Brennereicharakter - was ist das?

  • clanhermann
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    Dabei seit: 20.12.2015Beiträge: 82Flaschensammlung:Sammlung WhiskyFan69Bewertungen: 0

    Schon öfter habe ich im Zusammenhang mit dem Geschmack eines

    Whiskys das Wort "Brennereicharakter" gelesen.


    Kann mir jemand sagen, was es mit dem Brennereicharakter auf sich hat?


    Andreas

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  • Sam_Mumm User Sam_Mumm Dabei seit: 20.08.2017Beiträge: 5,530Bewertungen: 0
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    Ganz schnell, grob und oberflächlich:

    "Brennereicharakter" ist das, was an Aromenfracht im "New make" steckt, wenn er in die Fässer zur Reifung gefüllt wird. 

    Der Brennereicharakter wird bestimmt, von der Art (Sorte) der Gerste, der Intensität des Torfrauchs, ob der Torf von einer der Inseln, oder aus dem Schottischen Hauptland stammt, und wie stark das Malz eben getorft / geraucht wurde. Manche schreiben auch dem verwendeten Hefestamm einen Einfluss zu. 

    Und dann spielt auch noch die Größe und Form der verwendeten Brennblasen eine Rolle. Kleine, gedrungene Stills bringen mehr von den schwereren Aromen, und teilweise noch Fuselöle in den New make, hohe und schlanke Stills "sortieren" die schweren Aromen eher in den Nachlauf, so dass hier eher leichtere Brände entstehen. Das Ganze wird dann noch bei der Abtrennung im Spirit save "feinjustiert". 
    So bestimmt jede Brennerei ihren eigenen "Brennereicharakter". 

    "Am Rausch ist nicht der Whisky schuld, sondern der Trinker" (schottisches Sprichwort)

  • ReggaeShark User ReggaeShark Dabei seit: 19.09.2018Beiträge: 1,905Bewertungen: 5
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    https://www.youtube.com/watch?v=lhC-k9w_gGA


    das ist ein schönes Video wo Ralfy ein bisschen über Brennereicharakter spricht

  • clanhermann
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    Dabei seit: 20.12.2015Beiträge: 82Flaschensammlung:Sammlung WhiskyFan69Bewertungen: 0
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    @Sam_Mumm 


    Danke für die Antwort. Jetzt weiß ich endlich was damit gemeint ist. Dass das mit dem New Make zusammenhängt wusste ich z.B. nicht.


    Wenn aber in manchen Verkostungsnotizen der Brennereicharakter erwähnt wird, müsste doch der Verfasser dann eigentlich wissen, wie der Newmake schmeckt, oder?

  • Sam_Mumm User Sam_Mumm Dabei seit: 20.08.2017Beiträge: 5,530Bewertungen: 0
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    clanhermann schrieb:

    @Sam_Mumm 


    Danke für die Antwort. Jetzt weiß ich endlich was damit gemeint ist. Dass das mit dem New Make zusammenhängt wusste ich z.B. nicht.


    Wenn aber in manchen Verkostungsnotizen der Brennereicharakter erwähnt wird, müsste doch der Verfasser dann eigentlich wissen, wie der Newmake schmeckt, oder?

    Nicht zwingend.
    Wenn sich in Verkostungsnotizen auf den Brennereicharakter bezogen wird, dann dürfte hier in der Regel das "Grundrezept" gemeint sein, über das sich die jeweilige Brennerei im allgemeinen selbst definiert. Also, viel oder wenig Torfrauch, Torf von der Insel oder dem Hauptland, und über die Brennblasen schwerer oder leichterer Brand. 
    Glenmorangie zum Beispiel rühmt sich, besonders hohe und schlanke Stills zu verwenden. Entsprechend wird der Brennereicharakter über leichte Brände definiert. 
    Der Brennereicharakter der Islay - Whisky hingegen definiert sich vor allem über den herben, kratzigen Inseltorf. Also rauchig, phenolisch, medizinisch. 


    "Am Rausch ist nicht der Whisky schuld, sondern der Trinker" (schottisches Sprichwort)

  • MacRunrig User MacRunrig Dabei seit: 31.03.2015Beiträge: 11,461Flaschensammlung:MacRunrigs SammlungBewertungen: 310
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    @clanhermann 

    Ergänzend möchte ich noch folgendes hinzufügen: der Geschmack, den ein Single Malt hat, stammt prinzipiell aus zwei unterschiedlichen "Quellen" 1) zum einen aus den Fässern, in denen der Whisky reifte, 2) zum anderen aus dem Destillat (New Make), das den Brennereicharakter 'mitbringt'.

     

    Falls es sich bei den Fässern um erstbefüllte Sherry- oder Weinfässer handelte, so sind die daraus herrührenden Geschmacksnoten oft so dominant, dass man vom Brennereicharakter nichts mehr bzw. nur sehr wenig herausschmecken kann.

    Falls der Whisky hingegen in Refill-ex-Bourbonfässern  (mehrfach wiederbefüllt) reifte, so tritt der Brennereicharakter viel markanter in Erscheinung.


    Zu den von @Sam_Mumm  genannten Faktoren, die auf den Brennereicharakter Einfluss nehmen, möchte ich noch einen weiteren ergänzend erwähnen: das von der Brennerei verwendete Wasser. Dies betrifft z.B. den Härtegrad und den Mineralgehalt des Wassers (stark kalziumhaltiges Wasser bewirkt z.B., dass der Maische mehr Malzzucker entzogen wird; damit könnte es auch für 'trockenere' Geschmacksnoten verantwortlich sein). Verwendet die Brennerei Wasser, das durch torfigen Moorboden geflossen ist, so hat auch dies geschmackliche Auswirkungen.


    Alles in allem sieht man: Malt Whisky ist ein 'Gesamtkunstwerk', bei dem sehr viele Faktoren zum Geschmackserlebnis beitragen (können), und wie dies genau der Fall ist, das dürfte wohl auch bei jedem Single Malt unterschiedlich ausfallen.

    Sam_MummPotstill2 gefällt das
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