Blindverkostungen - Sinn oder Unsinn

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  • [Gelöschter Benutzer] Dabei seit: 29.12.2009Beiträge: 66Bewertungen: 27
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    "Gloin" schrieb:
    "Quin" schrieb:
    Sample Nr. 2 war ein Bruichladdich Islay Barley

    Den Bruichladdich Islay Barley finde ich im Vergleich zum Scottish- und Bere Barley sogar noch am besten, aber habe alle drei für mich persönlich als grottig befunden. Von daher war ich genau so enttäuscht wie du.. Deswegen ist auch keine Entschuldigung notwenig. Deine Probierlücke der Barleyserie ist geschlossen und ich bin den Rotz los. :razz:


    Was für ein gruseliges Zeug!

    Ich hatte schon einige Bruichladdich und überwiegend haben sie mir gut bis sehr gut geschmeckt. Aber der hier geht gar nicht.

    Jetzt weiß ich endlich, was gemeint ist, wenn einige Whiskytrinker im Zusammenhang mit Bruichladdich von gammeligem Käse und Kuhstall sprechen.

    Es schüttelt mich.


    So, bei Isaly Barley hab ich aufgemerkt. Den bekam ich mal von zimbowskyy beim Sommerwichteln (blind):

    Nase: Käse (kräftig) icon_eek.gif ... ok, der hält nur ein paar Sekunden. Interessanter Whisky. Ein klein wenig Torf, recht maritim, man riecht etwas Hafenbecken, aber auch süße Früchte. Um mal mit ein paar Bildern umherzukommen, wie wenn man in St. Tropfez am Hafen sitzt und Käse mit Feigen isst. Spannend.
    Mund: kräftig und deutlich rauchiger, das Hafenbecken bleibt, der Torfrauch verbunden mit Menthol ziehen durch die Mundhöle.
    Abgang: Menthol, eine hintergründige starke Süße, Tabak, verbranntes Holz.

    Fazit: ich tippe einfach mal den Nikka Yoichi 10y, der hatte so eine Nase. Aber im Mund und im Abgang ist dieser hier fast zu torfig. Ich bin relativ Ahnungslos. Aber Japaner könnte stimmen. Alternativ vielleicht auch ein Longrow. Auf jeden Fall ein spannender, komplexer Whisky.

    Auflösung: Bruichladdich Islay Barley 2007 WID:43973
    Ich bin geplättet. So viel Torf hätte ich nicht ein einem Bruichladdich erwartet. Und da steht sogar noch unpeated auf der Flasche. Aber wirklich leckerer Whisky, eine große Überraschung für mich, die muss ich erstmal verdauen.


    Der Käse ist schon da! Hat mir da aber durchaus gut gefallen.

  • Unbekannt Dabei seit: -Bewertungen:
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    Diese Sauerteig / Käse / Cerialien Note muss man mögen und ist typisch für Bruichladdich...

    Nicht umsonst gibt es den "Wie kommt die Babykotze in den Bruichladdich" Witz :mrgreen:

    Ich mag das auch sehr gerne.

  • Gloin
    Themenersteller
    User Gloin
    Dabei seit: 04.01.2012Beiträge: 5,816Bewertungen: 20
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    Nachdem ich nun den Balvenie 15 Single Barrel Bourbon probieren durfte, hatte ich das Glück, nur einen Tag später den Balvenie 12 Single Barrel Bourbon verkosten zu können.

    Neben dem Alter unterscheiden die beiden Abfüllungen sich darin, dass der 12-jährige aus einem erstbefüllten Fass stammt.

    Mit hat der 12-jährige noch besser gefallen. Eine echte Referenz für Birnen und Vanille Noten im Whisky. Sehr zu empfehlen.

    waal gefällt das
  • Gloin
    Themenersteller
    User Gloin
    Dabei seit: 04.01.2012Beiträge: 5,816Bewertungen: 20
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    "Gloin" schrieb:
    Auch dazu möge nun dieses Thema dienen, um den Sinn und Unsinn von Blindproben zu philosophieren.


    Mag denn niemand über diese Frage diskutieren?

  • Noface83 User Noface83 Dabei seit: 06.05.2011Beiträge: 4,796Bewertungen: 305
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    Ich mache gerne Blindproben und habe soeben auch erst wieder ein Blind-Sample im Glas.
    Erst letzte Woche war ich auf einem Whiskytasting das als Blindverkostung durchgeführt wurde.

    Ich finde es immer spannend zu raten wo der herkommt, wie hoch der Alk. ist, Alter, welche Fässer waren involviert. Das ist oft schwerer als man zugeben will. Manchmal liegt die Trefferquote nicht höher als würde man einfach aufs Glück hinaus raten ohne den Whisky probiert zu haben.
    Blindverkostungen öffnen oft Augen (siehe Bourbon-Challange, NAS vs. Alter Blindverkostung, die berühmte "Kühlfilterung" Blindverkostung vom Horst usw.) und lehren mich mehr als all die WB Bewertungen und Marketing Leute von den Brennereien.

    Bin auch in der bösen Base und beim Fassstarken Whisky unter Noface83 zu finden ^^
  • ThinLizzy User ThinLizzy Dabei seit: 15.11.2014Beiträge: 5,273Bewertungen: 0
    , letzte Änderung 25. März 2016 um 23:06
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    "Gloin" schrieb:
    "Gloin" schrieb:
    Auch dazu möge nun dieses Thema dienen, um den Sinn und Unsinn von Blindproben zu philosophieren.


    Mag denn niemand über diese Frage diskutieren?

    Hier! Ich!...:lol:

    Ich bin etwas zwiegespalten, was Blindproben angeht.

    Außer Frage steht für mich der Lerneffekt. Und das Zurückholen auf den Boden der Tatsachen. Daran gibt's nix zu rütteln.

    Daher versuche ich auch bei jeder möglichen Gelegenheit, anderen die Chance für eine Blindverkostung zu geben. Ich schicke meine Proben zu 90% blind mit beigelegten Etiketten und Auflösung heraus. Sei es eine FT oder eine normale Probenbestellung. Nur wenn es offensichtlich keinen Sinn macht (z,B. ein starker Islay-Raucher, ein lieblicher Speysider oder ähnliches), dann lasse ich es.

    Im Umkehrschluss heißt das: ich müsste selbst auch viel mehr Malts blind probieren. Möchte ich auch gerne. Wenn ich nur nicht sooo unheimlich "Notes-faul" wäre...:redface::banghead:

    Und da ja zu Recht bei jeder Aktion mit Blindwichteln nach Notes gefragt wird, komme ich eher selten zum blind probieren.

    Gloin gefällt das
  • Noface83 User Noface83 Dabei seit: 06.05.2011Beiträge: 4,796Bewertungen: 305
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    Und genau soeben habe ich ein Blindsample von dir im Glas ThinLizzy (aus dem Jung und Wild Bus) - was für ein Zufall ^^

    Bin auch in der bösen Base und beim Fassstarken Whisky unter Noface83 zu finden ^^
    ThinLizzy gefällt das
  • Ciro User Ciro Dabei seit: 28.05.2013Beiträge: 1,729Bewertungen: 229
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    Blindproben sind immer spannend ... und machen demütig :smile:
    .

    Quin gefällt das
  • maltaholic User maltaholic Dabei seit: 29.07.2014Beiträge: 36,762Flaschensammlung:maltaholics KellergeisterBewertungen: 1051
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    "Ciro" schrieb:
    Blindproben sind immer spannend ... und machen demütig :smile:
    .


    Sehe ich auch so. Erst hier rückt jedes Voruteil, jede Voreingenommenheit in den Hintergrund, um den wahren Aromen, Noten und Qualitäten Platz zu machen...

    “Whisky, like a beautiful woman, demands appreciation. First you gaze, then it's time to drink.” ― Haruki Murakami


    Meine Samples „malta‘s malts“ 

    oleQuin2 gefällt das
  • Waschbär User Waschbär Dabei seit: 01.05.2014Beiträge: 33,573Bewertungen: 5
    , letzte Änderung 26. März 2016 um 10:10
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    "Gloin" schrieb:
    Auch dazu möge nun dieses Thema dienen, um den Sinn und Unsinn von Blindproben zu philosophieren.

    Mag denn niemand über diese Frage diskutieren?

    Ich bin inzwischen komplett von Blindproben weg. Kann mal wiederkommen, muss aber nicht.

    Ich habe es weder durch Blindproben noch durch offenes Probieren unzähliger Whiskys geschafft, eine Aromenexpertise zu entwickeln, wie einige (viele?) andere hier. Ich kann nur wenige Aromen erkennen und vielleicht noch weniger benennen. Für mich waren diverse Blindproben daher ein Versuch, meine Sinne zu schulen, verschieden Aromen aufzunehmen, zu benennen und nach Auflösung mit den Wahrnehmungen / Notes anderer zu vergleichen. Das hat zum einen wenig Erfolg gehabt und zum anderen verbinde ich diese Art von Blindproben jetzt mit Anstrengung, Lernen im Sinne von "Pauken" oder gar "Arbeit".

    Inzwischen habe ich den Versuch beendet, meine Sinne zu schulen oder weiterzuentwickeln - und ich bin glücklich damit! Schmeckt mir oder Schmeckt mir nicht reicht mir völlig aus. Ich will den Whisky gar nicht sezieren oder analysieren. Dadurch entfällt für mich ein Grund fürs blind Probieren. (Nicht falsch verstehen: Ich entwickel mich durchaus mit jedem Dram weiter - das tut jeder automatisch. Ich hab halt nur mein persönliches Ziel geändert und will es nicht mehr erzwingen.)

    Mir machen Blindproben als sozialer Event / Ratespiel mit anderen Whiskygenießern Spaß. Das werde ich auch weiter gelegentlich machen. Da ist es für mich dann aber von untergeordneter Bedeutung, ob Port Ellen oder Queen Margot im Glas ist.

    Wenn ich (und das ist die Regel) einen Whisky genießen möchte, dann ist der Genuss für mich größer, wenn ich weiß, was ich im Glas habe. Ich glaube, dass das vorherige Wissen insbesondere um das Alter, aber auch um die Herkunft (Brennerei, Fassart) meinen subjektiven Genuss erhöht. Wenn ich einen alten Whisky genieße, dann will ich mich auf einen alten Whisky freuen und mich nicht erstmal fragen, welches Alter ich aus der Blindprobe rausschmecken kann. Ich brauche beim Whiskygenuss keine "Spannung", ich will beim Whiskygenuss "Entspannung". Daher für mich bis auf weiteres keine "Blinden" mehr.

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