Andere Geschmacksnoten als angegeben

clanhermann · 17. Januar 2016 um 17:41

Hallo Zusammen,

bin ja noch absoluter Whisky-Neuling. Und schon total deprimiert:

Bei den zwei Whiskysorten, die ich bisher probiert habe, schmeckte ich jedesmal was anderes raus, als in der Beschreibung des Whiskis angegeben.

Beim "Edradour Single Malt 10 Jahre alt" z.B. habe ich nur heraus geschmeckt, dass er fruchtig und nach Eiche schmeckt. Die Frucht selbst konnte ich allerdings nicht zuordnen. Mir hat er einfach geschmeckt.

Auch probierte ich kürzlich einen "etwas besseren" Jack Daniels. Angegeben war was mit Vanille Arome. Ich aber schmeckte - ungelogen - Aprikose heraus.

Jetzt mache ich mir Gedanken, ob ich - obwohl er mir schmeckt - überhaupt fürs Whisky trinken geeignet bin.

Für Eure Tipps bzw. Antworten bin ich sehr dankbar.

Andreas

Holzwurm · 17. Januar 2016 um 17:51

Hi und herzlich willkommen hier.
Willst du eine ehrliche Antwort?

Ich finde, du bist außerordentlich gut geeignet.
Viele Anfänger finden überhaupt keine solchen Noten, wie du sie beschreibst. Da geht es erst mal nur um schmeckt mir und schmeckt mir nicht. Du bist schon einen Schritt weiter.
Dazu kommt: Man muss nicht immer genau das finden, was in einem Whisky angeblich drin sein soll.
Jeder hat andere Assoziationen. Jeder schmeckt individuell und hat sich in seinem Leben eine ganz eigene Aromendatenbank erschaffen, mit der die Whiskyeindrücke dann abgeglichen werden.

Also: Weitermachen. Weiterprobieren.
Wenn es dir schmeckt, ist doch alles in Butter.

P.S. Ich bin ein großer Freund der Edradour Whiskys, doch grade der 10jährige will mir einfach nicht schmecken.

Unbekannt · 17. Januar 2016 um 17:56

"clanhermann" schrieb:
Beim "Edradour Single Malt 10 Jahre alt" z.B. habe ich nur heraus geschmeckt, dass er fruchtig und nach Eiche schmeckt. Die Frucht selbst konnte ich allerdings nicht zuordnen. Mir hat er einfach geschmeckt.

Auch probierte ich kürzlich einen "etwas besseren" Jack Daniels. Angegeben war was mit Vanille Arome. Ich aber schmeckte - ungelogen - Aprikose heraus.

Hallo Andreas aus dem Clan Hermann :smile:

Du hast Dir Deine Antwort doch selber gegeben!

Er hat geschmeckt! Also bist Du geeignet für das Whisky trinken.

Der eine schmeckt Vanille, der Andere Aprikose... der eine hat deutliche Äpfel und ein Anderer schreibt grünes Obst weil er den Apfel nicht erkennt...

Wichtig ist das es Dir Spass macht etwas zu riechen und zu schmecken...

Was es letztlich bei Dir ist ist egal... Hauptsache es schmeckt...

Ich hab heute noch Schwierigkeiten bei wirklich altem Whisky die Eiche nicht mit Rauch zu verwechseln :smile:

Aber darauf kommt es überhaupt nicht an.

Es gibt nur ein wichtiges Kriterium. Schmeckt oder eben nicht!

Viel Spass beim lernen und sich weiterentwickeln ...

Und als Tipp. Rieche an den Dingen um Dich herum... wer nicht weiß wie eine Limette riecht, wird sie auch nicht finden :smile:

Also, alles kein Problem...

FireRock · 17. Januar 2016 um 18:05

Hallo Andreas,

sei nicht frustriert sondern erfreue dich an dem was du herausgeschmeckt hast. Das Geschmacks- und Geruchsempfinden jedes Menschen ist sehr individuell. Noch dazu ist das Extrahieren der einzelnen Gerüche auch eine Sache von gewisser Übung. Es ist völlig okay wenn du in deinem Edradour einfach nur Frucht erkennst. Das ganze dann in spezielle Früchte zu untergliedern kommt von ganz alleine je mehr man sich mit der Materie aber auch verschiedenen Whiskys beschäftigt. Auch nach Jahren wirst du feststellen, dass man oft in einzelnen Whiskys total andere Sachen herausriecht als alle anderen um einen herum und umgekehrt.
Auch wenn man sich hier Videos von Horst anschaust, den man ja mit guten Gewissen als Profi des Verkostens bezeichnen kann, wird man sehr oft sehen dass auch er gewisse, meist sowieso total überzogene Geruchs- und Geschmacksangaben der Flaschen auch nicht wiederfindet.
Das schöne an der Sache ist jedoch, dass es kein richtig oder falsch an der Sache gibt. Das wichtigste ist dass du freude an der Sache hast und dir das ganze schmeckt.

H3nning · 17. Januar 2016 um 18:21

Hallo Andreas,

wichtig sollte in erster Linie finde ich der eigene Geschmackssinn sein. Schmeckts mir oder schmeckts mir nicht? Warum oder warum nicht? Und was genau schmecke ich?. Selbst wenn man fast das Gleiche herausschmeckt wie die meisten anderen, heißt das nicht, dass einem ein unangenehmer Nebengeschmack nicht das ganze vermiesen kann.

Das Erkennen von "exakten" Geschmacksnoten hat viel mit Erfahrung und Geschmacksgedächtnis zu tun.

Ich bin selber noch relativer Neuling und beginne jetzt erst bei komplexeren Whiskys einzelne subtilere "Nebengeschmäcker" herauszufiltern. Für mich macht das u. a. den Reiz eines Whiskys aus.

Es kommt nicht darauf an, dass Gleiche wie andere zu riechen oder schmecken... Ist ja schließlich keine Prüfung :mrgreen:

Viele Grüße

Marko_I · 17. Januar 2016 um 19:10

Du trinkst den Whisky ja (hoffentlich) nicht, um die Erwartungen anderer Leute zu erfüllen, sondern des Genusses wegen. Insofern: Wenn er dir schmeckt, bist du geeignet.

Die Notes sind auch nicht dazu da, jemandem vorzuschreiben, wie er den Whisky zu finden hat. Sie können - mit etwas Erfahrung - aber Anhaltspunkte bei der Vorauswahl sein. Und da können auch Notes von Leuten helfen, die etwas völlig anderes schmecken oder gut finden als man selbst. Wenn man das weiß.

Du kannst z.B. über die Zeit feststellen, dass du die Whiskys in der Regel als deutlich fruchtiger (oder süßer oder holziger) empfindest, als in den Beschreibungen angegeben. Dann kannst du das zukünftig einberechnen.
Oder wenn mehreren Whiskys, die du kennst, Bewertungen eines Nutzers vorliegen, kannst vergleichen und einschätzen, inwieweit diese mit deinen übereinstimen und ob du ihm "vertrauen" (ähnlciher Geschmack) kannst oder eher nicht.

DerWels. · 17. Januar 2016 um 19:55

Guten Abend.
Alles, was meine Vorgänger geschrieben haben, kann ich so unterschreiben.
Zwei Sachen sind mir dazu noch eingefallen. Als erstes die Erwartungshaltung. Richte Deine Erwartung nicht danach aus die angegebenen Aromen 1:1 herauszuschmecken, sondern suche mal nach
"dem Besonderen" des jeweiligen Whiskys. Hat er Rauch und wie schmeckt er mir?, kommt er aus einem Sherry- oder Bourbanfass?, wie ist sein Antritt, wie sein Abgang?, Inseln oder Speyside?.... Wenn es Dir gelingt da Unterschiede herauszuschmecken/riechen bist Du schon ein ganzes Stück weiter gekommen.
Das 2. ist die Zeit. Ich hoffe für Dich, daß Du nicht jeden Tag die Whiskyflasche ansetzt. Wenn Du aber im vernümftigen Maße genießt, und gleichzeitig maximal 3-4 Whiskys offen hast um sie miteinander zu vergleichen und Dein Geschmacksgedächtnis zu entwickeln, brauchst Du schon einige Zeit um sie leer zu bekommen. Von 20 geöffneten Flaschen, die unter umständen Jahre brauchen bis der letzte Dram getrunken ist, halte ich nicht viel. Sie werden dadurch nicht besser.
Also: Richte Deine Erwartungshaltung mal anders aus und gib Dir selber vieeeel Zeit. Der Rest kommt von selbst.
Gruß DerWels.

MonteGehro · 18. Januar 2016 um 01:27

"clanhermann" schrieb:
Hallo Zusammen,

bin ja noch absoluter Whisky-Neuling. Und schon total deprimiert:

Bei den zwei Whiskysorten, die ich bisher probiert habe, schmeckte ich jedesmal was anderes raus, als in der Beschreibung des Whiskis angegeben.

...

Jetzt mache ich mir Gedanken, ob ich - obwohl er mir schmeckt - überhaupt fürs Whisky trinken geeignet bin.

Für Eure Tipps bzw. Antworten bin ich sehr dankbar.

Andreas

Hallo Andreas,

da bin ich ja beruhigt. Ich dachte schon, dass das nur mir so geht - aber wie ich lese, habe ich in Dir einen "Leidensgenossen" :smile:

Ich lasse mich davon aber nicht abhalten, der wesentliche Teil heißt "schmeckt mir".

Um aber Unterschiede und Feinheiten rauszufinden, und das Geschmacksempfinden zu verbessern, mache ich hin und wieder einen direkten Vergleich und habe zwei Whiskies nebeneinander im Glas. Zuletzt bei Glenfarclas, einmal den GF 21yo und den 1993/2014 Oloroso Sherry Cask. Die Eindrücke, die ich dabei habe, schreibe ich dann auch auf.

Lass Dich nicht vom Whiskygenuss abhalten - die Vorredner bzw. Vorschreiber haben's auf den Punkt gebracht.

Viele Grüße
Horst

clanhermann · 8. Februar 2016 um 20:06

Jetzt melde ich mich nach längerer Zeit noch mal:
Ich War auf einem Einsteiger Seminar und als es ans Verkosten ging sagte der Seminarleiter wir müssten jetzt dies und jenes raus schmecken. War total deprimiert, weil ich all das nicht raus schmeckte. Nur beim rauchigen Whisky spürte ich eindeutig Rauch. Jetzt bin ich deprimiert und stelle mir wieder mal die Frage: bin ich überhaupt für Whisky geeignet? Kann manchmal nur sagen der schmeckt mir oder der schmeckt mir nicht

Andreas

Speedo · 8. Februar 2016 um 20:15

"clanhermann" schrieb:
Kann manchmal nur sagen der schmeckt mir oder der schmeckt mir nicht

"Schmeckt" ist doch das Wichtigste!

Du MUSST garnix! Von anderen oder sich selbst den Zwang auferlegt zu bekommen, etwas unbedingt zu tun/schmecken/müssen, schränkt den Spaß am Hobby Whisky stark bis vollständig ein.
Einfach entspannen und genießen! :wink:

[Gelöschter Benutzer] · 8. Februar 2016 um 21:34

"Speedo" schrieb:

"clanhermann" schrieb:
Kann manchmal nur sagen der schmeckt mir oder der schmeckt mir nicht

"Schmeckt" ist doch das Wichtigste!

Du MUSST garnix! Von anderen oder sich selbst den Zwang auferlegt zu bekommen, etwas unbedingt zu tun/schmecken/müssen, schränkt den Spaß am Hobby Whisky stark bis vollständig ein.
Einfach entspannen und genießen! :wink:

Hier gibt es auch einige Genießer, die ihre Eindrücke nicht benennen können, doch große Liebhaber von Whisky sind, manchmal auch tagefrom abhängig, manchmal auch nur kein Bock, tief in den Whisky zu tauchen.
Entspann dich also und probier dich durch, teste immer wieder neu deine Nase, ob sich irgendwann doch Assoziationen einstellen, ansonsten genieße :exclaim: