Skye Trail 2022 - Meine erste Reise nach Schottland

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  • Whisky-Jojo User Whisky-Jojo Dabei seit: 30.03.2016Beiträge: 904Bewertungen: 389
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    @carrygold 

    Wow! Das war für Euch bestimmt ein Erlebnis fürs Leben.


    Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, nicht neidisch zu sein. :wink:

    Toller Reisebericht, tolle Bilder. Danke Dir dafür und ich freue mich jetzt schon auf den Rest.


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  • Dronach_Aficionado User Dronach_Aficionado Dabei seit: 13.09.2017Beiträge: 12,397Bewertungen: 0
    , letzte Änderung 30. August 2022 um 16:56
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    Wow - meinen absoluten Respekt für das Vorhaben und die Tour! Bei mir kommen ja Berge ohne motorisierten Untersatz nur in Frage wenn Schnee liegt und ich Ski anschnallen kann :wink:


    Bin gespannt wie es weitergeht. :biggrin:


    Und natürlich auf die Eindrücke der Talisker Tour (nehme ich einfach mal an).



    Guardian of the Dronach Galaxy

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    BGB XVII Resident Evil: Biohazard BM

    BGB Veteran XII [Silber] - XXIII

    FTs1 bis 100 I 101 I 102

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  • carrygold
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    Dabei seit: 01.04.2021Beiträge: 387Bewertungen: 0
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    @Dronach_Aficionado Talisker war ohne eigenes Fortbewegungsmittel und 2 Monate im Vorlauf nötiger Reservierung nicht realisierbar. Gut, dass es noch zwei andere Destillerien auf der Insel gibt :wink:

    Abgeschlosse FTs: III, IIIIVVVI

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    BGB-Platzierung: 4/29(XIX), 7/26(XX)


  • carrygold
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    Dabei seit: 01.04.2021Beiträge: 387Bewertungen: 0
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    Tag 1

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    Die erste Nacht unter freiem Himmel konnten wir gut mit Ohrstöpseln überstehen. Der Wind hatte ordentlich zugenommen, so wurde das Zelt alle paar Minuten laut durchgeschüttelt. Jetzt konnten wir auch einen Nachbarn ca. 30m von der Abbruchkante entdecken. Jemand hatte wohl Abends, als wir schon geschlafen haben, das Zelt dort für einen schönen Ausblick positioniert. Seine Unterkunft kämpfte aber sichtlich mit den starken Böen und flatterte laut im Wind. Wir schlichen nach Kaffee und Frühstück an seinem Zelt vorbei und begangen die Küste entlangzuwandern. Hier begann der Weg weniger Weg zu sein und zeigte mehr Anzeichen eines „Wegs“. Soll heißen? Dort befindet sich eine platgetretene Orientierungslinie. Mit viel Glück ist der Untergrund fest und man muss nur dem Schafkot ausweichen. Im Regelfall handelt es sich eher um eine freie Sumpf- oder Flussüberquerung, die ordentlich Energie, Zeit und Fußgesundheit raubt. Jetzt war aber noch alles easy going und so konnten wir einen wunderschönen Morgen entlang der Klippen verbringen. Immer wieder mussten Schafzäune an kleinen Holzstufen überquert werden. Nach einigen Kilometern bogen wir Landeinwärts und sahen den ersten Teil der Ridge. Der Weg ging aber entlang der Küste zum kleinen Ort Flodigarry.

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    Ganz klein kann man noch die Bothy erkennen:

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    Vormittags erreichten wir das Örtchen. Hier gibt es ein Hotel mit schönem Abendrestaurant und ein Hostel, bei dem wir unsere Wasserflaschen auffüllten. Wir quatschten mit dem Hostelbesitzer über unsere Pläne, einen Campingspot hinter dem ersten Berg auf der Ridge zu finden. Ich hatte in einem zufälligen Tripbericht gelesen, dass man dort wohl windgeschützt ein Zelt aufschlagen könne. Komischerweise konnte ich sonst nirgends von dem Campingspot lesen oder gar Bilder finden. Er versicherte uns jedoch, dass die Windrichtung gut steht und der Zeltplatz perfekt sei. So konnten wir einige Höhenmeter der schwersten Etappe des Trails heute verbuchen. Die klassische Einteilung des Trails besagt in Flodigarry zu schlafen und am nächsten Tag von dort die Ridge mit 28 km und 1700 hm zu erledigen. Einige gehen deshalb den Weg von Süd nach Nord, um ihre 15 kg+ schweren Rucksäcke auf der Etappe morgens zum Hostel bringen zu lassen. So kann die Ridge mit leichtem Tagesgepäck gemeistert werden. Für die, die es interessiert, können hier noch meine Packliste sehen. Einige Sachen konnten wir aufteilen, sodass wir jeweils mit 4L Wasser und essen für 4 Tage auf maximal 16 kg gekommen sind.

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    Für uns ging es also am selben Tag noch zur Ridge. Der erste Aufstieg war einfach und so schlängelte sich der schmale, fast schon alpine Weg, unter der Ridge, bis zum Quiraing Car Park entlang. Dieser war leider eine der wenigen Abschnitte des Trails, welche von Tagesbesuchern überhäuft war. Verständlich, da man von dort einfach eine tolle Aussicht hat. Das erste Bild habe ich mal von Komoot genommen. Irgendwie habe ich selber kaum Bilder vom Weg gemacht:

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    Die Menschenmasse pilgerte maximal 3-4 km nördlich des Parkplatzes. Südlich auf die Ridge traute sich keiner der Tagesausflügler und so begann wieder die Einsamkeit, aber auch ein anstrengender Aufstieg über den ersten Hügel (im Bild hier drüber zu sehen, ca. 200 hm). Ein Blick zurück:

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    Man verlor den Schutz und war dem Wind vollkommen ausgeliefert. Oben angekommen, gab es eine wunderbare Sicht auf den Beinn Edra, den höchsten Berg des nördlichsten Teils der Ridge. Diesen Ausblick wollten sich auch die Schäfchen nicht entgehen lassen:

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    Unser Campingspot ist, wenn man auf der Route läuft, kaum zu finden. Dafür muss man blind per GPS in die sumpfige Highlandlandschaft laufen. Ein falscher Tritt und man steckt knöchelhoch im Matsch fest. Wir fanden aber diese absolute Oase mit Windstille und Wasserquelle. Wasser ist auf der Ridge sonst nicht zu finden, außer man möchte mooriges Pfützenwasser filtern. Wind hingegen gibt es dort mehr als genug und so war ein besonderer und einsamer Schlafplatz gefunden, wohl der beste des gesamten Trips.

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    Und immer gut vom Wind schützen::wink:

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    Fortsetzung folgt...

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  • AlexM User AlexM Dabei seit: 15.04.2019Beiträge: 4,387Bewertungen: 0
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    @carrygold Ja nice ! Bei der Bothy mussten wir nach 5 km Anreise wieder umkehren, weil voll besetzt mit 3 verkifften schottischen Lads :lol:

    Best of 2023 

    Whisky & Zigarre 

    und dann schrieb ....

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  • carrygold
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    Dabei seit: 01.04.2021Beiträge: 387Bewertungen: 0
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    @AlexM Ja, die scheint sehr beliebt zu sein. Als wir früh morgens zu der Hütte gelaufen sind, kamen uns bestimmt 10–15 Leute mit Schlafsachen entgegen. Viele hatten definitiv kein Zelt dabei. Keine Ahnung, wie die da alle reingepasst haben. Die Hütte war dann leer als wir dort waren. Nachdem wir die Landzunge erkundet hatten, waren dort schon zwei, die sich einen Schlafplatz reservieren wollten. Ein Grund, warum wir dort nicht übernachtet haben.


    Bei so einer schönen Hütte ist der Andrang natürlich groß, wenn nur 2 km weit entfernt ein Parkplatz ist. Zum Glück konnten wir später auf der Tour auch mal standesgemäß in einer Bothy übernachten.

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  • Whisky-Jojo User Whisky-Jojo Dabei seit: 30.03.2016Beiträge: 904Bewertungen: 389
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    @carrygold 


    Ich fühle mich bei Deinen Zeilen irgendwie ertappt:


    Der erste Aufstieg war einfach und so schlängelte sich der schmale, fast schon alpine Weg, unter der Ridge, bis zum Quiraing Car Park entlang. Dieser war leider eine der wenigen Abschnitte des Trails, welche von Tagesbesuchern überhäuft war. Verständlich, da man von dort einfach eine tolle Aussicht hat.


    Wir saßen auch nur auf dieser Quiraing-Abrisskante, und haben die Welt bei schönem, windstillen Wetter mit nem Malt genossen (ich glaube, es war irgendein Tali, was anderes machte damals dort noch keinen örtlichen, ökologischen Sinn). Und unser Auto hat derweil schön brav auf dem Touri-Parkplatz auf uns gewartet. Mööp!!!


    FETTEN RESPEKT!!!!!!

    An Dich und Deinen Dad für diese Strapazen, um diese Natur(gewalten) dort noch wesentlich mehr wertschätzen zu können.

    Dagegen bin ich ein absolutes Schottlandweichei!


    Freue mich wie Knödel auf mehr von Euren Erlebnissen.




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  • pothy User pothy Dabei seit: 28.01.2019Beiträge: 3,863Bewertungen: 0
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    @carrygold guter Lesestoff und Bilder zum Frühstück heute Morgen.

    Komoot habe ich auch. Hauptsache es kam nicht so oft die Ansage, du hast die Tour verlassen, wirf einen Blick auf die Karte :mrgreen:.

    Ich freue mich auf die Fortsetzung.

    under construction :exclaim:

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  • MaltsofIslay User MaltsofIslay Dabei seit: 29.01.2020Beiträge: 5,492Bewertungen: 7
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    @carrygold Toller Reisebericht und sehr schöne Bilder, freue mich auf die Fortsetzung! :wink:

    Samples: Malts - Nicht nur von Islay!


    Aktive Flaschenteilung: ---------------------

    Abgeschlossene Flaschenteiilungen: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 1112, 13, 1415, 16, 17, 18, 19, 20, 21

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    User carrygold
    Dabei seit: 01.04.2021Beiträge: 387Bewertungen: 0
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    Tag 2: 

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    Frühstück gemacht, Wasser gefiltert und zusammengepackt, waren wir um 8 Uhr startklar direkt den höchsten Berg der Ridge-Etappe hochzulatschen. Immer der Kante entlang ging es langsam aber sicher voran. So standen wir eine Stunde später auf Beinn Edra, bei wunderschönem Wetter (natürlich extrem windig) und hatten einen unfassbaren Blick von Küste zu Küste. Es wirkte fast schon surreal, dort zu stehen. Diese Weitsicht ist für Skye echt selten. An all den anderen Tagen war die Ridge, sofern wir sie sehen konnten, in Nebel eingehüllt:

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    Ein Blick zurück:image 

    Wir verweilten dort eine Weile und schauten einfach in die Ferne. Irgendwann musste es aber weitergehen und so begann der ständige Auf- und Abstieg, immer der Kante entlang. Es handelte sich hier um einen klaren Fall von „Wegen“, aber dazu später mehr.

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    Für die Sisyphus-Aufgabe benötigten wir 7 Stunden. Ab der Hälfte der Ridge, fingen uns auf einmal an Midges zu nerven.

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    Ein Blick zurück vor dem letzten Aufstieg:

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    Und so erreichten wir den Old Man of Storr. Der Abstieg ging noch einmal ordentlich in die Knie und wir waren einfach müde. Die Wolken zogen sich blitzschnell zu und eine Stunde nachdem wir den Parkplatz erreicht hatten, war die Ridge schon wieder in Nebel gehüllt. Das Wetter auf der Insel ist echt verrückt.

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    Aber wie war nun die Etappe, vor der wir ziemlich Schiss hatten? Ja, es war anstrengend. Ja, mein Vater hatte 1-2 mal mit Höhenangst zu kämpfen, aber ehrlich gesagt war es bei dem Wetter absolut kein Problem. Da gab es mehrere 30+km Etappen mit mehr hm im Harz, die zwar körperlich weniger anstrengend waren, aber durch die monotone Strecke viel mehr an der Substanz nackten. Die vorgeschlagene Tagesetappe mit 28km und 1700hm ist sicherlich zu bewältigen, aber mit Trekkinggepäck und Zelt einfach nicht nötig. Die surreale Aussicht und der magische Weg waren immer genug Motivation, um alles andere zu ignorieren.


    Schwer zu ignorieren waren dennoch meine Füße. Der zum Teil extrem sumpfige Boden bat einfach keine Möglichkeit meine Schuhe trocken zu halten. Die waren schon vor dem Trip ordentlich lädiert (1300km auf dem Tacho) und gaben auf der Ridge auf. Wasserdicht war da nix mehr und so begann für mich das eigentlich größte (aber auszuhaltende) Problem der gesamten Tour: nasse Füße. Als Phänomen unter dem Namen "Trench Foot" bekannt. Die Schuhe waren einfach nicht mehr trocken zu bekommen. Jeden weiteren Abend konnte ich so einen verschrumpelten und ledrigen Fuß inspizieren. Dadurch bildeten sich auch kleine Blasen unter den Füßen, mit denen ich sonst nie Probleme hab. Glücklicherweise war es nur unangenehm anzulaufen und es bildete sich keine ernsthafte Infektion oder ähnliches.

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    Wer sich davon ein Bild machen möchte, kann dies hier tun, aber sei gewarnt! Eklige verschrumpelte Füße:


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    Am Parkplatz gabe es eine kleine Hütte, die Kaffee to go anbot. Wir haben etwas mit der Verkäuferin gequatscht und sie bot uns an zu ihrem Haus, ein paar Minuten entlang der Route, zu laufen und unsere Wasservorräte aufzufüllen. Ihre Mutter wartete bereits auf uns und bot uns wiederum an, unser Zelt auf einen Ihrer unzähligen Schafswiesen aufzustellen. Wir fanden einen guten Spot, geschützt vom Wind, hinter einem kleinen Damm, auf deren Land.

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    Müde und erschöpft gingen wir früh ins Bett und verbrachten eine weitere ruhige Nacht.


    Tag 3

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    Midges und Regen zwangen uns zu einem schnellen Aufbruch. Der Tag ging heute an einer Miniridge direkt an der Küste entlang. Mittags sollten wir bereits Portree erreichen. Anfangs war der Weg schrecklich boggy, es stürmte wie sau, alles war in Nebel eingehüllt und wir waren einfach müde. Das langsame und nasse vorankommen machte den Morgen zu einem ziemlichen low Point, aber in Gedanken bei einer leckeren Pizza, zogen wir uns durch den Matsch.

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    Bei den letzten Kilometern vor Portree lichtete sich der Nebel und es kam wieder Schwung in die Sache:

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    In Portree machten wir unseren resupply und futterten die Bäuche voll. Der Ort an sich ist schön, aber auch touristisch und gerade durch die Kreuzfahrtschiffe ziemlich überlaufen. Hier ein paar Bilder, auch von anderen Tagen:

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    Einige Stunden später machten wir uns wieder auf den Weg, der die nächsten 15km über kleine Asphaltstraßen ging. Wir fanden einfach keinen guten Zeltplatz und waren gezwungen unsere Unterkunft auf eine Schafwiese, neben einem zusammengebrochenen Stall aufzubauen:imageMit Blick auf Portree und der Miniridge von der wir gekommen waren. Ganz in der Ferne sieht man den Old Man of Storr mit der richtigen Ridge:

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    Fortsetzung folgt...

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