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Schon öfter habe ich im Zusammenhang mit dem Geschmack eines
Whiskys das Wort "Brennereicharakter" gelesen.
Kann mir jemand sagen, was es mit dem Brennereicharakter auf sich hat?
Andreas
Ganz schnell, grob und oberflächlich:
"Brennereicharakter" ist das, was an Aromenfracht im "New make" steckt, wenn er in die Fässer zur Reifung gefüllt wird.
Der Brennereicharakter wird bestimmt, von der Art (Sorte) der Gerste, der Intensität des Torfrauchs, ob der Torf von einer der Inseln, oder aus dem Schottischen Hauptland stammt, und wie stark das Malz eben getorft / geraucht wurde. Manche schreiben auch dem verwendeten Hefestamm einen Einfluss zu.
Und dann spielt auch noch die Größe und Form der verwendeten Brennblasen eine Rolle. Kleine, gedrungene Stills bringen mehr von den schwereren Aromen, und teilweise noch Fuselöle in den New make, hohe und schlanke Stills "sortieren" die schweren Aromen eher in den Nachlauf, so dass hier eher leichtere Brände entstehen. Das Ganze wird dann noch bei der Abtrennung im Spirit save "feinjustiert".
So bestimmt jede Brennerei ihren eigenen "Brennereicharakter".
"Am Rausch ist nicht der Whisky schuld, sondern der Trinker" (schottisches Sprichwort)
https://www.youtube.com/watch?v=lhC-k9w_gGA
das ist ein schönes Video wo Ralfy ein bisschen über Brennereicharakter spricht
@Sam_Mumm
Danke für die Antwort. Jetzt weiß ich endlich was damit gemeint ist. Dass das mit dem New Make zusammenhängt wusste ich z.B. nicht.
Wenn aber in manchen Verkostungsnotizen der Brennereicharakter erwähnt wird, müsste doch der Verfasser dann eigentlich wissen, wie der Newmake schmeckt, oder?
"Am Rausch ist nicht der Whisky schuld, sondern der Trinker" (schottisches Sprichwort)
@clanhermann
Ergänzend möchte ich noch folgendes hinzufügen: der Geschmack, den ein Single Malt hat, stammt prinzipiell aus zwei unterschiedlichen "Quellen" 1) zum einen aus den Fässern, in denen der Whisky reifte, 2) zum anderen aus dem Destillat (New Make), das den Brennereicharakter 'mitbringt'.
Falls es sich bei den Fässern um erstbefüllte Sherry- oder Weinfässer handelte, so sind die daraus herrührenden Geschmacksnoten oft so dominant, dass man vom Brennereicharakter nichts mehr bzw. nur sehr wenig herausschmecken kann.
Falls der Whisky hingegen in Refill-ex-Bourbonfässern (mehrfach wiederbefüllt) reifte, so tritt der Brennereicharakter viel markanter in Erscheinung.
Zu den von @Sam_Mumm genannten Faktoren, die auf den Brennereicharakter Einfluss nehmen, möchte ich noch einen weiteren ergänzend erwähnen: das von der Brennerei verwendete Wasser. Dies betrifft z.B. den Härtegrad und den Mineralgehalt des Wassers (stark kalziumhaltiges Wasser bewirkt z.B., dass der Maische mehr Malzzucker entzogen wird; damit könnte es auch für 'trockenere' Geschmacksnoten verantwortlich sein). Verwendet die Brennerei Wasser, das durch torfigen Moorboden geflossen ist, so hat auch dies geschmackliche Auswirkungen.
Alles in allem sieht man: Malt Whisky ist ein 'Gesamtkunstwerk', bei dem sehr viele Faktoren zum Geschmackserlebnis beitragen (können), und wie dies genau der Fall ist, das dürfte wohl auch bei jedem Single Malt unterschiedlich ausfallen.