Blindverkostungen - Sinn oder Unsinn

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  • Quin User Quin Dabei seit: 25.05.2013Beiträge: 4,061Bewertungen: 0
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    Ich möchte nicht sagen, dass ich seinen Geschmack teile oder auch nur ein zehntel seiner Erfahrung habe, aber ich kann ihn teilweise nachvollziehen. Er gibt seine Bewertungen meiner Meinung nach aus verschiedenen Gründen. Zuerst natürlich um für Schlagzeilen zu Sorgen um so Aufmerksamkeit zu erreichen. Weiter gehe ich davon aus, dass er nach all seinen Whiskys die Vielfalt sucht und deshalb die Exoten die Nase vorn haben. Es ist schließlich nicht gelogen, dass es immer mehr Brennereien innerhalb Schottlands wie auch weltweit gibt. Nach ein paar tausend Whiskys liegt es meiner Ansicht nach nicht fern, dass man an dieser Stelle jede "Spezialität" positiver aufnimmt als sie eigentlich ist. Vor allem eher als den 2.374sten Speysider aus refill Bourbon Fässern - auch wenn dieser 18 Jahre lang im Fass gelegen hat. An dritter Stelle denke ich, dass auch er die Nase von Konzernen voll hat. Der ist nun schon lange dabei und weiß wie sich die Konzerne qualitätsmäßig auswirken.

    Alle 3 Ansätze (Tamtam um seine Person, Abwechslung durch Exoten & Trotz dem Scotch gegenüber) lassen sich wunderbar verbinden und sind nachzuvollziehen. Sie bilden untereinander sogar Synergien und bekräftigen sich deshalb gegenseitig. Warum sollte er es also nicht so handhaben? Sicherlich übertreibt er es an einigen Stellen zu sehr, aber das was du als unstimmig bezeichnest, könnte in seinem Empfinden als Abwechslung angesehen werden. Vielleicht sogar als Kunst, wenn so gegensätzliche Charakterzüge in einem so alten Whisky verbunden werden.

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  • Ciro User Ciro Dabei seit: 28.05.2013Beiträge: 1,729Bewertungen: 229
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    Interessant ist vielleicht, dass "Big Jim" auch eine etwas eigene Art hat, seine Whiskys zu probieren ...

    Aber was hat das jetzt mit Blindverkostungen zu tun?!
    .

  • Gloin
    Themenersteller
    User Gloin
    Dabei seit: 04.01.2012Beiträge: 5,816Bewertungen: 20
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    Stellen wir uns einmal vor, ich wäre der Autor eines Whiskybuches mit tausenden von Bewertungen. Oder noch verrückter: stellen wir uns vor, ich wäre der Leser eines Whiskybuches.

    In beiden Fällen ist meine Erwartungshaltung an das Werk dieselbe. Ich erwarte soweit es irgendmöglich ist neutrale Bewertungen von Whiskys; und zwar Bewertungen, die sowohl für Genießer mit geringerem Erfahrungsschatz als auch für Genießer mit großem Erfahrungsschatz nachvollziehbar sind.

    Reine Anfänger werden dem wohl in jedem Fall nicht folgen können.

    Wenn nun der Autor dieses Buches besondere Exoten qualitativ höher bewertet als sie neutral betrachtet tatsächlich sind (und die durchschnittliche Bewertung in der verbotenen Datenbank zeigt, dass dies bei dem konkreten Whisky anscheinend der Fall ist), kommt er aus meiner Sicht seinem Auftrag und der Erwartungshaltung nicht nach.

    Wenn es also eine "Übersetzungsformel" für seine Bewertungen geben muss, um sie zu verstehen, also im Sinne von: 5 Punkte Exotenbonus abziehen, 3 Punkte Konzernmalus dazu, 3 Punkte persönliche Abneigung gegen diese Fassart wieder weg, 3 Punkte "Gefälligkeitsbonus" für diese oder jene Brennerei ( :redface: habe ich das gesagt?) abziehen, ergibt am Ende ...
    Dann ist ein solches Werk für mich nicht brauchbar, sondern sogar ein Ärgernis.

    Die Geschmacksbeschreibungen von Serge kann ich auch nicht immer nachvollziehen, aber eventuell fehlen mir dafür die sensorischen Fähigkeiten und Erfahrungen, aber mit seinen Bewertungen gehe ich oftmals konform. Auch die Bewertungen von Michael Jackson und Nachfolger finde ich weitgehend konsistent. Aber bei Murray wirkt das für mich wie Würfeln ...

    Aber das Thema hatten wir ja schon oft.

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  • Gloin
    Themenersteller
    User Gloin
    Dabei seit: 04.01.2012Beiträge: 5,816Bewertungen: 20
    , letzte Änderung 5. April 2016 um 12:42
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    "Ciro" schrieb:
    Interessant ist vielleicht, dass "Big Jim" auch eine etwas eigene Art hat, seine Whiskys zu probieren ...

    Aber was hat das jetzt mit Blindverkostungen zu tun?!
    .


    Probieren die ganzen Experten eigentlich blind? Ich vermute nicht.

    Es wäre doch interessant, diese einem Blindtest zu unterziehen. Ich wäre gespannt, ob dann die gleichen Bewertungen raus kommen würden.

    Ob sie sich darauf einlassen würden?

    Murray, Serge, Ralphy, wer noch?
    .

  • Gloin
    Themenersteller
    User Gloin
    Dabei seit: 04.01.2012Beiträge: 5,816Bewertungen: 20
    , letzte Änderung 5. April 2016 um 12:48
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    Bei mir entsteht gerade die Idee zu einem Experiment.

    Die Tester erhalten fünf Blindproben und bewerten diese. Die Whisky sollten von ähnlicher Machart sein, also zum Beispiel alles rauchige Whiskys ohne Sherry-Einfluss.

    Es müssen keine Fragen zu den Whiskys beantwortet werden, sondern lediglich eine Bewertung im 100 Punkte System und wer möchte noch eine Begründung für die Bewertung.

    Nach vier Wochen erhalten die Tester wieder fünf Blindproben, anders beziffert und müssen wieder eine Bewertung abgeben.

    Vier der fünf Proben wären gleich, nur eine wird bei den Durchgängen getauscht, um ein Schummeln zu erschweren.

    Die Frage, die sich ergibt, lautet: werden die Whiskys, deren Identität man nicht kennt, nach vier Wochen gleich bewertet oder anders. Eventuell müsste man den Abstand auch größer wählen.

    Erst nach beiden Runden wird aufgelöst. Wer ist in der Lage, abseits von Tagesform immer gleich zu werten? Geht das überhaupt? Man könnte auch ein Gewinnspiel daraus machen.

    Ich denke noch ein bisschen drüber nach.
    .

  • Gloin
    Themenersteller
    User Gloin
    Dabei seit: 04.01.2012Beiträge: 5,816Bewertungen: 20
    , letzte Änderung 5. April 2016 um 12:55
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    Jetzt habe ich nachgedacht und komme zu der Frage, ob es Sinn machen würde in zwei Gruppen zu testen.

    Die eine Gruppe würde zur Verschwiegenheit verpflichtet und darüber informiert, welche Whiskys sie dennda haben.

    Die andere Gruppe würde wie oben beschrieben behandelt.

    Dann könnte man eventuell Rückschlüsse daraus ziehen, welchen Einfluss es auf die Bewertungen hat, zu wissen, was man verkostet.

    Werden Blindproben tendenziell strenger bewertet (ich hege diesen Verdacht)?

    Voraussetzung wäre, dass beide Gruppen groß genug sind, also eventuell 14-17 Leute pro Gruppe, damit man jeweils eine Flasche teilen kann.
    .

  • Unbekannt Dabei seit: -Bewertungen:
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    Ich bleib dabei.

    Es ist ein nettes Spiel aber ohne Sinn.

    Marco Bonn hat blind getastet und voll daneben gelegen.

    Wir haben blind den Status versucht zu erschmecken und haben versagt.

    Wir wissen das die Tagesform ein wichtiger Faktor ist

    usw...

    Ich denke das einige Whiskyverkoster und einige User hier über eine sehr feine Zunge verfügen

    aber das groh schreibt die Notes doch voneinander ab.

    Die Aussagekraft der Base ist also mit vorsicht zu betrachten...

    Also bleibt selber saufen! :mrgreen: eigene Meinung haben!

  • Gloin
    Themenersteller
    User Gloin
    Dabei seit: 04.01.2012Beiträge: 5,816Bewertungen: 20
    , letzte Änderung 5. April 2016 um 13:41
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    "kraeftigen" schrieb:
    Wir haben blind den Status versucht zu erschmecken und haben versagt.


    Das sehe ich anders. Im Schnitt haben wir die Statuswhiskys doch gut erkannt.

    "kraeftigen" schrieb:
    Also bleibt selber saufen! :mrgreen: eigene Meinung haben!


    Traust Du Deiner eigenen Meinung? Ist sie immer gleich, wenn Du sie an verschiedenen Tagen äußerst? Kann sie das überhaupt sein?

    Ich traue meiner eigenen Meinung nicht immer so recht.
    .

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  • Unbekannt Dabei seit: -Bewertungen:
    , letzte Änderung 5. April 2016 um 13:10
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    "Gloin" schrieb:
    "kraeftigen" schrieb:
    Wir haben blind den Status versucht zu erschmecken und haben versagt.


    Das sehe ich anders. Im Schnitt haben wir die Statuswhiskys doch gut erkannt.


    Wir haben den "günstigen" gut rausgefunden und im Mittel sehr gut gelegen, aber gerade zwischen dem Herausforderer und dem Statuswhisky war es schwer. Danke einiger superNasen und Gaumen wie z.B. Gearmailtech war es kein Desaster. Jo :smile:

    "Gloin" schrieb:
    "kraeftigen" schrieb:
    Also bleibt selber saufen! :mrgreen: eigene Meinung haben!


    Traust Du Deiner eigenen Meinung? Ist sie immer gleich, wenn Du sie an verschiedenen Tagen äußerst? Kann sie das überhaupt sein?

    Ich traue meine eigenen Meinung nicht so recht.


    Meiner Meinung traue ich immer. Immerhin ist es meine :smile:

    Meine Meinung verändert sich allerdings stetig, genau wie sich mein Whiskygeschmack verändert.

    Oder besser meine Einstellung zu Whisky.

    Aber tendenziell weiß ich was mir schmeckt und geschmeckt hat.

    Das ich mal einen Dram trinke wo ich danach der Meinung bin das er mir vor einem Jahr besser gefallen hat ist logisch. Aber aus einem Dram der mir geschmeckt hat wird kein Katzenpipi..

    :smile:

    jens0815 gefällt das
  • [Gelöschter Benutzer] Dabei seit: 29.12.2009Beiträge: 66Bewertungen: 27
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    Ich finde schon, dass Blindtasting Sinn macht. Nicht, um zu raten, was es denn nun für ein Whisky ist und welche Brennerei etc. Das macht Spaß, ist aber wirklich nur ein Spiel.

    Sinn macht es, unvoreingenommen an etwas heranzugehen. Ich habe erst blind einen deutschen Whisky gefeiert (siehe Base, McRaven). Sehenden Auges schmeckt er ebenfalls noch toll, aber man erkennt an leisen Tönen, dass es ggf. doch kein Schotte ist. Aber nur, weil ich weiß, dass es kein Schotte ist. Das ist mir blind nicht aufgefallen.

    Im selben Blindtasting war der Caol Ila 18y eher ein langweiler. Sehenden Auges wäre ich wohl an der 18 und an Caol Ila gescheitert, sprich, ich hätte ihn höher gewertet. Das ist der Sinn von Blindverkostungen.

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