Glenfarclas - Auswirkung der Dauer der Fassreifung auf die Abfüllung

  • Bruno59
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    Dabei seit: 15.06.2013Beiträge: 1,643Bewertungen: 0
    , letzte Änderung 24. März 2017 um 23:12

    Hallo Zusammen,

    wie versprochen hier die Ergebnisse meiner Tests.


    Testkandiaten: GF Standardabfüllungen 15, 18, 21, 25, 30, 40

    Herausforderungen: Vergleichbarkeit der Testkandidaten unter gleichzeitiger "relativer Objektivität" der Geschmacksnerven 

    Einschränkungen: Artikel wegen der Länge nur für Whisky-Nerds empfehlenswert 

    Kalibrierung: mein Lieblingswhisky ist der Glendronach 15 Revival

    Bemerkung: ich habe den Test wie folgt gestaltet

    - Tag 1: Identifikation Farbe und Durchführung Nosing

    - Tag 2 (Geschmack und Abgang, Validierung Nosing): hier hat sich ein arbeitsfreier Tag angeboten. Ich nenne es wissenschafticher Praxistest, meine Frau sagte beim Nachhausekommen "Is hier Happy Hour oder was?".


    GF15: 46%: der Süsse

    Farbe: bernstein

    Nosing: leicht, zarte Sherryaromen (geringste im Vergleich), Sägespähne, Kinderschokolade, Gebäck

    Geschmack: extreme Süsse (alles überlagernd), Honig, prickelnd, weich, zarte Eiche

    Abgang: mittellanger Abgang, Eiche, extreme Süsse schwächt sich schnell ab, weich.

    Fazit: grösste Überraschung, zurückhaltendes Nosing, dann wahnsinnige Süsse durch die 46%


    GF18: 43%: der Blender

    Farbe: bernstein

    Nosing: deutlich Getreide, Honig, Sherry, Zitrusfrucht

    Geschmack: Eichenholz, Honig, Äpfel, im ausgewogenen Verhältnis

    Abgang: langer Abgang, Honig, zarte Bitterkeit der Eiche

    Fazit: von allen Abfüllungen wirkt er am ausgewogensten, fast als hätte man versucht Mr Glenfarclas zu komponieren.


    GF21: 43%: der Dezente

    Farbe: Marone

    Nosing: deutlich Getreide, Eiche, Süsse(kann mich nicht festlegen, ob Sherry oder Honig, weniger prägnant als der GF18, Zitrusfrucht

    Gesckmack: Süss, Honig, Eichenaroma, schwer, zarte Würzigkeit

    Abgang: langer Abgang, helle Schokolade, am Ende leichte Bitterkeit 

    Fazit: längere Reifung gegenüber GF15 bzw. GF18 bringt keinen spürbaren Mehrwert, eher im Gegenteil


    GF25: 43%: der Komplexe

    Farbe: dunkles Kupfer

    Nosing: deutliches Eichenaroma (ein echter Sprung in der Holzlastigkeit gegenüber den jüngeren Brüdern), Sherrysüsse, abgestandener Kaffee, deutlich würzig

    Geschmack: starke Eiche wiederholt sich, Honig, weich, ganz zart Schwefel (kann es aber nicht genau sagen, sehr komplex

    ist das feinty?)

    Abgang: langer Abgang, Honig, sehr vielschichtig, Eiche immer noch deutlich schmeckbar

    Fazit: beim GF25 würde ich die Grenze ziehen, ab wo das Fass merklich die Obergand gewinnt


    GF30 alte Abfüllung aus 2015, 43%, der Butterweiche

    Farbe: rot-gelb

    Nosing: Getreide, Eiche, käsig, buttrig, florale Aromen

    Geschmack: schwer, Eiche, Honig, prickelnd, Käsigkeit

    Abgang: langer Abgang, Buttrigkeit lässt mich alle anderen Aromen ignorieren

    Fazit: puh, der dürfte keinen Tag länger im Fass  bleiben, evtl. auf dem Weg zum GF40 auf der Strecke geblieben


    GF40, 46%, der perfekte Oldie

    Farbe: gelbbraun (unterscheidet sich deutlich  von den anderen Testkandidaten)

    Nosing: süsse Eiche, süsse Kräuterbonbons, Rosinen, alle Aromen sehr intensiv und klar identifizierbar

    Geschmack: Waldhonig, sehr schwere süsse Eichenfracht, prickelnd, süsse Würzigkeit, zartbittere Schokolade am Ende (Wahnsinn, wie ich ihn in Erinnerung hatte (1er Benotung in meiner Tastingtabelle vor ein paar Jahren)

    Abgang: langer Abgang, schwere, aber genussvolle Eichenaromen, die Kräuterbonbons bleiben, man will den Geschmack nicht mehr missen.

    Fazit: perfekte Verbindung von Honigsüsse und jahrzehntelanger Lagerung, welche würzig aber nie wirklich bitter wird. Gegenüber dem GF30 Welten entfernt. Ganz grosse Kunst und immer noch das Beste, was ich an wirklich alter Abfüllung kenne.


    FAZIT: Die 3% mehr beim  GF15 und GF40 sind eine deutliche Bereicherung. Die wenigsten Fässer schaffen es 4 Jahrzehnte lang, nach 30 Jahren wird die Luft wohl bereits eng. Optimale Fässer bringen aber auch nach 40 Jahren noch Spitzenwhiskys zur Welt. Mit dem Alter werden die Abfüllungen schwerer, vollmundiger, aromaintensiver - aber nicht zwingend besser. Auf jeden Fall aber seltener.



  • Mel*84 User Mel*84 Dabei seit: 02.01.2014Beiträge: 7,928Bewertungen: 0
    , letzte Änderung 24. März 2017 um 18:13
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    @Bruno59


    Das war sehr interessant für mich, da ich natürlich auch eine Meinung hierzu habe.  :wink:


    Ich bin voll bei dir, wobei du allerdings u.U. ein schlechtes Batch des 21ers getastet hast, denn der ist bei mir merklich besser als der 15er oder 18er.


    Der 40er ist wahrlich eine Bombe, was ich auch schon mal zu Weihnachten 2016 geschrieben hatte.

    Wer clever ist und keine selbst auferlegte Preisgrenzen hat (es wird sicher nicht mehr preiswerter...) :exclaim:

    http://www.whisky.de/shop/Miniaturen/Schottland/Miniatur-Glenfarclas-40-Jahre.html?listtype=search&searchparam=Glenfarclas%2040&searchorigin=1&searchparam=Glenfarclas%2040

    Wenn ich ansonsten die 700ml Flasche auf 50ml. runter rechne (und dieses ohne Sample-Flasche) komme ich auf EURO 56,29 für 50ml.

    Dieses hatte ich auch bereits zu Weihnachten 2016 geschrieben und Trittbrettfahrer in ihren Blogs hinterher ebenfalls.....  :mrgreen:


    Ich möchte noch erwähnen, dass mir der 25er -nicht zuletzt vom PLV-  auch sehr gefällt und hoffe, dass es noch lange so bleibt! :rolleyes: 


    Allen ein schönes Wochenende und noch viel Freude an den ganzen tollen Glenfarclas-Abfüllungen!


    Bruno59 gefällt das
  • Bruno59
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    Dabei seit: 15.06.2013Beiträge: 1,643Bewertungen: 0
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    Mel*84 schrieb:

    @Bruno59


    Das war sehr interessant für mich, da ich natürlich auch eine Meinung hierzu habe.  :wink:


    Ich bin voll bei dir, wobei du allerdings u.U. ein schlechtes Batch des 21ers getastet hast, denn der ist bei mir merklich besser als der 15er oder 18er.


    Der 40er ist wahrlich eine Bombe, was ich auch schon mal zu Weihnachten 2016 geschrieben hatte.

    Wer clever ist und keine selbst auferlegte Preisgrenzen hat (es wird sicher nicht mehr preiswerter...) :exclaim:

    http://www.whisky.de/shop/Miniaturen/Schottland/Miniatur-Glenfarclas-40-Jahre.html?listtype=search&searchparam=Glenfarclas%2040&searchorigin=1&searchparam=Glenfarclas%2040

    Wenn ich ansonsten die 700ml Flasche auf 50ml. runter rechne (und dieses ohne Sample-Flasche) komme ich auf EURO 56,29 für 50ml.

    Dieses hatte ich auch bereits zu Weihnachten 2016 geschrieben und Trittbrettfahrer in ihren Blogs hinterher ebenfalls.....  :mrgreen:


    Ich möchte noch erwähnen, dass mir der 25er -nicht zuletzt vom PLV-  auch sehr gefällt und hoffe, dass es noch lange so bleibt! :rolleyes: 


    Allen ein schönes Wochenende und noch viel Freude an den ganzen tollen Glenfarclas-Abfüllungen!


    War denn der GF30 für Dich auch so ein Ausfall? Der hat die lange Reifung echt nicht gut überstanden. 
    Hast Du da Erfahrung?



  • Mel*84 User Mel*84 Dabei seit: 02.01.2014Beiträge: 7,928Bewertungen: 0
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    Bruno59 schrieb:


    Mel*84 schrieb:

    @Bruno59


    Das war sehr interessant für mich, da ich natürlich auch eine Meinung hierzu habe.  :wink:


    Ich bin voll bei dir, wobei du allerdings u.U. ein schlechtes Batch des 21ers getastet hast, denn der ist bei mir merklich besser als der 15er oder 18er.


    Der 40er ist wahrlich eine Bombe, was ich auch schon mal zu Weihnachten 2016 geschrieben hatte.

    Wer clever ist und keine selbst auferlegte Preisgrenzen hat (es wird sicher nicht mehr preiswerter...) :exclaim:

    http://www.whisky.de/shop/Miniaturen/Schottland/Miniatur-Glenfarclas-40-Jahre.html?listtype=search&searchparam=Glenfarclas%2040&searchorigin=1&searchparam=Glenfarclas%2040

    Wenn ich ansonsten die 700ml Flasche auf 50ml. runter rechne (und dieses ohne Sample-Flasche) komme ich auf EURO 56,29 für 50ml.

    Dieses hatte ich auch bereits zu Weihnachten 2016 geschrieben und Trittbrettfahrer in ihren Blogs hinterher ebenfalls.....  :mrgreen:


    Ich möchte noch erwähnen, dass mir der 25er -nicht zuletzt vom PLV-  auch sehr gefällt und hoffe, dass es noch lange so bleibt! :rolleyes: 


    Allen ein schönes Wochenende und noch viel Freude an den ganzen tollen Glenfarclas-Abfüllungen!


    War denn der GF30 für Dich auch so ein Ausfall? Der hat die lange Reifung echt nicht gut überstanden. 
    Hast Du da Erfahrung?



    Es fällt mir wirklich schwer, dieses zu beantworten....

    Ich hatte bisher zwei 30er im Glas und es waren unterschiedliche Batches. Ob dieses nun am Gaumen meinerseits lag oder ob es da tatsächliche Unterschiede gibt? :rolleyes:

    Ja, es wird sicher marginale Unterschiede geben, denn selbst beim tollen 25er, wurde immer mal wieder "gemeckert"..... :wink:


  • Mel*84 User Mel*84 Dabei seit: 02.01.2014Beiträge: 7,928Bewertungen: 0
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    Bruno59 schrieb:


    Mel*84 schrieb:

    @Bruno59


    Das war sehr interessant für mich, da ich natürlich auch eine Meinung hierzu habe.  :wink:


    Ich bin voll bei dir, wobei du allerdings u.U. ein schlechtes Batch des 21ers getastet hast, denn der ist bei mir merklich besser als der 15er oder 18er.


    Der 40er ist wahrlich eine Bombe, was ich auch schon mal zu Weihnachten 2016 geschrieben hatte.

    Wer clever ist und keine selbst auferlegte Preisgrenzen hat (es wird sicher nicht mehr preiswerter...) :exclaim:

    http://www.whisky.de/shop/Miniaturen/Schottland/Miniatur-Glenfarclas-40-Jahre.html?listtype=search&searchparam=Glenfarclas%2040&searchorigin=1&searchparam=Glenfarclas%2040

    Wenn ich ansonsten die 700ml Flasche auf 50ml. runter rechne (und dieses ohne Sample-Flasche) komme ich auf EURO 56,29 für 50ml.

    Dieses hatte ich auch bereits zu Weihnachten 2016 geschrieben und Trittbrettfahrer in ihren Blogs hinterher ebenfalls.....  :mrgreen:


    Ich möchte noch erwähnen, dass mir der 25er -nicht zuletzt vom PLV-  auch sehr gefällt und hoffe, dass es noch lange so bleibt! :rolleyes: 


    Allen ein schönes Wochenende und noch viel Freude an den ganzen tollen Glenfarclas-Abfüllungen!


    War denn der GF30 für Dich auch so ein Ausfall? Der hat die lange Reifung echt nicht gut überstanden. 
    Hast Du da Erfahrung?


    Sorry, ich habe deine eigentliche Frage übersehen...

    Nein, das war er nicht aber vielleicht hatten wir unterschiedliche Batches verkostet oder wie auch immer...:rolleyes:


  • dRambo User, Moderator dRambo Dabei seit: 23.09.2015Beiträge: 19,330Bewertungen: 3
    , letzte Änderung 24. März 2017 um 19:20
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    @Bruno59


    danke dafür :smile: für deine Mühe, gefällt mir sehr gut :wink:

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  • Oldie61 User Oldie61 Dabei seit: 28.01.2014Beiträge: 5,643Bewertungen: 1
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    @Bruno59

    wieder ein Opfer für die Wissenschaft, chapeau und danke!


    Von deinen Testkandidaten fehlen mir 21 und 40.

    In 2013 waren die Preisdifferenzen vom 21er zum 25er

    und vom 30er zum 40er nicht so gewaltig.

    Auch die Bewertungen gingen damals eindeutig zum 25er

    und erst recht zum 30er. Somit entschied ich mich gegen 21 und 40.

    Heute bereue ich es, zumindest was den 40er angeht!


    Glenfarclas ist mir eine sympathische Destille.

    Das Lable ist gleich, doch der Inhalt kann unterschiedlich sein.




    Oldie61
    Old School




    Bruno59Mel*842 gefällt das
  • Mel*84 User Mel*84 Dabei seit: 02.01.2014Beiträge: 7,928Bewertungen: 0
    , letzte Änderung 25. März 2017 um 12:15
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    Der neue 40er hat nur noch 43% aber die alte Abfüllung mit 46% (destilliert in den 60er-Jahren) ist noch erhältlich und anscheinend etwas begehrter.

    Mein Gott, was ist das für ein Preis geworden... :neutral:

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