Durchs Perthshire zu Glenturret, Edradour, Blair Athol, Deanston

  • kdurro
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    Dabei seit: 01.08.2018Beiträge: 1,266Bewertungen: 0
    , letzte Änderung 12. September 2018 um 21:37

    Zugegeben, ein echter Schottland-Fan wird aus mir nicht mehr. Einen größeren Teil des Urlaubs hoch im stürmischen Norden verbringen? Brrr. Deshalb entschieden wir uns wieder für eine kompakte Tour. Arbeitstitel: 3 + X Destillerien in 4 Tagen. Auch Castles, Gardens, Lochs und Co, aber das ist hier offtopic.


    Von Berlin aus kommt man am leichtesten nach Glasgow. Da wir Auchentoshan und Glengoyne bereits im vorigen Jahr besucht hatten, entschieden wir uns für Edradour und Deanston als Eckpunkte. Dazwischen liegt Crieff, wo wir uns einmieteten. Eine hübsche Marktstadt, in der das Hochlandvolk früher seine Rinder gehandelt hat und die heute etwas Golf- und Wandertourismus anzieht.


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    Nicht wenige Touristen werden Crieff auf dem Weg in den Norden links oder rechts liegen lassen. Dabei hat die Stadt von allem genug, aber von nichts zu viel und ist keine herausgeputzte Touristenfalle wie Pitlochry. Eine Attraktion für Whiskyfans ist sicher das Spezialitätengeschäft J.L. Gill. Spezialisiert auf Whisky, Käse und im Grunde Museum und Kaufmannsladen in einem.


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    Glenturret, Famous Grouse Experience


    Außerdem steht am Rand der Stadt die Glenturret-Destille samt der "Famous Grouse Experience". Im Netz bekannt als "Whisky-Disney" der gleichnamigen Blend-Marke. Das hat uns Angst gemacht, war aber zum Glück aus unserer Sicht nicht (mehr?) ganz zutreffend. Eher fanden wir es skurril, dass ausgerechnet Glenturret die Visitenkarte für Schottlands meistverkauften Whisky sein soll. Denn die Anlage ist klein bis winzig, wirkt etwas desinvestiert und ausgesprochen hemdsärmelig.


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    Dass Edrington Glenturret verkaufen will, kann ich verstehen - neben Macallan und Highland Park passt die Einrichtung am Fluss Turret kaum in deren "Premium-Hochglanz-Portfolio". So mit dem bröckelnden Putz und den grobgewebten Dienstwesten der äußerst schottischen Ladies, die hier den Besucherservice schmeißen. Hinter dem bekannten, großen Blechvogel auf dem Parkplatz gab es jedenfalls eine ehrliche, bescheidene und informierte Führung, die es so nicht überall gibt. DUrch eine Produktion, die mindestens so handwerklich ist wie in einigen Kult-Destillerien.


    Der Spagat im Vortrag zwischen Single Malt und Blend klappte nicht immer ideal, aber offenbar wurde da bereits etwas geändert. Das Moorhuhn (?) stand jedenfalls durchaus nicht im Mittelpunkt, wie oftmals beschrieben. Fotografieren in den Räumen war dafür verboten, "Company Policy".


    Hier geht es insgesamt noch sehr rustikal zu. Keine Computer haben viele. Aber hier steht die nach eigener Darstellung letzte manuell betriebene Mash Tun Schottlands, Oberarme statt Elektromotoren. Die Holzpolitik wird freimütig beschrieben, auch, dass man Fässer aus den USA in Spanien mit Wegwerf-Sherry impfen lässt. Weil es eben nicht genug europäische Fässer gibt, wie gesagt wurde. Meine Vermutung: Aktuell bekommen natürlich die "Premium-Marken" Macallan und Highland Park die besten Fässer im Konzern.

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    Tolle Idee für eine Standard-Tour: Ein Vergleichs-Fass-Nosing an Bourbonfass, US-Weisseichenfass mit Sherry-Impfung und europäischem Sherry-Fass. Man erkannte von bereits bekannten Whiskies sehr schön die Unterschiede der Sherrytöne wieder. USA geimpft riecht, wie Glenlivet 18 schmeckt :biggrin: Die typischen Whisky-Aromen lassen sich an einer Aromenstation ebenfalls erschnüffeln. Lehrreich,aber unprätentiös. Hat uns gut gefallen!


    Das Tasting zum Abschluss bestand aus einem 10-jährigen Glenturret und einem Famous Grouse. Beide haben uns, wayne wunderts, nicht vom Hocker gerissen. Dass einige Briten den Blend lieber mochten, überraschte aber sogar Frau Tourguide :wink:


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    Im Shop lachte uns dann eher das Distillery Cask an. Klar, umgefüllt. Aber transparent beschrieben: ein 14-jähriger aus dem US-Weisseichen-Sherry-Puncheon in Fassstärke. Benannt nach der Brennereikatze. Probieren kein Problem, wollen sie selber abfüllen? Klar, wollte ich. Das Zeug hatte einen herrlich raubatzigen Charakter, trocken, ölig und kraftvoll mit mineralischer Note - vielleicht Richtung Highland-Bunnahabhain. Preislich vergleichsweise fair mit knapp über 80 Pfund. Die einzige Großflasche, die ich mit nach Hause nahm. Auch weil Deanston direkt vom Fass keine Großflasche ... anderes Thema.


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    Auch sonst war der Shop gut aufgestellt. Neben Grouse gab es zu recht fairen Preisen die Standards von Highland Park, ein paar Macallans und Glenrothes - und einige rare Glenturrets, zB Restflaschen des Distillery Cask # 100 (aktuell wird ja # 103 ausgeschenkt). Und Fudge mit Famous-Grouse-Aroma aus lokaler Herstellung.


    Ich mochte die hemdsärmelige, etwas angestaubte Atmosphäre und bin nun gespannt, was aus Glenturret wird. Da Edrington "Famous Grouse" nicht mit verkaufen wird, wird das Konzept sich ändern müssen. Für die Big Player ist der Laden eigentlich zu klein mit gut 300.000 Litern im Jahr. Das und der veraltete, pardon, handwerkliche Produktionsprozess schreien eigentlich nach einer Ausrichtung auf Liebhaber-Brennerei nach Vorbild von Edradour oder Benromach. Mit Fokus auf Single Malt, mit Liebe gemacht statt als Würze in die Blends gekippt - bis auf die paar Flaschen, die man dann mit 40/43 %, kühlgefiltert und gefärbt abfüllt. Das Potenzial dessen, was wir gesehen und probiert haben, reicht für mehr, würde ich meinen.


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    Den Bericht von @Holzwurm aus dem Frühjahr habe ich mit Interesse und Neugier gelesen, das war ja in Teilen fast die gleiche Tour. Sehr hilfreich auch für uns :smile: Da ich seiner sehr guten Schilderung nicht immer Neues hinzufügen kann, beschränke ich mich in den nächsten Kapiteln wohl lieber auf Aspekte, die ich anders wahrgenommen habe.


  • Dronach_Aficionado User Dronach_Aficionado Dabei seit: 13.09.2017Beiträge: 12,300Bewertungen: 0
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    keine herausgeputzte Touristenfalle wie Pitlochry


    Das hätte ich gerne näher erläutert. 

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  • kdurro
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    Danke für die Nachfrage. Das Wort ist vielleicht etwas hart und muss nicht zutreffen. Keinesfalls soll meine persönliche Perspektive anderen Besuchern von Pitlochry den Spaß verderben. Es bleibt ein hübsches, schön gemachtes Dorf mit liebevoller Dekoration und viel zu sehen. Dennoch fanden wir, dass sich das Angebot auf der High Street vor allem an Besucher richtete und die Balance des Gewerbemixes in Richtung touristischer Angebote gekippt schien. Im Süßigkeitenladen keine Produkte aus eigener Produktion, im Imbiss ein Absperrband zur Lenkung der Warteschlange. Viele Souvenierläden mit etwas stereotypem Angebot.

    John again


    Aber der Eindruck mag oberflächlich sein. Das Wetter vermieste uns die Besichtigung etwas, und wir hatten wenig Zeit. Warum? Offenbar hatte John an seinem Vortrag gefeilt. Ja, auch unser Führer bei Edradour war jener John. Unser Eindruck der hübschen Destillerie im Besitz des Signatory-Gründers Andrew Symington aber dennoch positiver.


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    Edradour ist auf große Besucheranstürme eingerichtet. Man darf nicht mehr einfach so aufs Gelände, sondern muss an der Kasse vorbei. Der Empfang durch den "Türsteher" war freundlich. An der Kasse entschieden Kumpel und ich uns für die Tour, die Dame meines Lebens hatte keine Lust. Für 5 Pfund Verzehr konnte sie sich ins Café setzen.

    Das entsprach einem Kaffee inklusive Edaradour-Becher und einem schlichten Whisky von der Karte. Wobei schlicht hier die Auswahl zwischen zwei Single Cask Abfüllungen und den Standards der Brennerei umfasste. Ich finde das fair, wenn man große Gruppen und ein schönes Erlebnis unter einen Hut bekommen muss. Zum Kaffee empfahl ich einen Edradour Caledonia, der ihr gut gefiel.


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    Was die Lady verpasste, war eben: John. Vom besten Whisky der Welt sprach er nicht mehr, vielleicht hat er den Beitrag hier im Forum gelesen. An Dramatik ließ er es dennoch nicht fehlen. Blair Athol bezeichnete er als "arch enemies", "schrecklicher Blend, aber ein toller Single Malt - den er hier auch gibt, Sie müssen dort nicht hin". Das warehouse kündigte er an als "Ihre bedeutendste Erinnerung an Schottland".


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    Aber Moment mal: Die schwarzen, zurückgekämmten Haare. Die gutturale, effektvolle Stimme. Ganz klar, diese Führung über das Edradour-Gelände war gleichzeitig eine Stunde in Zaubertränke bei Professor Snape aus Harry Potter :wink: Wir haben die Übertreibungen jedenfalls mit einem Augenzwinkern zur Kenntnis genommen und uns über das Edradour-Glencairn gefreut.
    Ob das Fasslager nun Schottlands bedeutendste Attraktion ist? Auf jeden Fall ist auch ein kurzer Blick in die Signatory-Bestände ein unvergessliches Erlebnis. Zu weiteren Tour-Eindrücken empfehle ich den hervorragenden Beitrag von @Holzwurm.


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    Anders als im Frühjahr hatte die Bar wie gesagt geöffnet. Blitzsauber und funkelnagelneu die Toiletten, an den Wänden die Geschichte von Signatory Vintage und Edradour. Die Dame hat alles fotografiert, während wir weg waren - lese ich mir bei Gelegenheit noch mal durch.


    Trotz der Popularität machte Edradour an diesem Tag auf uns einen sehr familiären Eindruck. Die Damen an der Bar hatten auch bei größerem Andrang für jeden ein warmes Wort, niemand drängte uns zum Gehen oder zu mehr Verzehr. Die Whisky-Auswahl ist in der Tat beeindruckend und die Preise gut. Johns "best whiskybar in Scotland" könnte knapp an der Wahrheit kratzen.


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    Und wenn plötzlich Andrew Symington himself im (grauen) Blaumann (Graumann?) hinter der Theke steht und kurz beim Spülen hilft, ist das einfach nur sympathisch. Wir haben darauf verzichtet, ihn mit Fotowünschen zu bespielen. Etwas spooky war es schon, weil er gleichzeitig direkt neben der Bar die Vorzüge einer Signatory-Fasstärke erläuterte. Auf einem Video-Bildschirm.

    Was unsere Kauf- und Probierlaune dämpfte, war allerdings die räumliche Trennung zwischen Bar und Shop sowie der Türsteher dazwischen. Hier Preise und Angebot checken, und sich dann oben an die zig Abfüllungen erinnern und ein Sample ordern - haben wir nur sehr punktuell geschafft. Ein Ex-Bourbon-Einzelfass-Edradour kam etwas blass daher und landete nicht im Kofferraum. Anders als ein Distillery-exklusiver Ballechin Rum Cask Finish 11 Jahre, den Kumpel sich gemerkt hatte und schlicht einpacken musste.


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    Da ich ihm sein Sample (faire 4 Pfund) nicht wegtrinken wollte, sag ich dazu hier nichts. Nachdem mich meine Probe nicht überzeugt hatte, beließ ich es bei einer Miniatur Caledonia für den Abend. An diesem Tag jedenfalls war Edradour für uns der erhoffte Höhepunkt.

    Blair Athol und etwas Aberfeldy

    An der Blair Athol Brennerei, Home of the Bells Blend und im Besitz von Diageo, kommt man eigentlich zwangsläufig vorbei, wenn man von Süden nach Pitlochry fährt. Ein kurzer Stopp musste einfach sein, für eine Tour hatten wir keine Zeit. Dass John hier einen Zweitjob hat, haben wir aber nach seinen Aussagen über Blair Athol ausgeschlossen :wink: Mit den grauschwarzen Kolonnen an Lagerhäusern wirkt die Anlage von außen deutlich düsterer und industrieller, eine ganz andere Atmosphäre als bei Edradour. Der Hof dafür sehr hübsch.


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    An diesem Tag hatte Blair Athol leider kein Foto für uns. Mehrere große Reisebusse standen auf dem Parkplatz, entsprechend voll war es im Besucherzentrum und im Shop. Dort gibt eine große Auswahl an Flora und Fauna Flaschen inklusive der Blair Athol Abfüllung, Diageo Standards, Bell's, Johnny Walker. Da ich ihn nicht kannte, kaufte ich eine 0,2-l-Flasche Blair Athol 12 Jahre. Der dort in groß rund 45 Pfund kostete, also weniger als derzeit in Deutschland. Erwartet habe ich nicht viel, aber das ist ein sehr leckerer Whisky mit etwas Rauch, dunklem, trockenen Sherry und einer irren Öligkeit.

    Unbedingt sehen wollten wir noch das Castle des Menzies-Clans. Auf dem Weg dorthin muss man praktisch durch Aberfeldy, und dabei kommt man automatisch an der Aberfeldy-Brennerei vorbei. Es war sogar bis 18:00 geöffnet, während fast alles andere um 17:00 schloss. Die letzte Tour haben wir knapp verpasst, aber hatten wir ohnehin nicht vor. Eine beeindruckende Industrieanlage in jedem Fall, und eine ganz andere Größenordnung als Glenturret oder Edradour. Wir schauten nur kurz im Besucherzentrum vorbei, in dem schon abgeräumt wurde und überließen die elegant gekleidete Crew ihren Feierabendvorbereitungen.


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    Absolut genial, trotz des Mistwetters: Die Panoramastraße von Aberfeldy zurück Richtung Greenloaning. Allerdings nicht ganz ungefährlich, hier gibt es wilde Tiere ...


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  • Hölzchen User Dabei seit: 16.12.2016Beiträge: 172Flaschensammlung:Hölzchens SammlungBewertungen: 0
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    Sehr schöner Bericht, bin schon auf den Bericht zu Deanston und die Destillery Abfüllung gespannt....

  • kdurro
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    User kdurro
    Dabei seit: 01.08.2018Beiträge: 1,266Bewertungen: 0
    , letzte Änderung 14. September 2018 um 20:53
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    Was die Deanston Destillerie in meinen Augen zunächst besonders hervorhebt ist, dass sie in einer alten industriellen Weberei untergebracht ist. Die Gebäude wurden ursprünglich nicht für die Whiskyproduktion gebaut. Das merkt man an sehr vielen Stellen.


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    Mit einem Produktionsvolumen von drei Millionen Litern ist Deanston außerdem fast zehnmal so leistungsfähig wie Glenturret. Wir erreichten die Destille um viertel vor 12 und schafften es knapp auf die 12-Uhr-Führung. Die Gruppe war sehr schön klein.


    In den Single Malt fließen nur rund 15 Prozent der Produktion, sagt Wikipedia. Unsere junge Führungs-Dame hat es uns leider nicht gesagt. Hier kommt wieder mal zum Tragen: Wieviel die Führung über den Standard hinaus leisten kann, steht und fällt mit den Personen. Unser Tourguide hatte auf die meisten Nachfragen nicht wirklich eine Antwort. Typ Studentenjob.


    Wir haben deutlich mehr über Deanston Whisky vom jungen Verkäufer im Shop erfahren, der uns vor dem Tourbeginn noch schnell die Organic-Reihe und die experimentellen Finishings einiger Whiskys erklärte. Was macht einen Whisky "organic"? Klar, erstmal Öko-Gerste und Öko-Hefe.


    Aber was ist mit den Fässern? Viele Brennereien, die "Organic-Whisky" herstellen, nutzen dafür Virgin Oak. Ich dachte daher, das gehört dazu. Ex-Bourbon enthielt ja bestimmt genmanipulierten Mais, vielleicht schlimmeres. In jedem Fall dürften Jim-Beam-Reste im Deanston nicht die Regularien der "Organic Food Federation" erfüllen. Trotzdem stammt der Öko-Deanston aus ausgekratzten und neu ausgeflammten Ex-Bourbon-Fässern und wird nur in Virgin Oak gefinisht.


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    Überhaupt legt Deanston sehr viel Wert auf Nachhaltigkeit. So werden die Reste der Maische nicht nur als Viehfutter verkauft, sondern auch zu Biosprit verarbeitet. Die Wasserturbine der Destillerie versorgt nicht nur die Fabrik, sondern auch das komplette alte Weberdorf und einen Teil von Doune mit Energie. Der Staustufe, die die Turbine füttert, wird außerdem das Wasser entnommen, das im Whisky landet.


    Ein Highlight ist die nach eigener Darstellung größte offene Mash Tun Schottlands. Eine Dampfsauna ist nichts dagegen, und riecht vor allem nicht so lecker. Die Gärbottiche bestehen bei Deanston aus Edelstahl. Hat, findet man hier, natürlich keine Auswirkung auf den Geschmack. Was man in Destillen mit Holzbottichen so nie hören würde :smile: Warum die Uhr im Stillhouse falsch geht, wusste unser Guide nicht.


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    Ebenfalls keinen Nachteil sieht Deanston darin, dass hier ein Teil der Lagerhäuser in den oberen Stockwerken der alten Fabrik untergebracht ist. Gibt ja Fahrstühle.


    Als wir von der Tour wiederkamen, gab es für alle einen Deanston 12 und gegen Aufpreis noch einen Virgin Oak. Da ich den nicht in so guter Erinnerung hatte, haben wir nur die Basis-Tour gebucht. Der 12er ist aber auch ein verdammt guter Whisky. Eine malzige Honig- und Getreide-Bombe. "Nothing added or taken away" - das mag schon so zutreffen.

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    Trotzdem waren wir eher an "frisch vom Fass" interessiert. Sehr gut und fahrerfreundlich bei Deanston: Der Shop hält so ziemlich von jeder hauseigenen Abfüllung kleine Sampleflaschen zum Kauf bereit. Leider etwas teurer gepreist als bei Edradour.


    Zudem gab es drei verschiedene frisch vom Fass abgefüllte 0,2-Liter-Flaschen. Ein Bourbonfass 2003 (kein Abfülldatum, da noch nicht abgefüllt) musste ich probieren, außerdem kosteten wir zwei verschiedene Sherryfass-Finishes. Einen 15-jährigen Organic und eine jüngere Version ohne Biosiegel. Kleine Probierschlucke wurden uns gerne gratis ausgeschenkt.


    Der Ex-Bourbon war so herrlich mit Vanille, Karamell und Kokos aufgeladen, dass ich sofort das ganze Fass haben wollte. Da man das aber nicht außer Landes bringen darf und das Budget auch mitredet, fragte ich nach einer großen Flasche. Geht nicht, gibt's nicht. Menno. "Bottle your own" war auch gerade außer Betrieb.


    Also blieb es bei einer 0,2-Liter-Flasche. Wobei ich eigentlich sehr schätze und gut finde, dass Deanston die Möglichkeit bietet, eine transport- und Portemonnaie-freundliche Abpackung von nur hier erhältlichen Varianten mit nach Hause zu nehmen. Dennoch ...


    Was mir erst zu Hause aufgefallen ist: In der Base steht seit März 2018 eine Sample-Flasche mit derselben Fassnummer WID:110783 Dort allerdings mit 63,3% angegeben. Meine Flasche hat nun 58,7%. Viel Schwund im halben Jahr der stetigen Entnahme, oder Nummer-Schummel?

    Die Sherry-Finishes haben mich dagegen nicht so überzeugt. Oberflächlicher Eindruck: Etwas parfümiert. Auch der 19-jährige Madeira-Finish, den ich als Sample noch mitnahm, hat mich nicht umgehauen aus gleichem Grund.


    In der Zwischenzeit war es wirklich, wirklich voll geworden. Offenbar betreibt ein örtlicher Biohof das Deanston-Café, wo man recht günstig und gut essen kann. Das nehmen wie es aussieht auch viele Einheimische wahr. Da Deanston zudem im Shop nur eine Kasse hat, die gleichzeitig als Bar fungiert, konnte sich auch kein Mitarbeiter in Ruhe mit uns und Whisky befassen.


    Insgesamt etwas zu unruhig für ein entspanntes Tasting der Exklusiv-Abfüllungen, so dass wir lieber zum Doune Castle weiterfuhren. Nicht, ohne noch kurz durch das alte Deanston-Weberdorf zu fahren. Wer außerhalb der Stoßzeit vorbeischauen kann, sollte sich aber ruhig ausführlich mit den "Onlys" befassen. Ich fand es etwas schade, dass wir das nicht gemacht haben. Hätte so aber keinen Spaß gemacht. 


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    Insgesamt nehme ich aus dem lieblichen und abwechslungsreichen Perthshire viele schöne Erinnerungen mit, aber nur eine Handvoll Schnaps. Bedauerlich? Nö, nicht unbedingt. Es lag viel Inspiration am Wegesrand. Abfüllungen befinden sich nun auf der Bucket List, die man bei uns ebenso gut und besser bekommt. Ein Blair Athol auf jeden Fall, und ein Deanston 12. Einen schönen Ballechin haben wir ja. Bei den SFTC-Abfüllungen werde ich künftig dennoch genauer hinschauen. Nun aber schnell ab in die Wärme :smile:


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  • Oktobull User Oktobull Dabei seit: 06.11.2012Beiträge: 6,191Bewertungen: 1
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    Super. Danke für deinen Bericht. 

    Der Turret sieht toll aus. 

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    Und zisch und klack und weg!


    Teilzeitabmahnanwalt aus Leidenschaft & menschliche Enttäuschung


  • Hölzchen User Dabei seit: 16.12.2016Beiträge: 172Flaschensammlung:Hölzchens SammlungBewertungen: 0
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    Toller Bericht und schöne Fotos-vielen Dank. Macht richtig Lust auf Eine eigene Reise.

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