Whisky aus dem Rotweinglas -- und andere Experimente ...

DocF

StyrianSpirit726 schrieb:

Conclusio: Ich werde solche Zehner-Glas-Vergleiche jetzt mit jedem Whisky machen, den ich bisher getestet habe. 

Kurz hattest Du mich Bei der Mühe die Du Dir sonst bei deinen Glasvergleichen gibst aber nicht völlig abwegig  

Ich bin ehrlich gesagt erstaunt, dass Du so große Unterschiede in Mund und Abgang feststellen konntest. Erklären kann ich mir das nur durch ein unterschiedliches "Auftreffen" auf der Zunge. Wenn man es also schafft sich aus einem Tumbler nicht direkt den halben Dram an den Gaumen zu kippen oder direkt mit einer guten Portion Alkohol die Zunge zu betäuben (nicht böse gemeint - halte ich echt für schwierig, da die Gläser nicht dafür gemacht sind) sollte hier der Unterschied nicht allzu groß sein.

Deinem Fazit möchte ich mich aber anschließen. Aus Weingläsern trinke ich meinen Whisky nicht, aber die größeren Schott-Zwiesel-Gläser gefallen mir bei intensiven Whiskies auch besser als die Glencairn, wenn der Whisky Zeit zum Atmen hatte. 

Zum Verriechen taugen Tumbler natürlich überhaupt nicht, aber für einen Bourbon finde ich sie in Ordnung. Allerdings auch eher zum Wegsüffeln. 

[Gelöschter Benutzer]

DocF. schrieb:

[...]

Ich bin ehrlich gesagt erstaunt, dass Du so große Unterschiede in Mund und Abgang feststellen konntest. Erklären kann ich mir das nur durch ein unterschiedliches "Auftreffen" auf der Zunge. Wenn man es also schafft sich aus einem Tumbler nicht direkt den halben Dram an den Gaumen zu kippen oder direkt mit einer guten Portion Alkohol die Zunge zu betäuben (nicht böse gemeint - halte ich echt für schwierig, da die Gläser nicht dafür gemacht sind) sollte hier der Unterschied nicht allzu groß sein.

[...]

Ich bin auch immer wieder erstaunt über die praktischen Unterschiede, die es "theoretisch" so nicht geben sollte. Die Geschmacksunterschiede liegen offenbar nicht nur am unterschiedlichen Auftreffen auf der Zunge, es passiert auch im Glas selbst etwas mit dem Whisky. Dass der Malt aus den einfachen Weingläsern fast gar kein Aroma entwickelt und dann dermaßen scheußlich schmeckt (was nicht nur mir so ergangen ist), hätte ich auch nicht erwartet, und das kann nicht nur an der Zunge liegen

groensparv

Jetzt ist mir auch endlich klar, warum Du den Cognacschwenker als nicht adäquat empfindest - und ich schon. Meiner sieht eher aus wie ein gut geformtes Rotweinglas (so irgendwo zwischen Deinem Artner und dem Stölzle)! Und da geht dann schon einiges aromatechnisch.

[Gelöschter Benutzer]

@groensparv Jetzt versteh' ich Deine Erfahrung mit dem Cognacschwenker gleich viel besser! Deshalb ist ja das aufopferungsvolle Ausprobieren mit den eigenen Gläsern so wichtig

ALP_Flo

@StyrianSpirit726 Auch ich habe immer mit Freuden deine Rotwein-Nosing-Glas-Vergleiche gelesen, daher am Montag direkt in Pisa den 7er Macallan for Italy einfüllen lassen. Leider kann ich den Vergleich zum Nosingglas nicht anstellen, fand den 7er aber richtig gut, vor allem im Vergleich zu 12er FO oder Amber. 

[Gelöschter Benutzer]

Sehr schön schaut das aus

Und ich bin ein bissl neidisch, denn so einen siebenjährigen Macallan hätt' ich auch gern einmal im Rahmen eines Pisa-Tests im Rotweinglas gehabt!

ALP_Flo

@StyrianSpirit726 

Der Kellner, der meinte, dass es den 7er noch in jedem Supermarkt in Italien gibt, hat dankenswerterweise auch sehr großzügig eingeschenkt... 

ALP_Flo

Neben dem Pisa- bin ich dann direkt auch durch den Elchtest gefallen. 

[Gelöschter Benutzer]

@ALP_Flo Schaut gar nicht nach so viel Whisky aus. Sind sicher nicht mehr als 10cl

[Gelöschter Benutzer]

Alt und jung zugleich: Der etwas andere Single Malt ...

Tomatin 1988 25y – Batch 2, 46%, Bourbon Casks & Port Pipes (WID:70745)

Nase: Eine ganz feine hell-fruchtige Nase kommt einem entgegen. Trauben, Vanille, Backaromen, ein frisch geöffnetes (Erdbeer)Marmeladeglas.

Aus dem Rotweinglas: Nun sind die Trauben reifer und süßer, die Vanille ist sofort präsent, grundiert vom eleganten Portweinaroma und eine ganz leichte und frische Minzbrise weht über die Szenerie.

Geschmack: Rund und ölig kommt dieser Malt in den Mundraum. Die Portweinnote meldet sich zart aus dem Hintergrund. Der Alkohol ist bestens eingebunden, unmerklich und sanft prickelnd entfaltet er seine Kraft, alles an der richtigen Stelle. Sehr elegant.

Aus dem Bordeauxglas: Sofort ist dieses schöne Prickeln präsent. Die Fruchtnoten der süßen Trauben liefern sich ein spannendes Match mit den eleganten Portaromen, die Vanille beobachtet die Szenerie diesmal aus weiterer Entfernung. Schlussendlich ergänzt die Eiche die minzfrische Inszenierung.

Abgang: Mittellang bis lang. Im Ausklang melden sich auch Eichennoten, der Portwein ist kräftiger zu spüren, unterlegt weiterhin von den Trauben-, Beeren und Vanillearomen.

Aus dem Rotweinglas: Der Abgang ist nun intensiver. Schön aufgefächert werden nochmal alle Aromen präsentiert. Diesmal zeigt der Malt sein Alter deutlicher als aus dem Nosingglas.

Fazit: Eine sehr gelungene, volle Mischung. Einerseits wirkt er sehr jung, dann doch wieder, je länger im Nosingglas, alt und reif. Aber immer frisch, frisch, frisch. Extremst süffig. Wird immer besser im Glas. 92 von 100 Punkten.

Aus dem Bordeaux-Glas sind die Aromen wieder einmal intensiver und besser aufgefächert, die Portaromen sind nie aufdringlich und ergeben eine wunderbare Ergänzung zu Trauben und Vanille; im Abgang wirkt der Tomatin dann auch reifer. Für mich eine Steigerung auf 93.5 Genusspunkte. Ein schöner Malt, der wirklich anders ist.