Standards vs. Exoten/UAs

Phycone · 14. Dezember 2015 um 11:54

Ich habe mich in der letzten Zeit mal wieder durch allerlei Zeug getrunken. Ohne im Detail auf einzelne Abfüllungen einzugehen, will ein paar Takte dazu sagen.

Zu den Whiskies: Da war eigentlich relativ viel dabei: UA, OA, viele Fassarten, von 27 Jahren bis 4 Jahre bis 150 Euro pro Flasche (auch viele Samples dabei). Zwischen einigen ausgefallenen/limitierten/UA-Sachen auch immer wieder meine Standards.

Mein generelles Fazit: Man muss sich schon ziemlich strecken um qualitativ etwas besseres als die "guten" Standards zu finden innerhalb der 150 Euro-Range. Man findet erstaunlich oft auch in dieser Preisklasse noch einiges an- jetzt kommt das böse Wort- Preis-leistungs-luschen. Vorallem im UA Sektor.

Jetzt höre ich die Leute schon sagen "Tja das sind halt keine rundgeleckten, charakterlosen Whiskies, sondern noch richtig rohe, wuchtige Gerstenkost"- Ich halte aber dagegen und sage "Da sind ziemlich oft Whiskies dabei, die nicht schön ausbalanciert sind, denen einfach völlig die Eleganz fehlt, die wirken eher lieblos zusammen gekippt, ohne die Fässer ausreichend zu analysieren." Das kann natürlich interessant sein, mal einige Kanten mit drin zu haben, aber oft stören gerade diese auffälligen Noten, langfristig gesehen.

Versteht mich nicht falsch, ein Whisky kann elegant UND spannend sein.

Allein aus Jäger-und-Sammler-Sicht sind UAs sehr interessant und mit ein bisschen Umhören, Glück und Erfahrung(?) kann man einige Perlen entdecken und die Freude ist groß.

Dennoch habe ich für mich festgestellt, dass an "gute Standards" um die 50 Euro, qualitativ so schnell nichts ran kommt. Das ist für mich eine gute Nachricht. Aber auch eine Erkenntnis, die meinen Sammlertrieb sehr kritisch sieht und das exzessive Durchforsten des Whiskiesdschungels in einem vernünftigen Maß halten wird. Natürlich werde ich neugierig bleiben, aber Experimente wie blinde Flaschenkäufe wird erstmal nicht geben. Sollten mir die "guten" Standards irgendwann zu langweilig werden, weiß ich, dass es Zeit für eine längere Whiskypause ist.

Wie seht ihr das? Ich lese hier bei den etwas ausgefalleneren Abfüllungen auch immer öfter so etwas wie "Ja ganz nett.- Waaas der ist 24 Jahre alt?-Würde dem so um die 82 punkte geben!"
Kurz: Mein Eindruck ist, das sich eine Suche bei UAs bzw. Whiskies um die 100 Euro aus qualitativer Sicht aufgrund geringerer Trefferquote nicht so auszahlt, wie es bei OAs bzw "guten" Standards der Fall ist.

Bin gespannt.

FireRock · 14. Dezember 2015 um 12:07

Ich sehe das im Prinzip ähnlich wie du. Habe schon viele UA "Perlen" entdeckt die mir wirklich auch teilweise besser geschmeckt haben als die Destillerie Bottlings. Allerdings waren die eher die Ausnahme. Die Regel ist das nicht. Ist halt eben doch so, dass die Top Fässer lieber in der Destillerie zurückgehalten werden als sie dem UA zu verkaufen.
Finde es trotzdem spannen UAs zu trinken und probiere auch immer wieder gerne welche. Im Grunde hast du mit deinen "guten Standars" aber aus meiner Sicht völlig recht.

[Gelöschter Benutzer] · 14. Dezember 2015 um 12:19

UA punkten meist beim Preis und beim "Ich hab was Seltenes und ihr niiiicht!"-Faktor. Ich lese gelegentlich mal was über limitierte Auflagen, seltene Fässer und so weiter und so fort - die Whiskys selbst sind dann meist viel zu hell, um gut zu sein, oder viel zu wenig komplex, weil sich UA anscheinend keine anständigen Fässer leisten können.

Christopher · 14. Dezember 2015 um 12:27

Überall gibt es Licht und Schatten.
UA´s haben für mich aber zwei große Vorteile. Ich will jeweils mal jeweils ein Beispiel nennen.

Zum einen decken die UA einfach eine größere Bandbreite ab.
Nehmen wir z.B. mal Bowmore. Was da im älteren Bereich angeboten wird, find ich eher schwach.
Konnte der 23er Port Cask noch geschmacklich überzeugen zog es einem beim Preis die Schuhe aus.
Der 25er war in meinen Augen geschmacklich lau und mit über 250€ preislich ebenfalls ambitioniert.
Da freut man sich doch wenn MoS einen spannenden 20 jährigen in CS raushaut (WID:74985), der preislich gerade noch akzeptabel ist.

Zweitens erhält man über UA´s Abfüllungen von Brennereien die sonst keine oder eine sehr geringe Range haben. Zu nennen wären da unzählige Little Mills und Glen Keiths der letzten 2-3 Jahre. Unabhängig abgefüllte Sherry Laphroaigs (SV, The ultimate...), Sherry Ardbegs (MoS), ü20 Iren usw...

Man muss sich natürlich etwas auskennen und bei hochpreisigen Flaschen vorher mal ein Sample ordern. (Ist manchmal schwierig, aber ich hab auch schon zugeschlagen und hinterher geschaut wo ich ne Probe her bekomme... :wink: ist nun mal so)
Wenn ich natürlich die vierte SV Weißweinabfüllung am Abend probiere würde meine Laune bzgl. der UA´s auch sinken.

FireRock · 14. Dezember 2015 um 12:32

"Christopher" schrieb:
Man muss sich natürlich etwas auskennen und bei hochpreisigen Flaschen vorher mal ein Sample ordern. (Ist manchmal schwierig, aber ich hab auch schon zugeschlagen und hinterher geschaut wo ich ne Probe her bekomme... :wink:

ist nun mal so)
Wenn ich natürlich die vierte SV Weißweinabfüllung am Abend probiere würde meine Laune bzgl. der UA´s auch sinken.

Da hast du natürlich recht. Die Vielfalt steigt ganz klar durch die US. So hab ich im blinden Wichtelbus z.B. mal einen rein Bourbonfass gelagerten Dalmore probiert. Hat definitiv nichts mit den gewohnten Sherrylastigen Whiskys zu tun. Die frage ist ob das alles immer besser ist oder nur "anders". Die SV Sherry Laphroaigs finde ich z.B. schrecklich da sie gar nicht mit dem Laphroaig Charackter harmonieren.

Dungeon · 14. Dezember 2015 um 12:33

"WithKeys" schrieb:
UA punkten meist beim Preis und beim "Ich hab was Seltenes und ihr niiiicht!"-Faktor. Ich lese gelegentlich mal was über limitierte Auflagen, seltene Fässer und so weiter und so fort - die Whiskys selbst sind dann meist viel zu hell, um gut zu sein, oder viel zu wenig komplex, weil sich UA anscheinend keine anständigen Fässer leisten können.

Das ist ironisch gemeint. Oder?

[Gelöschter Benutzer] · 14. Dezember 2015 um 12:34

Nur teilweise.

ASWhisky · 14. Dezember 2015 um 14:07

"Dungeon" schrieb:

"WithKeys" schrieb:
UA punkten meist beim Preis und beim "Ich hab was Seltenes und ihr niiiicht!"-Faktor. Ich lese gelegentlich mal was über limitierte Auflagen, seltene Fässer und so weiter und so fort - die Whiskys selbst sind dann meist viel zu hell, um gut zu sein, oder viel zu wenig komplex, weil sich UA anscheinend keine anständigen Fässer leisten können.

Das ist ironisch gemeint. Oder?

ich hoffe es - besonders wegen Aussagen
wie "Ich hab was Seltenes und ihr niiiicht!"
und "viel zu hell, um gut zu sein",
oder "weil sich UA anscheinend keine anständigen Fässer leisten können"

[Gelöschter Benutzer] · 14. Dezember 2015 um 14:10

"ASWhisky" schrieb:
wie "Ich hab was Seltenes und ihr niiiicht!"

Mindestens die Existenz dieses Faktors ist schwer abzustreiten. Warum sonst stellen so viele Leute ihre Sammlung ins Netz?

ASWhisky · 14. Dezember 2015 um 14:25

WithKeys, Du magst das so empfinden
es bedeutet jedoch nicht
dass es sich auch so verhält

Sammler und Whiskygeniesser tauschen sich gerne aus
ich freue mich für andere Whiskyfans
wenn sie etwas schönes oder seltenes haben
oder probieren können
es interessiert mich einfach
sieht man die Sammlung anderer
weiß man wo bei ihnen die Whisky Vorlieben liegen
Flaschen werden getauscht
Fragen zu bestimmten Abfüllungen können beantwortet werden
sample verschickt werden
Flaschen geteilt
und vieles mehr ..

manches was einem zunächst befremdlich erscheint
ist beim näheren Hinsehen sehr schön

in dem Sinne viel Freude :smile:

[Gelöschter Benutzer] · 14. Dezember 2015 um 14:26

"ASWhisky" schrieb:
wenn sie etwas schönes oder seltenes haben

Sachticha.