Warum sind Blends aus den 70er Jahren so schmackhaft?

  • Ullrich_Buss
    Themenersteller
    User Ullrich_Buss
    Dabei seit: 07.05.2020Beiträge: 1Bewertungen: 0

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mir dieser alte Whiskey (in den 70ern abgefüllt) besser schmeckt. Wurde damals anders gelagert? Wurde anders produziert?  Oder ist es nur Einbildung.


    Ich habe Ballentines und The Antiquary verglichen. 

    JdH gefällt das
  • Unchillfiltered User Dabei seit: 15.04.2019Beiträge: 96Bewertungen: 0
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    Da kannst du, wenn du viel Zeit und Muße hast, ein vPub von Aquavitae zu dem Thema auf YouTube anschauen, wenn du Lust hast.


    Da gibt es eines, dass sich nur diesem Thema widmet und er verkostet 3 Johnny Walker unterschiedlicher Jahrzehnte.


    Ist evtl. Etwas anstrengend, da nicht nur auf (schottischen) Englisch sondern auch mit lebhaftem LiveChat zum Mitlesen.


    Insgesamt gibt es wohl viele unterschiedliche Gründe.

    Ohne Anspruch auf Vollständigkeit:


    - bei je nach Jahrzehnt schlechterem Absatz und kaum etablierten Single Malts kamen auch "bessere" Fässer in die Blends. D.h. mehr Fässer, die noch nicht so oft für die Whiskyreifung verwendet wurden. Auch evtl. mal ältere Fässer, die man jetzt für teures Geld als Single Cask raushaut, haben früher vielleicht eher den Weg in einen Blend gefunden.


    - auch gab es früher mit Paxarette eine Art Traubenmost, mit der man Fässer behandelt hat um ihnen ein lebhafter es Sherryaroma zu verpassen. Seit den 90ern verboten, ich weiß aber nicht, ob das bei Blends eine Rolle gespielt hat. Die Frage, ob Sherryfässer überhaupt früher besser wären und ob die damals überwiegend für den Transport von Sherry vorbelegten Fässer besser wären, als die heute meist mit jungen Sherry geseasonten Fässer ist ein eigenes riesiges Thema


    - Technische Unterschiede in den Distillerien, wie zum Beispiel direkt beheizte Stills könnten auch etwas beigetragen haben


    - Die Distillerien hatten in der Regel eigene Maltböden und es gab mehr rauchigen Whisky (hängt aber auch vom Jahrzehnt ab)


    - Alte Gerstensorten hatten evtl. mehr Eigengeschmack im Vergleich zur heutigen Turbogerste, die auf Ertrag getrimmt ist (Achtung: bei Blended Scotch Whisky ist aber auch ein Grain Anteil).


    - der "Old Bottle Effekt". Zwar findet in der Flasche keine gewöhnliche Reifung mehr statt, eine subtraktive Reifung mit etwas Abschleifen der Aromen über die Jahre schleicht sich aber weiter ein. Eigentlich eher kein gewünschter Effekt, da es auch zum Nachteil des Whiskys sein kann, aber es kann einen Whisky auch angenehmer, milder, tiefer schmecken lassen.


    - und letztlich vielleicht auch der Massengeschmack, der sich geändert hat und für den die Blends designt werden.



    Viel Freude im Forum & Grüße!



  • maltaholic User maltaholic Dabei seit: 29.07.2014Beiträge: 36,734Flaschensammlung:maltaholics KellergeisterBewertungen: 1050
    , letzte Änderung 11. Mai 2020 um 06:16
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    Ich glaube, da spielt die Psychologie eine große Rolle.

    Da werden Erinnerungen wach, lassen diese Zeit in einem Licht erscheinen, welches vieles besser erscheinen lässt, als es tatsächlich war.


    Ich bezweifle allerdings nicht, dass es damals auch Abfüllungen gegeben haben mag, die schlicht besser waren als heute - die Fassauswahl ist wohl der entscheidende Faktor. Aber meine eigene bescheidene Erfahrung sagt mir, dass ich selbst noch keine Unterschiede festgestellt habe...

    “Whisky, like a beautiful woman, demands appreciation. First you gaze, then it's time to drink.” ― Haruki Murakami


    Meine Samples „malta‘s malts“ 

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