Entwicklung des eigenen Whiskygeschmacks

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  • Unbekannt
    Themenersteller
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    Hallo zusammen,

    eine Neuanmeldung und die dazu gehörige Vorstellung hat mich dazu bewogen, dieses Thema hier mal zu diskutieren und näher zu beleuchten.

    Unser schönes Hobby ist eine "Never Ending Story", ja eine niemals enden wollende Reise. Nun, nach 1 1/2 Jahren intensiven Probierens und Kennenlernens der Facetten des "Lebenswassers" ziehe ich mal ein Fazit und resümiere mal den bisherigen Verlauf.
    Anfangs war ich sehr darauf bedacht, vieles zu probieren und zu erkunden, da ich ja meinen eigenen Geschmack hinsichtlich dieser Spirituose nicht genau definieren konnte. Was wohl niemals zu 100% gelingen wird:mrgreen:. Die Teilnahme an vielen FT's und der Samplekauf hat dafür gesorgt, dass sich die Bandbreite der Whiskys die ich mag, so sehr erweitert hat, dass ich niemals in der Lage(finanziell) sein werde, die alle in "Groß" zu kaufen.
    Die Entwicklung des eigenen Geschmacks ist noch drastischer, wenn man es genau betrachtet. Zuerst war die Neugier der treibende Faktor, alles probieren zu wollen. Dabei stellte sich Anfangs eine Aversion gegen starken medizinisch, phenolischen Rauch ein. Dies änderte sich schlagartig, als ich nach ungefähr 4 Monaten probierens einen Port Charlotte im Glas hatte. Von da ab war jeder 2 Whisky, den ich probieren wollte, rauchig. Exoten sind wärend dieser Zeit immer mehr in den Hintergrund gerückt und ich hab mich nebenbei mit irischen und amerikanischen Whiskeys angefreundet. Was da aber noch gar nicht ging, waren Whisk(e)ys mit über 50%.
    Zum jetztigen Zeitpunkt sieht es bei mir so aus, das ich hauptsächlich auf Ü50%ige stehe, nicht übermässig viel Sherryeinfluss, allgemein Weinfass gelagerte Whiskys, dezenter bis mittlerer Rauch und oft auch ein höheres Alter >18 Jahre. Ordentlich versaut, wa?:mrgreen:
    Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, werden nur noch ungefärbte Whiskys mit Alter gekauft. Dies hat zweierlei Gründe; erstens weil ich ein nicht schöngefärbtes Produkt will und auch die Transparenz und weil ich damit auch meine Wunschliste deutlich einschränke. Das hat aber nichts mit meinem eigenen Geschmack zu tun, denn es gibt durchaus NAS und gefärbte Whiskys, die lecker sind.
    Zumindest ist es bei mir mittlerweile so, das sich meine Neugier auf Neues etwas reduziert hat. Man hat so seine Richtung herausgefunden.

    Wie ist das so bei euch?

    Grüße Ralf

  • maltaholic User maltaholic Dabei seit: 29.07.2014Beiträge: 36,597Flaschensammlung:maltaholics KellergeisterBewertungen: 1046
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    Ich bin mir sicher, dass ich auf diesen Beitrag nicht qualifiziert antworten kann, ohne wirklich tief nachzudenken. Vermutlich lässt sich eine Dissertation über dieses Thema schreiben. Aber doch ganz spontan: ich denke, dass sich der eigene Geschmack, die eigenen Vorlieben bezüglich Whisky im Laufe der Zeit verändern, ist sowohl gut als auch notwendig. Es wäre auf Dauer langweilig, wenn dies nicht so wäre... :rolleyes:

    “Whisky, like a beautiful woman, demands appreciation. First you gaze, then it's time to drink.” ― Haruki Murakami


    Meine Samples „malta‘s malts“ 

  • Maltix User Maltix Dabei seit: 28.03.2016Beiträge: 21Bewertungen: 0
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    Der Rückblick auf die persönliche Entwicklung des Geschmackes und die damit gegebenenfalls einhergehenden Veränderung der Vorlieben ist eine spannende und teils überraschende Frage.
    Angefangen hab ich vorallem mit stark rauchigen Malts von Islay. Ein Blick auf mein Regal zeigt mir hier eine eindeutige Veränderung (hab aktuell nur eine Flasche Ardbeg als Islay-Vertreter da). Den kräftigen Aromen bin ich trotzdem in dem Sinne treu geblieben, dass es mir aktuell Whisky mit starkem Sherry- und Weinfasseinflauss angetan haben. Aber auch eher schlichte reine Ex-Bourbonfass Whisky haben ihren Weg in meine Sammlung gefunden. Meine persönliche Enwicklung hat vorallem dazu geführt, dass das Spektrum an interessanten Whisky großer geworden ist und ich gerne Whisky von mir bisher unbekannten Destillerien probiere oder mich Whisky aus verschiedenen Fasstypen interessieren. Insgesamt macht das aktuell die Wahl zur einer gewissen Qual, da das Angebot doch deutlich größer ist als meine Leber und mein Konto verkraften.
    Wie wohl die meisten hier achte ich mittlerweile auch auf die Aspekt des Färbens und Kühlfilterns, und ziehe diese als Entscheidungshilfe herran wenn es darum geht welche von zwei Flaschen schlussendlich gekauft wird.
    Beim Alkoholgehalt bewege ich mich vorwiegend im Bereich U50%, da ich mich bis jetzt mit dem Verdünnen nicht richtig anfreunden konnte.

  • Unbekannt
    Themenersteller
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    Nun ja. Mit der Dissertation wirst du wohl recht haben:wink:. Ich hab mir dennoch die Mühe gemacht, mal tiefer darüber nachzudenken. Mal davon abgesehen; jeder Kommentar dazu ist qualifiziert, solange er sich mit der Thematik befasst:wink:

  • Heiko-S- User Dabei seit: 17.07.2013Beiträge: 1,439Flaschensammlung:Heiko StenderhoffBewertungen: 51
    , letzte Änderung 28. März 2016 um 14:49
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    Nun ja,nach drei Jahren ist die erste Ausprobier-und Selbstfindungsphase wohl durch.

    Infolge dessen stelle ich fest,daß ich allgemein Starkwein-Reifungen und Lagerungen bevorzuge...Sherry,Port,Sauternes,Madeira usw...

    Der Anteil an rauchigen Malts ist rückläufig,wobei auch da einige im Regal stehen,aber nicht mehr so viele wie früher.

    Gefärbt oder kühlgefiltert ist mir Wurscht...Hauptsache,das Zeug schmeckt...:wink:

    NAS kann auch gut sein,Alter wird bevorzugt.
    NAS über 50 Euro/0,7 Liter wird im Allgemeinen verschmäht...dann lieber was mit Alter....

    Gruß,
    Heiko

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  • pianoman User pianoman Dabei seit: 27.02.2014Beiträge: 11,521Bewertungen: 1
    , letzte Änderung 28. März 2016 um 16:09
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    Richtig angefangen hat's bei mir vor ca. fünf Jahren mit meinen "persönlichen Eckpfeilern": Glenmorangie 10, Macallan 10 Sherry, Glenlivet 18 und Lagavulin 16. Vor Begeisterung hätte ich mir von all denen am liebsten gleich ganze Paletten eingelagert. Gottseidank bin ich dann auf dieses Forum und die Samplebörse gestoßen und habe gelernt, dass die Vielfalt gigantisch ist und einem nichts wegläuft.

    Einmal Feuer gefangen und von Neugierde getrieben, wollte ich möglichst viele unterschiedliche Brennereien kennenlernen. Rückblickend kann ich sagen, dass mich beides weitergebracht hat: das intensivere Beschäftigen mit ein paar charakteristischen Großflaschen (=> Tiefe) und das Ausprobieren verschiedener Brennereien, Fassarten, Finishes mithilfe von Samples (=> Breite). Der Fokus lag dabei meist auf Einsteigerflaschen oder gehobenen Standards.

    Dabei hat sich eine gewisse Vorliebe für Whiskys aus dem Sherryfass oder mit Weinfinishes entwickelt. Dennoch würde ich sagen, dass mein Geschmack relativ breit aufgestellt war/ist -- ich hatte fast noch nie einen Whisky vor mir, den ich als untrinkbar bezeichnen würde. Insbesondere mit Rauch hatte ich nie ein Problem, so war z.B. mein erstes Glas Lagavulin 16 ein Hammererlebnis, an das ich mich bis heute gut (und sehr gerne!) erinnere.

    Irgendwann kam dann der Wunsch nach etwas "Besonderem" hinzu, d.h. ältere Flaschen, Fassstärken, UAs, Jahrgangs- oder Einzelfassabfüllungen, wobei ich liebgewonnene Standards immer noch gern mag. Insofern würde ich nicht sagen, dass sich mein Geschmack in diesem Sinn verändert, sondern vielmehr ständig weiterentwickelt bzw. spezialisiert.

    Inzwischen habe ich ca. 170 verschiedene Whiskys probiert und dadurch viel entdeckt. Bei Flaschenkäufen gehe ich heute doch deutlich selektiver vor als am Anfang. Da ich ein Freund von Natürlichkeit und Ehrlichkeit bin (in diesem Fall auch beim Whisky), bevorzuge ich Abfüllungen mit Altersangabe und ohne Färbung. Wobei ich hin und wieder auch mal eine Ausnahme mache, z.B. beim Aberlour a'bunadh (NAS) oder Lagavulin (Färbung).

    Geschmack, Wissen und Erfahrung entwickeln sich m.M.n. also immer weiter. Bin mal gespannt, wo die Reise noch hingeht. :smile:

    OINK! | Innerle Circle der B.S.A.A. | Experiment Armagnac vs. Cognac


    Aktuelle Teilung(en): -

    Samples aus der Piano Bar (inkl. abgeschlossene Teilungen)

  • Quin User Quin Dabei seit: 25.05.2013Beiträge: 4,061Bewertungen: 0
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    Bei mir hat sich eigentlich nicht viel verändert, außer das meine Toleranzgrenze zu höheren %vol mit der Zeit gestiegen ist. Ex-Bourbon kann ich etwas abgewinnen, da tendiere ich aber mittlerweile zu den etwas älteren. Rauchige Whiskys mochte ich eigentlich sofort. Es war ein Laphi 10 und davon zum Glück eine ganze Flasche. Beim öffnen der Flasche haben sich mir zwar noch die Füßnägel hochgeklappt, aber nach einiger Zeit indem ich die Flasche ignoriert habe, musste ich dann doch immer öfters zugreifen und bevor die Flasche leer war, hat es mich fasziniert. Beim Sherry hat sich seit der ersten Flasche ebenfalls nicht verändert. Reine Sherrybomben, die nur muffig/ledrig/fruchtig sind, mag ich bis heute nicht so gern. Wenn der Sherry aber einen Kontrapunkt hat oder sich eher süß äußert, dann kann er mir unter Umständen ebenfalls sehr gut gefallen.

    Was Weinfinishs angeht, kann ich leider nur sagen, dass sie mir sehr gefallen. Aber selbst in nicht-blinden Verkostungen fällt es mir teilweise extrem schwer zuzuordnen bzw. zwischen Wein und Sherry oder auch zwischen verschiedenen Weinfinishs selbst unterscheiden zu können. Deswegen auch meine FTs mit den originalen Weinen als "Gehhilfe" dabei.

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    Ähm, Quin:wink: Sherry ist Wein; sprich Starkwein wie Port:wink:

  • Quin User Quin Dabei seit: 25.05.2013Beiträge: 4,061Bewertungen: 0
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    "Magge" schrieb:
    Ähm, Quin:wink: Sherry ist Wein; sprich Starkwein wie Port:wink:


    Ihr wisst schon was ich meine..:wink: Sherry ist zwar Wein, aber Wein ist nicht
    immer Sherry. Daher wäre es aus meiner Sicht unpassend gewesen nur von Sherry zu sprechen und damit alles zu meinen.

    UnbekanntBochumer2 gefällt das
  • Oktobull User Oktobull Dabei seit: 06.11.2012Beiträge: 6,191Bewertungen: 1
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    Ein schönes Thema. Da möchte ich auch etwas zu sagen:

    Meine ersten Whiskys waren allesamt Raucher. Talisker 10yo, Laphroaig 10yo / QC, Benriach 10yo, Ardbeg Uigedal...Dem Rauch bin ich sofort verfallen und habe fast ausschließlich rauchige Whiskys getrunken...
    Nach meiner ersten Abstinenz kamen dann auch nicht-rauchige Malts mit Sherry-Einfluss bzw. Wein-Einfluss hinzu. Zu der Zeit habe ich mich dann wirklich bei allen Geschmacksrichtungen ausgetobt und fast alles ausprobiert was aus Schottland kam (ja, nur aus Schottland).
    Nach meiner zweiten Abstinenz schmeckten mir die rauchigen Whiskys garnicht mehr. Was mir gefiel waren Bourbon- bzw. Sherrylastige Whiskys. Die Raucher wurden komplett ignoriert.

    Mittlerweile sind einige Raucher wieder hinzugekommen, wenn diese auch in der Minderheit bei mir sind.

    Was ich zudem feststellen muss ist, dass ich auch eher in der Region um die 50% plus wildere. Whiskys mit weniger als 50% empfinde ich meist als zu "lasch". Das kann aber an meiner jahrelangen Raucherei und Weintrinkerei liegen...ich bin die letzten Jahre nicht wirklich sorgsam mit meinem Geschmackssinn umgegangen...

    Ich sehe diese Entwicklung jedoch noch unter einem anderen Gesichtspunkt:
    Wie hier manche bereits geschrieben haben, werden Abfüllungen/Brennereinen bewusst vermieden die z.B. mit Kühlfilterung, Farbstoff, Marketing-BlaBla arbeiten. D.h. es kommt zu der Geschmacksentwicklung noch eine "Bewusstseins-Entwicklung" (sorry, aber mir fällt kein besseres Wort ein) hinzu.
    D.h. ich kenne also meinen Geschmack und achte bei der Sample/Großflaschen-Auswahl zusätzlich zu dem Geschmack noch auf meine Vorlieben.

    Bei mir ist es so, dass ich Hype-Brennereinen wie Ardbeg und Highland Park bewusst vermeide, da diese mir unsympathisch sind. Hinzu kommt seit neuestem dass ich NAS-Whiskys komplett vermeide (ja kraefti ich weiss, diesen Monat kommt noch eine aber die hat nostalgische Gründe :wink:).
    ABER: wie meine Whiskylaufbahn gezeigt hat, kann sich dass alles auch wieder ändern.

    image


    Und zisch und klack und weg!


    Teilzeitabmahnanwalt aus Leidenschaft & menschliche Enttäuschung


    UnbekanntLDBQuin3 gefällt das
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    "Quin" schrieb:
    "Magge" schrieb:
    Ähm, Quin:wink: Sherry ist Wein; sprich Starkwein wie Port:wink:


    Ihr wisst schon was ich meine..:wink: Sherry ist zwar Wein, aber Wein ist nicht
    immer Sherry. Daher wäre es aus meiner Sicht unpassend gewesen nur von Sherry zu sprechen und damit alles zu meinen.

    Jo, dann weiß ich was du meinst.

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