E150 im Selbsttest

«1
  • Savi
    Themenersteller
    User Savi
    Dabei seit: 08.01.2014Beiträge: 984Flaschensammlung:In meiner VitrineBewertungen: 195

    Es heißt ja immer, dass man E150 nicht schmecken könnte.
    In Wasser gelöst auf eine tiefgoldene Farbe gebracht, hatte das E-150d bei mir in der Tat dem Wasser keinen nennenswerten Geschmack bei gebracht. Dennoch war ich nicht wirklich überzeugt und anlässlich der Kanisterteilung von jens0815 hatte ich nun auch den Stoff da, den die Whiskyindustrie verwendet. Doch auch hier in Wasser gelöst bei o.g. Farbe noch keine deutlich spürbare Geschmacksveränderung.

    Aber in Wasser probiert lässt sich ja nur der Eigengeschmack von E150 vergleichen, ob es vorhandene Geschmacksnoten verändert, oder geschmacksverstärkend wirkt, darüber sagt dieser Test nichts aus.

    Daher habe ich das ganze nun mal mit dem White-Brook probiert, weil ich möglichst wenig störende Einflüsse durch die Geschmacksexplosionen und Aromenintensität gereiften Whiskys haben wollte.

    Und siehe da, in den New Make zaubert das E-150a eine leichte Karamellnote, wo zuvor nur eine nackte zuckrige Süße war.
    Eine Eigenschaft welche das E-150d nicht hat, dieses wirkt jedoch auf die krautige Würze verstärkend indem es diese spürbar herber macht.

    Mein vorläufiges Fazit lautet daher, dass E150 nicht ganz so neutral ist wie es von der Whisky und Lebensmittelindustrie gerne dargestellt wird.
    Aber auch wenn diese geschmacklichen Beeinträchtigungen so gering sind, dass sie in einem gereiften Whisky kaum auffallen dürften, finde ich aktuell die Behauptung Geschmacksneutral dennoch nicht als treffend und es sollte beim Einsatz im Whisky wohl eher von einem unauffälligen Zusatzstoff geredet werden.

    Kann vielleicht jemand meine Beobachtungen bestätigen oder ergänzen?

  • HolgerT. User HolgerT. Dabei seit: 29.07.2011Beiträge: 5,109Flaschensammlung:MedizinschrankBewertungen: 48
    , letzte Änderung 29. Mai 2016 um 13:05
    Optionen

    Den Test habe ich selbst zwar nicht gemacht, das Ergebnis verwundert mich aber nicht.
    Du hast damit meine Vermutung vielmehr bestätigt - Danke dafür!

    Blindverkostung öffnet die Augen...
  • FireRock User FireRock Dabei seit: 27.03.2015Beiträge: 5,922Bewertungen: 207
    Optionen

    Interessantes Ergebnis. Wieviel hast du einem Glas in etwas zugegeben?

  • Savi
    Themenersteller
    User Savi
    Dabei seit: 08.01.2014Beiträge: 984Flaschensammlung:In meiner VitrineBewertungen: 195
    Optionen
    "FireRock" schrieb:
    Interessantes Ergebnis. Wieviel hast du einem Glas in etwas zugegeben?

    Nun ich habe erst mal einen kleinen Schluck Wasser auf dunkler als Cola gefärbt, und damit dann den Whisky auf die dunkelgoldene Farbe gebracht, welche die meisten Whiskys aufweisen. Was das in Menge war kann ich nicht sagen, da mir schlicht einfach nur eine Whisky typische Farbgebung das Zielmaß war.

    Anmerkend an dieser Stelle vielleicht noch, dass auffällig bei der Menge war, dass ich von dem E-150a mehr zugeben musste um die gleiche Farbgebung zu erreichen.

    Oldie61 gefällt das
  • FireRock User FireRock Dabei seit: 27.03.2015Beiträge: 5,922Bewertungen: 207
    Optionen

    Bedeutet, dass man doch mehr als nur den ein oder anderen Tropfen pro glas zugeben muss um eine "Whiskytypische" Farbe zu erreichen. Dann müsste ja in so einer Flasche gar keine so unerhebliche Menge von dem Zeuch enthalten sein. Wieder ein Schluck weniger den man in die Flasche füllen muss. :mad:

  • Savi
    Themenersteller
    User Savi
    Dabei seit: 08.01.2014Beiträge: 984Flaschensammlung:In meiner VitrineBewertungen: 195
    , letzte Änderung 29. Mai 2016 um 14:23
    Optionen
    "FireRock" schrieb:
    Bedeutet, dass man doch mehr als nur den ein oder anderen Tropfen pro glas zugeben muss um eine "Whiskytypische" Farbe zu erreichen. Dann müsste ja in so einer Flasche gar keine so unerhebliche Menge von dem Zeuch enthalten sein. Wieder ein Schluck weniger den man in die Flasche füllen muss. :mad:


    Um es mal ungefähr auf einen Wert zu bringen, 1 Tropfen 150a aus einer Einwegpipette auf 2cl klare Flüssigkeit bringen bereits den dunkelgoldenen Ton typischer Single Malts zu Stande. 1 Tropfen 150d auf 2cl schafft bereits die Farbe eines kräftigen Bourbons.

    Wegen der schwierigen Dosierbarkeit bei kleinen Mengen Flüssigkeit und der klebrigen Konsistenz hatte ich das E150 zuvor so 1:10 bis 1:20 verdünnt.

    Hier wäre noch zu sagen, dass das Zeug echt klebrig ist und ein Tropfen durchaus 2-3x so groß sein dürfte wie ein Wassertropfen. Da man so kleine Mengen nicht messen kann ist hier eine genauere Mengenangabe nicht ohne weiteres möglich. Wenn man Literweise färbt, lassen sich die Mengenverhältnisse durchaus genauer beschreiben.

    Ich glaube in irgend einem Youtube Kanal den ich abonniert habe wurde das mal aufgezeigt, aber leider finde ich den auf die Schnelle nicht. Die Mengenverhältnisse dürften sich jedoch im oder unterhalb des einstelligen Promillebereichs wieder finden.

    Oldie61Albaron2 gefällt das
  • HerrRossi User HerrRossi Dabei seit: 28.08.2013Beiträge: 1,371Bewertungen: 0
    Optionen

    Zwei Anmerkungen dazu:

    1. die Menge an Farbstoff erscheint mir viel zu sein
    2. die Farbe hat einen Einfluss auf das Gehirn. Nach dem Motto: sieht aus wie Karamell - schmeckt wie Karamell. Nicht unterschätzen! Mach mal ein Dinner in the dark. Da zweifelst du an dir selbst.

    Oder wissenschaftlich nachgewiesen: Kaffee schmeckt in orangefarbenen Tassen am besten!

    Das Glück hab ich übrigens gefunden: MoS Diamond Glengoyne 40y 1972
  • HolgerT. User HolgerT. Dabei seit: 29.07.2011Beiträge: 5,109Flaschensammlung:MedizinschrankBewertungen: 48
    Optionen
    "HerrRossi" schrieb:
    Zwei Anmerkungen dazu:

    ...
    2. die Farbe hat einen Einfluss auf das Gehirn. Nach dem Motto: sieht aus wie Karamell - schmeckt wie Karamell...




    Stimmt zwar, aber dieser Effekt hätte sich beim Versuch mit Wasser ebenfalls einstellen müssen :wink:

    Blindverkostung öffnet die Augen...
    SaviAlbaron2 gefällt das
  • HerrRossi User HerrRossi Dabei seit: 28.08.2013Beiträge: 1,371Bewertungen: 0
    Optionen
    "HolgerT." schrieb:
    "HerrRossi" schrieb:
    Zwei Anmerkungen dazu:

    ...
    2. die Farbe hat einen Einfluss auf das Gehirn. Nach dem Motto: sieht aus wie Karamell - schmeckt wie Karamell...




    Stimmt zwar, aber dieser Effekt hätte sich beim Versuch mit Wasser ebenfalls einstellen müssen :wink:


    Nicht ganz. Da geschmacklos. Der Schnapps ist aber süß. Da ist der Weg zum Karamell ein kurzer!

    Das Glück hab ich übrigens gefunden: MoS Diamond Glengoyne 40y 1972
  • HolgerT. User HolgerT. Dabei seit: 29.07.2011Beiträge: 5,109Flaschensammlung:MedizinschrankBewertungen: 48
    Optionen

    Süsser New Make? - da habe ich bis dato wohl die Falschen probiert... :confused:

    Blindverkostung öffnet die Augen...
  • Quin User Quin Dabei seit: 25.05.2013Beiträge: 4,061Bewertungen: 0
    Optionen

    Habe auch an der Kanisterteilung teilgenommen und Versuche gemacht.

    Alles auf einen nicht zu dunklen Goldton gebracht:

    Eigengeruch/pur: Amoniak und verbrannter Zucker - deutlich! Riecht sehr stark und beißend.
    Wasser: schmeckt man raus. Amoniak & Zucker
    Cameronbridge Grain: schmeckt man raus. Amoniak & Zucker
    Stronachie 10: Man findet nicht direkt Amoniak/Zucker, aber der Whisky verändert sich. Ohne E150a hat der Stronachie einen sehr spritzigen und frischen Charakter. Das wird ihm durch das E150 genommen. Der Whisky ist dann einfach nicht mehr ganz so frisch, sondern kommt süßer/dumpfer rüber. Aus Apfelbaum-Blüte wird Apfel. So ungefähr könnte man es beschreiben.
    Tullibardine 500 Sherry: Ab hier war ich mir nicht sicher ob ich ob es mir nur einbilden wollte. Meine Eindrücke schwankten. Was ich wahrgenommen habe, war ein ähnlicher Effekt wie beim Stronachie. Der Sherry war erst eher fruchtig, später mit E150a eher süß. Auch hier hat sich das "sprizige/frische" verloren. Wie gesagt, hier stand es aber auf der Kippe.
    Laphroaig 10: Keinen Unterschied festgestellt.

    Anschließend aus Spaß noch 1,5l Wasser auf Colafarbe gebracht und probiert. Ich hätte fast geko**t.

    Mein Fazit: Bei einigen Whiskys bemerkt man es definitiv. Echte Sensoriker wären auch sicherlich noch weiter gekommen als ich. Bei Wasser & Grain bekommt man den Eigengeruch des E150a deutlich heraus. Bei leichten Ex-Bourbon Speysidern/Highlandern verlieren sich die frischen/spritzigen Noten. Bei Sherry und Rauch wird es schwer.

    Färbverhalten: Bereits mit wenigen Tropfen bekommt man einen Stroh bis hellen Goldton rein (Ardbeg10/Corry). Um es dann aber auf einen dunkleren Gold- oder Bernsteinton zu bekommen (~JuraNAS), braucht man relativ viel.

    Regt sich der Genießer zurecht auf?: Wasser kann mir egal sein, da ich kein gefärbtes Wasser trinke. Bei Grain ist es ähnlich. Zwar probiere ich hier ab und zu mal ein Sample, aber so richtig mein Fall ist es einfach nicht. Bei Single Malts oder generell Malt Whisky kommt es auf den Verkoster an. Da ich persönlich eigentlich eher süße Aromen mag als fruchtig/spritzig/frisch, sollte es mir prinzipiell sogar eher in die Karten spielen. Das ist aber alles der geschmackliche Teil.

    Das wirklich Schlimme an der Sache ist der Umstand, dass der Käufer aus meiner Sicht ganz bewusst getäuscht werden soll. Das Thema wurde aber schon zu genüge behandelt und daher belasse ich es bei diesem Satz. Umso schlimmer ist es aber, dass nicht nur getäuscht wird, sondern dass das E150a den Whisky verändert bzw. verändern kann. Das habe ich vor dem Versuch nicht erwartet. Deshalb hatte ich auch zu Beginn gar keinen Tulli 500 & Laphi dabei.

    Sollte meine Wahrnehmung beim Tullibardine Sherry jedoch richtig und nicht eingebildet gewesen sein, dann ist das Thema Färbung auch aus geschmacklicher Sicht von größerer Bedeutung. Dazu sagen muss man allerdings auch, dass Leute, die auf frische/spritzige Whiskys stehen, hier mal dringend einen Selbstversuch machen sollten. Vor allem wenn man auf blumige Highlander oder Whiskys mit nur schwachem Finish steht, kann einem hier sehr viel genommen werden.

    Zum Schluss möchte ich nochmal hervorheben, dass ich immer einen ungefärbten Whisky in einem zweiten Glas zum direkten Vergleich dabei hatte. Ebenfalls habe ich wie gesagt die Amoniaknoten - also das E150a selbst - ab dem Stronachie nicht mehr wahrgenommen. Das bedeutet, dass ich OHNE ein Vergleichsglas KEINE Färbung hätte feststellen können! Der Whisky war einfach etwas "anders".

Anmelden oder Registrieren, um zu kommentieren.