Versandversicherung bei DHL? Haha!

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  • [Gelöschter Benutzer]
    Themenersteller
    Dabei seit: 22.12.2009Beiträge: 0Bewertungen: 0
    , letzte Änderung 29. Juli 2014 um 09:57
    tl;dr: Unserer aller Paketsendungen mit Whiskyflaschen/Samples sind mutmaßlich weder gegen Verlust noch gegen Beschädigung versichert.

    Moin Ihr,

    manchmal lernt man ja erst, wenn es reell schmerzhaft wird. Wie vielleicht viele von Euch habe ich beim Sample- und Flaschenversand ganz einfach vorausgesetzt, dass der Versand bsp. mit DHL bis zu einem Warenwert von 500 € versichert ist. Soweit Theorie und werbliche Anpreisung.

    Nun kam ich erstmals in die Verlegenheit, darauf zurückgreifen zu müssen: eine Sendung, bestehend aus einem Sample und einer Flasche, habe ich per DHL an unseren linus zu senden versucht. Leider erreichte diesen die Sendung nicht, sondern geschlagene sechs Tage später wiederum mich als Absender. In einem Zustand, als hätte ein LKW darauf gewendet. Das Paket bestand (bevor die DHL gottweißwas damit angerichtet hat) aus einer mehrlagigen, dicken Kartonage, in welche ich Flasche und Sample jeweils mit mehreren Lagen Luftpolsterfolie ummantelt und dann alles mit Styroporflocken aufgefüllt habe, bis nichts im Paket sich noch einen Millimeter hätte bewegen können.

    „Nützt ja nichts“, dachte ich – schließlich hat sich linus ja bewusst für versicherten Paketversand entschieden. Da die Vollprofis der DHL mir zwar einen triefenden Pappbreihaufen voller Scherben mit informativem „Ihre Sendung wurde beschädigt“-Sticker (Ach ja? Gut, dass das draufsteht, die Matschfetzen hätte ich in meiner Dummheit beinahe nochmal arglos an linus rausgeschickt …) zugestellt hatten, jedoch keinerlei Hinweis zum Thema „wie Sie einen Versandschaden reklamieren“, machte ich mich im Web schlau und lud mir ein Schadensanzeigeformular herunter.

    Mit diesem musste ich dann den triefenden Siffhaufen, der mal feinster Single Malt war, zur Weiterleitung zur Prüfung durch die DHL in eine Postfiliale bringen, wo die Angestellte den klebrigen Paketrestklumpen absolut angewiedert ansah und selbst nicht begreifen konnte, warum DHL das „beschädigte Paket“ nicht gleich untersucht hatte. Also ging die Sendung erneut auf Reisen und nach weiteren fünf Tagen kam ein kleines Päckchen bei mir an. Enthaltend a) das *unbeschädigte* Sample, klebrig und mit völlig versifftem Etikett, aber ansonsten noch am Leben sowie b) der Hinweis, man würde sich in der Sache bei mir melden.

    Dann geschah: nix.

    Neun Tage harrte ich aus, um dann bei DHL mal freundlich nachzuhaken, wie es denn mit der Rückerstattung des gewreckten Wertes aussähe. Die Antwort folgte – in artgerechtem DHL-Tempo – drei weitere Tage später (fürs Protokoll: wir sind bei Versandtag + 24). Ich zitiere aus dem Schreiben der DHL:
    „Die fachkundige Beurteilung ergab, dass die Sendung nicht AGB-konform verpackt war, da die von Ihnen verwendete Innenverpackung nicht ausreichend war. Für derart empfindliche Gegenstände ist eine ausreichende Dämmung unbedingt erforderlich. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass wir in diesem Fall keine Haftung übernehmen können.
    Laut unseren AGB sind Paketsendungen so zu verpacken, dass sie vor Beschädigung geschützt sind. Näheres bestimmen die Versandbedingungen DHL PAKET NATIONAL/INTERNATIONAL.“

    Ich wollte nicht glauben, was ich las. Nahm mir dann die AGB der DHL vor und las:
    DHL AGB Paket/Express (national)
    3.4: „[...] Der Absender wird die Sendung so verpacken, dass sie vor Verlust und Beschädigung geschützt ist und dass auch DHL und Dritten keine Schäden entstehen. Näheres bestimmen die „Versandbedingungen DHL PAKET NATIONAL und INTERNATIONAL”. Die §§ 410, 411 HGB bleiben unberührt.“

    Soweit, so gut, dachte ich; das sehe ich als gewährleistet an. Werfen wir noch einen Blick auf die Versandbedingungen DHL PAKET NATIONAL und INTERNATIONAL

    3.1.1 „Alle Sendungen müssen nach Inhalt, Art der Versendung und Umfang sicher verpackt sein. [...]“
    3.2 „SICHERE VERPACKUNG
    (1) Die Verpackung der Sendungen muss dem Inhalt entsprechen und so beschaffen sein, dass die Versandgegenstände vor Verlust und Beschädigung geschützt sind und keine anderen Sendungen beschädigt werden. Die Verpackung muss den Inhalt der Sendung gegen Belastungen, denen sie normalerweise während der Postbeförderung durch Druck, Stoss, Vibration und Temperatureinflüssen ausgesetzt ist, sicher schützen und hinreichend fest, druckstabil und ausreichend biegesteif sein. Wenn erforderlich, ist eine ausreichende Innen-verpackung vorzusehen und durch Füllstoffe zu ergänzen. Die Innenverpackung muss die Inhaltsteile fixieren und transportempfindliche Inhalte allseitig polstern. Bei transportsensiblen Inhalten muss die Verpackung auf deren besondere Empfindlichkeit abgestellt sein und Eigenart, Menge sowie alle anderen Besonderheiten im Einzelfall berücksichtigen. Verkaufs- und Lagerverpackungen sind oftmals nur für den palettierten Versand ausgelegt. Für die Postbeförderung sind zusätzliche Verpackungsmaßnahmen oder andere Verpackungskonzepte erforderlich.
    (2) Je schwerer eine Sendung ist, desto widerstandfähiger muss der Verschluss ausgeführt werden. Er garantiert den Sendungszusammenhalt und dient gleichzeitig als Originalitäts-nachweis.
    (5) Für Wein, Sekt und Spirituosen in Glasflaschen und Ton- oder Steinzeugkrügen sind ge-nerell Versandverpackungen, die mit dem DHL Prüfzeichen „certified by DHL PACKAGING-SERVICE“ und einer DHL Prüfnummer (postanerkannte Flaschenversandverpackungen) gekennzeichnet sind, zu verwenden. Für den Versand einzelner Flaschen bietet DHL das Produkt PACKSET F an.
    (6) Die Verschlüsse von Flüssigkeitsverpackungen müssen auch in Seiten- oder Kopflage eine ausreichende Dichtigkeit aufweisen. Schraubverschlüsse und -kappen sind mit dem von den Herstellern empfohlenen Drehmoment anzuziehen.“


    Was denke ich nach dem Studium dieser zweiten AGB:
    a) Ich bin selbst Schuld.
    Ich habe mir die DHL AGB Paket/Express (national) mal durchgelesen. Das Waren so zu verpacken sind, dass Sie vor Beschädigung geschützt sind, war mir klar und ich hätte Stein und Bein geschworen, dem mit meiner Verpackung genüge getan zu haben. Die zweiten „Versandbedingungen DHL PAKET NATIONAL und INTERNATIONAL“ habe ich jedoch nie gelesen. Also: ich habe nicht die geforderte Verpackung gewählt und damit keinen Anspruch auf Erstattung. Punkt. Kann ich einsehen.
    b) Lehrgeld muss sein:
    ich habe linus seine Kaufsumme soeben in voller Höhe zurücküberwiesen. Biete ich jemandem versicherten Versand an, liegt es in meiner Pflicht, das auch zu gewährleisten (im Gegensatz zu diesem Fall, wo bisher einmalig ein von mir versandter Maxibrief durch die Post verloren ging und der Käufer, der bewusst unversicherten Versand gewählt hatte, mit dem Verlust leben musste).

    Weshalb ich Euch diese Story aufdrücke: nun denke ich über Konsequenzen nach.
    a) Möchte ich eine einzelne Flasche versenden, kann ich ein Packset F für 2,49 € nutzen und das auf meine Versandkosten aufschlagen. Für größere Flaschenmengen gibt es ebenfalls einige „DHL-zertifizierte Versandverpackungen“ zu atemberaubenden Preisen zu erwerben. Kaum jemand hat jedoch (außer, es geht um Flaschen von exorbitantem Wert) ein Verständnis dafür, zu den Paketkosten nochmal 2,50 - 3,00 € für eine Versandkartonage aufzuschlagen; von daher keine glückliche Lösung. Auch wenn ich mich umschaue, habe ich derartiges bei anderen Anbietern noch nicht gesehen.
    b) Für Samples greift das alles nicht: ich habe mir einige Erfahrungsberichte zum Thema „Sendung verloren, DHL lässt mich im Regen stehen“ durchgelesen, das Web ist voll davon. Ich muss defintiv davon ausgehen, dass, wenn ich Samples in eine solche mordsteure Versandkartonage stecke und mehrere davon, egal wie dick mit Luftpolsterfolie umwickelt, in einer für eine Großflasche bestimmten Kartonage versendet werden, mir DHL sofort vorwerfen würde, die Verpackung sei nicht ausreichend gewesen, wenn das nächste postgelbe Kettenfahrzeug aus einer meiner Sendungen Maltmuß machen würde. Speziell für mehrere kleine Sampleflaschen gibt es keine mir bekannte, DHL-zertifizierte Verpackung. Punkt. Und wo nur ein Quäntchen Lücke oder Zweifel bleibt, mit derer die DHL Schadensersatzansprüche abweisen kann, wird sie sicherlich weidlich Gebrauch davon machen. Wie gesagt: das Web ist voll von (negativen) Erfahrungsberichten dazu.

    :Update: und da bröselt auch das mit der Versicherung gegen Verlust, siehe hier. Also phrasiere ich zukünftig wie folgt:
    Auch Paketsendungen gelten als unversichert, ich hafte für diese nicht: Infos hier.


    Mein Fazit:
    ab sofort werde ich ausdrücklich sowohl bei Flaschenteilungen als auch in meinem Sample-Emporium jedwede Versandart als unversichert kennzeichnen. Ich verpacke weiterhin bestmöglich gepolstert mit üblichen Kartonagen zu üblichen Preisen, das Risiko bei einer Beschädigung jedoch werde ich jedoch nicht noch einmal übernehmen. Die DHL (wie auch Hermes und GLS) stellt Anforderungen, die sich in meinen Augen nur mit enormen Zusatzkosten (Flaschenversand) bzw. gar nicht (Sampleversand) erfüllen lassen. Mit dem Einliefern einer nach bestem Wissen und Gewissen verpackten Sendung beim Versanddienstleister nach Käuferwahl endet als privater Versender meine Haftung.


    Ich verdiene mit allen FTs und Samples keinen müden Cent, sondern stecke umgekehrt Aufwand in die Sache, den ich als Danke an die anderen hier im Forum nicht vergüten lasse. Ein Nullsummenspiel halt, alles gut soweit. Übernehme ich (wie in diesem Fall Ehrensache) jedoch die Gewähr für eine Versandversicherung, die de facto nicht besteht, fange ich an, finanziell Minus zu machen. 80 Euro Lehrgeld an linus sollen mir genügen – und Euch erspart bleiben.

    Überlegt, ob Ihr in Euren Sampleangeboten/FTs ggf. darauf hinweist, dass auch Eure Pakete nicht versichert sind.

    Beste Grüße,
    Sebastian

    Irgendwas mit Whisky und Ostfriesland: das image regulars-Blog. Und Samples ha’m wir auch.

  • Droggelbecher User Dabei seit: 10.01.2014Beiträge: 1,212Flaschensammlung:SammlungBewertungen: 3
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    Danke für deinen Erfahrungsbericht.

    Sowas ähnliches hatte ich mir schon gedacht, deshalb wähle ich immer den billigsten Versand. Dadurch erspare ich mir einiges an Versandkosten und kann das Geld stattdessen in neue Samples stecken. Und sollten doch mal ein paar Samples verloren gehen (was bis jetzt noch nie passiert ist), bin ich trotzdem noch weit im Plus.

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  • [Gelöschter Benutzer] Dabei seit: 29.12.2009Beiträge: 66Bewertungen: 27
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    Danke für den Bericht. Habe sowas schon mal gehört. Ich nehme dennoch bei höherpreisigen Samples den versicherten Versand, da neben der Beschädigung auch der Verlust hier ein Thema ist. Eine Nachverfolgung ist für mich hier ein Kriterium und die Hoffnung, dass mit Paketen sorgfälter umgegangen wird als mit Maxibriefen. Wie man an deinem Beispiel sieht, ist das manchmal auch Wunschdenken.
    Bisher ist noch alles gut gegangen, aber vielleicht sollte ich diesen Hinweis bei meinen FT auch mit aufnehmen.

    gelsentrooperGeorg2 gefällt das
  • SteveW110 User SteveW110 Dabei seit: 23.08.2012Beiträge: 11,447Bewertungen: 49
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    Altes Spiel der DHL...
    Jeder, der viel verschickt, kommt damit irgendwann in Berührung. Ich habe sogar gegen die DHL Klage geführt und verloren.

    Sei froh, dass es in deinem Fall 80€ gewesen sind, bei mir waren es 450€ :wink:

    Fazit: DHL ist scheiße :idea:

    Whisky-diet
    Lose 3 days in one week!
  • kunze User kunze Dabei seit: 27.09.2010Beiträge: 4,506Flaschensammlung:Kunzes Whisky EckeBewertungen: 101
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    Jau, ein öhnlich geartetes Ärgernis ist mir auch mal passiert!

    Es wurden 2 Gwestenbrote per Express-Luftfracht für damals 50 Mark Richtung eines hungrigen Monteurs nach England versendet!

    Als nach 3 Tagen das Brot trotz 24H Zustellung nicht eingetroffen war, wurde eine Nacgvefolgung beantragt,
    Diese führte dazu, dass dfie matschig grüne Biomasse bereits 3 Wochen später eintraf.

    Tatsächlich hat damals die Versicherung den Schaden von ca 5 Mark erstattet. Die horrenden Portokosten jedoch nicht.

    Scheinbar wird immer nach der preiswertesten Schadensregulierung gesucht!

    --------------------------- Gruß KUNZE ------------------------------

    - - - nur die inneren Werte zählen - - -

    *** Forengeprüfter Living Bottle Panscher ***

    - 1. FT 2016 Kunzes Benriach Birnie Moss Nachreifungen -

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    After-Party Bus Halt August 2019

  • megabreit User megabreit Dabei seit: 14.12.2010Beiträge: 4,454Bewertungen: 0
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    Ist die Gewähr denn bei versichertem Versand nur bei DHL so schlecht, oder auch bei den anderen Anbietern?

    B 1 da steh ich drauf. :-)
  • megabreit User megabreit Dabei seit: 14.12.2010Beiträge: 4,454Bewertungen: 0
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    "kunze" schrieb:
    Tatsächlich hat damals die Versicherung den Schaden von ca 5 Mark erstattet. Die horrenden Portokosten jedoch nicht.

    Scheinbar wird immer nach der preiswertesten Schadensregulierung gesucht!




    Wie man aber in anderem Zusammenhang lesen konnte, wurde auf die Versandkosten auch noch Zoll erhoben.:rolleyes:

    B 1 da steh ich drauf. :-)
  • SteveW110 User SteveW110 Dabei seit: 23.08.2012Beiträge: 11,447Bewertungen: 49
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    "megabreit" schrieb:
    Ist die Gewähr denn bei versichertem Versand nur bei DHL so schlecht, oder auch bei den anderen Anbietern?


    Bei Hermes hatte ich noch keine negative Erfahrung in diesem Sinne, heißt aber nichts :wink:

    Whisky-diet
    Lose 3 days in one week!
  • [Gelöschter Benutzer]
    Themenersteller
    Dabei seit: 22.12.2009Beiträge: 0Bewertungen: 0
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    "megabreit" schrieb:
    Ist die Gewähr denn bei versichertem Versand nur bei DHL so schlecht, oder auch bei den anderen Anbietern?

    Die „man bekommt Erstattung aus ihnen herausgequatscht“-Quote scheint bei Hermes besser zu liegen. Meine Hand werde ich jedoch für keinen Versanddienstleister unter der Sonne mehr ins Feuer legen.

    Paketversand = Tracking und Versicherung bei Verlust. Mehr nicht.

    Gruß,
    Sebastian

    Irgendwas mit Whisky und Ostfriesland: das image regulars-Blog. Und Samples ha’m wir auch.

  • SteveW110 User SteveW110 Dabei seit: 23.08.2012Beiträge: 11,447Bewertungen: 49
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    "megabreit" schrieb:
    "kunze" schrieb:
    Tatsächlich hat damals die Versicherung den Schaden von ca 5 Mark erstattet. Die horrenden Portokosten jedoch nicht.
    Scheinbar wird immer nach der preiswertesten Schadensregulierung gesucht!

    Wie man aber in anderem Zusammenhang lesen konnte, wurde auf die Versandkosten auch noch Zoll erhoben.:rolleyes:

    das liegt aber am Zoll :wink:

    Whisky-diet
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  • megabreit User megabreit Dabei seit: 14.12.2010Beiträge: 4,454Bewertungen: 0
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    War schon klar, ist aber doch alles Beschiss.8)

    B 1 da steh ich drauf. :-)
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