Whisky 2020 - Von Preistreiberei und Parasiten

Dronach_Aficionado · 8. September 2020 um 11:51

In den letzten Wochen ist mir bei vielen interessanten neuen Releases folgendes sehr negativ aufgefallen:

Es gibt mittlerweile (neben den ganzen Hobbyflippern)zu viele Parasiten in unserem Hobby, die alle hochgradig an der Preistreiberei mit Schuld haben. Beispiel: WID 149948

Kaum war der weg, taucht er Minuten (!) später zum doppelten Preis (!) wieder bei einem der Parasiten auf. Halb so wild, niemand muss da kaufen denkt ihr?

Meanwhile @ Glengoyne, Praktikant zum Distillery Manager: "Schau mal, der 17er SC wird am Zweitmarkt jetzt zum doppelten Preis gehandelt." DM: "Da waren wir wohl immer noch zu billig, der nächste SC wird dann für 289 Pfund statt 189 angeboten."

Oder aber dieses vermehrt auftretende Geschäftsgebahren: Von als begehrt eingeschätzten Abfüllungen werden zunächst nur minimalste Mengen dem Markt zugeführt (Beispiele: Glengoyne 19 SC 1921, Glendronach Kingsman 29, vielleicht auch Ardbeg Traigh Bhan Batch 2). Dabei ist meist unklar wer hier den Hahn zudreht: Die Destille selbst? Die Zwischenhändler? Die Endhändler? Was dann jedenfalls passiert: FOMO! FOMO! Die ersten Flaschen landen bereits Stunden oder Tage später in Auktionen und werden für das zwei/dreifache des UVP verkauft. Die zurückgehaltenen Flaschen findet man dann plötzlich mit saftigsten Aufschlägen bei den Händlern wieder: (Beispiel Glengoyne SC 1921 WID 163326 plötzlich für 350 Pfund statt 199 bei einem großen UK Händler wenige Tage nach Release kurz nach Auslaufen der ersten Auktionen). Zweitrundeneffekte wie oben: Die Destillen sehen das und schrauben ihrerseits wieder an der Preisschraube beim nächsten Release. Win - Win! Solange der dumme Konsument brav mitspielt :rolleyes:

Wie seht ihr das? Gegenmaßnahmen? Kaufboykott? Es ist halt ärgerlich wenn man sich als Konsument und/oder Sammler auf eine Flasche freut und dann die oben beschriebenen gesteuerten Spielchen mit ansehen muss. Da vergeht einem dann jegliche Lust auf die Flasche.

Minnie McMouse · 8. September 2020 um 12:26

Leider hat sich der Markt so entwickelt wie Du es beschreibst.

Wenn ein Händler zum normalen Kurs verkauft um dann festzustellen, dass die Flaschen dann als "Notverkäufe" in Foren oder Auktionen zu höheren Kursen vermarktet werden, wird sich bei der nächsten Auflage überlegen, ob auch er nicht diesen Weg geht. Meist sind es nur wenige Flaschen, die ein "normaler" Händler bekommt. Die Großen Fische im Teich bekommen mehr und bunkern im Keller um dann, was für ein Zufall, nach einiger Zeit diese Palette zu "entdecken"...
Und der geneigte Konsument? Die ganz Schlauen fordern vom Händler, dass er die unverbindliche Preisempfehlung gefälligst einzuhalten hat. Offenbar ist ihnen die Bedeutung des Wortes unverbindlich hierbei nicht bekannt...

Was also tun?
Ein mir näher bekannter Händler verkauft die eine oder andere Flasche zum "Normalpreis" an Kunden die den Whisky auch trinken wollen indem er die Kapsel entfernt. Diese Flasche ist dann für den Zweitmarkt uninteressant, aber sie wird getrunken. Er erntet Lob von der trinkenden Gemeinde und wird beschimpft von einem Teil der Restgemeinde.

Waschbär · 8. September 2020 um 12:50

@Dronach_Aficionado

Ich boykottiere nicht. Ich kaufe einfach nichts mehr. Steht doch genug im Keller, im Kleiderschrank, im Schnapsregal, bei der Waschbärmama.

Wer noch nicht genug hat, der muss halt weiter kaufen. Aber auch nicht alles, immer und bei jedem.

Ich gönne inzwischen jedem Verkäufer seinen Gewinn (sofern ordentlich versteuert) und werde eines Tages Teile meiner Vorräte auch zum höchstmöglichen Preis an die größtmöglichen Idioten verscherbeln. Muss ja keiner Whisky kaufen. Muss auch keiner Whisky saufen.

Dome306 · 8. September 2020 um 13:04

@Dronach_Aficionado Amen, du sprichst mir aus der Seele! Gerade erst wieder mit dem 19er Ardbeg erlebt, das hätte hier eigentlich eine FT geben sollen, aber dann halt nicht. Den Zweitmarkt boykottiere ich bei solchen Flaschen übrigens rigoros.

Und ja wenn ich daran denke das es bei dem bald anstehenden Release der neuenFamilien Ferkel wieder genauso laufen wird vergehts mir auch...

Detto · 8. September 2020 um 13:18

Ich finde die Entwicklung auch katastrophal... aber bin da irgendwo auch beim Waschbären ...

so lange es der Käufer so mitmacht, ist es eben so. Ich kaufe mir jetzt noch ein paar Preis-Leistungs-Sieger und dann gucke ich mir das erstmal für ein paar Jahre an.

Habe noch 1 Glengoyne 21 und 2 Glenfarclas 25 im Zulauf und dann wars das erstmal.

Andere Maßnahmen fallen mir aktuell nicht ein, so lange zu jedem Preis ausverkauft wird, so lange es nur von der richtigen Destille ist. Problematisch ist dabei dann leider auch, dass wenn die Preise irgendwann wieder fallen, es sicher viele Plateaus geben wird, zu denen dann wieder ausverkauft wird, da der Preis ja "aus GANZ anderen Regionen kommt".... muss man halt nehmen wie es ist. :/

Hastur · 8. September 2020 um 14:37

Ach ja, als reiner Genießer, der zudem nicht unbedingt mit dem Mehrheitsgeschmack gesegnet ist und dem Hypes im Grunde egal sind, ist man da fein raus. Bekomme ich halt keine Flasche oder bekomme ich keine Flasche in erträglicher Nähe zur UVP, dreht die Welt sich weiter und ich finde woanders eine Flasche, die mich genau so reizt und glücklich macht. Am Ende werden sie doch alle aufgerissen und ihrer Bestimmung zugeführt. Und der Zweitmarkt und gewisse gerissene Preistrickser sehen mein geöffnetes Portmonee noch nichtmals mit dem Fernglas...

Naga_Sadow · 8. September 2020 um 15:08

Niemand wird zum Kauf gezwungen. Wenn jemand Flaschen zu höheren Preisen nicht kaufen will, ist das doch ok. Irgendwann kommen neue Abfüllungen. Locker bleiben reicht aus.

Dronach_Aficionado · 8. September 2020 um 15:12

Naga_Sadow schrieb:

Niemand wird zum Kauf gezwungen. Wenn jemand Flaschen zu höheren Preisen nicht kaufen will, ist das doch ok. Irgendwann kommen neue Abfüllungen. Locker bleiben reicht aus.

Du hast noch nie was gesammelt oder?

AlexM · 8. September 2020 um 15:27

Also, andere Menschen als 'Parasiten' zu bezeichnen, find ich schon ziemlich daneben.... Egal, ob sie was vor der Nase wegschnappen oder nit.... Bisschen in der Wortwahl vergriffen ? :rolleyes:

btw: wo isn da nu der unterschied zwischen flippern und parasiten?

Dronach_Aficionado · 8. September 2020 um 15:31

@AlexM Händler die Flaschen kurz nach Release bzw. "Sold out" mit 100% Aufpreis und mehr feilbieten, sind für mich Parasiten des Marktes. Kann man anders sehen, muss man aber nicht.

AlexM · 8. September 2020 um 15:39

Also quasi flipper nur nicht als privatperson sondern als händler.... :idea:

(Bei dieser Menschen=Parasiten Analogie denk ich immer an diesen Typen mit dem komischen schnäuzer, der 'parasiten' sterne an arm getacktert hat) Aber muss ja jeder selber sehen wie er das will ^^

BTT: Schlimm ist das. Zum glück passiert sowas nicht mit lebens!mitteln oder wasser... das wäre mal n eklat :evil: