Talisker Tasting Wochen

Die Erwartung war hoch - das erste Glas etwas "ernüchternd".
Erstaunlich rund, keine Talisker-Kanten und Talisker-Ecken, sehr wenig vom "typisch" fruchtigem Talisker-Charakter. Stattdessen eine schöne Süße und eben die leichten Sherry-Anklänge, die subtil hervorragend harmonieren.
Nachdem das Glas leer war und ich ein wenig enttäuscht war, stellte sich nach mehreren Minuten plötzlich ein verspätetes Abgangs-Geschmackserlebnis ein. Sehr trockene und holzige Sherry-Noten... nach mehreren Minuten!
Das machte dann doch Lust auf ein zweites Glas. Und plötzlich schmecke ich wieder mehr Talisker heraus. Immer noch vergleichsweise sehr rund aber eben auch mit sehr schönen subtilen Sherry-Noten. Und dann wieder im Abgang diese sehr holzig-trockenen Sherry-Fassaromen. Als wenn man an einem geleerten Fass lecken würde. Sehr lecker (auch wenn ich das natürlich noch nicht gemacht habe - also das Fasslecken).
Ich kann gut verstehen, dass jemand die DE dem 10er vorzieht, wenn einem der 10er zu kantig und wild ist.

Erstes Fazit im gedanklichen Vergleich (Talisker 10 Jahre, Talisker DE, Talisker 18 Jahre):
Ein Beurteilung wie "diesen finde ich besser" mag ich bei den dreien nicht ziehen. Alle drei haben ihren individuellen Charakter und ich finde alle drei sehr lecker.
Der Talisker 10 Jahre ist wuchtig, kantig und hat eine einmalige Fruchtigkeit, die ich so nur von Talisker kenne. Für mich steht diese Abfüllung gedanklich einfach für Talisker.
Der Talisker DE ist hier im Vergleich sehr harmonisch und rund. Zudem sind die subtilen Noten durch die Amoroso-Nachreifung sehr lecker und bereichernd. Er hat aber vergleichsweise wenig von "meiner Talisker-Vorstellung".
Der Talisker 18 Jahre ist ebenfalls wesentlich runder und harmonischer gegenüber dem 10er, hat aber immer noch den eigenwilligen Talisker-Charakter und zudem durch sein Alter sehr leckere und intensive Holzaromen.
Wenn ich auch den Preis mit einbeziehe, dann ergibt sich für mich jedoch die Reihenfolge 1: 10; 2: 18; 3: DE.

Demnächst werde ich einmal den Talisker 57° North vergleichen können. Ich hatte ja geschrieben, dass mich der Talisker 57° North nicht mehr begeistert, obwohl ich die erste Flasche ganz hervorragend empfand.
Damals hatte ich mir zwei Flaschen gekauft. Eine für mich und eine hatte ich meinen Schwager geschenkt. Ich bin davon ausgegangen, dass mein Schwager diese längst schon geleert hat. Kürzlich habe ich ihn einfach mal auf den Talisker angesprochen und oh Wunder, die ist noch existent. Ich bin daher auf den Vergleich gespannt, auch wenn die Flasche nun schon fast 2 Jahre offen ist.