Blind Tasting Experiment Edradour 10y SV

  • Zaphod
    Themenersteller
    User Zaphod
    Dabei seit: 15.04.2011Beiträge: 1,205Bewertungen: 0
    , letzte Änderung 24. März 2020 um 19:50

    Endlich bin ich mal zu einem Experiment gekommen, das ich schon lange geplant hatte. In den letzten Jahren tauchen ja immer wieder sehr dunkle Abfüllungen vom Edradour 10y aus der "Signatory Vintage Unchillfiltered Collection" auf, verbunden mit der "Jagd" nach dem dunkelsten Fass :biggrin:

    Ich habe mir die Frage gestellt, ob ich überhaupt in der Lage bin, die einzelnen Fässer voneinander zu unterscheiden ...und wie kann man das am Besten herausfinden? Genau, mit einer Blindprobe :cool:


    Der Versuchsaufbau:


    - je 3 Glencairn mit je 1cl Edradour 10y aus den Fässern 6, 14, 62 und 354 die sofort nach dem Einschenken einen Deckel bekommen haben

    - 4 DIN A4 Zettel für Gruppenbildung und Notizen

    - Kaffeepulver zum Neutralisieren des Geruchssinns, Wasser für den Geschmackssinn


    Jedes Glencairn hat unter dem Boden die Fassnummer vermerkt

    imageimageimageimage


    Und nach Abschluss der Vorbereitungen Licht AUS :cool:


    Ziel: Finde in 2 Nosing- und einer Tastingrunde die zusammengehörenden Whiskies eines Fasses


    Runde 1 Nosing:


    Die Gläser werden erst direkt vor dem Verriechen von ihrem Deckel befreit => ich werde von Leder, Sherry und dunkler Frucht erschlagen :eek:

    Ein Vergleichen fällt unter diesen Umständen extrem schwer, die Nase macht unwahrscheinlich schnell dicht, man kommt kaum an "im Hintergrund" liegende Eindrücke.

    Trotz Neutralisierens fühle ich mich etwas ratlos, vergleiche hin und her, löse gerade gebildete Gruppen wieder auf und stelle neue zusammen.

    Auflösung: irgendwie noch schlimmer als erwartet

    Gruppe 1: #14, #62, #354

    Gruppe 2: #6, #6, #62 (auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn)

    Gruppe 3: #14, #62,#354

    Gruppe 4: #6, #14, #354

    :eek: Viel schlechter geht es eigentlich nicht...


    Dann bleiben die Gläser für 20 Minuten offen stehen und ich erhole mich von dem Schock bei der Tagesschau.


    Runde 2 Nosing:


    Das Schwierige ist immer gleichmässig einzuatmen, der gleiche Whisky riecht je nach Intensivität völlig unterschiedlich.

    Aber...nach dem "Lüften" werde ich freundlicher begrüßt, es bleibt aber immer noch unwahrscheinlich schwer und mir schwant Böses.

    Obwohl ich mir bei einer Gruppe recht sicher bin (was sich am Ende auch als richtig erweist :cool:)

    Bei 12 Gläsern verwischen mit der Zeit die Eindrücke immer mehr, so dass ich mir nicht allzuviel Zeit lasse...


    Auflösung:

    Gruppe 1: #6, #354, #354

    Gruppe 2: #14, #14, #354

    Gruppe 3: #62, #62, #62  (Yeahhh Baby :mrgreen:) war die Gruppe die ich recht schnell zusammenstellen konnte

    Gruppe 4: #6, #6, #14


    Gibt man dem Ganzen ein wenig Zeit werden die Unterschiede dann doch deutlicher...meine Nase fühlt sich mittlerweile aber an als würde darin ein nasser Lederlappen stecken :smile:

    Deshalb auf in Runde 3...aus der Erfahrung von vielen Messen und Tastings weiß ich, das diese Aufgabe eigentlich nicht zu stemmen ist, muss ich doch unter Umständen mehrmals von 12 verschiedenen Gläsern probieren. Spätestens nach 6 verabschiedet sich der feinere Geschmacksinn, aber "Versuch macht kluch" :lol:


    Runde 3 Tasting:

    Nach den ersten 3x Nippen habe ich überhaupt keine Erwartungen mehr....schmeckt alles unterschiedlich, auch mehrmals das gleiche Glas :banghead:

    Was für ein Geschmackswirrwarr, ein Kauen auf leckerem Lederlappen mit einem Hauch Marmelade...aber um den Test durchzuziehen versuche ich trotzdem Gruppen zusammenzustellen


    Auflösung (auch meines Geschmackssinns)

    Gruppe 1: #6, #14, #62

    Gruppe 2: #6, #14, #14

    Gruppe 3: #62, #354, #354

    Gruppe 4: #6, #62, #354


    Fazit: Es gibt definitiv Unterschiede zwischen den Fässern. Mein Geschmacksgedächtnis ist aber nicht gut genug um die vorhandenen Unterschiede festzustellen wenn die Verkostungen an verschiedenen Orten oder Zeiten stattfinden würden. Dafür sind sie dann doch zu marginal...ABER dieser Test zeigt mir dass es (für mich) ausreicht irgendein dunkles Fass im Bestand zu haben und nicht zwingend Fass XY :cool:image

    Und am Ende heisst es noch Aufräumen :mrgreen: Kann man ja nicht wegschütten, das gute Zeugs...


    Danke für Ihre Aufmerksamkeit...

    42


    Meine Probenliste: Zaphods Inn

  • Dome306 User Dome306 Dabei seit: 09.05.2019Beiträge: 4,568Flaschensammlung:Dome´s WhiskybarBewertungen: 0
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    @Zaphod ah das war also das große Expiremt von dem du gesprochen hattest :mrgreen: sehr coole Idee, Daumen hoch dafür und die tolle Dokumentation :wink: hast du denn durch das Verkosten auch einen Favoriten aus den vier verschiedenen Fässern für dich bestimmen können?

    Aktuelle FT: comming soon


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    BGB XIII "Der Clou": Tagessieger & Gesamt 4ter von 33
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  • Zaphod
    Themenersteller
    User Zaphod
    Dabei seit: 15.04.2011Beiträge: 1,205Bewertungen: 0
    , letzte Änderung 25. März 2020 um 13:34
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    @Dome306 


    Das ganze Experiment war ausdrücklich nicht darauf ausgelegt Qualitätsunterschiede zu finden. Ich glaube auch nicht dass dies bei dieser Größe möglich ist...also 4 Whiskies gegeneinander, die sich letzten Endes nur in Nuancen unterscheiden.


    Bin aber generell ein Freund von Blindproben und tatsächlich ging es bisher um Qualitätsunterschiede.

    Mein Hauptaugenmerk lag bisher auf jährlich erscheinenden Batches einer Serie.

    Beispiel Glendronach CS: Über einen etwas längeren Zeitraum habe ich die Batches 2, 3, 6 und 7 miteinander verglichen. Im Unterschied zum Edradour-Test aber immer Einzelproben gegeneinander. Zusätzlich unterscheiden sich die Batches ja noch in ihrer Alkoholstärke.

    Das Ergebnis war eindeutig, allerdings nicht auf ein einzelnes Batch bezogen...die früheren Batches haben gut 80% der Vergleiche (bei 24 Testdurchläufen) gewonnen.


    Beim Talisker DE zerfällt das ganze in 3 Abschnitte, aber ebenso deutlich. Da hier 6 Abfüllungen (zwischen 1993 und 2009) beteiligt waren erstreckte sich das Ganze über fast zwei ganze Monate (45 Vergleiche)...demnach gab es für mich einen Qualitätsabfall ab 2000, dann noch einmal ab 2007...schmecken tun sie mir aber allesamt :biggrin:


    Jetzt habe ich hier noch eine ganze Serie an Laphroaig CS, ob sich dort ein Vergleichen wirklich lohnt? Ich bin mir noch nicht schlüssig...


    Übrigens, der gute alte Glenmorangie 10y hat über eine wirklich lange Distanz seine Qualität stabil gehalten...mir und auch 2 Freunden war es nicht eindeutig möglich Abfüllungen der letzten 13 Jahre zu trennen :cool:


    Aber bei aller Experimentiererei ist mir der Genuß, ganz ohne Vergleich, ohne Notes und ohne Analyse immer noch das Wichtigste...allein oder mit Freunden eine gute Zeit mit einem tollen Getränk haben

    42


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  • Dome306 User Dome306 Dabei seit: 09.05.2019Beiträge: 4,568Flaschensammlung:Dome´s WhiskybarBewertungen: 0
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    Zaphod schrieb:

    Aber bei aller Experimentiererei ist mir der Genuß, ganz ohne Vergleich, ohne Notes und ohne Analyse immer noch das Wichtigste...allein oder mit Freunden eine gute Zeit mit einem tollen Getränk haben


    Perfekt zusammengefasst, dem ist nichts hinzu zu fügen :cool:


    aber gerade auch das rumexperimentieren, vergleichen, Punkte verteilen, Listen erstellen und so weiter macht mir persönlich auch viel Spaß, das gehört einfach dazu. Kurzum, ein schönes & vielschichtiges Hobby

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  • marvin_b User Dabei seit: 06.04.2020Beiträge: 68Bewertungen: 0
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    Tolles Experiment!!

    Habe mir auch schon die Frage gestellt ob es gravierende Unterschiede in den Abfüllungen gibt. 


    Du hast es wirklich gut zusammengefasst und mir bei meiner Frage geholfen.

     

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