Ein geglücktes Experiment im eigenen Fass

SmokeyRuhr

Habe mir jetzt lange genug Zeit gelassen mit dem Probieren der Finlaggans und der Nachreifung von @Kalendin - dem Kalendinlaggan. Wird Zeit für mein Ergebnis.

Ich habe an mehreren Tagen immer wieder getestet und mein Geschmack an den 3 Kandidaten hat sich entwickelt in der Zeit.

Die Frage ist: Lohnt sich der Aufwand für die persönliche Nachreifung? Lässt man das doch lieber die Jungs und Mädels der Brennerei machen, oder lässt man das Finish besser ganz weg?

Der Finlaggan CS hat mir mit der Zeit besser geschmeckt. Zu Beginn fand ich ihn flach und langweilig. Irgendwie Cheech und Chong (Viel Rauch um Nichts). Aber das änderte sich. Es kam dann doch ein klein wenig Süße zum Vorschein. Rauch kann er gut, aber mein Whisky wird er wohl nicht werden. Trotzdem nicht wirklich übel für den Preis und CS.

Der Finlaggan Port Finish hat mich auch zuerst enttäuscht. Riecht irgendwie künstlich und schmeckt auch so. Die Power des CS hat er nicht. Das Finish überzeugt mich auch nicht. Ganz ehrlich. Die Enttäuschung blieb auch bis zuletzt. Im Sample ist sogar noch 1 Dram übrig.

Der Kalendinlaggan überzeugt mit seiner Farbe. Ganz großes Kino. Weckt damit aber auch Erwartungen. Die konnte er nicht erfüllen. Die Farbe weckt die Erwartung auf Frucht, die konnte sich bei dem Rauch nicht durchsetzen. Optisch aber klarer Sieger.

Zu dem Zeitpunkt klarer Verlierer der Finlaggan Port Finish (blieb er auch). Der CS knapp vor der dem Kalendinlaggan. Der ganze Aufwand lohnt sich also nicht -

Echt nicht???

Ist ja nicht so meine bevorzugte Art, aber manchmal hilft es ein wenig. Wasser!

Der CS hat 58%, der Port 46% und der Kalendinlaggan auch etwa 58% (keine Ahnung ob da was fehlt oder nicht - er ist stark). 

Der CS gewinnt ein wenig, wenn ich ihn verdünnt habe, er wird ein wenig süßer und runder. Der Kalendinlaggan gewinnt jedoch eine Menge (im Aroma und im Geschmack). Der Rauch macht Platz, es kommt Frucht (im Aroma nur etwas - im Mund wesentlich mehr).

Verdünnt gewinnt der Kalendinlaggan das Rennen doch deutlich. Ob sich das jetzt wirklich lohnt? Ich kann es nicht beurteilen, da ich die ganze Arbeit nicht einschätzen kann. Aber es ist Hobby und macht Spaß, also zählt die Arbeit eh nicht. Optisch macht er eine Menge her. Geschmacklich ist mir der Ausgangswhisky doch noch zu dominant. Entweder der Rauch ist doch zu deutlich, oder die Zeit der Nachreifung zu kurz gewesen um den Rauch zu überdecken.

Als Experiment muss ich sagen: Tolle Sache. Experiment gelungen!  Einen Whisky wesentlich  besser gemacht. Aber da ist noch Luft nach oben. Vielleicht machst Du ja weiter. Beim nächsten wäre ich auf jeden Fall wieder dabei. Es hat viel Freude gemacht das so geschmacklich auseinander zu nehmen. Schade, der letzte Tropfen Kalendinlaggan ist jetzt getrunken. 

Vielen herzlichen Dank für die tolle Erfahrung, was man alles machen kann.

Kalendin

@SmokeyRuhr 

Vielen vielen Dank für dein ausführliches Feedback.

Ich hatte ja auch etwas mit Wasser experimentiert und hatte insbesondere bei der Nachreifung festgestellt, dass man die Frucht nur mit etwas Wasser befreien kann. Daher auch die Empfehlung weiter oben auf ca 48% bis 50% zu verdünnen.

Freue mich, dass du das ähnlich empfunden hast.

Leider bist du einer der ganz wenigen gewesen, die überhaupt eine Rückmeldung gegeben haben.

Daher freut es mich umso mehr.

Aktuell befindet sich seit Anfang Juli 2018 wieder ein Sherry im Fass, den ich aber sicher noch ein paar Monate im Fass lasse. Ob ich dann nochmal einen Whisky versuche auszubauen, weiß ich noch nicht.

Aber eigentlich habe ich immer noch großes Interesse und Freude daran

5 Liter sind dann natürlich wieder sehr viel für mich allein, so dass ich bei Interesse sicher wieder mindestens eine Flasche teilen werde.

anamelessghoul

Es hat lange gedauert... aber ich hab dich nicht vergessen @Kalendin!

Samplestau und so... 

Nachdem es gestern den Finlaggan CS gab nun heute Finlaggan Port Finish und natürlich den Kalendinlaggan 

Finlaggan Port Finish 46%

Erst mal Port-Fruchtigkeite. Rote Früchte, Orangen, Beeren. Dann kommt leicher Rauch. Beides irgendwie im Wechsel. Dadurch entsteht zum Teil ein vergoren, säuerlicher Eindruck.

Am Gaum nehm ich den Rauch stärker wahr. Aber auch eine gewisse Süße.

Beim Schlucken schwingt eine angenehme Würze mit. Zimt, Muskat, sowas.

Gedeckte Früchte und diese Würze bleiben im Abgang hängen, wenn auch nicht sonderlich lange.

Der ist auch nicht schlecht, aber da gibt's besser Rauch-Port Kombis. Würde hier den Finlaggan CS vorziehen. 

Nun zum Kalendinlaggan

Die Farbe ist in der Tat vielversprechend! 

Und ich finde dieses Versprechen hält er auch:

Intensive dunkelrote Früchte. Der Alkohol ist spürbar, aber stört nicht. Etwas Vanille. Zuckerglasur (aber nicht so süß). Rotes Fruchtgelee aber gleichzeitig auch würzig. 

Im Mund Früchtetee. Vielleicht Anklänge von dem Rauch. Gedeckte Frucht. Der höhere Alkoholgehalt ist deutlich spürbar. 

Leicht herb, brauner Zucker und geflemmte Himbeere bleiben zurück.

Mit Wasser werden tatsächlich die Früchte deutlicher. Ob ich mit Wasser lieber mag weiß ich noch nicht. Die ursprüngliche Intensität gefällt mir trotz des zum Teil deutlichen Alkohols, ganz gut.

Also der Kalendinlaggan hat deutlich an Intensität gewonnen. Ich find ihn interessanter und er kommt mir vielschichtiger vor - zumindest lohnt sich das Experimentieren mit Wasser wobei er noch andere Facetten offenbart. 

Interessanterweise hab ich im Gegensatz zu @SmokeyRuhr den Rauch so gut wie gar nicht mehr und von Anfang an intensive Fruchtnoten. 

Im Vergleich zu den anderen beiden ist für mich der Kalendinlaggan klarer Sieger. Der CS ist ein solider Raucher für den die Fassstärke spricht. Der Port Finish ist auch nicht schlecht, aber auch nicht viel mehr. 

Somit sehe auch ich dein Experiment als geglückt und bedanke mich für die Erfahrung! 

Mittlerweile liegt ja schon ein halbes Jahr lang Sherry in deinem Fässchen (falls er noch drin ist)  Wie siehts denn da aus? Weißt du schon ob du nochmal Whisky pimpen magst? Ich wär auf jeden Fall wieder interessiert und würde im Fall einer Teilung auch versprechen mich früher deinen Samples zu widmen 

Kalendin

@anamelessghoul 

Vielen Dank für dein Feedback.

Sehr schöne Notes und es freut mich natürlich zu hören, dass dir meine Nachreifung gut gefällt.

Bei meinen Fass überprüfe ich hin und wieder mal den Füllstand des Sherrys, ich habe vor etwa einem Monat einen guten halben Liter nachgefüllt.

Aktuell habe ich noch nichts konkretes geplant, aber da sich das Fässchen ja gerade schön auflädt und sicher noch ordentlich Power hat, wäre es eingentlich schade keine weitere Nachreifung zu machen.

Werde mir noch Gedanken machen müssen, welchen Whisky ich versuche auszubauen.

Bochumer85

@Kalendin von dem nächsten Versuch brauche ich auch wieder ne Probe.

Kalendin

Es geht hier weiter mit einer Nachreifung des Bunnahabhain 12.

Es ist möglicherweise gewagt einen so guten Whisky wie den Bunna 12 nachzureifen, aber ich bin eigentlich sehr zuversichtlich, dass die Nachreifung nicht in die Hose geht.

Und das Bessere ist ja bekanntlich des Guten Feind, also dachte ich mir warum nicht einen bereits wirklich runden und guten Whisky nehmen.

Heute sollte die Lieferung von 8 Flaschen Bunna 12 ankommen.

Der Sherry wird dann heute aus dem Fass abgelassen und die Bunna Nachreifung gestartet.

Kalendin

So heute morgen habe ich den Sherry aus dem Fass gelassen und heute Mittag, den Bunna 12 eingefüllt.

Jetzt heisst es wieder abwarten und auf Gutes Gelingen hoffen

Ich werde hin und wieder mal eine Probe ziehen und hier über die Veränderungen berichten.

[Gelöschter Benutzer]

@Kalendin Das Schaut ja schonmal gut aus. Ich bin kein großer Sherry-Fan, obwohl ich die Sherry gereiften Whiskys sehr schätze. Könntest du trotzdem ein Feedback geben, inwieweit sich der eingefüllte Sherry verändert hat (z.B. durch den vorigen rauchigen Whisky etc.). Das würde mich auch einmal interessieren.

anamelessghoul

@Kalendin rein interessehalber: wie ist den der Bottlecode bei den Bunnas? Sind die alle aus dem selben Batch? Und hast vorher mal probiert? 

Scheint ja erhebliche Schwankungen zu geben bein Bunnahabhain... vielleicht hat der die Nachreifung ja sogar nötig 

Kalendin

@Bücherwurm 

Habe vorhin beim Einfüllen des Bunnas den Sherry mal probiert.

Er hat durch die Vorbelegung in der Tat eine schwache aber deutlich wahrnehmbare Rauchnote.

In der Nase spürt man den Rauch kaum und er läßt sich nur erahnen. Im Mund dann hat der Sherry dann aber noch eine subtile Rauchnote und eine sehr angenehme Eichenwürze ohne Bitterkeit.

Bin jetzt allerdings auch nicht so der Sherry Fan und finde die leichte Rauchnote im Sherry eher störend.

Der Sherry dürfte aber so gut wie alles an Rauch aus dem Fass aufgenommen haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man da noch was im Bunna riechen/schmecken wird. Das werden dann wenn überhaupt auch sicher unter 1ppm sein.