Wieviel Sherry (Oloroso) geht noch?

Waschbär

"J.F.K." schrieb:
(...)
ICH (!) unterscheide dabei vier Grundrichtungen (und meine Aufzählunge dazu erhebt nicht den Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit!)
1. Kautschuk-Noten: Kautschuk, Regenmantel, Plaste (auch verbrannt oder angekohlt), Plaste-Eimer, Ölzeug, Wachstuch, Gummi-Mantel, Gummi-Boot, Plaste-Schwimmringe u.ä., Gummi, Radier-Gummi, neuer Gummi, Gummi-Reifen, verbrannter Gummi, Bakelit, Elektro-Kabel (auch angeschmort)...
2. Kohlegas: abgebranntes Streichholz, Reibefläche der Streichholz-Schachtel, Gewehrlauf (verschmutzte Patronen-Kammer), Kohle, Feuerwerk (abgebrannte Feuerwerkskörper), Abgase, Knallkörper, Feuerstein, Schießpulver, Schwefel, Kordit...
3. Pflanzen: Sellerie, Blumenkohl, weiße Rüben, Kohlwasser, moorig-abgestandenes Wasser, Brack-Wasser, Drainage, Rinnstein, Sumpf, Sumpfwasser, Sumpf-Gas...
4. Sand: Leinwand, Stärke, frische Wäsche, Leinen, Naphtalin, reiner (elementarer) Schwefel, Schwefel-Pulver, Sand-Strand, heißer Strand...

P.S.: ich will und muß nix beweisen....
Und in der einen Tasting Note wirst Du weitere "schweflige" Beschreibungen finden können...

Wow! Was du für Sachen (Aromen) kennst! Ich bin beeindruckt. Allerdings nicht neidisch.

Gloin

"Helga" schrieb:
J.F.K, wenn ich derzeit einen neuen Whiskypräsidenten wählen müsste, dann wärst Du mit Sicherheit in der engeren Auswahl8)

Die letzten Beiträge ... war das immer sehr prägnantes Wissen und dann auch noch vereinfacht dargestellt.

Meine Stimme bekommt er auch.

Manchmal habe ich überhebliche Anfälle, die bei mir zu der Meinung führen: joh, ich kenne mich gut aus.
J.F.K.s Beiträge führen dann dazu, dass ich wieder auf den Boden zurückkomme und freudig (und das meine ich wirklich so) erkenne, wie viel ich noch lernen kann.

J.F.K.

@ Helga:
Entspannt, mein Freund!

Zu allererst ist das Erkennen, Benennen, Beschreiben eine "Kopfsache".

Immer wieder erlebe ich bei Tastings, daß die Teilnehmer einen Geruch oder Geschmack "erkennen" (wiedererkennen) - ihn aber nicht benennen können (ihm einen Namen geben). Und ihn erst recht nicht anderen beschreiben können... Das ist das typische "es liegt mir auf der Zunge!". "Ich kenne das!" ("Nur: was ist das doch gleich???" )
Dazu muß ich sagen, daß ich kein Freund davon bin, Tasting-Teilnehmern "vorzugeben", was sie erkennen könnten, sollten (!), müßten (!), ...
Mir ist es lieber, sie "erarbeiten" sich diese Erfahrungen durch den Austausch untereinander. Klar, könnte ich "behilflich" sein, suggerieren, Richtungen vorgeben, Assoziationen entwickeln...
Aber DAS hilft IHNEN nicht.
Wie gesagt: Geschmack & Geruch sind Erinnerungen. Und die sind individuell. Und subjektiv. Und man muß sich schon die Mühe machen, in sich "hineinzuhorchen"... Wann, wo, wie habe ich das gerochen, geschmeckt???
Das Problem dabei ist, daß wir in der überwiegenden Zahl aller Fälle & Möglichkeiten UNBEWUSST riechen und schmecken. Und so wandern unsere Eindrücke, Erlebnisse, Wahrnehmungen auch ins UNTERBEWUSSTE...

Und nun steht da ein Whisky vor uns, den wir versuchen, BEWUSST wahrzunehmen...
Das Problem ist also, daß wir im Kopf jene Schublade aufziehen, in die über die Jahre all die Wahrnehmungen, Eindrücke, Erlebnisse hineingestopft worden sind. Wahllos. Durcheinander. Übereinander geworfen. Durcheinander gewirbelt... Nie hat da jemand aufgeräumt oder Ordnung gemacht...

Wir nehmen also IRGENDETWAS wahr, von dem wir wissen (!), daß wir´s schonmal gerochen haben (und in die Schublade gepackt haben.) Und so stehen wir vor der Schublade, suchen darin verzweifelt nach der Wahrnehmung, dem Ur-Erlebnis - und finden es (natürlich!) nicht...
Dann beginnen wir, verzweifelt in diesem Wust zu wühlen... ES MUSS HIER DOCH IRGENDWO SEIN! Ich kenne DAS doch! -> "Es liegt mir auf der Zunge..."
Dieses verzweifelt Suchen & Wühlen macht es nicht besser. - Es dreht zwar das Unterste nach oben. Und jenes nach unten - aber es macht nur noch mehr Durcheinander...

Es gibt dafür (eigentlich!) nur einen Weg: in dieser "Schublade" muß Ordnung geschaffen werden...
(Welches Ordnungs-Prinzip sich jetzt jeder zulegt, obliegt ihm. - Ich habe mir meins auch selbst und über die Jahre angeeignet. Und noch so manches Mal verworfen und neu zusammengestellt.)

Grob gesagt gehe ich dabei dem Produktions-Prozeß nach...
1. Getreide (mit den Untergruppen 1A Kleie, 1B Malz-Extrakt, 1C gekochtes Gemüse, 1D gekochter Brei, 1E Getreide-Hülsen, 1F Hefe...)
2. Torf und/oder Rauch (mit den Untergruppen (2A Moos, 2B maritime Noten, 2C Rauch, 2D Medizin...)
3. Flora (mit den Gruppen 3A Heu, 3B Blätter, 3C Pflanzen/Gewächshaus, 3D vegetarische Düfte...)
4. Ester & Früchte (mit 4A Lösungsmittel, 4B Trockenfrüchte, 4C gekochte Früchte, 4D frische Früchte, 4E Zitrus-Früchte...9
5. Destillations-Aromen (5A Plaste, 5B Schweiß, 5C Tabak, 5D Leder, 5E Honig...)
6. Schwefel (s.o.)
7. Holz (7A Röst-Aromen, 7B Vanille, 7C Altes Holz, 7D frisches Holz)
8. Wein (8A Schokolade, 8B Trocken-Früchte, 8C Nuss, 8D Sherry (o.a. Port, Madeira...) 8E Öl)...

Für jede der "Untergruppen habe ich jeweils so ca. 15 bis 35 "Erinnerungen" katalogisiert...
Und man kann sich dieses - an anderer Stelle wurde hier von "Aromen-Archiv" gesprochen - Kompendium über die Jahre nur durch BEWUSSTES (!!!) Riechen & Schmecken im Alltag erarbeiten... Und mit DIESER ORDNUNG (oder einer anderen) hat man dann "nur" schnelleren Zugriff auf a) die Erinnerung und b) den Namen, die Situation, das Bild dafür...

Und da Du fragst, Helga: ICH habe (noch) nicht den Eindruck, daß das "Vermögen" nachläßt... Noch scheint es anzuwachen. Aber auch da kann ich mich täuschen... Vielleicht macht auch "Erfahrung" vieles wieder wett. Ich weiß es nicht.

ASWhisky

Ihr geht doch ziemlich analytisch vor
im Grundsatz interessant

1.aber
wo bleibt das schöne Träumen und Genießen
von manchen Whiskies muss man sich einfach nur mitnehen lassen
raus aus dem Denkprozeß
rein ins Vergnügen


2.aber
ja Ihr seid schon toll 8)

Gloin

"ASWhisky" schrieb:
Ihr geht doch ziemlich analytisch vor
im Grundsatz interessant

1.aber
wo bleibt das schöne Träumen und Genießen
von manchen Whiskies muss man sich einfach nur mitnehen lassen
raus aus dem Denkprozeß
rein ins Vergnügen

So analytisch muss es gar nicht sein. Am Ende geht es mir darum, Eindrücke beschreiben zu können und auch zu verstehen, was andere meinen, wenn sie bestimmte Begriffe verwenden, um ihre Eindrücke zu beschreiben.

Das tust Du doch auch. Ich kenne niemanden sonst, der Schwarzrettichsaft oder wie das Zeug heißt im Whisky findet. Da muss man Deinen Geschmack schon etwas kennen und einige Whiskys probiert haben, die Du auch probiert hast, um zu verstehen, was Du damit verbindest.

Mein Eindruck ist, dass viele Genießer bestimmte Eindrücke mit unterschiedlichen Begriffen bezeichnen, obwohl sie vielleicht dasselbe meinen. Der eine schreibt Schwefel, der nächste Muffigkeit und der wieder nächste vielleicht Radiergummi, aber sie reden alle über denselben Whisky.

Ich habe nicht vor, mir eine solche Tabelle wie J.F.K anzulegen, aber es schadet doch nichts, zu lernen wie andere das machen. Nicht jeder kann Whiskys so schön mit emotionalen Worten beschreiben wie Du und auch das ist für einen vollkommen Aussenstehenden sicher nicht immer leicht nachvollziehbar.
.

J.F.K.

@ ASWhisky:
Mir geht es nicht um die Systematik (oder ein anderes System). - Das muß jeder für sich selbst "entdecken".
Du übrigens auch.
Mir gehts um den Weg dahin... Und ja: die allermeisten Whiskies genieße ich OHNE Analyse... (Und trotzdem weiß ich, was ich rieche und schmecke.)

Zweites "aber" verstehe ich nicht...

[Gelöschter Benutzer]

Vielen Dank für deine Schilderung und Erklärungsweise, J.F.K!

Es geht sicherlich beides: Analyse und Trinken.

Seit geräumiger Zeit versuche ich das für mich auch zu "clustern". Allerdings versuche ich - wie du das passend angedeutet hast - etwas Spielraum in der "Clusterung" zu lassen. Bei weitem bin ich auch nicht in einem so großen Ordnungsschema unterwegs.

Was ich leider auch gar nicht auf die Kette bekomme, ist die Unterteilung im Anfang der Produktionskette. Gerade eine Einteilung der Getreide bzw. um mal in deiner Kategorie 1 zu bleiben, gelingt mir selten bis gar nicht und dann schwimmt oft vieles durcheinander. Aber wenn man sich die Zeit nimmt wird es klarer, neue Strukturen entstehen und ein neues Bild entsteht. Das braucht alles definitiv Zeit und darf in meinen Augen nicht gefordert werden.

Gloin hat es eigentlich ganz gut geschrieben. Wichtig ist es zu erlernen bzw. zu deuten was vielleicht Andere/Vertraute oder Personen die man kennt und mit denen man im Austausch steht unter einer jeweiligen Definition oder Assoziation verstehen und dieses dann entsprechend zu deuten und zu lesen. Ich hoffe, dass war so richtig von mir interpretiert.

Schon habe ich wieder was gelernt. Was allerdings die Aussage bzw. Wahrnehmung bei einigen bekannten Personen hinsichtlich Kuhdunst oder Kuhurin betrifft und welche Definition das bei mir hat und welche Assoziationen das bei mir auslöst, ist noch nicht klar und kann ich - Standpunkt heute - noch nicht genau deuten. Obwohl ich das bei einigen Laddies oder Littlemills ähnlich erfahren habe...

Wo wir gerade bei Erfahrung sind: Die spielt keine unerhebliche Rolle. Da bin ich mir ganz sicher

Unbekannt

raus aus dem Denkprozeß

Das passt aufs T-Shirt... Top!

Korken raus.
Glas gefüllt.
Nase rein.
Nase rein.
Schluck.
Schluck.
Weg.

Herrlich....

Weil einfach einfach einfach ist

Unbekannt

@J.F.K.

So habe ich das vor wenn wir bei Dir sind...

Du , wir , ne Theke , und Kopf aus und Whisky rein

[Gelöschter Benutzer]

"Christopher" schrieb:
Ziemlich überladen fand ich auch den 15er Bunna von MoS im letzten Jahr WID:67430.

Moin,

habe hier:

http://www.whisky.de/tfg/forum/forum/mm_forum_pi1/beitraege//bunnahabhain_15yo_hart_an_der_grenze_mos_sherry_cask_15031_509.html#pid

mal eine FT zum Bunna eingestellt falls jemand Interesse hat.

Schräges Teil auf alle Fälle.

Grüße,

Jochen