Eichengeschmack - wie ist dieser definiert ?

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  • clanhermann
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    Dabei seit: 20.12.2015Beiträge: 84Flaschensammlung:Sammlung WhiskyFan69Bewertungen: 0

    Hallo Zusammen,

    in einigen Videos von Horst Lüning sagt dieser immer wieder, dass er Eichengeschmack vernimmt.

    Ich trinke zwar jetzt schon etwas länger Whisky, kann aber mit dem Begriff "Eichengeschmack" immer noch nicht so viel anfangen.

    Wie ist dieser Eichengeschmack eigentlich definiert?

    Ist es der nussige bzw. holzige Geschmack, den man manchmal wahrnimmt oder ist es die Bitterkeit, die auch manchmal vorhanden ist?

    Für Eure Antworten schon mal Danke.

    Andreas

  • H.spekter User H.spekter Dabei seit: 08.06.2015Beiträge: 2,058Bewertungen: 30
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    Für mich ist es dann eher das holzige. Beispielsweise der Glenfarclas 25. Oft mit Bitterkeit verbunden. Je nach dem ist Bitterkeit aber auch manchmal Schokolade, Kaffee oder Espresso. Das nimmt jeder für sich selber

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  • Wizz User Wizz Dabei seit: 19.04.2016Beiträge: 537Bewertungen: 32
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    Auch ich hab mich da am Anfang schwer getan.
    Das erste Mal hab ich diesen Geschmack beim Glenlivet 18 so richtig wahrgenommen. Aber ich kann es auch nicht immer konkret definieren.

  • Didier User Didier Dabei seit: 06.05.2014Beiträge: 3,981Flaschensammlung:Meine LimonadenkisteBewertungen: 0
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    Ich würde empfehlen, einfach mal beim Schreiner an einem frisch aufgesägten Stück Eichenholz zu riechen. Dann wird Dir deutlich, was gemeint ist.
    Oder falls Du den Eichenfassduft aus Weinkellern kennst, oft genug irgendwie alt feucht muffig, so duften und schmecken manche Whiskies auch.

    Saloon Horse


    Alles wird gut "Tugend ist eine Eigenschaft, die nie so angesehen war wie das Geld." Samuel Langhorne Clemens (Mark Twain)

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  • CùBòcan User CùBòcan Dabei seit: 30.10.2015Beiträge: 803Bewertungen: 12
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    "Didier" schrieb:
    Oder falls Du den Eichenfassduft aus Weinkellern kennst, oft genug irgendwie alt feucht muffig, so duften und schmecken manche Whiskies auch.

    Oh, der Vergleich ist ja fast noch besser als "Schrankwand rustikal" :mrgreen:

    Ich habe anfangs auch eine Weile gebraucht, um wirklich bewusst und isoliert das Holz wahrnehmen zu können. Der Glenfiddich 14 Rich Oak wäre aktuell mein Tipp für einen Whisky, bei dem einem die Eiche ins Gesicht springt. Am besten würden sich jedoch solche mit wirklich langer Ex-Bourbonfass-Reifung eignen (hatte die Tage einen 43-Jährigen, bei dem die Eiche in etwa so dominant war wie der Rauch bei den Islays). Sofern verfügbar natürlich.

    Ein Aroma/Geschmack, mit dem ich überhaupt nichts anfangen kann, ist momentan noch Malz. Ich habe schon an drei verschiedenen Malz-Aromaproben gerochen (aus unterschiedlichen Nosing-Sets) mit dem Ergebnis, dass ich alle drei total unterschiedlich fand und keiner so wirklich etwas mit beispielsweise Malzbiergeschmack/geruch zu tun hatte (mein einziger kleiner Anhaltspunkt). Ergo habe ich auch noch nie dieses Aroma in irgendeinem Whisky wahrgenommen, oder es zumindest nicht als solches erkannt. Da ich aber zumindest zwei der drei Proben als ziemlich unangenehm empfand, kann ich wohl auch ganz gut darauf verzichten :lol:

    Aktuelle Flaschenteilung: SMWS 20-plus-year-old // Johnnie Walker Blue Label vs. Blue Label Ghost & Rare (Brora) // Tomatin Cuatro Series // Highland Park 30-year-old Old Label

    Meine Samples: Aus den Katakomben des CùBòcan

    Abgeschlossene FT: I // II // III // IV // V // VI // VII // VIII // IX // X // XI // XII // XIII // XIV // XV // XVI // XVII // XVIII // XIX // XX // XXI // XXII // XXIII // XXIV // XXV // XXVI // XXVII // XXVIII // XXIX // XXX // XXXI // XXXII

  • drmayhem User drmayhem Dabei seit: 26.09.2015Beiträge: 526Bewertungen: 9
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    "CùBòcan" schrieb:
    "Didier" schrieb:
    Oder falls Du den Eichenfassduft aus Weinkellern kennst, oft genug irgendwie alt feucht muffig, so duften und schmecken manche Whiskies auch.

    Oh, der Vergleich ist ja fast noch besser als "Schrankwand rustikal" :mrgreen:

    Ich habe anfangs auch eine Weile gebraucht, um wirklich bewusst und isoliert das Holz wahrnehmen zu können. Der Glenfiddich 14 Rich Oak wäre aktuell mein Tipp für einen Whisky, bei dem einem die Eiche ins Gesicht springt. Am besten würden sich jedoch solche mit wirklich langer Ex-Bourbonfass-Reifung eignen (hatte die Tage einen 43-Jährigen, bei dem die Eiche in etwa so dominant war wie der Rauch bei den Islays). Sofern verfügbar natürlich.

    Ein Aroma/Geschmack, mit dem ich überhaupt nichts anfangen kann, ist momentan noch Malz. Ich habe schon an drei verschiedenen Malz-Aromaproben gerochen (aus unterschiedlichen Nosing-Sets) mit dem Ergebnis, dass ich alle drei total unterschiedlich fand und keiner so wirklich etwas mit beispielsweise Malzbiergeschmack/geruch zu tun hatte (mein einziger kleiner Anhaltspunkt). Ergo habe ich auch noch nie dieses Aroma in irgendeinem Whisky wahrgenommen, oder es zumindest nicht als solches erkannt. Da ich aber zumindest zwei der drei Proben als ziemlich unangenehm empfand, kann ich wohl auch ganz gut darauf verzichten :lol:


    Malz ist ja letztlich nichts anderes als leicht süßliches Getreide, durch die Umsetzung von der im Korn enthaltenen Stärke zu Zucker. Ich hab mal in irgendeiner Verkostungsnotiz "Weetabix" gelesen und das trifft es für mich ganz gut und den Geruch finde ich zum Beispiel öfter mal in jungen Whiskys. Das klassische Weetabix ohne Schokolade usw. ist bei uns allerdings nicht allzu bekannt. Ist eher so eine englische Geschichte.

  • [Gelöschter Benutzer] Dabei seit: 18.03.2016Beiträge: 0Bewertungen: 15
    , letzte Änderung 29. September 2016 um 16:39
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    "clanhermann" schrieb:
    Hallo Zusammen,

    in einigen Videos von Horst Lüning sagt dieser immer wieder, dass er Eichengeschmack vernimmt.

    Ich trinke zwar jetzt schon etwas länger Whisky, kann aber mit dem Begriff "Eichengeschmack" immer noch nicht so viel anfangen.

    Wie ist dieser Eichengeschmack eigentlich definiert?

    Ist es der nussige bzw. holzige Geschmack, den man manchmal wahrnimmt oder ist es die Bitterkeit, die auch manchmal vorhanden ist?

    Für Eure Antworten schon mal Danke.

    Andreas


    Der potentielle Eichengeschmack eines Whisky liegt an der Lagerung / hängt von der Dauer der Lagerung in Eichenfässern ab. Beim Eichengeschmack handelt es sich um "Gerbstoffe" oder "Tannine" (von franz. "tanin" = Gerbstoff), die aus dem Eichenholz stammen, früher tatsächlich zum Gerben von Tierhäuten verwendet wurden und als Aroma nicht im Rohwhisky vorhanden sein können. Die Gerbstoffe oder Tannine schmecken vereinfacht gesagt bitter, bilden aber mit den verschiedenen Geschmacks-Esthern die Basis / den "Grundton", die "Schwere" des Whisky.
    Jetzt kommt man eher nicht auf die Idee, in ein Eichenbrett (frisch = pfui; abgelagert = aua!) zu beißen oder daran zu lutschen (auch nicht an Kirchenbänken oder Möbelpolitur) - ich vergleiche den "Eichengeschmack" gerne mit dem Geschmack von Schwarztee (20-30 Minuten Ziehzeit, kalt), mit dem Aroma von zerbissenen Weintraubenkernen oder mit dem Geschmack / Wirkung von Schlehen (Früchte des Schwarzdorns):
    a) bitter + b) der Mund "trocknet aus" = die Mundschleimhäute ziehen sich zusammen

    wenn der Whisky einfach nur nach zerbissenen Aspirin = "medizinisch-bitter" schmeckt: für mich persönlich ein "no go" - deshalb mache ich um einige Glenfiddich einen großen Bogen, genauso um Cardhu 12y oder um den 5 Dram des Knockando 21y (1-4 = OK) :mrgreen:

    wie gesagt: die Kombination aus Tanninen und Esthern bilden (u.a.) den Geschmack und die Tiefe der Whisky. Die amerikanische Weißeiche (quercus alba) weist einen geringeren Gehalt an Gerbstoffen auf, als europäische Eiche (quercus robur) - hier z.B. Limousin-Eiche, die Eichen der Dordogne oder die gute deutsche Sarg-Eiche! Deshalb können Whiskys in Fässern aus q.a.-Eiche bei gleichem Bitter-Gehalt auch länger reifen als Whiskys in Fässern aus q.r.-Eiche und erreichen hiermit eine bessere subtraktive Reifung.

    so ... genug kluggeschissen ... :redface:

    DOC

    EDITH:
    RÄUSPER :redface:
    Amerikanische Weiß-Eiche = quercus alba
    Europäische oder Stieleiche oder Deutsche Eiche = quercus robur

    habe die richtigen, botanischen Begriffe korrigiert :redface::redface:

    mit freundlichen Grüßen

  • Didier User Didier Dabei seit: 06.05.2014Beiträge: 3,981Flaschensammlung:Meine LimonadenkisteBewertungen: 0
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    Schönes Häufchen, Doc ...

    Saloon Horse


    Alles wird gut "Tugend ist eine Eigenschaft, die nie so angesehen war wie das Geld." Samuel Langhorne Clemens (Mark Twain)

  • Waschbär User Waschbär Dabei seit: 01.05.2014Beiträge: 33,630Bewertungen: 5
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    "DocE.Brown" schrieb:
    (...)
    wenn der Whisky einfach nur nach zerbissenen Aspirin = "medizinisch-bitter" schmeckt: für mich persönlich ein "no go" - deshalb mache ich um einige Glenfiddich einen großen Bogen, genauso um Cardhu 12y oder um den 5 Dram des Knockando 21y (1-4 = OK) :mrgreen:
    (...)

    Ich find eure Erfahrungen immer wieder toll! Ich bin jetzt Mitte 40 und hab noch nie ein Aspirin zerbissen. :smile:

    Celticothorion2 gefällt das
  • [Gelöschter Benutzer] Dabei seit: 18.03.2016Beiträge: 0Bewertungen: 15
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    und ... noch ein Häufchen:
    (hab' ich gerade irgendwo gelesen ...)

    Tannine verursachen ein Mundgefühl, das man auch "adstringent" nennt: +/- stumpf, pelzig, trocken, von: adstringere (lat.) = +/- "zusammenziehen". Effekt des Tannins: Es wirkt eiweißbindend und -ausfällend und reagiert mit den Schleimhäuten im Mund.

    dunkle Schokolade, Kaffee, "schwere" Rotweine (z.B. einige franz. Bordeaux oder ital. Chianti)
    aber auch Weißwein, der im Barrique-Fass ausgebaut wurde (brrrrr)

    zum Thema Malz:
    Maltose ist "Malzzucker" (u.a. in Gersten- aber auch Kartoffelkeimen enthalten) und schmeckt in Reinform ... einfach nur süß ... :redface:
    der Geschmack und der Geruch, den wir als Malz-Süße bezeichnen, entsteht offenbar beim Trocknen des Gersten-Malz und hängt weiterhin mit einer partiellen "Verkohlung" der Maltose zusammen, die wir auch als karamellartigen, sirupartigen, melasseartigen, schweren und (meist) angenehmen Geruch (sofern man nicht neben einer Zuckerfabrik wohnt) von Malz-Bonbons (z.B. Bay.Malz) kennen - aber auch aus dem berühmt-berüchtigten Kaffee-Sorogat-Extrakt "Kinder-Kaffee" oder dem allseits beliebten "Kathreiner-Malzkaffee" (= Muckefuck), der in der Nachkriegszeit (2.WK) in Deutschland von den Muttis besonders "geschätzt" wurde und heute noch von manchen koffeinphoben "Ökos" gebraut wird! Gepaart mit dem Geruch nach Getreide (= Pasta, Nudeln, Kohlenhydraten = lecker = satt) verbinden die meisten von uns mit "Malz" eher angenehme Erinnerungen.

    Prosit

    DOC

    mit freundlichen Grüßen

    GloinGlenHardy2 gefällt das
  • [Gelöschter Benutzer] Dabei seit: 18.03.2016Beiträge: 0Bewertungen: 15
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    "Waschbär" schrieb:
    "DocE.Brown" schrieb:
    (...)
    wenn der Whisky einfach nur nach zerbissenen Aspirin = "medizinisch-bitter" schmeckt: für mich persönlich ein "no go" - deshalb mache ich um einige Glenfiddich einen großen Bogen, genauso um Cardhu 12y oder um den 5 Dram des Knockando 21y (1-4 = OK) :mrgreen:
    (...)

    Ich find eure Erfahrungen immer wieder toll! Ich bin jetzt Mitte 40 und hab noch nie ein Aspirin zerbissen. :smile:


    :eek: noch nie Kopfschmerzen gehabt und die blöde Tablette mit 'nem Schluck Wasser nicht gleich beim ersten Mal hinunter bekommen, so dass sie auf der Zunge klebt und zergeht und ihr "Aroma" freisetzt und du voller Panik (der Helm brennt und passt durch keine Tür) das Zeug kaust und schluckst? nicht, nee, nie?:cry: na, dann warte noch mal 5 Jahre, dann bist Du Ende 40 ... :mrgreen:

    euer DOC

    mit freundlichen Grüßen

    ASWhiskyWaschbär2 gefällt das
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