Fassreifung

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  • HerrRossi
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    User HerrRossi
    Dabei seit: 28.08.2013Beiträge: 1,371Bewertungen: 0
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    Also - erstmal danke für die Antworten, die sich vom fachlichen Inhalt ja mit dem decken, was mein Wissensstand vor der Tour war.


    Noch 3 Erläuterungen, um die Fragen die zwischen den Zeilen, bzw. die offen gestellt wurden zu beantworten.


    1. Übersetzungsfehler: schließe ich aus, da ich seit 25 Jahren beruflich in der englischen Sprache kommuniziere. Auch sprach der Guide ein einwandfreies Englisch, mit nur leichtem schottischen Akzent. Darüber hinaus hatte ich explizit nochmal nachgefragt und zwar genau mit meinem oben genannten Beispiel. 

    Auch darf der geneigte Leser ausschließen, dass ich das mit dem jüngsten Alter bei Vermählung unterschiedlich alter Fässer verwechselt habe - Es war, ich gestehe es, meine 59ste Tour durch eine schottische Destillerie :redface:


    2. Das mit den Vatting Fässer hatte ich auch zuerst in Verdacht, zumal die Tour bei Glenfiddich war und wir in dem Raum mit den Solera Vats standen, als diese Diskussion geführt wurde, daher meine explizite Nachfrage zum Umfüllen in ein Sherry Fass (double maturation).


    3. Der Guide schien nicht unerfahren. Er war gelernter Chemiker und kannte sich naturgemäß mit dem Herstellungsprozess sehr gut aus. Er konnte mir auch endlich mal erklären, wo das ganze Methanol eigentlich hingeht, wenn der "head of the run" oder "foreshots", der ja Methanol enthält wieder zu den "Low wines" hinzugekippt wird. In anderen Destillerien wird man da schon mal fragend angekuckt oder man verweist auf die Rückstände in den Stills (Pot Ale), was nicht stimmen kann.

    Aber ich möchte nicht ausschließen, dass er in Bezug auf die gesetzlichen Bestimmungen bei der Fassreifung, die ganze Wahrheit kennt. Es könnte durchaus sein, dass er das Vatting im Kopf hatte und durch meine Nachfrage vielleicht auch etwas verunsichert wurde.


    Wie auch immer - meine Whiskywelt ist wieder gerade gerückt. 



    Das Glück hab ich übrigens gefunden: MoS Diamond Glengoyne 40y 1972
  • Stef_D User Stef_D Dabei seit: 26.11.2017Beiträge: 2,226Bewertungen: 0
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    @HerrRossi 

    Hört sich gut an. Was hat er denn zu der Methanol Thematik gesagt? Das würde mich jetzt wieder interresieren

    Aktive Flaschenteilung: nix

    Samplebörse: Samples von mir


    Blind Guardian Battles:

    VII - 2terXI - geteilter 2ter

    XII - MittelfeldplatzXIII - Vorderes Drittel

    XIV - weit abgehängt


    Erfolgreich abgeschlossene Flaschenteilungen: III, III

  • HerrRossi
    Themenersteller
    User HerrRossi
    Dabei seit: 28.08.2013Beiträge: 1,371Bewertungen: 0
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    @Stef_D Im Tank, wo die Low Wines und die Foreshots gesammelt werden, wird das leicht flüchtige Methanol an die Atmosphäre abgegeben.

    Das Glück hab ich übrigens gefunden: MoS Diamond Glengoyne 40y 1972
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  • Paulsen User Paulsen Dabei seit: 13.05.2019Beiträge: 640Bewertungen: 0
    , letzte Änderung 16. Oktober 2019 um 11:24
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    @HerrRossi 


    ich kann mich da nur anschließen, dass es sehr große Unterschiede bei den Führungen gibt. Hatte auch eine Mal bei Glenfiddich und die war großartig. Vielleicht lag es daran, dass der Guide einfach sich menschlich verhielt und auch Mal einen Fehler machte?:confused:


    Und bei einer Highland Destille, die überwiegend für Blends produziert war das auch wie ein Gedicht von einem Schüler aus der 8 Klasse - einfach grottig und der gratis Dram am Ende der Führung hatte es dann auch nicht mehr gemacht :biggrin:





    :arrow: Paulsen's Sampleliste


    aktuelle FT: 

    letzte FT:  #18
  • TeleDram User TeleDram Dabei seit: 28.07.2019Beiträge: 2,412Flaschensammlung:FernDramVerzeichnisBewertungen: 1
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    Ich wollte für meine Frage keine eigene Thread aufmachen, daher nutze ich mal diesen.


    Gibt es irgendwo eine Erklärung wie es, historisch gesehen, dazu gekommen ist, dass Whisky immer länger im Fass gelagert wurde?


    Anfänglich haben die Bauern einfach ihre Gerste gemälzt und destiliert damit man was für den Winter hat und mit dem Destilat handeln kann. Dazu wurde der Spirit zum Transport in Fässer abgefüllt. Ich vermute mal, fürher hat sich kaum einer darum gekümmert das der Whisky 3 Jahre im Faß gelagert war.


    Irgendwann muss ja einer auf die Idee gekommen sein den Whisky einfach mal länger im Faß liegen und reifen zu lassen. Hat einer von euch eine Info wann es damit losging oder wer damit angefangen hat? Ich kann mir auch schwer vorstellen, dass irgendwann in den Anfägen des 20. Jahrhunderts einer daran dachte den Whisky als Investment mal 50 Jahre im Fass zu liegen zu lassen.

    Wozu Früchte im Smoker karamellisieren, wenn ich doch Whisky trinken kann?


    Wolfgang's Sample-Stube / Suche: --- / FTs Aktiv: ---

    Abgeschlossen & Abgebrochene: in meinem Vorstellungsthread

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  • Marko_I User, Moderator Marko_I Dabei seit: 11.01.2006Beiträge: 13,796Flaschensammlung:currently quarantinedBewertungen: 1425
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    Logox2 schrieb:

    Ich wollte für meine Frage keine eigene Thread aufmachen, daher nutze ich mal diesen.


    Gibt es irgendwo eine Erklärung wie es, historisch gesehen, dazu gekommen ist, dass Whisky immer länger im Fass gelagert wurde?


    Anfänglich haben die Bauern einfach ihre Gerste gemälzt und destiliert damit man was für den Winter hat und mit dem Destilat handeln kann. Dazu wurde der Spirit zum Transport in Fässer abgefüllt. Ich vermute mal, fürher hat sich kaum einer darum gekümmert das der Whisky 3 Jahre im Faß gelagert war.


    Irgendwann muss ja einer auf die Idee gekommen sein den Whisky einfach mal länger im Faß liegen und reifen zu lassen. Hat einer von euch eine Info wann es damit losging oder wer damit angefangen hat? Ich kann mir auch schwer vorstellen, dass irgendwann in den Anfägen des 20. Jahrhunderts einer daran dachte den Whisky als Investment mal 50 Jahre im Fass zu liegen zu lassen.



    Logox2 schrieb:

    Ich wollte für meine Frage keine eigene Thread aufmachen, daher nutze ich mal diesen.


    Gibt es irgendwo eine Erklärung wie es, historisch gesehen, dazu gekommen ist, dass Whisky immer länger im Fass gelagert wurde?


    Anfänglich haben die Bauern einfach ihre Gerste gemälzt und destiliert damit man was für den Winter hat und mit dem Destilat handeln kann. Dazu wurde der Spirit zum Transport in Fässer abgefüllt.

    Oder einfach zum Lagern. Man muss ihn ja irgendwo hintun, bis er verbraucht ist.
    Und da hat man sicher irgendwann festgestellt, dass so eine Fassreifung dem Gesöff durchaus guttut.

    Ich vermute mal, fürher hat sich kaum einer darum gekümmert das der Whisky 3 Jahre im Faß gelagert war.


    Irgendwann muss ja einer auf die Idee gekommen sein den Whisky einfach mal länger im Faß liegen und reifen zu lassen.

    Ich bin mir recht sicher, dass die mindestens 3 Jahre von "oben" vorgeschrieben wurden - Steuer-/Finanzbehörden. Ich finde nur grade keine Quelle.
    Und dabei ging es vermutlich nicht um Qualität, sondern eher um Ausbremsen und Kontrolle.
    Drei Jahre Lagerung (bis man Kohle sieht) ist schon eine kleine Hürde, das bindet man sich nicht so schnell ans Bein wie das schnelle Geschäft mit Babysprit.

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  • maltaholic User maltaholic Dabei seit: 29.07.2014Beiträge: 36,794Flaschensammlung:maltaholics KellergeisterBewertungen: 1053
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    Logox2 schrieb:


    ...Irgendwann muss ja einer auf die Idee gekommen sein den Whisky einfach mal länger im Faß liegen und reifen zu lassen. Hat einer von euch eine Info wann es damit losging oder wer damit angefangen hat?

    @Logox2 


    Ich glaube eher, dass solche Entdeckungen durch Zufall geschehen. Irgendeiner hat was vergessen oder einfach stehen lassen. Später dann entdeckt, kurz probiert, ob das Zeug noch gut ist, und für gut befunden.

    Wann das war, dazu habe ich auch nichts gefunden. Eine Quelle spricht von „100en oder sogar 1000en von Jahren“. Sicher scheint zu sein, dass Fässer zum Transport benutzt wurden...

    “Whisky, like a beautiful woman, demands appreciation. First you gaze, then it's time to drink.” ― Haruki Murakami


    Meine Samples „malta‘s malts“ 

  • Sam_Mumm User Sam_Mumm Dabei seit: 20.08.2017Beiträge: 5,567Bewertungen: 0
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    Die genaue Quelle weiß ich jetzt nicht mehr, aber ich bin zu dem Thema mal über einen Text der SWA gestoßen:



    Quelle: Scotch Whisky Association

    How Whisky Came of Age

    19 May 2015

    It's Whisky Month here in Scotland and, as you enjoy a dram, raise a glass to the centenary of something we today take for granted. 

    The whisky in your glass is influenced by many factors, from the water used to the shape of the still.  And, of course, maturation is a key element of what makes whisky special.  The years spent maturing in an oak cask impact on the spirit's colour, composition and taste to create something unique. 

    Today, the Scotch Whisky Regulations set out clearly that the spirit must be matured for at least a minimum of three years in Scotland.  Along with the raw materials, upper distillation strength, and minimum alcoholic strength of 40% vol., it is seen as an essential part of the definition of Scotch. 

    Cast back to the 19th century, however, and it is likely that you would have found unmatured whisky on the market.  By the early 20th century, there was significant industry debate over what constituted whisky, leading to a famous Royal Commission on the subject.   In the end, however, it would be war that indirectly led to the introduction of a minimum bonding requirement for Scotch Whisky.

    In early 1915, debate raged as to why armaments production was failing to deliver the guns and shells needed on the Western Front.  Rather than manpower or equipment, Lloyd George instead seized the opportunity of a speech in Bangor to argue that the blame lay at the door of the alcohol trade, suggesting that drinking was undermining industrial efficiency or as he put it 'drink is doing more damage in the war than all the German submarines put together'.

    Hyperbole but the speech marked a political watershed.  A series of proposals followed aimed squarely at restricting the trade.  First, a policy of prohibition was floated, followed by the establishment of Lord d'Abernon's Central Control Board, which went on to restrict pub opening hours and ban the buying of rounds. 

    The next move came in the 1915 Budget, with a doubling of spirits duty proposed.  Vigorously opposed by a combination of Irish and Scottish representatives at Westminster, in the end a compromise was brokered by James Stevenson (John Walker & Sons) who had been seconded to the Ministry of Munitions.   He skilfully argued for the introduction of compulsory bonding of whisky for a period of years, putting in place a quality threshold that removed immature spirits from the market. 

    As a solution, it was ingenious and to have long-term impact.  Facing defeat on his Budget, Lloyd George dropped the duty proposal and into force from 19 May 1915 came a new two year bonding rule, extended to three years in 1916.    It has stayed the same ever since. 

    The so-called Immature Spirits (Restriction) Act 1915 is a long forgotten war time restriction but it laid an important foundation of our modern Scotch Whisky industry. 

    David Williamson

    Public Affairs & Communications Director


    Kurz zusammengefasst:

    Weil man sich zu Beginn des ersten Weltkrieges um die Produktivität der Rüstungsindustrie sorgte, wollte man Alkohol, und damit Whisky so hoch besteuern, dass ihn sich die Arbeiter nicht mehr leisten konnten. 

    Die Whisky-Lobby hielt dagegen, am Schluss kam der Kompromiss einer drei Jährigen Mindestlagerzeit. 


    Auf einer anderen Internet - Seite mit der Bezeichnung Scoma bin ich auch mal auf eine Chonologie zum Thema schottischen Whisky gestoßen. Dort wird behauptet, dass angeblich bereits in den 1740er Jahren erste Versuche mit der Reifung von Whisky in Weinfässern unternommen worden sein sollen.


    Wer genau warum und mit welchem Erfolg, wurde da leider nicht weiter ausgeführt. 

    "Am Rausch ist nicht der Whisky schuld, sondern der Trinker" (schottisches Sprichwort)

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  • ppm.me User Dabei seit: 14.05.2020Beiträge: 268Bewertungen: 0
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    Wir wissen zumindest, dass in der Charente bereits im 17. Jh. Cognac in Fässern ausgebaut wurde, um den Geschmack zu verbessern, spätestens zu Jerry Thomas' Zeiten um 1860 war es dann auch üblich Whisky längeren Lagerzeiten (10Jahre++) zu unterziehen.

    Ich glaube zwei Dinge sind hier wichtig, sich vor Augen zu halten:

    -Die Menschen des 15. bis 19. Jahrhunderts waren durchaus technisch und wissenschaftlich fortgeschritten, sofern man keine heutigen Maßstäbe ansetzt. Klar, nicht alles war damals so begreifbar, wie mit heutigen Methoden, aber wir können fest davon ausgehen, dass der Grundgedanke "lange Lagerung->veränderter/verbesserter Geschmack" keine neue "Erfindung" ist.

    -Luxusgüter waren extrem selten und Spirituosen wurden vor allem gesoffen.

    Es gab sicher auch früh schon Spezialisten, die alte Brände schätzten und kauften, doch im Grunde gilt gerade vor 1830, wer sich ein hochwertig ausgebautes Getränk leisten konnte, griff zum Wein. Whisky wurde überhaupt erst mit der Phylloxera Kriese in Frankreich interessant als Exportgut.

    In aller Regel wurde derselbe Pintweise(!!!) und jung getrunken, undzwar billiger als Bier zu Zeiten. 


    Ich hoffe man versteht, worauf ich hinaus will... Es ist weniger eine Frage des Wissens oder der Entdeckung, als vielmehr des richtigen Anreizes. Fassausbau ist teuer, das nimmt man nicht für ein billiges Produkt her.


    Beste Grüße ppm.me

    [Suche]Campbeltown Malt 2014/22 North Star Spirits #021 

    A Lowland Distillery 15 The Single Malts of Scotland(SMoS) for Kirsch Whisky 2007-2023


    "Never attribute to malice that which can be adequately explained by stupidity"

    -Hanlon‘s Razor

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  • HerrRossi
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    User HerrRossi
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    @maltaholic 

    In Schottland habe ich mal diese romantische Erklärung bekommen:

    Ein Schwarzbrenner in den Highlands wurde gewarnt, dass ein excise man (Steuereintreiber) auf dem Weg zu ihm war. Um den frisch gebrannten Schnapps nicht wegkippen zu müssen, füllte er das Destillat in ein leeres Fass und vergrub es. Da er seine Anlage nicht mehr rechtzeitig verstecken konnte wurde er festgenommen und landete für ein paar Monate im Knast. Als er zurück war, erinnerte er sich an das Fass und grub es aus und stellte erfreut fest, dass sich diese "zufällige" Lagerung positiv auf den Schnapps auswirkt.


    Ist wohl nur eine Sage, aber so ähnlich wird es wohl gewesen sein.

    Das Glück hab ich übrigens gefunden: MoS Diamond Glengoyne 40y 1972
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