Whiskychallenge – Ich möchte ein Spiel spielen...

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  • ERZ-Whisky User ERZ-Whisky Dabei seit: 23.12.2015Beiträge: 596Bewertungen: 46
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    Auch wenn heute schon der 4. Ist möchte ich noch ne kurze Geschichte zu Tag 3 schreiben:


    Vor nun schon fast 3 Jahren als meine Kumpels und ich nur das Whiskyregal der örtlichen Supermärkte kannten und wir dachten das 50€ für eine Flasche schon sehr teuer sind (man waren wir jung und dumm :lol:), Näherte sich auch meine Ausbildung dem Ende.

    Auf die bestandenen Prüfungen und das Gesellenstück durfte es auch Mal eine ,,teuren,, Flaschen sein. Zu diesem Anlass gab es dann einen Highland Park Einar der für uns damals eine völlig neue Erfahrung war. Damals kannten wir nur normale Sherry oder Burbonfass Whiskys oder eben die richtigen Raucher wie Laphroaig, ein Zwischending kannten wir bis dahin noch nicht. Um so mehr hat uns dieser Highland Park vom Hocker gehauen, zarter Rauch und die tropischen Früchte und Gewürze.

    Schön daran zurück zu denken, aber auch unglaublich wie schnell die Zeit seitdem vergangenen ist.


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  • Gaspode User Gaspode Dabei seit: 08.02.2017Beiträge: 1,569Bewertungen: 2
    , letzte Änderung 4. März 2018 um 22:39
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    @ERZ-Whisky 50 Euronen sind natürlich immer noch viel Geld - nur unsere persönliche Schmerzgrenze hat sich derart verschoben, dass viele wahrscheinlich nur noch den Kopf schütteln würden (oder schlimmeres :mrgreen:). Was soll's, das Leben ist kurz, und andere hauen die Kohle eben für andere Dinge auf den Kopf...

    Im übrigen fand ich Dein Lob auf den HP Einar wirklich inspirieren - ich glaube, den sollte ich auch mal probieren.


    So, weiter geht es... heute allerdings etwas kürzer.


    4) A Sherry Matured Single Malt Whisky


    Mein erster Reflex war hier einen meiner geschätzten Standards aus meiner Lieblingsbrennerei anzuführen. Allerdings habe ich mich dagegen entschieden, denn das Thema Lieblingswhisky kommt ja auch noch.


    Und so möchte ich hier einen anderen, leider inzwischen selten und teuer gewordenen Standard benennen, den ich ebenfalls sehr schätze. :horst: hat ihn einmal als einen der fünf "Must have tasted" Whiskys genannt, also die Whiskys, die man einmal probiert haben sollte, um eine Vorstellung von der Vielfalt schottischer Single Malt Whiskys zu erhalten.


    Ich meine den Macallan, 12yo Sherry Oak, mit 43%. Jaaa, da geht ein Aufraunen durch die Gemeinde, die einen bekommen Blutdruck, die anderen grinsen bestätigend - naja, und viele zucken wohl auch mit den Schultern :redface: Erstaunlich für mich waren aber schon die lebhaften Diskussionen in diesem Thread.  Was denke ich dazu: Ja, er ist heutzutage zu teuer. Ja, Macallan hat ein ziemliches Snob-Image. Ja, ist mir schnuppe :cool:


    Der 12jährige Sherry Oak ist immer dann für mich erste Wahl, wenn ich zwar schönen Sherry-Einfluss aber eben kein Sherry Monster im Glas haben möchte. Ich habe in den letzten Jahren sehr viele neue Whiskys und auch Brennereien kennengelernt. Mein Geschmack hat sich definitiv verändert und vielleicht sogar ein klein wenig verbessert. Ich habe inzwischen einige Favoriten, die ich nie von der Tischkante stoßen (Achtung: Wortspiel  :wink:) würde. Aber über die ganze Zeit ist eben dieser Mac immer in meiner engeren Wahl geblieben. Und genau deshalb habe ich mich entschieden, ihn heute hier zu nennen.


    Euch allen noch einen schönen Sonntag Abend!




  • ERZ-Whisky User ERZ-Whisky Dabei seit: 23.12.2015Beiträge: 596Bewertungen: 46
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    @Gaspode das ist richtig, aber ich sehe du hast verstanden wie ich das gemeint habe.

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  • ropueh
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    User ropueh
    Dabei seit: 19.10.2016Beiträge: 37Bewertungen: 0
    , letzte Änderung 4. März 2018 um 23:25
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    wow, es wird ja langsam... wirklich anregend eure Berichte... :smile:


    und @Gaspode, dein Beitrag gestern hat mich schon nochmal nachdenklich gemacht... grundsätzlich gebe ich dir da wirklich Recht. Ich rede mir immer noch ein, dass das verschweigen des Alters nicht der kurzen Reifung allein geschuldet ist, sondern dem Glauben, dass der Kunde dieses nicht ausreichend honoriert... aber wenn man sich das nicht vormacht, ist es wohl so, wie du es beschreibst. Und toll, nun muss ich mir den Project XX doch noch besorgen. Da war es nämlich bislang die Story von Glenfiddich, die mich überhaupt nicht gereizt hat.


    Nun aber zu heute, Tag 4:


    image


    Als ich angefangen habe, mich mit Whisky zu beschäftigen und festgestellt habe, dass ein großer Teil der Brennereien im Besitz multinationaler Luxusgutkonzerne ist, habe ich noch sehr viel mehr Wert darauf gelegt, Alternativen zu kaufen. Unaufgeregtes Marketing, viel Handarbeit, natürliche Produkte und Familienbesitz oder zumindest Private Teilhaberschaften von vor Ort. Das ist eine politische Präferenz, aber letztlich geht es auch um Vertrauen und Nachvollziehbarkeit. Ich fühle mich einfach wohler, wenn ich das Gefühl habe, ich kann da morgen hinfahren, anklopfen und habe noch echte Leute vor der Nase. Bei den großen Namen kann man da wohl die Ergebnisse an einer Hand abzählen. Ich kam auf Springbank und Glenfarclas. Das heißt nicht, dass man die beschriebenen Erlebnisse nicht auch bei anderen Destillerien mit ner großen Corp im Hintergrund haben kann, weil sich vor Ort vielleicht nicht so viel auswirkt. Aber ich finde es „old school“ dennoch authentischer.


    Und dass Authentizität nicht gleich Qualitätsverzicht heißen muss, dafür stehen wohl beide Marken. Für die heutige Challenge habe ich mich noch gefragt, wie die Gemeinde eigentlich „Sherry Matured“ definieren möchte. Vom New Make bis zur Flasche oder zählt dazu auch gefinisht? Ich gehe auf Nummer sicher und entscheide mich deshalb für Glenfarclas:


    Familienbetrieb, gutes Fassmanagement, Sherry Sherry Sherry, gute Preise, gute Besserung... ihr wisst das alles.


    Angefangen habe ich nach diversen H.L.-Videos mal mit dem 15-jährigen und habe mich, unerfahren, irgendwie schwer getan, da wirklich viel zu erschließen. War ein schöner Whisky aber, ich war wohl noch beeindruckt von den Rauchbomben, die mich überhaupt an Whisky rangeführt haben. Dann kam mal Weihnachten und mein „Stiefvater“ meinte es sehr gut mit mir und kaufte, in eigener völliger Ahnungslosigkeit den 21-jährigen. Treffer versenkt, würde ich sagen :smile:


    Ich muss nochmal einen direkten Vergleich mit dem 15er machen, aber gerade habe ich hier im Glas einen sehr schmeichelhaften, für das Alter wenig eichigen schönen Dram. In der Nase säuerliche Früchte wie Äpfel und Orangen, klare Sherry-Kante.. aber nicht zu aufdringlich und weniger ins Gesicht wie bsw. Glendronach.

  • ropueh
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    User ropueh
    Dabei seit: 19.10.2016Beiträge: 37Bewertungen: 0
    , letzte Änderung 6. März 2018 um 00:59
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    Tag 4) Your very favourite


    Heute wieder nur ein kurzer, obwohl eigentlich gerade diese Kategorie einiges an Ausführungen verdient und hergibt. Aber ich habe auch nur noch ein paar Minuten.


    Doch eigentlich ist es mir absolut unmöglich, den einen Liebling herauszupicken. Ich besitze keine Rariräten, die besonders herausgestellt werden müssen und ich habe auch nicht vor, dies zu ändern. Schöne Whiskies, die mir besonders gut gefallen, gibt es jedoch einige... es gibt so viele Kriterien... Ich hatte schon überlegt, ein Turnier zu veranstalten, um so den Gewinner zu küren - am Ende bleibt, dass vielen Unrecht getan wird.


    Also kurz und schmerzlos. Meine Hauptansprüche und -kriterien für sind: wohlschmeckend (mir natürlich) in jeder Stimmung, optisch ansprechend, ungefärbt/ungefiltert bevorzugt, coole Marke, wenig Hype-Firlefanz, Port- und PX-Finishes haben's bei mir immer leichter.


    *Trommelwirbel*


    Der Gewinner ist: Ardmore 12 Jahre, Port Wood Finish. Er erfüllt nicht alles, aber er schmeckt mir einfach so unglaublich gut. Außerdem sieht er gut aus, er ist bezahlbar er eignet sich auch für weniger rauchig-gesottene Mittrinker*innen als Türöffner.


    Um einen Funken Gerechtigkeit walten zu lassen, noch die anderen potenziellen Kandidaten: Springbank 15, Mackmyra Blomstertid, Arran 14, Arran Amarone Cask Finish, Tomatin 14, Longrow, Ardbeg An Oa, Lagavulin DE, Glenglassaugh PX Cask Finish und warum nicht auch ein Bourbon? Eagle Rare 10.

  • ropueh
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    User ropueh
    Dabei seit: 19.10.2016Beiträge: 37Bewertungen: 0
    , letzte Änderung 7. März 2018 um 00:58
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    Tag 5) A Port Wood Finish


    Puh... nach der harten Aufgabe gestern, ist die heutige ja ein Kinderspiel. An Port Wood Finishes, die mir gefallen und die es wert sind, mitgeteilt zu werden, fehlt es nicht. :smile:


    Der jüngste Mitbewohner dieser Art ist der Glendronach Peated Port Wood. Ich kam, gemessen am Nimbus Glendronachs, erst sehr spät dazu und habe bisher auch nur den 12-Jährigen Sherry-gereiften probiert. Dafür gibt es eigentlich keine Erklärung, da ein Großteil meiner Ansprüche absolut befriedigt wird.

    So verhält es sich auch beim PPW. Da gab es nicht viel zu überlegen. Rauch, Portwein und nur ein Klick zum Glück. Offensichtlich ging es vielen anderen ähnlich, sodass die Flasche zur Zeit teilweise schon vergriffen oder zumindest ein gutes Stück teurer ist, als für mich am Anfang. Mit ein bisschen Mühe habe ich mir noch eine zweite Flasche für nur ein paar Öre mehr gebunkert und kann nun beruhigt die erste Flasche leerschlürfen.


    Glendronach bleibt uns leider das Alter des Tropfens schuldig, die Fässer werden nur mit »Port Pipes« benannt. Ich würde daraus schlussfolgern, dass da auch wirklich Tawny Port drin war, aber wer weiß das schon. Dafür kriegen wir echte Farbe, keine Kühlfilterung, ergo 46%.


    Optisch, wie auch andere Port-Finishes eine Augenweide. Dunkel, kupfern <3. In der Nase zunächst Lagerfeuer-Rauch. Meiner Meinung nach etwas trockener und weniger schmeichelhaft als so mancher Islay-Whisky... aber nicht unangenehm. Denn sofort kommen pfeffrige rote Früchte hinzu und verpacken den Rauch. Was für ein Leckerchen... mit dem gestern vorgestellten Ardmore verglichen ist mir der Rauch etwas zu streng, aber dennoch ist er ganz weit vorne.


    Da kommt bei dem zaghaften Winterende hier schon Fernweh auf... Vorfreude auf ein paar Junitage in Portugal.


    Slàinte e saúde!

  • Gaspode User Gaspode Dabei seit: 08.02.2017Beiträge: 1,569Bewertungen: 2
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    @ropueh Ja, Glenfarclas ist eine wirklich gute Wahl. Die Brennerei gehört in der Tat auch zu meinen Favoriten. Ich hatte schon die Gelegenheit, bei Freunden den 25jährigen zu probieren. Der ist auch ein wahrlich leckerer Tropfen.


    Nun aber weiter mit der Challenge, auch wenn ich inzwischen echt im Verzug bin :redface:


    5) My Very Favorite


    Hier musste ich nicht lange überlegen, und diejenigen unter Euch, die an anderer Stelle schon  meine Beiträge zu Bestenlisten oder ähnlichem gelesen haben, ahnen es sicher schon... Wieder stelle ich hier einen Sherry-Whisky vor, ich hatte es in meinem letzten Beitrag ja bereits angekündigt.


    Nun aber ein Tropfen, der einen gänzlich anderen Charakter hat als der zuvor von mir vorgestellte Macallan 12yo. Nun sind wir im Reich der Sherry-Bomben angekommen!!!


    Der Whisky, den ich als "My Very Favorite" bezeichnen möchte, ist der Glendronach 21 yo Parliament! Ein wunderbarer, intensiver, komplexer und süffiger Sherry-Whisky, der in hervorragender Weise meinen Geschmack trifft.


    Erst kürzlich habe ich in diesem Beitrag eine Lobeshymne auf diesen wunderbaren Whisky angestimmt, den ich nun hier aus gegebenen Anlass nochmal zitieren möchte:


    Gaspode schrieb:

    Da ist er also dahin, der Favorit in meiner Whiskybar...


    Glendronach 21yo Parliament (2015/02/26)


    Was hat mich so begeistert?

    Die schweren Sherry-Aromen, voll von süßen, dunklen Früchten, Fruchtkompott, ja fast schon "Rumtopf" und dazu die schöne Würze aus den Eichenfässern. Seine Entwicklung im Glas, gerade im großen Rotweinglas, woraus ich ihn in letzter Zeit nur noch genossen habe.

    Der Geschmack, der diese Aromen aufgreift, mit edel-bitteren Schokoladen- und Gewürznoten anreichert und diese in einem langen, langen Abgang ausklingen lässt.


    Kurz gefasst: Alles! :razz:


    Mein Referenz-Whisky für die ü90-Klasse bei den Sherry-Bomben.


    Der steht auf jeden Fall wieder auf meiner Einkaufsliste!


    Dem habe ich nichts hinzuzufügen :razz:
  • Gaspode User Gaspode Dabei seit: 08.02.2017Beiträge: 1,569Bewertungen: 2
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    Da ich ja nun ohnehin schon deutlich aus der Kurve geflogen bin, möchte ich gleich den nächsten Beitrag anschließen:


    6) A Port Wood Finished Whisky

    So langsam wird das Eis nicht nur dünn, sondern sogar hauchdünn!


    Ich muss gestehen: Port-Wood Finishes habe ich bisher noch fast gar nicht im Glas gehabt. Einziger Whisky, den ich als Sample probiert habe, und der mir positiv in Erinnerung geblieben ist, war wieder ein Glendronach - der 18yo Tawny Port. Der hat mir zwar wirklich gut gefallen, aber ich möchte mir nicht anmaßen, auf Basis einer einzigen Abfüllung, die ich einmal probieren konnte, ein Urteil an dieser Stelle abzugeben.


    Ich gestehe es also hier und heute ein: Das besondere Geschmacksprofil von Whiskys aus Portwein-Fässern hat sich mir leider noch nicht erschlossen! Ich gelobe Besserung :rolleyes:

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  • ropueh
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    User ropueh
    Dabei seit: 19.10.2016Beiträge: 37Bewertungen: 0
    , letzte Änderung 8. März 2018 um 01:15
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    @Gaspode - hach... einer dieser fernen Wünsche, der Glendronach 21. Ich habe bisher ausschließlich Gutes gehört... wird wohl was dran sein, hehe. Ab heute geht jeden Tag ein Euro in die Sparbüchse.


    Ich bin furchtbar müde und spät dran. so müde, dass ich mich zu einem Schlagabtausch auf Facebook habe hinreißen lassen... dabei ist es doch so unbefriedigend und nutzlos... mimimi... naja, also nur kurz:


    Tag 7) A single-digit age statement


    Man ist so alt, wie man sich fühlt... und ein Whisky ist so alt, wie die Brenereien uns verraten. Ich hatte ja schon an anderer Stelle mit drüber sinniert, dass ich das Alter relativ egal finde, bzw bevorzuge, wenn man mich ernst nimmt und mir Transparenz über Fasswahl und Reifedauer bietet. Leider ist das schon längst nicht mehr üblich, im Gegenteil werden Age Statements mit steigender Nachfrage bei Neuerscheinungen immer seltener und dementsprechend teurer. Besonders absurd ist diese Verknappung bei japanischen Whiskies zu beobachten.

    Klar, ein junger Whisky hat gewisse Mängel gegenüber sattsam gereiften Tropfen. Man sagt, es gebe mehr Komplexität, zusätzliche Aromen, usw. usf. Jedoch ist mir zumindest kein Naturgesetz bekannt, dass vorschreiben würde, dass ein junger Whisky weniger mundet oder dass die zugeschriebene Rauhheit unbedingt schlecht sein muss.


    Der eingeschränkte Erfolg einer Suche nach minderjährigen Malts wird schnell offensichtlich...


    Kommen wir also auf den Punkt: Bowmore 9. Sherry und Rauch. Ungestümer als der 15er? Ja. Aber auch blasser. Die 40% sind meiner Meinung nach etwas zu schwach für große Geschmackserlebnisse. Aber für den Preis und mit dem Wissen um das Statement der 9 Jahre ein guter Whisky, der durchaus seine Daseinsberechtigung hätte. Noch zu haben, aber leider limitiert.








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  • ropueh
    Themenersteller
    User ropueh
    Dabei seit: 19.10.2016Beiträge: 37Bewertungen: 0
    , letzte Änderung 8. März 2018 um 19:32
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    Tag 8 - the very first


    Ok. Der allerallererste Whisk(e)y war bestimmt ein Tullamore Dew, der in dem Irish Pub versenkt wurde, der Schnaps an Minderjährige verkaufte. Der erste Whisky mit Verstand für die Materie und der mich bis hierher gebracht hat, war ein Ardbeg Ten. Aber für die allererste gekaufte Flasche muss ich ein bisschen zurück gehen und etwas persönlich werden.

    Alkohol existierte für mich vor allem in Form von billigem Bier und mit Cola gepanschtem Havana Club... keine besonders glückliche Beziehung. Kaum Wertschätzung beiderseits. Zum Abschluss meines Studiums dachte ich mir, es wäre doch fancy sich zu belohnen und sich Whisk(e)ytrinken anzugewöhnen. Ein merkwürdiger Entschluss, aber so war es nun mal.

    Also ab in den Supermarkt und das Billigste gegriffen, was etwas offizieller aussah als 6 Euro Bourbon (nicht dass ich etwas über den Unterschied gewusst hätte) und noch in meinem studentischen Budget lag.

    Das Ergebnis war ein junger Ire namens Kilbeggan mit zwei Gläsern. Wer kann da schon widerstehen? Was soll ich sagen... geschmeckt hat er mir überhaupt nicht. Ich habe mich schon bemüht, da irgendwas zu verkosten, aber eigentlich war das nur Alkohol für meinen ungeschulten Gaumen. Nun gut, der Plan war aber auch eine langsame Gewöhnung, ein rantasten an's Hobby. Dann passierte, was mich für immer beschäftigten wird und mich mal etwas ernstere Töne anschlagen lässt: meine Mutter bekam nach einer Monate dauernde Ärzte-Oddyssee die niederschmetternde Diagnose Rachenkrebs. Sie hatte nie geraucht und nur sehr selten mal ein Glas Alkohol... eher zu Anlässen, als im Alltag.

    Von da an war für mich Schluss. Alles, was ich dem Whiskey abgewinnen konnte, stand nun im Lichte all seiner schädlichen Eigenschaften. Die Ungerechtigkeit der Diagnose, das Wissen um die Folgen von Alkoholmissbrauch und auch der Wille, wieder etwas mehr Kontrolle und Gesundheit zu erlangen waren überzeugend genug, für einige Jahre keinen Tropfen anzurühren. Ich will die Geschichte hier gar nicht weiter ausweiten und vom Thema abweichen... sie prägt nur mein noch immer gespaltenes Verhältnis zum Thema Alkohol.

    Für mich sind es "nur" das Hand- und Kunstwerk der Produktion, die Leidenschaft dazu und natürlich auch das gediegene Drumherum, die den Reiz ausmachen. Alkohol und insbesondere Whisky haben viele Leben zerstört und Familien zerbrochen, was uns auch immer bewusst sein sollte. Wir sind priviligiert, auf Alkohol als reines Luxusgut zu blicken und ein Hobby daraus zu machen. Es ist der Luxus der Gesunden und der sozial Abgesicherten.

    Zum Kilbeggan kann ich nichts weiter sagen, er ist mir nicht im Gedächtnis geblieben, was wahrscheinlich vor allem den Umständen zuzuschreiben ist. Ich habe ihn Gästen angeboten, bis er endlich alle war.


    https://www.krebshilfe.de/spenden-aktiv-werden/spenden-service/jetzt-spenden/

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