Farbstoffe im Whisky (Zuckerkulör)

«1
  • Stefan_F
    Themenersteller
    User
    Dabei seit: 22.07.2004Beiträge: 1Bewertungen: 0

    Hallo zusammen!
    Auf einer Schottlandreise wurde mir in verschiedenen Destillerien erklärt, dass zur "einheitlichen Farbgebung" bei den meisten Abfüllungen noch Zuckerkulör (Caramel?) hinzugefügt wird.

    :question: Inwieweit beeinflusst das auch den Geschmack des Whiskys? (Zuckerkulör = süß?)

    Selbst auf meinem eigentlich 16 Jahre alten Lagavulin war zu lesen, dass er "manipuliert" war. :cry:

    :question: Bleibt mir für einen wirklich "reinen" Whisky, nur eine Faßabfüllung (CaskStrength) von einem der unabhängigen Abfüller übrig?

    :question: Heißt CaskStrength automatisch, dass nichts mehr daran verändert wurde?

    Werde in Zukunft also wahrscheinlich etwas mehr Geld ausgeben um nicht mehr nur die Massen-Standardabfüllungen zu kaufen.

    Vielen Dank für die Antworten!
    Stefan

  • Michael_H User Dabei seit: 25.07.2004Beiträge: 92Bewertungen: 0
    Optionen
    "Stefan_F" schrieb:
    Hallo zusammen!
    Auf einer Schottlandreise wurde mir in verschiedenen Destillerien erklärt, dass zur "einheitlichen Farbgebung" bei den meisten Abfüllungen noch Zuckerkulör (Caramel?) hinzugefügt wird.

    'Caramel' sagt man zu dem Farbstoff desöfteren im Englischen, es handelt sich dabei aber mitnichten um die Süßigkeit! :wink:

    :question: Inwieweit beeinflusst das auch den Geschmack des Whiskys? (Zuckerkulör = süß?)

    Zuckerkulör ist derselbe Farbstoff, der auch im Holz der Fässer vorkommt. Er schmeckt nicht süß und beeinflußt daher den Geschmack des Whiskys auch nicht. --- Als Purist möchte man den Whisky aber manchmal eben doch unverfälscht...

    :question: Bleibt mir für einen wirklich "reinen" Whisky, nur eine Faßabfüllung (CaskStrength) von einem der unabhängigen Abfüller übrig?

    Auch bei Faßstärke-Abfüllungen kann gefärbt werden, genauso, wie sie auch kühlgefiltert sein können.

    In Deutschland gibt es, im Gegensatz zu den meisten anderen europäischen Staaten, eine Kennzeichnungspflicht für den Zuckerkulör. Wenn du also eine Flasche in Deutschland kaufst, auf der nichts von einer Nachfärbung draufsteht, dann ist der Whisky ungefärbt.

    Springbank beispielsweise färbt grundsätzlich nicht nach.

    :question: Heißt CaskStrength automatisch, dass nichts mehr daran verändert wurde?

    Wie gesagt: Auch eine Faßstärke-Abfüllung kann kühlgefiltert oder nachgefärbt sein... Sie wird lediglich nicht mit Wasser 'gestreckt'.

  • Anonymous User Anonymous Dabei seit: 04.05.2004Beiträge: 5,870Bewertungen: 0
    Optionen

    Macallan färbt auch grundsätzlich nicht.

    Alle "Classic Malts of Scotland", alle Bowmore, alle Glenfiddich sind gefärbt. Und viele mehr. Würde sagen fast 90 % der schottischen Whiskys sind gefärbt.

    Interessanterweise ist bei Whiskey aus den USA färben gesetzlich verboten!

  • Horst_S User, Administrator Horst_S Dabei seit: 07.05.2004Beiträge: 5,211Flaschensammlung:Horst_S SammlungBewertungen: 1364
    Optionen
    In Deutschland gibt es, im Gegensatz zu den meisten anderen europäischen Staaten, eine Kennzeichnungspflicht für den Zuckerkulör. Wenn du also eine Flasche in Deutschland kaufst, auf der nichts von einer Nachfärbung draufsteht, dann ist der Whisky ungefärbt.

    Das ist nicht ganz richtig. Man findet auch in Deutschland gefärbte Whiskyflaschen ohne Kennzeichnung. Es gibt unabhängige, kleinere (und größere) Importeure, die kümmern sich nicht um die Kennzeichnung. Da, wie oben schon gesagt, der Farbstoff identisch zu dem natürlichen Farbstoff aus der Fasswand ist, kann man ihn mit einem Test nicht nachweisen. Damit ist der Markt auf die Ehrlichkeit des deutschen Großhandels angewiesen.

    Aber eins ist klar: Alle Flaschen einer Marke laufen über die gleiche Abfüllanlage und werden damit gleich gefärbt. Ein Lagavulin aus UK oder Frankreich ist genauso gefärbt, wie ein Lagavulin in Deutschland. Es steht nur nicht drauf. Und wer in D einen Lagavulin ohne Färbungsaufschrift erwirbt, hat eine gesondert importierte Ware vor sich.

    Früher nannte man das Grauimport - heute ist das in der EU zulässig.

    Gruß
    Horst Lüning

    Gruß Horst Lüning Admin, Whisky.de
  • Horst_S User, Administrator Horst_S Dabei seit: 07.05.2004Beiträge: 5,211Flaschensammlung:Horst_S SammlungBewertungen: 1364
    Optionen
    Wie gesagt: Auch eine Faßstärke-Abfüllung kann kühlgefiltert oder nachgefärbt sein... Sie wird lediglich nicht mit Wasser 'gestreckt'.

    Auch diesen Satz muss man als Purist kommentieren.

    Die meisten Fassstärkeabfüllungen sind keine!

    Flaschen wie z.B. Laphroaig 10J Cask Strength haben exakt 57,3%. Diese Zahl richtet sich nach den alten 100 Proof des imperialen Alkoholmesssystems. Doch 10 Jahre alte Laphroaig Fässer sollten immer noch deutlich mehr als diese Prozentzahl haben. Glenfarclas schafft es mit seinem 105 mit 60% abzufüllen und die Malts sind nur rund 2 Jahre jünger.

    Also wird auch bei diesen 'Fassstärke Abfüllungen' hurtig Wasser hinzu gegeben. Es ist aus meiner Sicht bei sich so stark verkaufenden Malts fast gar nicht anders möglich, ohne den Kostenrahmen zu sprengen.

    Aberlour macht es mit seinem A'bunadh fast richtig. Hier wird nicht nachverdünnt und jede Charge (Batch) erhält seine eigene Alkoholstärke aufgedruckt. Aber auch bei diesen Flaschen ist der Aufdruck: "Straight from the Cask" streng genommen nicht richtig. Es müsste heißen "... casks".

    Richtige Fassstärke Abfüllungen erhält man eigentlich nur bei den unabhängigen Abfüllern. Und so war der obige Satz ja eigentlich gemeint. Hier wird exakt das drauf geschrieben, was auch gemessen wurde.

    Gruß
    Horst Lüning

    Gruß Horst Lüning Admin, Whisky.de
  • Michael_H User Dabei seit: 25.07.2004Beiträge: 92Bewertungen: 0
    Optionen

    Eben! Der Laphroaig "Cask Strength" ist eben doch keine Faßstärke, sondern nur eine etwas kräftigere Abfüllung... :wink:

    Echte Faßstärken wird man wohl fast ausschließlich bei Einzelfaßabfüllungen bekommen, oder?

  • Andreas_S User Andreas_S Dabei seit: 06.07.2004Beiträge: 32Bewertungen: 0
    Optionen

    Hallo Whisky-Gemeinde, :lol:

    so hell wie der Ardbeg Ten ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass dieser gefärbt ist; oder lasse ich mich da täuschen :question:

    "Uisce Beatha ! Slainte !!!" *Arusi*
  • Michael_H User Dabei seit: 25.07.2004Beiträge: 92Bewertungen: 0
    Optionen

    @ Andreas_S:

    Ich glaube auch nicht, daß Ardbeg färbt (zumindest nicht den 10jährigen).

    "Christian_S" schrieb:
    Interessanterweise ist bei Whiskey aus den USA färben gesetzlich verboten!

    Ich war am Freitag bei einem Whisky-Tasting. Der Schotte, der das ganze durchführte, meinte, daß es bei schottischem Whisky erlaubt sei, maximal 0,39% Zuckerkulör zuzusetzen. In den USA hingegen seien bis zu 5% erlaubt.

    Ich habe ihn darauf angesprochen, daß mir hier "zu Ohren" gekommen sei, daß in den USA überhaupt nicht gefärbt werden darf.

    Darauf erwiderte er, daß in einigen Staaten der USA das Nachfärben tatsächlich verboten sei, daß aber gerade in diesen Staaten eben kein Whiskey hergestellt wird!

    Ich habe mich ja auch schon gewundert, wie es gerade bei so einer Massenware wie Jim Beam und Jack Daniels sonst möglich sein sollte, daß die immer eine konstante Färbung haben...

  • Anonymous User Anonymous Dabei seit: 04.05.2004Beiträge: 5,870Bewertungen: 0
    Optionen

    @Michael_H
    Tja. Da hat der Schotte wohl keine Ahnung oder gelogen (was ich eher glaube), um "seinen" Whisky besser darzustellen.

    Lebensmittelvorschriften sind in den USA fast immer Bundesgesetze. Auch das Gesetz bzw. die Verordnung zum Thema Whisky ist eine Bundesverordnung.

    Fazit: Es gibt somit aus ganz USA keinen einzigen Whiskey, der gefärbt ist. Da können mir die Schotten erzählen was sie wollen. :wink:

    Übringens kommt der "dunkle" und "gleichmässige" Farbton vor allem daher, dass bei Bourbon immer NEUE und UNBENUTZE, innen AUSGEKOHLTE Eichenfässer zur Lagerung genutzt werden MÜSSEN. Gebrauchte dürfen in den USA NICHT verwendet werden. Und das ist ja das Tolle für die schottischen Whiskys. Wenn es keinen Nachschub mehr an Bourbon-Fässern aus den USA geben würde, dann hätte der schottische Whisky ein massives Problem.

    -> Und bitte verlangt nicht, dass ich Euch die Gesetze und Verordnungen aus den USA raus suche. Dazu hat Gott "GOOGLE" erfunden. Viel Spass beim Suchen!

  • Anonymous User Anonymous Dabei seit: 04.05.2004Beiträge: 5,870Bewertungen: 0
    Optionen

    Ganz nebenbei:

    Das ist wohl der Quark hoch zehn:
    "Der Schotte, der das ganze durchführte, meinte, daß es bei schottischem Whisky erlaubt sei, maximal 0,39% Zuckerkulör zuzusetzen. In den USA hingegen seien bis zu 5% erlaubt."

    -> Beim Zusatz von 0,39 % Zuckerkulör hat Du schon einen Whisky, der schwarz ist wie Holzkohle. Solche Mengen werden NIE und NIMMER beigesetzt. Und schon niemals 5 %. Zuckerkulör ist ein Farbstoff der in MINIMALST-MENGEN hinzugefügt wird. Und 0,39 % ist defintiv zu viel für jede Art Getränk.

  • Michael_H User Dabei seit: 25.07.2004Beiträge: 92Bewertungen: 0
    Optionen

    Naja, kann schon sein, daß der Schotte da geflunkert hat, bei dem, was er sonst noch so an Sprüchen über Bourbon und Irish Whiskey losgelsaaen hat. :lol:

    Was den Irish anbelangt, mußte sogar ich als überzeugter Scotch-Liebhaber mal ein gutes Wort einlegen, damit die ganzen Neulinge beim Tasting das nicht gleich für bare Münze nehmen.

    Aber beim Bourbon fiel auch mir nichts Gutes mehr ein... :mrgreen:

Anmelden oder Registrieren, um zu kommentieren.