Deanston 1994 (20Y) | Whiskies Of Scotland | Duncan Taylor | SC + CS

Guten Abend allerseits,
nach langer Zeit dachte ich mir mal, ich traue mich auch an "live" lange Tasting Notes, statt nur in mein Sammelbüchlein zu schreiben.
Ich denke der Umstand, dass es hiermit anfängt, hat mit der besonderen Herkunft dieses Deanston zu tun.
Wie hier schon kurz erläutert, hat mein Örtlicher eine Reihe an Serien bzw. Abfüllungen die man nur über Clubs oder irgendwelche einzelnen Läden alleine bekommt. Darunter besonders toll 15-20 Boddeln immer von Whiskies Of Scotland, von der meist Kenner sogar noch nie was gehört haben. Wie auch, seltsamerweise gibt es nicht einen WB-Eintrag von auch nur einer Abfüllung, obwohl es ja auch andere mit nur 50-80 Boddeln da hineinschaffen.
Die WoS stammen von Duncan Taylor und werden nur im DT-Store in Schottland am Headquarter verkauft, eigtl. auch beschränkt an Flaschen pro Kopf soweit mir bekannt, da der gute Herr im Örtlichen aber seine Leute kennt, kann er wohl immer seine 30-50 Flaschen mitnehmen, von Aberlour über Macallan bis Mortlach wird da aus dem bekanntlich größten Fasslager der Welt ausgesucht. Leider ohne Angaben über nix, außer das Destillierdatum, an dem Code kann man dann wenigstens das Abfülldatum und damit die meist 20 und manchmal paar mehr Jahre erkennen, die Prozente sind aber schon alles an weiter Info.
Ansonsten immer Single Cask, Fassstärke und durch den Chef kann ich wenigstens erfragen was in meine Richtung geht, ergo meist Sherry Cask ist, da er eigtl. alles vorher probiert in Schottland.
Wer da weiter interessiert ist, kann mir übrigens auch gerne ne PN schreiben, find' die einfach sehr interessant...

Nun aber zum eigentlichen Baby:

Deanston 1994 (20Y) | Whiskies Of Scotland | Duncan Taylor | 55,4% | SC + CS

Aroma: Nachdem man ihm vom Wachs befreit hat, was übrigens komplett weich ist und nicht einmal splittert *hust* Couvreur schau mal hier *hust*, kommt einem direkt eine aromatische Süße und Floralität entgegen. Im Glas entwickelt er in den ersten Minuten tolle Noten von frischen Eichenspänen, erwähnten nicht genau zu beziffernden Blüten, dazu ein süßer angenehmer Malz, einiges an Vanille und ständig hinter allem so eine Sherrytönigkeit. Kennt ihr das, wenn man irgendwie keine direkten Sherrynoten wie Pflaume, Kirsche, Beeren, whatever benennen kann, aber schon dauernd merkt, dass es ein Sherrywhisky ist? Ich weiß leider nicht, ob es nicht auch in diesen Abfüllungen welche mit nur Finish in einem weiteren Fass gibt, denn sonst würde ich erstmal klar sagen, ein toller Deanston Bourbonfass mit 1-2 Jahren aromatischem Sherryfinish. Zumindest was das Aroma betrifft, das sich mit der Zeit noch mehr zu Malz und Vanille, zwischendurch aber wieder mehr zu der Eiche und Sherry wendet. Schön ambivalent und zum warten einladend.

Geschmack: Nach mind . 10 Minuten traue ich mich mal heran. Hui, sehr mundeinnehmend, hatte vom doch sehr schmeichelnden Aroma glatt vergessen, dass der Fassstärke ist. Orangenzesten, sehr lecker im Spiel mit erwähnten Holzspänen (positiv gemeint, so crispy Eiche halt), einem dezenten Hopfen Unterton und eigtl. auch dem Rest aus der Nase, Blüten und Vanille. Beim zweiten Schluck kommt dann auch schönes Toffee durch, Toffee mit einigen Gewürzen drin, Rosmarin, Thymian, nun auch ein paar Beeren, das hat schon was mehr von Sherry, bleibt auch schön lange im Mund mit den Seville-Orangen dazu. Mhhh, der zweite Schluck hat mich dann doch sehr positiv überrascht. Wohlgemerkt als jemand, der Fassstärke sehr gerne trinkt, finde ich ihn unglaublich trinkbar und rund, würde niemals Wasser von selbst hinzutun, alles kommt gut raus, sehr wenig bis nichts alkoholisches zu vernehmen. Vllt. wird in ein paar Tagen nochmal mit Wasser nachgetragen, für jetzt und heute ist mir das tatsächlich aber zu schade. Oder probiert es halt selbst wenn'er in die Probenliste kommt.

Abgang: Mittel bis lang, auch hier merkt man wie ich finde, dass er wohl nicht komplett Sherry gelagert war, dafür ist der Abgang zu sanft und nicht sooo ewig lang, aber lang genug. Malz, Bitterorange und Nelke bleiben im Mund und Rachen, macht wirklich Lust auf mehr. Wie das so oft ist, kristallisieren sich nach dem 2.-3. Schluck oft eher die Eiche heraus, so auch hier, es bleiben eher deutliche aber leckere Eiche im Rachen mit ein wenig Malz und weiter der Orangenschale als letzte Note.

Fazit: Ein klasse Malt, der eben nicht in eine Sherrybombenrichtung geht an die ich mich wohl zu sehr gewöhnt habe. Tolle Balance zwischen jüngeren und älteren Noten, Bourbon- und Sherry-Noten. Dabei irgendwie auch schön balancierend zwischen süffig und tiefgehend, es gibt viel zu entdecken. Ich freue mich auf den ein oder anderen Monat mit der tollen Flasche!



PS: Ich weiß, sonst kennt ihr nettere Bilder von mir, die habe ich gerade halt für die WB gemacht, da mich das absolute nicht-Vorhandensein animiert ab jetzt alle WoS die ich hier hole dort einzutragen. 8)