Berlin-Tipp gesucht & gefunden: Whisky-Kneipe mit Auswahl!

Guten Abend an Euch alle!

Es ist zwar schon wieder etwas her, dass wir in Berlin waren, aber trotzdem möchte ich Euch noch eine Rückmeldung geben. Den Tipp von @TiRi und @pothy , das Union Jack zu besuchen, haben wir befolgt.

Am Freitagabend, nach einem guten Essen, haben wir die Kinder im Hotel abgeliefert und danach das Union Jack besucht. Es war zwar nicht gleich um die Ecke, ließ sich aber mit einem ausgedehnten Spaziergang tatsächlich zu Fuß erreichen.

Dort angekommen, war ich doppelt froh, dass gleichzeitig der Whisky-Herbst stattfand (wie von @ALP_Flo schon vermutet). Im Innenraum ist ja wirklich wenig Platz (zumindest unter Corona-Bedingungen), und es war letztendlich innen auch nichts frei. Wir hatten dann aber das große Glück, dass wir es uns draußen auf einem bequemen Sofa direkt neben dem Eingang bequem machen durften. Dort ließ es sich richtig gut aushalten, war zwar doch ziemlich frisch aber es gab sogar Decken.

Zur Auswahl unserer Drams ging es dann nach drinnen, wo wir richtig gut und geduldig beraten wurden. Hier nun die leckeren Tropfen, die wir an diesem Abend genießen durften:

Links: Bowmore 12yo, 1995-2008, Murray McDavid, Bourbon Cask mit Vignier Finish (WID: 9274)

Rechts: Bowmore 21yo, 1991-2012, A.D.Rattray, First Fill Sherry Cask (WID: 38178)

Fazit: Was für ein Unterschied! 21Jahre, komplett Sherry Cask gereift sind einfach richtig gut (von mir 87P). Dagegen wirkt das Viognier-Finish aufgesetzt, wie parfümiert, und doch ziemlich einseitig (von mir 84P). Ein guter Auftakt. 

Danach kamen die alten Drams dran. Das war ein geheimer Wunsch von mir, die Gelegenheit zu nutzen, mal wirklich richtig alte Tropfen zu probieren, von denen ich mir heutzutage wahrscheinlich nie eine Flasche leisten kann (oder will...):

Links: Tamnavulin, 45yo, 1968-2013, WM Spirits, The Admiral's Cask, Bourbon Cask (WID: 58277)

Rechts: Springbank, 8yo, The Green Book Vol.I, aus den 1980er Jahren (WID: 157527)

Fazit: Eine vollkommen andere Liga. Beide Tropfen waren wirklich auf Augenhöhe, man mag es kaum glauben. Der Tamnavulin mit seiner mächtigen, vollen, öligen Frucht, einem ganzen tropischen Fruchtsalat in der Nase und einem unglaublich langen Abgang. Ganz großes Kino (93P). Im Vergleich dazu der Springbank etwas zurückhaltender, aber ähnlich fruchtig, dazu würzig und mineralisch aber überraschenderweise so gut wie gar nicht rauchig. Man könnte meinen, dass eine vermeintlich 8 Jahre alte Abfüllung gegen den alten Tamnavulin komplett abfällt, aber weit gefehlt - für mich waren beide auf Augenhöhe. Der Springbank hat mich eigentlich sogar mehr beeindruckt. Ich habe mir dennoch an dem Abend "nur" 92P notiert - warum auch immer. Ich gebe das hier aber mal genauso an.

Wir haben dann mal nachgefragt, wie das eigentlich sein kann und es scheint so zu sein, dass damals deutlich ältere Abfüllungen in die Springbanks gegangen sind - wir waren also mindestens ganz weit in den 1970er Jahren. Und es soll so sein, dass Springbank damals viel weniger Rauch verwendet hat - zumal es den rauchigen Longrow wohl noch nicht gab.

Nur nochmal, weil ich das "Green Book" so schön fand. 

Zum krönenden Abschluss haben wir uns dann noch einen Dram einer "Lost Distillery" gegönnt:

Littlemill, 21yo, 1992-2013, The Whisky Cask, Bourbon Hogshead (WID: 44720)

Fazit: Ein ganz toller Abschluss des Abends. Wieder schöne und cremige Fruchtaromen, zusammen mit diesen irgendwie schwer zu beschreibenden und doch so typischen Littlemill-Noten. Ich versuchs mal mit frischem Gras, Matcha-Tee und Kräutern. Ich habe mir 90P vermerkt.

Was soll ich sagen? Der Abend war ... nun ja ... dekandent und ziemlich kostspielig - aber ein großartiges, fast schon einzigartiges Erlebnis. Wir haben mit ganz tollen Drams auf meinen 50sten anstoßen dürfen, wurden richtig klasse beraten und haben den Abend rundherum genossen! Ich bin sehr dankbar für dieses Erlebnis.

So, das war wahrscheinlich mein bisher längster Eintrag hier im Forum  

Allen, die so lange durchgehalten haben, einen schönen Abend!

Euer

Gaspode