Tasting Experte werden oder wie wird man besser?

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  • maltaholic User maltaholic Dabei seit: 29.07.2014Beiträge: 36,733Flaschensammlung:maltaholics KellergeisterBewertungen: 1050
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    @LangNase 


    Dein Name ist schon mal eine gute Voraussetzung.


    Ansonsten, wie schon gesagt, hilft Probieren über Studieren.

    Mach dir Notizen, probiere die selbe Abfüllung immer wieder mal. Vergleiche deine Notizen...

    Es ging uns vermutlich allen so, die Nase entwickelt sich, wird geschult ... und wird irgendwann zur Langnase... :wink:

    “Whisky, like a beautiful woman, demands appreciation. First you gaze, then it's time to drink.” ― Haruki Murakami


    Meine Samples „malta‘s malts“ 

  • LangNase
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    User LangNase
    Dabei seit: 19.01.2019Beiträge: 8Flaschensammlung:Meine Whisk(e)ysBewertungen: 0
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    @Zaphod Danke für deine Antwort.


    Durch deine Worte hört sich das eigentlich ganz logisch an und ich denke das ich das ganze jetzt etwas anders sehen kann.


    Mein Problem, weshalb ich mich überhaupt mit dieser Sache an euch gewendet hab war einfach das, das ich beispielsweiße bei einem Jura Superstition, die Jod- und Raucharomen ganz klar erkenne, aber alles was da sonst noch zu riechen ist nicht wirklich zuordnen kann. Liest man dann nebenbei die Notizen den Masterblenders auf der Flasche oder der Verpackung meint man dann doch einiges zu erahnen. Allerdings stell ich mir das ganz ähnlich wie bei einem Placebo vor, man ließt es dieses Aroma im Malt, und zack hat man es auch schon gefunden.


    Ich werde jetzt einfach beim Whisky trinken versuchen den Schwerpunkt auf den Genuss zu legen und mir weiterhin meine Notes zu machen ohne diese groß mit den Notes anderer zu vergleichen. Weil wie du sagtest, ist es ja individuell, was man aus einem Malt alles erkennen kann.


    Nichtsdestotrotz werde ich wohl mal einen Kuhstall und eine Teergrube beschnuppern um mein Geruchsrepertoire zu vergrößern :wink:

  • LangNase
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    User LangNase
    Dabei seit: 19.01.2019Beiträge: 8Flaschensammlung:Meine Whisk(e)ysBewertungen: 0
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    maltaholic schrieb:

    @LangNase 


    Dein Name ist schon mal eine gute Voraussetzung.


    Ansonsten, wie schon gesagt, hilft Probieren über Studieren.

    Mach dir Notizen, probiere die selbe Abfüllung immer wieder mal. Vergleiche deine Notizen...

    Es ging uns vermutlich allen so, die Nase entwickelt sich, wird geschult ... und wird irgendwann zur Langnase... :wink:


    Das werde ich machen :smile: Danke für die motivierenden Worte!

    :biggrin: in eine Langnase passt eben einiges an Aromen rein :biggrin:

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  • dRambo User, Moderator dRambo Dabei seit: 23.09.2015Beiträge: 19,304Bewertungen: 3
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    @LangNase es ist eine Frage des Trainings - das ist Gehirnjogging. Du muss die Aromen in so kurzer Zeit erkennen, aus einem Konglomerat von vielen Eindrücken isolieren, dass es bei mir am Anfang wie eine Fremdsprache war - ich verstehe Brocken, aber weder den Satz noch den Zusammenhang. Ich erkenne heute aus dem Cache, sprich ich rieche und suche dann mit dem Geruch im "Speicher" in meiner Hirnbibliothek, je öfter du Aromen erkennen konntest umso besser schneller und prägnanter wirst du. Training. Übung. Kontinuierlich dran bleiben. Gerade das Isolieren von Aromen benötigt viel Übung - ich merke das heute nach einigen intensiven Maltjahren wenn ich alte Singlecask Abfüllungen noch mal im Glas habe wie viel besser das heute klappt und wie schnell ich Spreu von Weizen trenne fuer mich was aber eindeutig deinen Anspruch hebt, da du schneller Fehler entdeckst. 

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  • LangNase
    Themenersteller
    User LangNase
    Dabei seit: 19.01.2019Beiträge: 8Flaschensammlung:Meine Whisk(e)ysBewertungen: 0
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    @Issie vielen Dank! Interessant. Passt wirklich genau :smile:

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  • holymoly1982 User Dabei seit: 18.09.2017Beiträge: 91Bewertungen: 0
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    Also das Üben wurde hier ja bereits erwähnt. Das ist mit Sicherheit der wichtigste und beste Ansatzpunkt sich beim Verriechen zu verbessern. Nur Gerüche, die man kennt, kann man auch im Whisky wiederfinden. Insoweit hilft Übung oder ggf. auch ein Aromen Set. Die gibt es sogar speziell auf Whisky zugeschnitten. Gerade in der Anfangszeit fand ich aber auch ein Tasting Wheel hilfreich. Da kann man sich etwas an den Aromen orientieren. 


    Grundvoraussetzung ist natürlich immer, dass die Nase frei ist.


    Im Idealfall solltest du das ganze auch in einem Raum machen, in dem du nicht von anderen Gerüchen abgelenkt wirst, also keine Duftkerze, Raumduft oder Ähnliches steht. Tatsächlich habe ich für mich festgestellt, dass mich auch Radio oder Fernseher davon ablenken können (aber nicht müssen). Ich versuche nach Möglichkeit auch Beeinflussung durch vorheriges Essen auszuschließen. Was ich damit meine: Wenn du vorher beim Griechen eine doppelte Portion Zaziki vertilgt hast, wirst du den Whisk(e)y sicher anders wahrnehmen, also ohne. 


    Nutze - sofern vorhanden - unterschiedliche Nosinggläser. In unterschiedlichen Gläsern treten oft unterschiedliche Aromen hervor oder in den Hintergrund. Für rauchige Whisky nutze ich zB gerne bauchige große Gläser. 


    Lass dem Whisky auch mal Zeit im Glas. Unter Umständen auch gerne mal 30 Minuten oder mehr. Gerade komplexere Whisky werden es dir oft danken. 


    Aber das allerwichtigste ist und bleibt, genieße den Whisky. Mach keine Wissenschaft daraus und höre auf dein Buchgefühl. Wenn du keinen Bock auf Tasting Notes hast, dann lass es einfach. Manchmal ist es nämlich wie Pupsen, wenn man es erzwingt, wird es Kacke! :wink:

  • Steffkoch User Steffkoch Dabei seit: 03.10.2019Beiträge: 163Flaschensammlung:Steffkochs SammlungBewertungen: 0
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    Das mit den unterschiedlichen Gläsern erscheint mir ein guter Tipp zu sein, das werde ich auch mal ausprobieren.


    Ich persönlich mache es so: Wenn ich in Gesellschaft Whisky verkoste bzw. mir nicht übermäßig Zeit nehmen will oder es sich um einen "Easy to drink"-Dram handelt, halte ich mich an die üblichen groben geschmacklichen Unterschiede, bspw. jung, frisch, rauchig, maritim, süß...


    Wenn ich dagegen einen Whisky im Wortsinn verkosten will, nehme ich mir mind. eine halbe Stunde Zeit dazu. Ich habe mir ein Tasting-Buch gekauft, in dem Verkostungsnotizen festgehalten werden können. Da wird dann alles notiert.


    Zuerst verrieche ich ihn und versuche, die Gerüche mir bekannten Gerüchen zuzuordnen. Damit ich dabei nicht durcheinander komme (manchmal rieche ich etwas, kenne den Geruch, aber komme nicht drauf, woher) habe ich mir eine Liste mit den gängisten Geruchsnoten im Whisky erstellt und gehe diese Punkt für Punkt durch. Sobald ich den passenden Geruch gefunden habe, wird er notiert. Beim Probieren mache ich es dann genauso.


    Zum Schluss schaue ich mir immer das Video von Horst Lüning an. Ist immer witzig, wenn man dabei gemeinsame "Treffer" findet.


    Ich weiß, das ganze klingt ein bisschen "nerdig", aber das sind ja schließlich fast alle hier :biggrin:


    Grüße


  • Steffkoch User Steffkoch Dabei seit: 03.10.2019Beiträge: 163Flaschensammlung:Steffkochs SammlungBewertungen: 0
    , letzte Änderung 17. März 2020 um 23:49
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    Und, um mich allen Vorrednern anzuschließen: Wie bei allem macht Übung den Meister (nicht, dass ich einer wäre).


    Grüße

  • Bodensee090780 User Dabei seit: 26.03.2020Beiträge: 94Bewertungen: 0
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    @Steffkoch Habe jetzt hier alles gelesen und mich gewundert das keiner Tasting Wheels oder die Lokalität oder den Einfluß von Deo, Seife, Essen,.... erwähnt. 

    Dann kam aber der Beitrag von @holymoly1982. Der mir absolut aus der Seele spricht. 


    Vorweg: Für mich gibt es 3 unterschiedliche Arten Whisk(e) zu genießen. 

    1.) Whisk(e)y saufen 

    2.) Whisk(e)y unbeschwert und locker weg trinken 

    3.) Whisk(e)y dekonstruieren / auseinandernehmen / erleben / bereisen 


    Alle 3 Arten haben ihr für und ihr wider und mir machen alle 3 Arten Spaß. Kommt immer auf die Stimmung drauf an und mit wem man trinkt. Deine Frage spielt imho rein in der Nummer 3.


    Tasting Wheels findest du in Goggle. Ruhig mehrere verwenden. Oft hat man im Whisk(e)y einen Geruch/Geschmack den man kennt, man kommt aber einfach nicht drauf was es ist (genau wie du es beschrieben hast). Ein Blick auf ein Tasting Wheel kann dabei sehr hilfreich sein weil es einem Ideen vermittelt die beim Lesen plötzlich genau den Geruch/Geschmack beschreiben oder einen darauf bringen was man da gerade riecht/schmeckt. (Deine Liste wäre mal interessant. Könntest ja mal hier posten.


    Ebenso finde ich den Tipp mit den Gläsern extrem wichtig. Probier den gleichen Whisky in verschiedenen Gläsern. Der Unterschied den man riecht/schmeckt kann gewaltig sein. (Für den Anfang würde ich mit dem Glencairn Glas und dem Classic Malt Glas starten. Wenn du noch ein bisschen Geld übrig hast lohnt auch die Investition in ein Glas mit viel Volumen. Z.b. der Spiegelau Snifter. Wenn du die dann durch hast wirst du selber entscheiden ob du noch mehr Experimente in dieser Richtung machen willst. Glastypen gibt es genug.


    Für mich persönlich sehr wichtig ist die Lokalität in der man verkostet. Ich bevorzuge einen geschlossenen Raum mit möglichst wenig Umgebungseinfluss. Genau so wie es holymoly1982 beschrieben hat. Ebenso gilt für mich das ich zu Whisk(e)y, um ihn wirklich zu zerlegen, nichts Esse, nicht rauche und nichts außer Wasser trinke. 


    Sehr schön ist es auch einen Whisk(e)y zu zweit zu verkosten. Du musst nur jemanden finden der genauso viel Spaß wie du daran hat den Whisky in seine Bestandteile zu zerlegen. Eine zweite Meinung und ein Gespräch über das was jeder da so wahrnimmt kann sehr aufschlussreich sein und es macht um so mehr spaß sich gemeinsam auf die Reise zu begeben. 


    Auch das atmen lassen einen Whisk(e)ys ist extrem interessant. Als Faustformel nutze ich dafür schon seit Ewigkeiten das Alter des Whisk(e)ys. Pro Jahr Alter, 1 Minute im Glas atmen lassen. Ungeachtet dessen wirst du selber sehr schnell feststellen das Aromen sich verändern und das der Whisky(e)y sich mit Luft "öffnet". Ebenso entwickelt man mit der Zeit ein Gefühl dafür ob der Whisky noch mehr Zeit an der Luft braucht oder nicht. 


    Hilfreich ist es auch dem Whisk(e)y Oberfläche zu geben. Damit meine ich das Glas schräg zu stellen, so daß der Whisk(e)y fast aus dem Glas läuft, und das Glas dann um die eigene Achse zu drehen bis die Glasoberfläche komplett mit Whisk(e)y benetzt ist. Danach ist das Glas voll mit Aromen (Achtung: auch mit alkoholischen scharfen Dämpfen). 


    Hoch interessant, aber auch etwas riskant, ist es dem Whisk(e)y Temperatur zu geben. Hierzu nehme ich das Glas und lege es schräg in die eine Hand, so das meine Handwärme den Whisk(e)y wärmt. Mit der anderen Hand verschließe ich das Glas, so daß die Aromen alle im Glas bleiben. Sobald ein kleiner Niederschlagsnebel am oberen Glasrand zu erkennen ist, ist es definitiv genug. Danach die Hand runter vom Glas und ab zur Nase. 

    Warum sage ich "riskant"? Durch die Wärme beginnt eine Verdampfung. Sprich es geht etwas aus der Flüssigkeit hinaus in die Luft. Was einmal draußen ist, geht natürlich auch nicht mehr rein. Mit zu viel Temperatur kann man einen Whisk(e)y kaputt machen. Am besten einfach selber mal ausprobieren. 


    Gleiches Spielchen bei der Zugabe von Wasser. Hier gilt auch was einmal drin ist im Whisk(e)y ist drin und du hast keine Chance es wieder raus zu kommen (zur Not kann man immer Whisk(e)y nachfüllen. Man kennt dann aber nicht mehr das Mischungsverhältnis.) 

    Ich trinke jeden Whisk(e)y prinzipiell pur und unverdünnt. Habe mittlerweile einfach ein Gefühl dafür entwickelt ob der Whisk(e)y noch Wasser verträgt oder nicht. Um da aber hin zu kommen muss man mit Wasser experimentieren. Einfach mal einen Whisk(e)y pur verkosten in Glas A und parallel dazu den gleichen Whisk(e)y im identischen Glas B. Zugabe von Wasser empfehle ich persönlich nur tropfenweise. (Am besten mit einer feiner Pipette. Alternativ in ein Schnapsglas nen Schuß Wasser rein, das Glas auskippen und mit dem restlichen Wasser kann man auch schöne kleine Tropfen erzeugen.). Ruhig auch mal übertreiben mit Wasser. Einfach um zu erleben was das für nen Einfluß hat. 

    Hoch interessant ist auch das mischen im Mund. Einen klitzekleinen schluck Wasser in den Mund nehmen, das Wasser kurz im Mund verweilen lassen so das es Temperatur bekommt und dann nen entsprechenden Schluck Whisky(e)y mit dazu. Kann mitunter zu echten Geschmacksexplosionen führen. 


    Auch wenn man sich komplett bescheuert dabei vorkommt ist es interessant mal bewußt ein Nasenloch zuzuhalten und nur mit dem freien zu schnuppern. Danach Wechsel. Die Wahrnehmung von Aromen ist bei jedem Nasenloch unterschiedlich. Sprich in einem erkennst du evtl. etwas was du im anderen oder in der Kombination nicht erkennst. 


    Ebenfalls beim riechen mal bewusst den Mund ein kleines Stückchen offen lassen und auch dort Luft mit einatmen. Kann auch interessant sein. 


    Ebenfalls beim riechen den Abstand der Nase zum Glas beachten und damit variieren. Es ist nicht immer von Vorteil die Nase so tief wie möglich ins Glas zu stecken. 


    Es gibt noch zig andere Dinge die man ausprobieren kann. Denke aber fürs erste bist du verdammt gut versorgt worden mit Tips. 


    Über all dem steht, wie schon mehrfach erwähnt, probieren geht über studieren. Und den Spruch von @holymoly1982 am Ende finde ich so genial, das ihn hier gerne nochmal wiederhole: 

    Manchmal ist es nämlich wie Pupsen, wenn man es erzwingt, wird es Kacke! 


    Wenn du ne Technik entdeckst die dir hilft, hier aber noch nicht genannt wurde, würde ich mich sehr freuen wenn du sie hier mit uns teilst. 


    In diesem Sinne, Slàinte Mhath und viel Spaß beim experimentieren. 






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