Dalwhinnie Winter's Schrott

butascratch

"sokrat3s" schrieb:
Dann würdest du das auch bei AS-Whiskies so durchziehen, da es ja hauptsächlich das Marketing ist das dich stört?

Mittlerweile schon.
Anfangs war ich da natürlich nicht so streng, da ich so viel wie möglich probieren wollte.
Aber mittlerweile bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass ich nie so viel probieren können werde, wie ich möchte, versuche mich also auf die Abfüllungen zu beschränken, die es "wert sind".
Und einer meiner ersten Filter ist dabei mittlerweile die Marketingkeule, da das einfach etwas ist, das mich stört

Didier

Nun, unsere Penunze ist endlich.
Also wählen wir aus, was wir damit kaufen möchten. Wenn uns was schon vor dem Probieren wegen Gehabe in der Nase raucht oder stinkt – es gibt so viele Anderes zu entdecken. Außerdem ist sind die Wunsch- und Merklisten eh schon längst am überquillen. Und für 40 Euros erwartet man wohl kaum den NAS-Überflieger.
Nach meinen bisherigen Eindrücken sind die NASen meist recht gefällig süffig. Im Wein-Metier nennt man sowas Zechwein. Billig produziert. Was man nicht verschnapsen will, lässt sich gut als so genannter Zechwein verkaufen. Wer 'ne feine Zunge hat, wird die Fehler merken. Aber is der Kopp erstmal vollgeballert, juckt das eh nicht.

Ja, es ist schade, daß die nicht die Füße stillhalten und den Schnaps 10, 12, 15, 18 Jahre in den Fässern lassen. Ja und meinetwegen als Sommer- und Winterjahrgang bringen. Dafür dürften se dann auch gerne eine nette Werbung machen. Aber nicht in den Whiskypreis einrechnen (och lasst mir doch meine Träume).

Irgend einem Zahlen- und Tabellenfresser wirds im Buppes gejuckt haben, weil er sich mal wieder ein einfaches berufliches Erfolgserlebnis gönnen wollte, vielleicht musste. Und mit dem Nagetier- äh Managerbonus ab zu nächsten Luxus-Begleit-Dame die Selbstbelohnungsspirale weiterdrehen und drehen und drehen ... der wird ganz ohne Schnaps drimmslig.

yggr

"Whiskytester" schrieb:
Hat den überhaupt schon jemand im Glas gehabt? Vielleicht ist er ja gut!

Er hat JEHOVA gesagt

XLarge

Wenn der Glenmorangie Signet laut Hersteller mit Eis genossen werden sollte:
http://www.whisky.de/nc/tfg/forum/forum/mm_forum_pi1/beitraege//glenmorangie_signet//1.html?tx_mmforum_pi1[sword]=10
Und der Michel Couvreurs Clearach WID:31636 auch eisgekühlt serviert werden sollte - warum dann nicht auch Dalwhinnie? 8)

butascratch

Und macht das einer von euch?

butascratch

Ich zitiere mal ganz frei aus dem Thread zum Signet:

"Horst_S" schrieb:

"richtigteuer" schrieb:
Wer seinen Whisky gerne noch intensiver genießt, wird Signet auf Eis lieben. Neue, intensive Aromen werden freigesetzt, während Geschmacksnuancen die Sinne immer wieder aufs Neue überraschen.

Ich lese viele Presse-Mitteilungen und kann recht gut über die Selbsterhöhungen hinweglesen, die da oftmals enthalten sind.

Aber der obere Satz ist aus wissenschaftlicher Sicht völliger Unsinn. Jede Reduzierung der Temperatur eines Wasser-Alkohol-Aroma-Gemisches hat ein Absinken der Verdunstung von Aromen zur Folge. Zudem paralysiert Kaltes die Geschmacksknospen auf der Zunge.

Gruß
Horst Lüning

Man mag ja von Hotte halten was man will aber in dem Fall hat er einfach Recht

NaMara

"Marko_I" schrieb:
Mir hat die Brennerei niemals versprochen, nur Whiskys herzustellen, die mir schmecken. Oder dass sie niemals einen "Winter's Gold" herstellt. Und ich habe sowas auch nie geglaubt. Also ist keinerlei Glaubwürdigkeit beschädigt. Sie bieten Whisky an, mehrere Sorten, und ich kann für jede entscheiden, ob sie mir schmeckt oder nicht und ob sie ihren Preis wert ist. Und wenn es Sorten gibt, die das nicht tun, aber anderen schmecken, so what?

Ich formuliere diese Frage mal etwas anders: "Warum sich darüber aufregen, wenn jetzt auch Dalwhinnie einen NAS Whisky auf den Markt bringt?"

Einfache Frage, einfach Antwort. Weil dieser Vorgang ein weiterer Bruch des Bildes ist, das uns die Whisky-Industrie bisher immer vermittelt hat. Lange Zeit wurden die teuren Investitionen in die lange und teure Lagerung des Whisky so vermarktet, daß sich im Käufer das Bild festgesetzt hat, daß ein Whisky dann besonders gut ist, wenn er besonders lange lagerte.

Die lange Lagerung ist aus drei Gründen besonders unwirtschaftlich:

• Erstens bindet sie Kapital über Jahre hinweg
• Zweitens kostet auch die Lagerung über diese Zeit und birgt Risiken
• Und drittens nimmt der Inhalt der Fässer über die Jahre hinweg immer weiter ab.

Wenn sich das mal ein Manager, der auch in Betriebswirtschaftslehre ein klein wenig beschlagen ist, mal gründlich überlegt, dann müßte der doch denken: So ein quatsch, die lange Lagerung!

"Mit jedem Jahr, den ich den Whisky früher abfülle, spare ich gleich dreimal: ich krieg meine Unkosten bezahlt, ich krieg mehr aus dem Fass, und im Lager wird wieder Platz frei!"

Es hat wirklich lange gebraucht, bis sich diese Erkenntnis in der Whisky-Industrie durchgesetzt hat, daß muß man an dieser Stelle mal erwähnen. Oder gab es einen anderen Grund, warum man das nicht schon früher begonnen hat? Wenn man mal gründlich darüber nachdenkt, muß man zu dem Schluß gelangen, daß man auf der Hersteller-Seite bestimmt schon häufig über diese Möglichkeit, Kosten zu reduzieren, nachgedacht hat. Der Grund, warum es nicht schon früher zum breiten Vermarktung von NAS-Abfüllungen gekommen ist, ist doch nur der, daß man früher einer NAS-Abfüllung auf dem Markt keine Chance eingerechnet hatte.

Gut, aber wenn das so ist, was hat sich denn geändert?

Ich glaube, was sich geändert hat, ist, daß sich Scotch Whisky heutzutage in Folge der guten Vermarktung des Scotch Whisky der letzten Jahre und als Folge des sich daran anschliessenden momentanen Booms Whisky so gut verkauft, daß:
1) die Hersteller mit der Produktion quasi kaum hinterherkommen, und
2) einige Hersteller erkannt haben, daß man quasi alles verkaufen kann, wenn es nur Whisky heißt.

Ich vermute mal, daß es der zweite Punkt ist, der den Dammbruch zur NAS-Vermarktung verursacht hat. Gerade die großen Hersteller haben wohl gemerkt, daß sie in der jetzigen Zeit im Prinzip tun und lassen können, was sie wollen, das Produkt verkauft sich so oder so. Diese Situation wird auch dadurch begünstigt, daß Whisky heute mehr und mehr zum Massenprodukt geworden ist. Dies bedeutet, daß der prozentuale Anteil an Whisky-Kennern im Vergleich zur breiten konsumierenden Masse immer weiter abnimmt, und heute vielleicht nur noch einen vernachlässigbaren Anteil an der Käuferschicht ausmacht. Diese konsumierende Masse hat naturgemäß wenig Sachverstand in Bezug auf Scotch Whisky, und wird sich nicht beschweren, warum auf der neuen Abfüllung mit dem tollen Namen und dem tollen Design keine Altersangabe zu finden ist.

Naja, und wenn das so ist, dann kann man auch jüngeren Whisky abfüllen, und ihm tolle Namen geben anstelle einer Altersangabe, und vor allem kann man ihn jetzt so teuer machen wie man will.

Und genau das alles paßt zur Situation, die wir momentan fast überall beobachten können: überall spriessen die NAS-Abfüllungen wie Pilze aus dem Boden, und wir sehen Preissteigerungen die in keinem Verhältnis mehr zu den Produktionskosten stehen.

Diese Entwicklung darf man beklagen, und zwar zurecht!

Weil Whisky mit Altersangabe seltener und sehr viel teurer werden wird.
Weil Whisky zu einem Massenprodukt geworden wird.

NaMara

"Bloedz" schrieb:

"Marko_I" schrieb:
Warum sollen Leute, die gerne aus dem Eisfach auf Eis oder ihren Whisky in der Cola trinken wollen, nicht auch 40€ bezahlen dürfen, wenn sie sich das leisten können?
Müssen/dürfen die nur Queen Margot oder Famous Grouse trinken?

Bei dem Stichwort ist mir eine Anekdote aus dem Buch "Das Whisky Brevier" von Richard Grindal wieder eingefallen. Sie steht in dem bezeichnenden Kapitel "Geschmackssache" und ich habe den Inhalt extra für Euch nachgeschlagen, um richtig zu zitieren.

"(...) Am Tag der offiziellen Eröffnung kamen zwei Schotten in die Bar. Beide trugen Kilt und sahen aus, als seien sie soeben dem Flugzeug aus Glasgow entstiegen. Beide bestellten Malt, jeweils eine bestimmte Sorte, und sagten, sie hätten gerne Limonade dazu. Als es ans Zahlen ging, zuckten sie zusammen: nicht über den Preis des Whiskys, sondern den der kleinen Flasche Limonade. (...) Jeder Schotte würde ihre Entrüstung verstehen. Es ist noch nicht lange her, daß in jedem Pub in Schottland eine Flasche Limonade auf dem Bartresen stand, von der man sich kostenlos bedienen konnte, um seinen Whisky aufzugießen. Das sollten all die Whiskyexperten zur Kenntnis nehmen, die ständig predigen, wie man Scotch zu trinken habe. (...) Viele Schotten gießen Limonade in ihren Whisky, und warum auch nicht?"

Die englische Originalausgabe des Buches stammt übrigens aus dem Jahr 1992. Ich wollte es Euch nicht vorenthalten. Ich oute mich aber gern dahingehend, daß mich Menschen, die hochwertigen Whisky aus dem Kühlschrank nehmen oder mit Limonade aufgießen, trotzdem schockieren. Schotten oder nicht.

Danke für das schöne Zitat!

Für die Verdünnung mit Limonade halte ich auch immer eine Flasche J.W. Red Label bereit, denn es gibt da jemanden aus meinem Bekanntenkreis der den gerne mit ein paar Schluck Besatzerbrause verdünnt genießt. Ich hatte den Red Label dann auch mal pur probiert, und es hat mich geschüttelt - offenbar kann man das Zeug auch nur mit Limo geniessen, ist sozusagen speziell dafür gemacht.

Auf die Idee, in die Cola mal was anderes reinzumachen, bin ich ehrlich gesagt noch nicht gekommen. Aber ich trinke Cola auch nur einmal im Jahr, und sich für dies Experiment extra nen Famous Grouse zuzulegen ...

Single Malt in der Limo? Limo mit Springbank? Sorry, was soll der Unfug. Aber jeder wie er eben mag.

Weinwerk

Hallo zusammen,

also das kostet mich jetzt einige Überwindung.... Man möge es mir nachsehen: 1 Jahr dabei, davon 6 Monate Sommerpause.

Ich hörte vom Winter Gold erst die Tage durch predy1´s Flaschenteilung. Weil er noch einige interessante Samples hatte war das für mich ein schönes Paket. Heute kam der Stoff an und ich probierte ihn. Völlig unvoreingenommen. Diesen Thread hier entdeckte ich erst gerade eben.

In der Nase würzig-kühl, feiner gut eingebundener Sherry, ordentliche Schärfe (nicht sicher obs vom Alk. kommt).
Im Mund: Stark (damit meine ich nicht den Alkohol und auch nicht die Aromenstärke an sich), gewisse Schärfe (positiv !), erinnert mich an meine Living Bottle. Ich meinte im Auftakt im Mund einen hauch Rauch zu spüren, schön trocken !

Ich erwartete ein eher einfaches Getränk - die schiere Stärke und Trockenheit hat mich positiv überrascht.

Es grüßt euch

Timo

Unbekannt

Warum Überwindung?

Wir schrieben doch das der wohl schmecken wird. Auch aus dem Eisfach und auch als NAS.

Auch schrieb ich das wir eventuell unser trinkverhalten überdenken sollten und anpassen. Nosingglas wegwerfen und Tumbler kaufen für Eis...

Also wenn er Dir schmeckt ist das doch voll schön.. besser als Bäh

Was ich und ein paar Leute hier anprangern ist eben diese Umkehr der Vermarktung.

Weg von "je älter ist besser" "Die Langsamkeit bringt die Romantik und das Gefühl etwas besonderes zu trinken" Bla BLa

hin zu "mixt unseren Whisky mit was ihr wollt, macht Eis rein Ole OLe es ist ein Partygetränk"

Ich warte jetzt auf den Whisky Hugo

Nein, alles gut.