Whisky aus dem Rotweinglas -- und andere Experimente ...

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    Aberlour a'bunadh, Batch 53, 59,7% (WID:73886)

    Ein Malt, den ich schon ganz zu Beginn meiner Whisky-Leidenschaft getrunken habe -- und bislang nie dazugekommen bin, Notes zu schreiben! Nachdem auch hier vor ein paar Tagen "A'Bunadh-Abend" war, will ich dieses Versäumnis nun aus der Welt schaffen ...

    Geruch: Sherry, Backaromen, Eiche, Leder. Kräuter wie Majoran und Thymian, reife Pflaumen, leichte Minzfrische. A'Bunadh eben.

    Aus dem Bordeauxglas: Aus dem großen Rotweinglas wirkt der a'bunadh viel verschlossener; zuerst kommen dunkle Früchte und Sherry, die Kräuter- und Ledernoten sind nicht zu finden. Leichte Minzfrische kommt auf. Hier ist mir die Nase zu undifferenziert; das ist also einer jener Malts, die aus dem Whisky-Nosingglas mehr Freude bereiten.

    Geschmack: Der starke Aberlour kommt enorm kraftvoll und dunkelsüß in den Mund. Die Kräuter und die Eiche sind ebenfalls sofort präsent. Ein Kraftpaket.

    Aus dem Bordeaux-Glas: Nun meldet sich die Fruchstüße als erstes, gefolgt von Sherry und auch leichten Kräuteraromen. Der Malt bleibt insgesamt auf der "fruchtigen" Seite.

    Abgang: Im Ausklang verstärkt sich zu den Sherry-, Dunkelfrucht- und Kräuternoten die sehr präsente Eiche, das Profil dreht nun auch Richtung Espresso.

    Aus dem Rotweinglas: Auch im Abgang melden sich zuerst die Sherry- und Fruchtnoten, ehe dann doch noch die Eiche spürbar wird; der Espresso fehlt.

    / Mit ein paar Tropfen Wasser wird der Geruch aus dem Nosingglas fruchtbetonter. Aus dem Bordeauxglas dominiert ebenfalls die Frucht, allerdings macht der Malt auf, wirkt weniger zugeschnürt und die Kräuternoten werden präsent.

    / Auch am Gaumen und schließlich im Abgang kommen die Früchte mit ein paar Tropfen Wasser in die erste Reihe, die Kräuter- und Eichennoten treten in den Hintergrund, bleiben aber präsent. Aus dem Bordeauxglas wiederholt sich das Nasenspiel: Stärkere Frucht und bessere Auffächerung hin Richtung Kräuter- und Eichenaromen.

    Fazit: Das Batch 53 des Aberlour a'bunadh ist ein toller fassstarker Sherry-Malt, der auch ein paar Tropfen Wasser sehr gut verträgt. Für mich sind das 88 Punkte. Das große Rotweinglas bringt mir diesmal nicht so großen Genuss, der a'bunadh wirkt hier verschlossener. Was immer noch beachtliche 87 Punkte ergibt.

    Für mich ist dieser Aberlour-Klassiker in einer Reihe mit dem Tamdhu Batch Strength Batch II und dem Glenfarclas 105. Allerdings finde ich, dass der Tamdhu Batch Strength Batch II mit seiner "elegant-tiefen Süße" der interessanteste Vertreter dieses faszinierenden "Fassstarken-Rat-Packs" ist. Alle drei sind mehr als empfehlenswert.

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    „Sammle Erfahrungen, solange Du sie nicht nötig hast.“

  • ALP_Flo User ALP_Flo Dabei seit: 26.01.2015Beiträge: 3,718Bewertungen: 257
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    If you are black, white, brown

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    come straight from the punani.

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    @ALP_Flo Danke für den Link! Zumíndest Whisk(e)ys aus dem Rotweinfass muss man/frau ja fast aus einem großen Glas genießen ;-) Und auf die "Schwesternfässer für Deutschland und Österreich" bin ich auch schon gespannt ...

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    , letzte Änderung 1. Dezember 2017 um 13:56
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    Der reife Rebell


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    Old Pulteney 25 years old 46% WID:101829

    Der erste Eindruck beim Öffnen des neuen Pulteney zum Versampeln war: Was für eine starke süße Malzigkeit und was für eine schöne satte Bronzefarbe ... Diese ersten Eindrücke und das erste Taste sind nun ergänzt um eine ausführliche zweite Runde am heutigen Tag aus dem Nosingglas. In satter Bronzefarbe lag und liegt der neue Pulteney also ungefärbt und ungefiltert im Glas ...

    Nase: Die erste Nase präsentiert die salzig-kräuterige Seite, ergänzt um feine Frische. Lässt man dem Malt etwas Zeit, kommt eine leichte Rauchnote dazu; Rosmarin, Thymian, Mentholfrische, salziger Meeresstrand. Vom ertsen Eindruck sind die Bourbonfassaromen dominierend, die Sherrynoten sind noch im Verborgenen.

    Aus dem Rotweinglas: Das Riedel Vinum Bordeaux präsentiert also auch beim Pulteney zuerst Sherry-Aromen sowie die dunklen, reifen Früchte. Parallel dazu sind aber die Salz- und Kräuternoten (diesfalls Majoran, Thymian) klar präsent und werden stärker, je länger und öfter man mit dem Malt verweilt.

    Geschmack: Der erste Eindruck: Jetzt ist die volle Bourbonfass-Malzigkeit im Mund, die 46% prickeln intensiv, es folgen die Kräuter und am Gaumen sind dann auch Sherry und Pflaume und Kirsch präsent. Auch dieser Pulteney zeichnet sich durch eine sehr schöne Klarheit in der Aromen-Präsentation aus; da ist nichts verschwommen.


    Aus dem Bordeauxglas: Auch hier beeindruckt sofort das intensive Prickeln, dem das folgt, was ich als "maritimen Sherry" bezeichnen würde. Wie bei Pulteney üblich, alles schön gestaffelt. Hier aber ungemein intensiv: Die trockenen Sherry- und dunklen Fruchtnoten (Pflaumen, Kirsche) beginnen ein Zwiegespräch mit den Kräuter- und Salzaromen. Sehr voll-würzig mit vielen Ebenen.

    Abgang: Der Abgang wird wieder vom "Bourboncharakter" dominiert -- mit Kräutern, Salz, Meeresstrand, Sherry und Dunkelfrucht als klar wahrnehmbare Ergänzung.

    Aus dem Rotweinglas: Hier setzt sich der Eindruck aus dem Mund- und Gaumenerlebnis fort: Das volle Aromenpaket zwischen Süße, Salz, Sherry und Kräuternoten changierend. Wirkt lange nach.

    Fazit: Auch dieser Pulteney zeichnet sich durch eine sehr schöne Klarheit in der Aromen-Präsentation aus; nichts ist verschwommen. Und der Malt wirkt erstaunlich dicht -- ein "Pulteney-Konzentrat" sozusagen. Im Vergleich zum 21jährigen "Vorgänger" wirkt der 25jährige noch einmal dichter, das Prickeln ist merklich intensiver, ohne aufdringlich zu wirken, die Sherry- und Dunkelfrucht-Noten entwickeln im Zeitverlauf ein schönes Eigenleben. Die "bourbonfasshaft-malzige-maritime" Grundcharakteristik gibt aber immer den Ton an.

    Aus dem Stölzle Nosingglas ergibt das bei der Erstbeurteilung 94 Punkte. Aus dem Bordeauxglas steigert sich der Genuss für mich diesmal auf 94.5 Punkte. Abgesehen von allen Preisdiskussionen: Wer den 21er gut findet, wird im 25er eine starke Weiterführung dieses ganz speziellen Whiskygedankens finden.

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    Highlander aus Frankreich


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    Glen Garioch Wine Cask 48% (WID:55611)

    Geruch: Der erste Eindruck: Die typische Glen-Garioch-Malzigkeit trifft auf das feine Rotwein-Aroma, unterlegt von Majoran und Herbstlaub. Die 48% liefern eine feine Frische; beim längeren Verriechen melden sich dann auch reife Marillen und Kirschen.

    Aus dem Rotweinglas: Die dunklen Früchte sind sofort und in voller Süße präsent. Außerdem spüre ich ein voll-elegantes Sherry-Aroma. Das Wein-Aroma, das aus dem Nosingglas so präsent war, kommt erst beim zweiten und dritten Verriechen durch. Dann folgen Malz und Kräuter, Herbstlaub. Aus dem Bordeaux-Glas wirkt er voller und voluminöser, wobei bei längerem Verriechen alle Aromen gut gestaffelt wahrnehmbar sind. Mit seiner eleganten Sherry-Tiefe erinnert er mich aus dem Rotweinglas an den Tamdhu Batch Strength II.

    Geschmack: In den Mund kommt dieser Garioch voll süß mit dunklen Früchten und schöner Würze. Später meldet sich auch eine feine Ingwer-Schärfe und zartes Eichenaroma. Schlussendlich kommen noch die Weinnoten durch, allerdings sehr dezent und unterlegt von Sherry-Süße.

    Aus dem Bordeauxglas: Hier ist ebenfalls die Süße dunkler Früchte sofort präsent, diesmal ist allerdings das Prickeln stärker, die Würze (Majoran) ist ebenfalls präsent. Aus dem Rotweinglas wirkt der Malt "direkter", stärker, der Ingwer geht ins Pfeffrige.

    Abgang: Im Abgang setzt sich das Spiel der Fruchtnoten mit den Kräutern und der Schärfe fort. Nun wird die Eiche etwas stärker, aber nie (zu) dominant.

    Aus dem Rotweinglas: Auch hier kommen im Abgang würzige Eichennoten dazu, alles wieder dicht und kräftig.

    Fazit: Dieser Glen Garioch ist ein echtes Aromenbündel. Der kräftig-malzige Grundcharakter der Highland-Destillerie trifft auf angenehmste Weise auf die Aromen der Bordeaux-Rotweinfässer aus europäischer Eiche. Der Alkohol bildet eine kräftige, aber nie aufdringliche Einfassung für diesen Aromenspielplatz. Und um ein bissl bei Klischees zu bleiben: Die Bordeaux-Fässer liefern tatsächlich eine ganz eigene Eleganz und Aromen-Komplexität für diesen Highlander.

    Macht für mich 90 Punkte aus dem Whisky-Nosingglas. Die Steigerung im Bordeaux-Glas liegt für mich in erster Linie in der harmonischeren und dichteren Nase. Am Gaumen und im Abgang ist die Charakteristik ganz ähnlich; macht 91 Punkte. Ein paar Tropfen Wasser machen diesen Malt für mich nicht besser, die Stärke von 48% passt genau für diese Aromendichte.

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    , letzte Änderung 16. November 2017 um 17:25
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    Zwei Seiten einer Medaille ...


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    Aberlour Double Cask 16y 40% (WID:46209)

    Ledaig 10y 46,3% (WID:18211)

    Der sechzehnjährige Aberlour Double Cask zählt zu meinen ältesten Whisky-Bekannten: So wie den Lagavulin 16y gibt es ihn bei uns in Österreich in den spirituosenmäßig besser sortierten Supermärkten und so waren diese beiden Malts der Einstieg in völlig unterschiedliche Whisky-Philosophien. Nachdem mir der Lagavulin sehr zusagte, kam bald schon der Ledaig 10 dazu, ebenfalls ein Raucher und ebenfalls im Supermarkt zu haben. Das war noch zu Zeiten, als ich nicht im Entferntesten geahnt hatte, später mal die spannendsten Tropfen aus halb Europa zu mir kommen lassen zu können. Times they are a changin' ...

    Zurück also zu meinen ganz persönlichen analogen Whiskykauf-Wurzeln. Und wären diese Tropfen nicht so gut gewesen, wär' auch nie die Lust nach mehr aufgetaucht. Wie man sieht, werden diese Malts immer noch getrunken.

    Die 16jährige Aberlour-Variante, bei der bourbanfassgereifte Malts mit sherryfassgereiften zusammengeführt werden (es gibt auch eine 43%-Version), wird in erster Linie für den französischen Markt produziert. Vielleicht auch deshalb überzeugt er schon mal mit einer sehr elegant-satten, fast cognachaften Bronzefarbe. Ok, das ist gefärbt, aber das Auge trinkt ja mit. Der Ledaig hingegen kommt ganz hell und sogar ungefiltert ins Glas. Ein ehrlicher Insel-Raucher mit starken 46,3%. Dieser Malt aus Mull ist auch ein Liebling meiner Whiskyfreunde, vor allem an warmen Tagen gemeinsam auf der Terrasse genossen. Jetzt schauen wir mal, wie sich beide im Rotweinglas machen ...

    Nase:
    Die Nase des Aberlour ist sehr einladend mit ihren frischen Backaromen, der leichten Fruchtigkeit (vor allem helle Trauben) und etwas Sherry; im Hintergrund taucht auch etwas Eichenwürze auf.

    Aus dem Bordeauxglas übernehmen wieder die reifen Zwetschken den ersten Eindruck; der Malt wirkt molliger und runder. Die Frische, zarte Kräuter und etwas Eiche kommen auf die zweite und dritte Nase dazu.

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    Der Ledaig hat eine wunderbare Phenol-Nase; und einerseits Schwefel, andererseits aber auch Lagerfeuer und wird nie unangenehm. Dann folgen noch etwas Vanille und helle Trauben, ganz klassisch, und wie es sich für einen Insel-Whisky gehört, ist auch eine schöne Prise Meersalz im Spiel.

    Aus dem Bordeauxglas, und das ist nun wieder verblüffend, ist der Rauch (nach rund 30 Minuten) mit all seinen Aromen viel weniger präsent. Dafür waren die hellen Frückte intensiver und v.a. ist hier eine leichte Minzfrische zu spüren, die aus dem Nosingglas gar nicht vorhanden war, und schlussendlich taucht ein prononcierter Schwefelstich auf.

    Geschmack und Abgang:
    Sehr klar kommt der Aberlour in den Mund, eine schön würzige Fruchtigkeit -- wieder mit den hellen Trauben -- bestimmt die Szenrie. Auch am Gaumen kommen etwas dunklere Früchte und die Eiche dazu. Die Eiche wiederum bestimmt mit ein paar Kräutern und etwas Sherry den mittellangen Abgang. Ein angenehm fruchtig-würzig-eleganter "Dessert-Whisky" im besten Alter. Macht 86 Punkte.

    Aus dem Bordeauxglas werden die ersten Eindrücke auch am Gaumen von den dunkleren Fruchtnoten bestimmt, wenngleich die Eichenwürze sofort mitkommt. Nach etwas Rollenlassen folgen dann die Kräuter und nun auch die Trauben; ein sehr schönes, vielfältiges Bild zeichnet sich ab. Im Abgang dominieren wieder Eichenaromen sowie die dunklen Fruchtnoten und etwas Sherry. Womit sich der Genuss von 86 auf 88 Punkte für mich steigert.


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    Der Ledaig kommt mit schöner Traubensüße, überzogen von etwas Vanille, in den Mundraum. Eingehüllt wird das Ganze von angenehmem Lagerfeuerrauch, der bald würziger, torfiger, medizinischer wird. Der Alkohol ist nie zu spüren, die hellen Früchte spielen mit den Raucharomen ein sehr unterhaltsames Match. Der Abgang ist kurz bis mittellang, die fruchtig-rauchige Charakteristik setzt sich fort. Gefällt mir heute wieder sehr gut, gibt starke 87 Punkte.

    Aus dem Rotweinglas kommt der Ledaig mit einer leichten Alkoholnote, etwas Rauch und mehr Salz in den Mundraum. Die Frucht- und Vanillearomen sind ganz im Hintergrund, auch im Abgang dominieren Salz, Würze und etwas Rauch. Aus dem großen Rotweinglas "zerfällt" er mir etwas, er wirkt weniger kompakt, die Salzigkeit dominiert und ich vermisse v.a. die verschiedenen Rauch-Komponenten. Immer noch spannend, aber diesmal "nur" 86 Punkte.

    Fazit:
    Der Aberlour ist der "elegant-vielschichtige Speysider" im besten Alter. Malts dieses Typs sind aus dem großen Rotweinglas noch einmal intensiver, runder, nachhaltiger. Der Malt aus Mull wiederum ist ein ganz toller Raucher, der zeigt, dass auch abseits von Islay hervorragende Insel-Malts entstehen. Vielschichtiger Rauch, ehrliche 10 Jahre, schöne Stärke mit 46,3%, angenehme Fruchtigkeit am Gaumen, bezahlbar. Dieser Malt muss auch nicht ins Rotweinglas, der ist im Whisky-Nosingglas am besten aufgehoben. Zwei erfreuliche Seiten der glänzend-bezahlbaren schottischen Whisky-Medaille.

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    „Sammle Erfahrungen, solange Du sie nicht nötig hast.“

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    , letzte Änderung 18. November 2017 um 17:56
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    Anfang und Ende: Lagavulin 16

    Mit diesem Lagavulin als Geschenk für einen Freund und mit dem ersten Kosten dieses außergewöhnlichen Stoffs hat alles begonnen: Seit etwa eineinhalb Jahren bin ich nun auf meiner Whisky-Entdeckungsreise im weiten Land der schottischen Single Malts. Und seit Anfang März genieße ich auf Anraten eines alten Whiskykenners die Malts auch aus großen Rotweingläsern.


    Wobei ein Malt noch nie im großen Glas war: Der 16er-Lagavulin! Wird also allerhöchste Zeit -- und der 50. und vorläufig letzte Glasvergleichstest ist nun jenem Malt gewidmet, mit dem alles begann ...

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    Lagavulin 16y 43% (WID:51469)

    Geruch: Medizinischer Rauch, Prosektur, Torf; saftige Orange mit einer Majoran-Zimt-Mischung; leicht eingebrannt-karamellige Frische. Lagavulin 16. Herzlich willkommen, alter Freund. Schön, dass Du auch ein paar Trauben mitgenommen hast und eine Vanilleschote, unaufgeschnitten. Alles eingehüllt in watteweichen Lagavulin-Rauch.

    Aus den Rotweingläsern: Aus dem Riedel-Bordeauxglas (dem "Bauchigen", links im Bild) kommt der Rauch aschig daher, etwas angebrannt, gefolgt von Kräutern; erst in zweiter Linie folgt dann das Phenolisch-Torfige. Auch aus dem Artner-Glas (dem "Schrägen") entwickelt sich zuerst der Asche-Rauch, die Kräuter werden hier ergänzt von fernen Traubenfruchtaromen. Anders als bei der Distillers Edition finde ich die Nase aus dem Nosingglas konzentrierter, klarer, besser aufgefächert.

    Geschmack und Abgang: Der 16er-Lagavulin kommt einfach unvergleichlich in den Mund: Phenolischer Rauch, Torf, Majoran, etwas Traube, Salz. Dieses Single-Malt-Geschmackserlebnis hat mich zum Malthead werden lassen. Jetzt weiß ich wieder, warum. Klar, mittlerweile könnte ich ein paar Alkoholprozentchen mehr vertragen, aber diese würzig-rauchige, immer vanilliger werdende Cremigkeit ist ebenso unvergleichlich wie angenehm. Im Abgang melden sich dann nochmal Torf und Phenol, Trauben und Vanille folgen im Wechselspiel. Sehr angenehm, sehr typisch. Für mich sind das glatte 90 Punkte aus dem Nosingglas.

    Aus den Bordeauxgläsern: Aus dem Riedel meldet sich sofort ein schönes Prickeln, dann folgen die Rauch- und Salznoten. Das geht jetzt etwas Richtung Selchrauch (Benromach 10y 100 Proof lässt grüßen). Auch aus dem Artner stellt sich das Prickeln zuerst ein, es folgen Salz und wieder etwas Vanille. Der Abgang bleibt aus beiden Gläsern aschig-salzig-würzig. Für mich sind das immer noch starke 88.5 Punkte.

    Fazit: Die sich aus dem Whiskynosingglas entwickelnde so typisch würzig-phenolrauchige, stetig vanilliger werdende Cremigkeit dieses Islay-Whiskies, der mich zum Malthead gemacht hat, ist ebenso angenehm wie unvergleichlich. Es ist wie mit der ersten großen Liebe -- "das erste Mal" lässt sich nicht wiederholen, man und frau werden ja erfahrener. Aber das Gefühl, die Stimmung, der Geruch, der Geschmack, die Liebe und die Leidenschaft -- wenn das bleibt, wird es natürlich anders. Aber immer besser ...

    Aus den großen Rotweingläsern geht es mir mit dem 16er-Lagavulin ähnlich wie mit dem Ledaig 10: Er "zerfällt" mir etwas, die typischen Rauchnoten sind nicht so klar und intensiv wahrnehmbar, auch am Gaumen fehlt mir die klare Komplexität. Das ergibt einenhalb Punkte weniger, eben 88.5 Punkte aus den Rotweingläsern -- wobei mir diesmal das Artner-Glas besser gefällt. Die Lagavulin Distillers Edition aus dem Riedel-Vinum-Bordeaux hatte mich richtiggehend geflasht. Es scheint schon so, dass eine Sherryfass-Reifung mit guter Würze und schönen Tanninen aus einm großen Glas besser aufgefächert und intensiver wirkt. Dieser Klassiker wiederum ist im Whisky-Nosingglas am besten aufgehoben.

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    Epilog:
    Nach 50 Vergleichstests auch aus dem großen Rotweinglas -- und damit hab' ich ein gutes Drittel aller bisher von mir verkosteten Single Malts auch einem intensiven Glasvergleich unterzogen -- kann ich ganz gut abschätzen, welche Malts ich zu welcher Gelegenheit geschmacklich verändern will. 30 Minuten Ruhe im großen Glas mit großer Oberfläche, ein paar Minuten noch erwärmt mit der Innenhandfläche, bringen viel Sauerstoff, binden v.a. die Tannine bestens ein und fächern die Aromenbestandteile herrlich auf.

    Diese Möglichkeit wird für mich also auch in meinem künftigen Whiskyleben eine willkommene Genussvariante bleiben. Darüber schreiben kann ich nicht mehr viel Neues und man soll ohnehin aufhören, wenn's am schönsten ist.

    Neubeginn:
    Auch wenn das Posten meiner Rotweinglasvergleiche hiermit ein Ende hat -- die Glasvergleiche werden natürlich weitergehen. Für mich steht mittlerweile fest, dass ich mir doch einen Premium-Snifter von Spiegelau anschaffen werde und auf das verrückte Riedel Vinum Tasting Glas werde ich wohl auch nicht verzichten können. Schon wegen des Show-Effekts bei unseren Whiskybuffets, wenn das Glas mit Whisky langsam über den Tisch rollt :-))

    Und: Ich hoffe, Ihr alle, liebe Foren-Brüder und -Schwestern, nutzt diesen Thread, um in Zukunft noch öfter über Eure Erfahrungen mit den verschiedensten Gläsern zu berichten!

    In diesem Sinne ...
    Sláinte!

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  • Marko_I User, Moderator Marko_I Dabei seit: 11.01.2006Beiträge: 13,796Flaschensammlung:currently quarantinedBewertungen: 1425
    , letzte Änderung 18. November 2017 um 18:34
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    Anfang und Ende: Lagavulin 16


    :eek:

    Schreib doch nicht sowas, ich dachte, das war's jetzt mit dir hier. Oder wenigstens mit dir und Whisky.

    "Every question I answer will only lead to another question", 'Mother', Lost S06E15
    Whisky-Chat-Stammtisch auf Whisky.de / TWS-Ersatzchat / Treffpunkt alt
    Proben: mein komisches Zeuchs / WID-Nummern in Link verwandeln

    ___________________________________________________________________

    User-Moderator - bei Problemen bitte PN - Grau = "Dienstfarbe"

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    @Marko_I Keine Angst, so schnell werdet Ihr mich nicht los ;-)) Ich werd' mich whiskymäßig auch in Zukunft mindestens so sehr engagieren -- nur halt in etwas anderer Form ... Man liest sich jedenfalls wieder!

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