Whisky "richtig" trinken? - Genuss vrs. Analyse

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  • [Gelöschter Benutzer] Dabei seit: 18.03.2016Beiträge: 0Bewertungen: 15
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    "LittleDrammerBoy" schrieb:
    "J.F.K." schrieb:
    Und ich verstehe die fast unversöhnliche Gegenüberstellung nicht... :rolleyes:
    Und auch nicht den -ismus, der dabei fast daraus gemacht wird.

    Demzufolge wäre jemand, der eine Partitur zu lesen in der Lage ist, des Genusses an der Musik außerstande. Oder jemand, der etwas von Kamera-Einstellungen weiß, kann keinen Film genießen. Usw.
    Das ist schlichtweg falsch.


    Jein. Also ja, falsch ist es, wenn man bei gründlichern analytischen Fähigkeiten keinen Genuss empfinden könnte. Aber er (=der differenzierte Genuss) ist halt anders.
    Dein Vergleich zu Musik ist aufschlussreich,
    ich möchte noch etwas ausführen:
    Kinder können mit Mozarts Musik Spaß wie Bolle haben beim Toben oder Tanzen, aber als Erwachsene entweder (aktiv musizierend oder Partituren studierend) mögen sie in der Lage sein, staunend in die tieferen Schichten der Kunstwerke vorzudringen und dessen geniale Machart zu begreifen. Das ist hermeneutisch, vom Erkenntniszuwachs her zwar eine "höhere" Stufe, aber beide lassen sich vom gleichen Werk anrühren.

    Die Analogie zum Whisky ist unübersehbar, oder?
    (Also nicht dass Kinder jetzt Whisky trinken sollen natürlich:wink:)
    Es ist schlussendlich also egal, ob man Neuling oder "fortgeschrittener Genießer" ist, unterscheiden tut sich der Whisky-Genuss jeweils nur in der persönlich erlebten Intensität.
    Dabei kann der Ardbeg, den Kraeftigen beim Grillen aus der Pulle genießt (schönes Bild) durchaus intensiver wahrgenommen werden, so dass das Wesentliche des Tropfens nicht zu kurz kommt...


    ich habe in meiner 1000jährigen Erfahrung als Newcomer und und Berufs-Klugscheißer noch nie ein Kind gesehen, das an das LP ...oh, sorry, ... CD-Regal gegangen ist, um dort gezielt Mozart zu suchen, damit es mit seinen Freunden Spaß wie Bolle hat! Diesem Kind ist es von seinen Eltern oder von anderen Bezugspersonen beigebracht, gelehrt (oder wie man hier bei uns sagt:smile:gelernt worden! Kurz: man geht doch nicht mit den Händen vor den Augen in den Laden eines analogen "Offlinehändlers", stellt sich vor das Regal, nimmt, bezahlt ... und hat Spaß! Oder doch? Also: ich möchte mich bei all' denjenigen Bedanken, die hier im Forum qualifizierte Geschmacks-/Geruchs-/Empfindungsdarstellen abgeben und auch abgeben KÖNNEN - ich finde das wirklich faszinierend, wenn man (und jetzt ohne Ironie) Rosinen von Sultaninen unterscheiden kann! Die riechen auch irgendwie unterschiedlich, aber für mich nur "irgendwie" ich kann dann aber eher eingrenzen, wohin die Reise geht! Als nochmals: vielen Dank an alle! (ich kipp ja nur nen Bourbon wech, nur weil ich Uhu nicht von Pattex unterscheiden kann! :oops:smile:. Im Hinblick auf die "sensorischen Fähigkeiten" oder die Unfähigkeiten, die hier angesprochen wurden:
    Hat man als z.B. Rosengärtner Training mit englischen oder historischen Duftrosen, hat man in diesem Gebiet eine höhere Sensorik! Ein Segler, Surfer oder Bootfahrer kennt Häfen, Stände, Tang, Muscheln etc. besser als ein Landwirt, der sich über den Geruch von Heu und Stroh, Silage freuen kann oder die Differenzierung von Gülle perfektioniert! Aber das wurde hier (und auch an anderer Stelle) schon ausführlich breitgetreten!

    Am Schluss steht der Genuss! Am Schluss, und ohne die tolle Arbeit der "Profis" hätte ich keinen Zugang in diese umwerfende WhiskyWelt gefunden! Whisky ist ein "weites Feld" und ohne Anleitung verirrt man sich schnell. Also nochmals Danke an alle, die Notes schreiben (können).

    Doc

    hach, ja :mrgreen:

    mit freundlichen Grüßen

  • Wild-Thing User Wild-Thing Dabei seit: 09.04.2013Beiträge: 4,501Flaschensammlung:Wild-Things SammlungBewertungen: 114
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    Ich schreibe eigentlich ganz gerne Notes, aber es erfordert sehr viel seit und strengt mich doch ganz schön an die Konzentration und Aufmerksamkeit hoch zu halten. Deshalb mache ich das auch nur wenn ich gut drauf bin und viel Zeit habe...

    „Sid Vicious was Innocent“ „Fuck the System“ 



  • iluvatar User iluvatar Dabei seit: 16.10.2014Beiträge: 278Bewertungen: 0
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    Hab mich gestern dermaßen beim Dram schlürfen verschluckt.. das hatte geschlagenen 3 Minuten so gar nix mehr mit Genuss zu tun :eek::wink:

  • Kuglblitz
    Themenersteller
    User Kuglblitz
    Dabei seit: 11.02.2011Beiträge: 30Flaschensammlung:The Hats Whisky CollectionBewertungen: 0
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    Zuallererst vielen Dank für die Antworten! Als Threadersteller und Newby in diesem Forum freut es mich nicht nur, dass es so viele differenzierte Meinungen und Standpunkte hier gibt, sondern vor allem auch, dass hier eine Lanze für den „reinen“ Genuss, wie immer er auch persönlich definiert sein mag, gebrochen wird.

    Meiner Kritik zu Beginn („Geht der Trend (auch in der Industrie) zu sehr in Richtung Analyse?“) lag ja auch ein Stück Selbstkritik zu Grunde, denn auch ich ertappe mich immer wieder, Whiskys zu sezieren anstatt sie als Ganzes wahrzunehmen.
    Andererseits muss ich hier auch die Analyse verteidigen. Denn nicht nur, dass sie die Basis für jede Art der (sensorischen) Erkenntnis darstellt - wie könnte ich Whisky sonst als Whisky wahrnehmen? - hilft sie mir, Qualitäten zu unterscheiden, Marketingphrasen zu entlarven oder Fallen - so etwa die Zugabe von Zucker und Glyzerin in teuren Rums - zu erkennen.

    Zudem liebe ich es, neue Flaschen in Vergleichsverkostungen zu erforschen. Ein regnerischer Sonntagnachmittag, an dem dann drei bekannte und der neue Malt (oder zwei neue, zwei bekannte) im direkten Vergleich intensivst sensorisch abgeklopft werden, ist ideal dazu. Das kann, obwohl nur je 2 cl im Glas sind, schon mal zwei Stunden dauern, und macht, obwohl es ja wirklich konzentrationsintensive Arbeit ist, auch sehr viel Spaß. Und danach kommt dann gleich die Blindverkostung eben dieser vier Proben, wobei die Erfolgsquote bei mir inzwischen erfreulich hoch ist. Aber auch das Scheitern kann hier hochinteressant sein.
    Anbei ein Foto einer solchen Vergleichsverkostung.

    Aber wie ich schon schrieb: dies ist Arbeit und (noch) kein Genuss. All diese Verkostungsarbeit ist für mich aber die Voraussetzung für das Genießen, denn dann ist mir der Whisky vertraut und ein Stück meiner persönlichen Geschichte. Es ist ähnlich wie im Theater oder der Musik: Ich kann ein Werk erst dann richtig genießen, wenn ich mich nicht mehr nur auf momentane Details konzentriere, sondern imstande bin, das Ganze zu erfassen.

    Insofern sind Analyse und Genuss - so wie J.F.K hier auch schon ansprach - für mich wie zwei kommunizierende Gefäße, die einender bedingen. Genuss setzt Analyse voraus, die Analyse selbst kann aber zum Genuss werden, wenn die Details und die Struktur selbst als wunderbar ausgearbeitet erkannt werden.
    Die Frage ist nur: Kann man Genuss in Worte fassen? Soll man das überhaupt? Andererseits reicht die Aufzählung von Einzelaromen ja auch nicht aus, ein Gesamtbild zu kreieren.

    Wie auch immer, ich freue mich schon auf meinen neuen Malt, einen Balvenie 15 Single Barrel Sherry Cask, auf den zu erforschen und in Folge (hoffentlich) zu genießen ich jetzt große Lust bekommen habe! :mrgreen:

    Welcher der beste Whisky ist? Nun, das Schönste am Whisky ist seine Vielfalt.
  • waal User Dabei seit: 15.12.2015Beiträge: 877Bewertungen: 0
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    "iluvatar" schrieb:
    Hab mich gestern dermaßen beim Dram schlürfen verschluckt.. das hatte geschlagenen 3 Minuten so gar nix mehr mit Genuss zu tun :eek::wink:

    Boah ich kenne das - Wenn der Alkohol in die falsche Röhre flutscht. HÖLLE!!!! :banghead:


    Tobi1983 gefällt das
  • Didier User Didier Dabei seit: 06.05.2014Beiträge: 3,981Flaschensammlung:Meine LimonadenkisteBewertungen: 0
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    Saloon Horse


    Alles wird gut "Tugend ist eine Eigenschaft, die nie so angesehen war wie das Geld." Samuel Langhorne Clemens (Mark Twain)

  • LDB User LDB Dabei seit: 22.08.2015Beiträge: 7,171Bewertungen: 28
    , letzte Änderung 1. Juni 2016 um 17:23
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    "DocE.Brown" schrieb:
    "LittleDrammerBoy" schrieb:
    Dein Vergleich zu Musik ist aufschlussreich,
    ich möchte noch etwas ausführen:
    Kinder können mit Mozarts Musik Spaß wie Bolle haben beim Toben oder Tanzen, aber als Erwachsene entweder (aktiv musizierend oder Partituren studierend) mögen sie in der Lage sein, staunend in die tieferen Schichten der Kunstwerke vorzudringen und dessen geniale Machart zu begreifen. Das ist hermeneutisch, vom Erkenntniszuwachs her zwar eine "höhere" Stufe, aber beide lassen sich vom gleichen Werk anrühren.

    Die Analogie zum Whisky ist unübersehbar, oder?


    ich habe in meiner 1000jährigen Erfahrung als Newcomer und und Berufs-Klugscheißer noch nie ein Kind gesehen, das an das LP ...oh, sorry, ... CD-Regal gegangen ist, um dort gezielt Mozart zu suchen, damit es mit seinen Freunden Spaß wie Bolle hat! Diesem Kind ist es von seinen Eltern oder von anderen Bezugspersonen beigebracht, gelehrt (oder wie man hier bei uns sagt:smile:gelernt worden!


    Naja, das habe ich ja auch nicht gesagt bzw. gemeint, dass ein 3jähriger sich selber die Bildung beibringt, mit der es wie gesagt seinen Spaß haben kann. Ja, ich habe als Bezugsperson, sprich Vater bei unseren beiden Kindern häufig mal klassische Musik aufgelegt, die ich selber gut finde (Mozart, Jupiter-Sinfonie oder Karneval der Tiere von Saint-Saens), und das schlug halt bei denen im Kindergartenalter ein, inkl. Tanzen, Instrumente oder Tiere nachmachen etc. Nix "beibringen", sondern Spaß haben!:mrgreen: Genauso gut habe ich mit den gleichen Kindern aber auch abgerockt zu "The Who", der Lieblingsband meiner Jugend - ich bin da liberal und teile Musik nicht in Sparten ein, sondern ob sie mir gefällt.:smile:
    Und so ist es halt auch bei Whisky... :wink:
    Der Vergleich mit der Musik und den kleinen Kindern hinkt natürlich an einer Stelle: als Erwachener kann man sich in Punkto Single Malt-Genuss natürlich auch ein bisschen selber anleiten.:smile:

    "DocE.Brown" schrieb:
    Am Schluss steht der Genuss! Am Schluss, und ohne die tolle Arbeit der "Profis" hätte ich keinen Zugang in diese umwerfende WhiskyWelt gefunden! Whisky ist ein "weites Feld" und ohne Anleitung verirrt man sich schnell. Also nochmals Danke an alle, die Notes schreiben (können).
    So isses!

    Und danke für Deine netten Worte an die Foristen hier! :smile:

    Tobi1983 gefällt das
  • H.spekter User H.spekter Dabei seit: 08.06.2015Beiträge: 2,058Bewertungen: 30
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    Ja das ist wohl wahr, hab mir hier such schon Tipps und Infos geholt. Danke an euch alle, so macht der Genuss um einiges mehr Spaß

  • [Gelöschter Benutzer] Dabei seit: 23.11.2015Beiträge: 0Bewertungen: 5
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    Jetzt stecke ich auch in einer Analyse-Krise. nach meinem Urlaub schmeckt mir der Whisky zwar wieder, doch habe ich nur Bock auf die Standards...einfach nur mal einen Dram, ohne Analysequalen. Die komplexeren Whiskys bleiben erstmal im Schrank und zu.

    FT (nach neuer Zeitrechnung ab Sommer 2017) - beendet

    A,  BC,

    FT Glenallachie (aktiv)
    FT Scapa (aktiv)



    Mimimimi  Mimimimimimimi

  • [Gelöschter Benutzer] Dabei seit: 23.11.2015Beiträge: 0Bewertungen: 5
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    Jetzt stecke ich auch in einer Analyse-Krise. nach meinem Urlaub schmeckt mir der Whisky zwar wieder, doch habe ich nur Bock auf die Standards...einfach nur mal einen Dram, ohne Analysequalen. Die komplexeren Whiskys bleiben erstmal im Schrank und zu.

    FT (nach neuer Zeitrechnung ab Sommer 2017) - beendet

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