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Am Grundwassersee 4 · 82402
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Vorbereitung
Inspiriert von Videos auf Youtube habe ich den Entschluss gefasst, Whisky durch Holzchips selbst zu reifen bzw. nachzureifen. Nach meiner Recherche im Netz und auch durch einige User hier im Forum unterstützt habe ich mir gedacht, ich versuche es einfach mal. Ziel hierbei ist es, erstmal mit kleinen Mengen zu experimentieren und dabei vielleicht auf pures Whisky-Gold zu stoßen. Aber soweit sind wir noch lange nicht. Hier erstmal die Zutaten, die ich für die Experimente besogt habe:
Wenn einer von euch wie ich auch bei absolut null anfängt (sowohl was das Wissen als auch was die Zutaten / Materialien angeht), dann kann er sich ja mal dieses Excel-Sheet zu Gemüte führen:
Tag 1
Da das Experiment bereits am Donnerstag angefangen hat kann ich euch heute schon von Tag 1 berichten. Ich habe dafür die oben erwähnten Zutaten bekommen. Zunächst einmal wollte ich die leicht getoasteten Eichenholzchips (französische und amerikanische Eiche) mit Portwein impfen. Dazu habe ich je eine Flasche Portwein (Offley Ruby Porto) und 250g leicht getoastete Chips in ein 1,7 Liter Einmachglas gekippt:
Das Ergebnis war vor allem eine Erkenntnis: Das ist entweder zu wenig Portwein oder ich habe zu viele Eichenholzchips benutzt:
Ich habe also gleich mal eine dritte Flasche Portwein geordert, die ich dann wenn sie eintrifft draufgeben kann.
Nach diesem ersten Rückschlag habe ich dann begonnen, die anderen beiden Holzarten (französische und amerikanische Eiche), die auf zwei Arten getoastet wurden (mittel und stark) mit den beiden Bränden (Finlaggan Cask Strength für die rauchige Variante und Irish Single Malt Moonshine für die nicht-rauchige Variante) in Einmachgläser zu füllen. Die zweite Erkenntnis des Abends war es, dass sich daraus 8 Kombinationen ergeben. Das Spühlen, etteketieren, abwiegen und befüllen hat dann einfach mal fast drei Stunden gedauert, aber trotzdem total viel Spass gemacht. Hier mal ein paar Bilder von dem ganzen:
Tag 2
Heute sind endlich weitere Zutaten eingetroffen. Das bedeutet, dass die übrigen Eichenholzchips ihr Dasein jetzt nicht mehr in einer schnöden Plastiktüte führen müssen, sondern in einem ordentlichen Glas liegen dürfen:
Weiterhin sind auch die Eichenholzchips aus den Oloroso-Fässern eingetroffen. Diese wurden erstmal sorgfältig in zwei 50 Gramm Einheiten getrennt. Eine der beiden habe ich dann einfach mal für eine Stunde bei 200°C Ober-Unter-Hitze getoastet:
Warum eine Stunde bei dieser Temperatur? Ich habe hier leider nicht allzu viele Infos gefunden, aber was so angedeutet wurde ist: Bei ca. 180°C kommt mehr Vanille, bei 220°C mehr "getoastet". Da ich beides sehr mag und man ja irgendwo anfangen muss habe ich die goldene Mitte gewählt.
Die andere Hälfte der Chips verbleibt ungetoastet. Wenn die getoastete Hälfte morgen früh abgekühlt ist werde ich warscheinlich vier weitere Einmachgläser ansetzen (um alle Kombinationen aus rauchig/nicht rauchig und getoastet/ungetoastet auszuprobieren). Morgen werde ich auch mal die ersten Bilder der Farbe des ersten "batches" machen. Besonders auf die Farbe des Rohbrandes bin ich gespannt.
Tag 3
Heute ist die nachgeorderte Flasche Portwein angekommen. Hier mal ein vorher:
Man sieht echt gut, wie durstig die französische Eiche war (rechts). Die war zu Beginn komplett bedeckt Das amerikanische Holz war da etwas genügsamer, ist aber auch bei weiterm nicht bedeckt. Das haben wir behoben:
Wie ihr seht hat das Glas rechts 100ml mehr abbekommen. Ich werde das ganze weiter beobachten und dann evtl. noch aus meiner 200ml Reserve dazugeben. Die wollte ich eigentlich aufheben, aber hilft ja nix.
Teil zwei meines Experiments für heute war das ansetzen der Oloroso-Gläser:
An dieser Front kann ich soweit Erfolg vermelden.
Zu guter letzt noch der spannenste Part heute: Farbe prüfen! Die Finlaggan Gläser lasse ich da mal außen vor, da ich hier zumindest jetzt noch keine Unterschiede erkenne. Der Rohbrand hat sich aber schon ein wenig eingefärbt (hier mal im Vergleich mit den grade befüllten Oloroso-Gläsern):
Die meiste Farbe kam von der stark getoasteten amerikanischen Eiche bisher. Die anderen nehmen langsam die Farbe von gutem Urin an Gerochen und verkostet habe ich noch nicht. Ich denke, da werde ich vielleicht nächste Woche einmal schnuppern und dann je nachdem wie es aussieht und duftet einmal probieren.
@Roger1985
Schaut spannend aus.
Gleichzeitig frage ich mich, ob da nicht etwas viel Holz im Glas ist?
Vielleicht solltest du den täglich kontrollieren…
“Whisky, like a beautiful woman, demands appreciation. First you gaze, then it's time to drink.” ― Haruki Murakami
Meine Samples „malta‘s malts“
Tag 10
Ich habe die Woche über immer mal wieder gerochen und auch verkostet. Heute waren die beiden Oloroso-Rohbrand-Ansätze dran. Ich muss aber leider vermelden: Geschmacklich und vom Geruch her hat sich da mal noch garnichts getan. Die Farbe der meisten Ansätze hat sich zwar nochmal verdunkelt:
..., aber die Farbe der beiden Oloroso-Ansätze ist eigentlich kaum merklich. Besonders im kompletten Vergleich sieht man, dass sich da trotz einer Woche Reifung bisher noch nichts getan hat:
Ich werde das ganze nochmal in einer Woche anschauen. Vielleicht kommt da ja auch was in Richtung Geruch und Geschmack.
Was meint ihr denn? Habe ich dem ganzen einfach noch nicht genug Zeit gelassen? Oder habe ich vielleicht einfach zu wenig Holz in den Gläsern? Oder sonst was wichtiges übersehen?
@Roger1985
Gut Ding braucht Weil…
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Meine Samples „malta‘s malts“
Tag 18
Farbe: Es hat sich nach der anfänglichen starken Entwicklung nicht mehr so viel getan. Ich habe das Gefühl, dass initial einfach viel rausgesaugt wurde und jetzt die eigentliche "Reifung" eingesetzt hat. Auf den Bildern nicht so gut zu erkennen ist aber eine wirklich minimale Färbung der Oloroso-Gläser.
Geruch: Ich habe hier wirklich noch keinen Unterschied zum Rohbrand erkennen können.
Geschmack: Es kann Einbildung sein, aber ich meine hier GAAAANZ im Hintergrund erste Veränderungen zu erkennen. Die Oloroso-Gläser haben neben dem weiterhin intensiven und alkoholischen Rohbrand irgendwo ganz leicht einen Hauch von fruchtsüße drin. So wie Traubenzucker oder so. Außerdem habe ich noch das medium toast american oak probiert, in dem ich mir in demselben Hintergrund eine Andeutung von Vanillesüße einbilde. Bei dem medium toast french oak ist es eher eine Würze von Holz. Aber wie gesagt: Alles ganz versteckt...
Tag 25
Farbe: Ihr seht es ja warscheinlich selbst, kaum bis kein Unterschied. Die Oloroso-Ansätze sind vielleicht einen Hauch farbiger geworden. Auf dem Bild schwer zu erkennen.
Geruch: Ich habe hier wirklich noch keinen Unterschied zum Rohbrand erkennen können.
Geschmack: Gestern abend die beiden french oak Ansätze verkostet und muss sagen, dass ich die Entwicklung spannend finde. Ich habe das Gefühl, dass hier wirklich ein wenig Reifung beginnt. Der Brand ist nicht mehr so scharf, es wird leicht süß-würzig. Die beiden american-oak-Ansätze habe ich eben genippt. Die fand ich grade irgendwie bitter. Das kann aber daran liegen, dass es noch nichtmal 9 Uhr ist. Ich schiebe es einfach mal auf Tagesform und Tageszeit und probiere vielleicht Mitte der Woche nochmal. Dann werde ich auch nochmal die Nase in die Olorosos halten.
Tag 32
Farbe: Kaum Veränderung (siehe Bilder).
Geruch: Auch hier hat sich immernoch nicht viel getan. Es ist echt krass, dass ich hier weiterhin fast ausschließlich Rohbrand bemerke. Er ist vielleicht nicht mehr so beißend, aber dafür müsste man das Original mal daneben riechen und sich ein bisschen mehr Zeit nehmen als nur mal den Zinken reinzuhalten. Das mache ich demnächst bestimmt mal.
Geschmack: Hier hat sich diesmal eine echt spannende Erkenntnis ergeben: Toasten scheint (Stand jetzt) doch nicht der heilige Gral zu sein. Wie ihr ja wisst, habe ich drei Zweierpärchen angesetzt. Medium Toast bzw. heavy Toast und bei dem Oloroso ungetoastet und (selbst) nachgetoastet. Ich muss sagen, dass ich dieses Wochenende wirklich zum ersten mal deutliche Unterschiede erkenne zwischen den beiden Formen.
Oloroso: Hier muss ich sagen, dass sich der ungetoastete Ansatz schön weiterentwickelt hat. Die Traubenzuckersüße ist mehr geworden, das ganze hat noch mehr Rohbrandcharakter verloren. Die selbst nachgetoastete Variante dagegen hat sich nicht so schön entwickelt. Ich habe hier eine Bitterkeit drin, die ich so nicht erwartet habe. Der Rohbrandcharakter ist auch deutlich stärker, Traubenzucker habe ich garnicht.
Eiche (french/american):Ich muss sagen, dass die vier Ansätze ähnliche Richtungen einschlagen. Sie entwickeln sich ganz gut. Die franz. Eiche war letzte Woche noch "hinterher" zu der amerikanischen, diese Woche sind sie recht ähnlich. Auffällig dabei ist, dass mir die beiden "medium"-Varianten besser gefallen. Das habe ich so nicht erwartet. Vor dem Experimentieren habe ich überlegt, ob ich überhaupt medium kaufen soll oder mir die "heavy toast" reichen. Jetzt bin ich grade ganz happy, dass ich die auch gekauft habe. Die sind beide in der "medium"-Variante deutlich "gereifter", "vanilliger" und runder. Man hat wie auch bei dem Oloroso das Gefühl, dass das starke toasten die Aktivität aus dem Holz genommen hat.
Fazit: Endlich mal eine erste Erkenntnis. Ich werde das ganze weiter ziehen lassen und dann nächste Woche wieder reinschauen.
Tag 36
Ich habe ja bisher sehr wenig von den ganzen Finlaggan-Ansätzen berichtet. Das wollte ich mal nachholen und habe grade die vier "Virgin-Oak"-Ansätze gerochen und genippt. Ich muss sagen, die Entwicklung gefällt mir bei allen vieren recht gut.
Geruch: Die haben alle durch die Bank weg eine brutale Vanille-Note entwickelt. Als ich grade daran gerochen habe musste ich sofort an Vanilleeis denken. Als wenn man ein sehr sahniges Vanilleeis für ne halbe Stunde im Zimmer stehen lässt und dann an der Suppe riecht. Sehr geil aktuell muss ich sagen.
Geschmack: Auch hier viel Vanille. Der Finlaggan vor der "Nachreifung" hatte für mich ein sehr unangenehmes Aroma einer grünen, unreifen Banane. Ich muss sagen in der Ursprungsform hat er mir nicht so gefallen. Jetzt ist er dagegen sehr vanillig. Der Rauch ist auch deutlich stärker im Geschmack als in der Nase. Es zieht sich auf jeden Fall auch hier der Eindruck durch, dass die "medium toast" Ansätze runder sind. Die "heavy" haben noch mehr vom ursprünglichen Brand und sind meiner Meinung nach auch noch schärfer (im Sinne einer alkoholischen Schärfe).