Experimente mit Eichenholz (Chips und Faß)

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  • Roger1985
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    User Roger1985
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    Tag 71

    Ich habe mal wieder ein wenig meine Ansätze verschnuppert. Ich bin aktuell bei den ersten vier port-Ansätzen angekommen. Hier schonmal die Farbe:

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    Da ist in den vergangenen 10 Tagen schonmal einiges passiert. Am Gaumen ist da noch nicht so viel davon zu erkennen. Ich bilde mir ein, dass der Brand nicht mehr so scharf wie im Ursprung ist. Da wurde etwas die alkoholische Schärfe weniger. Am Gaumen merkt man das Holz. Da ist durch die erhöhte Dosis viel drin. Besonders die Franzosen haben eine kräftige Wüze. Ist für mich aber nicht störend. Dahinter ist der Rohbrandcharakter in den Hintergrund getreten. Der Port ist weder im Geschmack noch im Geruch bisher auszumachen. Da muss noch einiges ziehen ist mein Urteil :smile:

  • Roger1985
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    Tag 76

    Heute gibt es endlich mal wieder eine neue Erkenntnis. Ich habe leider wegen Schnupfen (jaja, was die lieben Kleinen so aus der KiTa mitbringen) ein paar Tage pausieren müssen, da ich nichts gerochen und wenig geschmeckt habe. Heute ist die Nase wieder frei und ich habe wieder vorne angefangen bei meiner Rotation, also heute Irish Moonshine, American Oak, meadium und heavy toast. Da muss ich sagen, dass ich heute zum ersten mal bei den Moonshines das Gefühl habe, Whisky zu trinken und keinen Brand mehr. Bisher war es immer ein Brand mit Holzgeschmack, heute ist es anders. Das Holz hat sich schön in den Brand eingefügt und wirkt nicht mehr als Beiwerk. Hat mir außerordentlich gut gefallen heute. Viel Vanille, viel Karamel und viel Holz. Diese drei Elemente waren mir von den Merican Virgin Oak ansätzen ja bekannt, aber das ganze hat sich irgendwie zusammengefügt. Schöne Entwicklung, gut dass ich die Ansätze noch nicht abgefüllt habe. Ich werde also weiter ziehen lassen und berichten...

  • Roger1985
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    Tag 94

    Ich habe mich jetzt lange nicht gemeldet, aber ich muss leider sagen, dass ich aktuell nicht so viele Veränderungen in den Ansätzen bemerke. Es dümpelt alles so vor sich hin. Ich habe heute noch wieder die Irish Moonshine Oloroso Ansätze probiert und ich bin hier immernoch bei einem sehr rohbrandigen Spirit. Ich erkenne hier nicht mehr viel Reifung. Also ich bin kurz davor, die Holzmenge in den Ansätzen nochmal zu erhöhen, um mal ein wenig Entwicklung zu provozieren. Ich meine wir wollen ja auch ein Ergebnis bekommen. Aber ein wenig Zeit gebe ich dem ganzen noch...

  • Roger1985
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    Tag 121

    Lange nichts mehr geschrieben. Ich habe weiterhin immer mal wieder die Ansätze probiert und leider nicht viele neue Erkenntnisse zu berichten. Ich habe daher beschlossen, dass jetzt nach fünf Monaten auch nicht mehr viel mit dem New Make passieren wird. Die "fertigen" Cask Strength Ansätze mit Finlaggan und Ileach lasse ich weiter "finishen", aber die New Make Ansätze werden jetzt mit härteren Geschützen rund gemacht:

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    Ich habe wie in der mitgelieferten Anleitung beschrieben das 2-Liter-Fäßchen gewässert, damit es quillen kann und abdichtet:

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    Danach habe ich die Rotwein- und die Oloroso-Ansätze mit zwei neuen Flaschen Bladnoch New Make eingefüllt:

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    Dies wird die erste Befüllung. Wenn diese durch ist, dann wird die zweite Befüllung mit den restlichen Ansätzen durchgeführt. Diese warten in meinem neu angeschafften "Marrying Vat" auf ihren großen Auftritt als Zweitbefüllung:

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    Ich bin mal gespannt, wie die Reifung in einem echten Fass laufen wird. Ich erhoffe mir auf jeden Fall, dass hier nicht nur wie mit der Reifung in den Gläsern Geschmack "aufgepinselt" wird, sondern dass hier wirklich von einer "Reifung" gesprochen werden kann.  Am Ende soll das Ganze dann nicht mehr wie New Make riechen und schmecken sondern wie Whisky. Aber hierzu halte ich euch auch gern auf dem Laufenden...

  • Nachtprogramm User Nachtprogramm Dabei seit: 10.09.2021Beiträge: 83Bewertungen: 0
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    Dein Experiment ist ja echt schon sehr großflächig. Finde ich gut, dass du das so mit Herzblut angehst. Ich hab bis jetzt lediglich meine nächsten selbstgemachten Blend (Living Bottle nach Plan) mit Brandyoak Chunks gefinisht. Ich bin Mal gespannt wie das den Geschmack beeinflusst hat, zumal ich nur 2 Chunks zu 24 Stunden in 600ml drin hatte.


    Grainhead

    Fan internationaler Whiskys

    Living Bottle Panscher


    Seit neuestem Fasshüter!

    #1 Mystery Islay (2023 - beendet)


    #2 Blood Rye Reserve (2023 - 2024)

  • Roger1985
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    @Nachtprogramm Irgendwo muss man ja anfangen. Und da ist die Living Bottle, die einen kleinen Geschmacks-Boost braucht bestimmt nicht schlecht. Erzähl doch mal, wie dir das Ergebnis gefällt. Bei einer Living Bottle kann ich mir das gut vorstellen. Meine ist geschmacklich grade echt sehr gut, da werde ich nicht experimentieren, aber es gibt bestimmt auch mal wieder schlechte Phasen...

    Nachtprogramm gefällt das
  • Roger1985
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    Tag 128

    :horst: Und heute habe ich etwas ganz besonderes auf meinem Fass: Ein Bladnoch eine Woche!

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    Ich wollte nachdem jetzt die erste Woche rum ist doch mal schmulen, wie das Zeug denn mittlerweile aussieht. Mein aktuelles Urteil: Farbe ist ein klein wenig dran, aber Geruch und Geschmack sind quasi der Brand. Da muss noch einiges an Zeit ins Land gehen, bis hier was passiert. Aber so konnte ich mir nochmal die Aromen vom Bladnoch New Make ins Gedächtnis rufen, und der ist beileibe nicht schlecht. Malzig, getridig, viel Birne und Birnenschale und vor allem sehr viel Banane. Auch ist trotz dem relativ geringen Anteil von Rotweindauben-Vorreifung noch der säuerliche Rotwein-Charakter spürbar. Ich denke ich werde mal wieder nach einem Monat probieren...

  • Roger1985
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    , letzte Änderung 15. Juli 2022 um 20:18
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    Tag 149

    Heute ist das kleine Fäßchen schon 4 Wochen alt. Kinder, wie die Zeit vergeht. Es sieht noch fast genauso aus wie damals:

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    Aber der Whisky ist ein anderer. Die Farbe sieht schonmal wieder etwas dunkler aus, aber noch mehr hat sich am Geschmack getan. Man merkt, wo der Stoff angefangen hat, aber es gab eine merkliche Veränderung.


    Im Geruch garnicht so sehr, da habe ich weiterhin die Birne und die Birnenschale. Banane ist etwas in den Hintergrund getreten. Das sprittige ist weniger. Immernoch getreidig, aber es entsteht ganz zart eine schöne Süße. Ist das Vanille? Vielleicht, ich will es nicht beschwören. Als ich den Stopfen vom Faß entfernt habe kam mir auch eine imense schokoladigkeit entgegen, die ich jetzt im Glas nicht mehr so stark habe. Aber sie ist immernoch da. Der Geruch ist noch ausbaufähig, aber schonmal auf einem schönen Weg.


    Im Geschmack habe ich schon eine deutlichere Veränderung. Ich erinnere mich erst hier, dass da ja der Rotwein-Ansatz mit drin war. Der war im Geruch wohl für die Schokoladigkeit verantwortlich. Im geschmack merkt man dann wieder die leichte Säure, die an Trauben erinnert. Auch der Traubenzucker ist wieder dabei. Aber neu ist eine schöne Würze vom Holz. Diese ist noch zart, aber deutlich da. Alkoholisch ist das ganze noch, wenn auch schon ein klein wenig weicher.


    Zusammenfassend: Sehr gut unterwegs das Fäßchen. Ich werde das ganze erneut vier Wochen ruhen lassen und dann erneut verkosten und berichten :smile:

  • Roger1985
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    Tag 177

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    Schon wieder 4 Wochen rum. Ich habe heute nochmal eine Faßprobe gezogen. Wie ihr auf dem Bild erkennen könnt ist der Inhalt nochmal dunkler geworden. Die Farbe sieht schonmal vielversprechend aus.


    Auch diesmal hat sich der Geruch wieder auf sehr spannende Weise verändert. Die Fruchtigkeit ist noch da, aber total anders. Was beim letzten mal noch frischer, ja unreifer war, das ist mittlerweile gefälliger geworden. Die Birne und die Banane kann man noch bekommen, aber es ist, als wenn diese wirklich reifer geworden wären. Dieselben Armoen, aber durchzogen von einer wirklich angenehmen Süße. Weniger Vanille, mehr einfach Zucker. Das Getreide habe ich ebenfalls noch, aber es ist, als wäre das geröstet worden. Also wirklich röstig, teilweise auch ein wenig schokoladig. Nochmal deutlich besser als beim letzten mal!


    Die größte Veränderung im Geschmack: Die Säure ist jetzt nicht mehr störend, wirkt nun wie eine Art saurer Drops. Ist also immer noch da. Schokoladigkeit ist ein wenig zurückgetreten. Die Holzwürze, die beim letzten Mal schon da war, ist nicht unbedingt mehr geworden, sondern hat sich schöner eingebracht. Alles ist runder und gefälliger geworden. Alkoholisch ist da nichts mehr. Hier brennt nix. Im Zweiten Schluck habe ich noch ein herrliches Sahnekaramel. Deutlich verbesserter Geschmack!


    Abgang: Ich bemerke zum ersten mal einen Abgang! Ich habe hier eine leichte Eichenwürze / -bitterkeit. In meiner Erinnerung war die beim letzten mal nicht da. Und die hält sich recht lang im Mund. Ich würde nicht von einem langen Abgang sprechen, aber es gibt auf jeden Fall mal einen!


    Mein Plan ist jetzt, das ganze erstmal wieder einen Monat ziehen zu lassen. Vielleicht kann man dann mitte September schon sagen, ob das Ding geleert und mit dem zweiten Ansatz befüllt wird oder noch weiterreifen darf. Ihr dürft gespannt sein :smile:

  • Roger1985
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    User Roger1985
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    , letzte Änderung 14. August 2022 um 21:46
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    Tag 177 (Nachtrag)

    Ich habe auch noch meine rauchigen Ansätze probiert. Das hatte ich über einen Monat nicht gemacht. Eine bekannten Lungenkrankheit, die auch den Geruchs- und Geschmackssinn ausschaltet, hat leider verhindert, dass ich irgendwas riechen oder schmecken konnte. Ich habe also auch mal wieder in die Gläser reingerochen. Das Riechen hat mir schon einen kleinen Schreck versetzt. Die Ansätze haben allesamt ganz schön Holz abbekommen. Das hatte ich so nicht im Kopf. Daher schnell die Reißleine gezogen und alles abgefüllt. Hier die Ergebnisse:


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    Die OG Ansätze des ersten Abends. Ein halbes Jahr durften sie jetzt "reifen". Diese fand ich heute besonders holzig, abfüllen war hier eigentlich schon überfällig. Leider sind zu meinen letzten Tasting-Notes nicht mehr viele Elemente hinzugekommen. Vanille, Karamell, Rauch und viel Holz. Recht eindimensional könnte man denken, aber ich mag sie. Die Noten die sie haben, die können sie sehr gut und ich werde mir die 4 200ml Flaschen schmecken lassen.


    Fazit: Fertigen Whisky mit Chips nachreifen kann einem mittleren bis schlechten Whisky nochmal ein paar zusätzliche Aromen von Karamell, Vanille und Holz dazugeben. Reifer werden sie aber dadurch nicht mehr. Die neuen Aromen passen meiner Meinung nach auch zu rauchigen Whiskys. Experiment gelungen, wenn ich mal wieder eine Flasche Whisky nicht leer bekomme und Bock auf Experimente habe, dann werde ich hier nochmal was ansetzen (ja, ich schaue dich an Auchentoshan 12).


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    Dann habe ich auch noch die rauchigen Ileach-Port-Ansätze abgefüllt. Diese waren ja noch nicht so alt, aber die mussten auch vom Holz befreit werden. Farblich habe ich hier einmal das originale, unnachgereifte Exemplar danebengestellt. Es hat sich nicht so viel getan, aber das wird einfach der Tatsache geschuldet sein, dass im Original ja schon ordentlich gefärbt wurde. Da kommt dann logischerweise auch nicht mehr viel dazu. Geschmacklich muss sagen, diese sind eine Wucht. Ich habe mir von jeder Flasche einen kleinen Dram gegönnt. Ich muss sagen, dass ich hier die meißten Hoffnungen hatte, und die sind auch nicht enttäuscht worden. Allesamt waren die Ansätze mindestens interessant, meist sogar gut. Der Grundcharakter aller Ansätze: Viel Rauch, viel Alkohol, viel Holz. Dann eine Schokoladigkeit, die einfach nur geil ist. Dann eine Öligkeit / Buttrigkeit und die Frucht vom Port. Unterschiede gibt es aber auch:


    American Oak, nachgetoastet:

    Holzwürze dominiert. Das toasten würde ich beim nächsten Mal nicht mehr, oder nur weniger machen. Es gibt eine gewisse Bitterkeit, die nicht so toll ist. Erinnert ein wenig an Lavendel / Tymian. Das ist so ein Rauch, wie ich ihn sonst nur vom Lore von Laphroaig kenne. Hat was, ist aber nicht was für jeden Abend. Muss man Bock drauf haben, dann aber gut.


    American Oak:

    In der Nase schon ganz anders. Nicht bitter, dafür eine richtig kräftige Vanille. Das Toasten hat diese wohl leider im Holz kaputtgemacht, ich werde das nicht mehr tun. Der Rauch geht in eine ähnliche Richtung wie der Vorgänger, die Bitterkeit ist deutlich schwächer. Vielleicht ist es das, was an dem Lore diesen für mich speziellen Rauch ausmacht: Virgin Oak Fässer. Die scheinen in Kombination mit Rauch diese Noten auszulösen. Finde ich grade sehr spannend.


    French Oak:

    Ich gehe direkt zum nicht nachgetoasteten French Oak über. Dieser ist meiner Meinung nach nochmal besser. Die Vanille ist nicht ganz so stark, dafür habe ich das Gefühl, hier einen vielschichtigeren Whisky im Glas zu haben. Die Fruchtigkeit ist stärker, das Holz aromatischer. Das, was man so von american vs. european sagt, trifft hier ganz gut. American mehr Vanille, french mehr Würze. Dass die Fruchtigkeit hier mehr kommt ist ein netter Bonus.


    Frech Oak, toasted

    Ich habe ein wenig Angst. Ich habe wirklich geglaubt, dass jetzt die bittere Holzbombe kommt. Aber das ist witzigerweise garnicht so. Beim french oak gefällt mir die nachgetoastete Variante noch besser. Die bringt zu den grade beschriebenen Aromen nochmal eine echt starke Karamellnote dazu. Nicht so bitter wie befürchtet, auch wenn french oak doch seinem Namen gerecht wird und ordentliche Holzwürze bringt. Hier würde ich witzigerweise wieder nachtoasten.


    Fazit:

    Ich habe hier genau das erreicht, was ich erreichen wollte. Mein Ziel war es, einem rauchig langweiligen Whisky einen Porteinfluss zu geben.  Dafür erstmal ein Check. Man darf sich aber auch hier nicht täuschen: "Reifer" wird der Whisky durch Chips nicht. Man bekommt neue Aromen dazu. Man kann den Whisky spannender machen. Wenn man ein klein wenig vorher die Chips rausnimmt, dann ist man auf dem Zenit und hat einen komplexeren Whisky als vorher. Und ich bereue die Experimente nicht. Ich werde alle 4 200ml Fläschchen genießen. Die Chips, die ich jetzt noch habe, werde ich immer mal wieder benutzen, wenn ich einen langweiligen, ausbaufähigen ex-Bourbon-Whisky (rauchig oder nicht rauchig) in der Flasche habe und der nicht leer wird (ich habe dich im Auge Glen Grant 12).

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