "Last Caronis" kriegt man im Gegenzug mittlerweile auch einen Lord of the Isles oder einen 50+ Strathisla. 


    Vom Pagos habe ich auch eine Flasche. Die mache ich vielleicht nach dem 8er auf. Mehr als einen Hampden offen brauch ich zugegebenermaßen nicht. Ansonsten schlummern noch ein paar Veliers und Kill Devils m Keller. 



    ZwolleAlambic2 gefällt das
  • Zwolle User Zwolle Dabei seit: 02.10.2017Beiträge: 2,036Flaschensammlung:Zwolles ResterampeBewertungen: 0
    Optionen

    @Latituder 


    Wie sind denn die Kill Devils einzuordnen?

    Mit High Ester Rum hab` ich mitunter so meine Probleme, da kommt mir ein Appleton 21 schon viel mehr entgegen

    oder auch die Foursquares. Hauptsache ungezuckert oder nur minimalst nachgewürzt. Nicht weil ich die Panscherei verteufele, es schmeckt mir nur nicht.




    Blind Guardian Battle IX: Teilgenommen...

    Blind Guardian Battle X: Mittleres Mittelfeld

    Blind Guardian Battle XI: Unteres Drittel vom unteren Drittel

    Alambic gefällt das
  • Latituder User Dabei seit: 01.10.2012Beiträge: 268Bewertungen: 21
    , letzte Änderung 28. September 2022 um 11:58
    Optionen

    @Zwolle 

    Um ehrlich zu sein, weiß ich es nicht genau, da ich noch keine der Flaschen geöffnet habe. Ohne nachzusehen weiß ich nicht mal exakt, welche Jahrgänge im Schrank sind (1997? 2001?). Kill Devil (Hunter Laing) hat einige Hampdens abgefüllt, die sicherlich auch untereinander recht unterschiedlich sind.  Serge hat  davon ein paar  probiert und bietet wohl die beste Übersicht. Demnach sollte die Qualität der Abfüllungen durch die Bank gut bis sehr gut sein.

    ZwolleAlambic2 gefällt das
  • Alambic User Dabei seit: 29.01.2022Beiträge: 30Bewertungen: 0
    , letzte Änderung 1. Oktober 2022 um 09:50
    Optionen

    Von Kill Devil habe ich einen 17-Jährigen Guyana-Rum der geschlossenen Uitvlugt-Destillerie, aber noch ungeöffnet. Ich denke, dass man von Hunter Laing anständige Qualität erwarten kann. Ich war neulich überrascht zu erfahren, dass El Dorado inzwischen (aufgrund einer EU-Richtlinie, die nur noch max. 20 g/l Zucker im Rum erlaubt) angeblich komplett aufgehört hat, seinen Rum nachzusüßen. Finde ich super, so sollte es sein! Die Konsumenten sind recht gespalten: Die Freunde süßen Rums heulen im Internet wie kleine Kinder, denen man ihre Bonbons weggenommen hat, weil ihr Lieblingsrum jetzt so furchtbar "sprittig" und trocken schmeckt - während die erfahrenen Rum-Liebhaber (darunter sicherlich auch Whisky-Fans) von dem neuen El Dorado begeistert sind, da man jetzt Aromen wahrnimmt, die früher vom Zucker erschlagen worden sind. Ich habe es bislang nicht probiert, da mich El Dorado (wie alle Süßrums) nicht interessiert hat, werde es aber bald nachholen.


    Hand aufs Herz, guter Rum braucht keinen extra Zucker (genauso wenig wie Phantasie-Altersangaben), und wenn ich gesüßten Rum wollte, würde ich ihn selbst nachzuckern. Will ich aber gar nicht. Ehrlich, ich finde, wer süße, extrem süffige Spirituosen will, sollte lieber Likör trinken. Keinen Rum!

Anmelden oder Registrieren, um zu kommentieren.