Die Geschichte des deutschen Whiskys

Sylvia Simm | 25. April 2025

In den 60er Jahren war Whisky in Deutschland vor allem durch Westernfilme bekannt, in denen Cowboys im Saloon ihren Whisky genossen. Ab den 70er Jahren hielten amerikanische Marken wie Jim Beam und Teacher’s, die von den Truppen eingeführt wurden, Einzug in die deutschen Supermarktregale. Gleichzeitig fanden die ersten Begegnungen mit Whisky statt – und es formierten sich Pioniere, die mit innovativen Ansätzen den Grundstein für die heimische Whiskykultur legten. Neben frühen Whisky-Experimenten traditioneller Brennereien trugen Produkte wie der Racke Rauchzart entscheidend dazu bei, dass deutscher Whisky seinen Platz in der Spirituosenlandschaft fand. Abgerundet wird die Erfolgsgeschichte durch den Durchbruch des Malt Whiskys ab der Jahrtausendwende, als Marken wie Slyrs den Markt revolutionierten und überregionale Anerkennung fanden. Diese facettenreiche Entwicklung spiegelt den Weg von den ersten filmischen Eindrücken hin zu einer lebendigen und innovativen Whiskywelt in Deutschland wider.

Inhaltsverzeichnis

Frühe Anfänge - Korn statt Whisky

Der Korn im Norden und der Obstler im Süden!

Deutschland hat eine lange Tradition der Getreideverarbeitung – insbesondere in der Herstellung von Kornbrand. Schon im Mittelalter wurden hierzulande Getreidebrände destilliert. Doch Whisky, wie wir ihn heute kennen, spielte lange keine Rolle. Der Grund: Die Vorliebe der Deutschen galt klaren Bränden, während gereifte Spirituosen wie Whisky eher aus Schottland, Irland oder später den USA importiert wurden.

Erste Begegnungen mit Whisky

Bereits 1959 brachte die deutsche Firma Racke mit dem Racke Rauchzart einen spannenden Impuls in den heimischen Spirituosenmarkt. Für viele Konsumenten – ganz ohne Verbindungen zu amerikanischen oder britischen Soldaten – war dieser Whisky der erste Kontakt mit gereiften Destillaten. Vor allem in den 1970er Jahren erreichte dieser Whisky hohe Absatzzahlen und prägte damit nachhaltig die Wahrnehmung von Whisky in Deutschland.

Gleichzeitig sorgten bekannte amerikanische Marken wie Medley's und zunehmend auch Johnnie Walker für einprägsame Erlebnisse bei Whisky-Neulingen – erste Geschmackserfahrungen, die den Weg für ein wachsendes Interesse an importierten, gereiften Spirituosen ebneten.

Die Geburtsstunde des Malt Whiskys in Deutschland

Whisky war Ende der 70-Jahre noch ein Importprodukt. Es gab noch keine deutschen Brennereien, die Single Malt Whisky herstellten. Malt Whisky kam zu einer Zeit nach Deutschland, als der wirtschaftliche Aufschwung nach dem Wirtschaftswunder und der beginnende Massentourismus die Deutschen in die Nachbarländer führte. Auf diesen Reisen lernten viele erstmals die Vielfalt und Finesse des Malt Whiskys kennen und brachten diese Kostbarkeiten als Souvenir mit nach Hause. Zwar erlaubten die strengen Zollkontrollen meist nur einen Liter pro Person, doch die Nachfrage überstieg längst die Einfuhrmengen, so dass sich ein eigener Markt zu entwickeln begann.

Ein herausragendes Beispiel für die internationale Whiskykultur ist der Durchbruch von Glenfiddich. Schon vor 1980 konnten Interessierte die Destillerie besichtigen und in einem kleinen Shop Flaschen erwerben – immer schnell vergriffen, denn Genuss und Qualität des edlen Getränks gewannen in Deutschland zunehmend an Bedeutung.

Einzug in die deutschen Supermärkte

Die 1980er-Jahre markierten einen tiefgreifenden Wandel in den deutschen Spirituosenregalen. Während bis dahin vor allem heimische Kornbrände und traditionelle deutsche Whiskys den Markt dominierten, drängten nun Scotch und Malt Whisky in den Vordergrund.

Marktanpassung und Expansion der Marken
Bereits die deutsche Firma Racke reagierte auf den Trend: Ihr klassischer „Rauchzart“-Whisky wurde in eine Blended Scotch Variante umgewandelt, um den veränderten Verbraucherpräferenzen gerecht zu werden. Gleichzeitig expandierte die Brennerei Glenfiddich und etablierte sich in nahezu allen Supermarktregalen – ein klarer Beweis für die steigende Nachfrage nach gereiften und importierten Whiskys.

Import und Marktentwicklung
Parallel dazu begannen spezialisierte Groß- und Einzelhändler, seltene Malt Whiskys direkt aus Schottland zu importieren. Zwar belief sich der Anteil der Anfang der 1980er-Jahre importierten Malt Whiskys auf vermutlich nur einige zehntausend Flaschen pro Jahr, doch legte dies den Grundstein für den wachsenden Markt. Im Segment des Blended Scotch Whisky nahmen insbesondere Marken wie Chivas Regal und Johnnie Walker Black Label früh qualitative Spitzenpositionen ein – während der Erfolg von Glenfiddich den Wettbewerb im Single Malt Sektor weiter anheizte.

Neue Akteure und Markterweiterung
Neben Glenfiddich entstand kurzzeitig Raum für weitere Marken:

  • Cardhu und Royal Lochnagar versuchten in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre, in der Nische des Single Malt Fuß zu fassen. Wobei sich Cardhu als zu hochpreisig erwies und Royal Lochnagar geschmacklich als zu intensiv empfunden wurde.
  • Um 1990 gelang es dann Glen Grant, den Durchbruch zu schaffen: Mit rund 25 % niedrigeren Preisen als Glenfiddich und der markanten Namensassoziation sicherte sich diese Marke einen festen Platz im Supermarktregal.

Besondere Nischen im Duty-Free-Bereich
Zusätzlich fanden sich im Duty-Free-Verkauf gelegentlich hochwertige Malts wie Glenlivet und Glenmorangie – allerdings blieben diese seltenen Abfüllungen weitgehend den Spezialisten und Whisky-Enthusiasten vorbehalten.

Die Amerikaner entdecken den deutschen Markt

Amerikanische Marken beginnen den deutschen Markt zu erobern. Zunächst rückte Jim Beam in den Fokus – eine Marke, die vielen deutschen Konsumentinnen und Konsumenten einen ersten Zugang zu amerikanischem Whisky eröffnete.

Ende der 1980er-Jahre betrat dann Jack Daniel's die Bühne und etablierte sich als zweiter, bedeutender Anbieter. Beide Marken agierten als Vorhut der amerikanischen Spirituosen im deutschen Markt und prägten nachhaltig die Wahrnehmung von Whisky in Deutschland.

Anfangs standen hauptsächlich die vertrauten Geschmacksprofile von Blended Bourbons im Mittelpunkt. Den hochwertigen Kentucky Straight Bourbon – vergleichbar mit den schottischen Single Malt Whiskys – nahmen die deutschen Verbraucher anfangs noch nicht wahr. Dennoch ebnete der erfolgreiche Markteintritt von Jim Beam und Jack Daniel's den Weg für das spätere Interesse und die zunehmende Verbreitung amerikanischer Whiskys in Deutschland.

Whisky.de – Verkaufs- und Informationsplattform

Untrennbar mit der Geschichte des deutschen Whiskys verbunden ist die Erfolgsgeschichte von Whisky.de, die 1993 begann – ein idealer Zeitpunkt, um den damals weltweit einsetzenden Malt Whisky Boom zu begleiten. Bereits zwischen 1990 und 1992 flossen auf zahlreichen Schottlandreisen seltene Schätze zusammen, wie zum Beispiel ein Strathisla 15 Jahre oder ein Isle of Jura, die den Grundstein legten.

Whisky.de entwickelte sich von Beginn an zu mehr als nur einer reinen Informationsquelle. Das Portal versteht sich als zweiseitige Plattform: Einerseits bietet es umfassendes Fachwissen und Hintergrundinformationen über die Whiskywelt, andererseits fungiert es als Verkaufsplattform – damit finden Whisky-Enthusiasten sowohl hochwertige Produkte als auch fundierte Expertise an einem Ort.

Erste deutsche Whiskys – die Pioniere

Der deutsche Whisky-Markt nahm seinen ganz eigenen Anfang. Bereits in der Mitte der 1920er-Jahre traten einige mutige Hersteller auf den Plan, die als Pioniere des deutschen Whiskys gelten können. Hier einige der wichtigsten Akteure:

  • Blaue Maus Brennerei:
    Diese bayerische Brennerei gilt als eine der ersten, die versuchte, Whisky außerhalb der traditionellen Kornbrand-Kultur zu etablieren. Mit experimentellen Ansätzen und der Übernahme von Techniken des Whisky-Handwerks legte sie den Grundstein für spätere Entwicklungen.
  • Racke:
    Die Produktion des "Racke Rauchzart" ab 1959 zeigt, dass der deutsche Markt schon früh Berührungspunkte mit Whisky hatte – auch wenn dieser Whisky zunächst andere Erwartungen bediente. Racke nutzte ursprünglich traditionelle Kenntnisse, um den Geschmack internationaler Whiskys nachzuahmen, und trug damit zur Bekanntmachung gereifter Destillate bei.
  • Hammerschmiede mit der Marke Glen Els:
    In der Harzregion setzte diese Brennerei früh auf die Herstellung von Whisky und brachte mit ihrer Marke Glen Els ein weiteres Beispiel für deutsche Innovationskraft in der Whiskyproduktion hervor.

Diese Pioniere verbanden traditionelle deutsche Destillationskunst mit innovativen Ansätzen und experimentierten mit regionalen Rohstoffen sowie neuen Reifungstechniken. Damit ebneten sie den Weg für die heutige, vielfältige Whisky-Szene in Deutschland.

Innovative Brennkunst und regionale Zutaten

Bereits in einer Zeit, in der der heimische Markt noch vorwiegend von klaren Kornbränden dominiert wurde, setzten die ersten deutschen Whisky-Pioniere auf den Einsatz regional verfügbarer Rohstoffe und experimentierten mit verschiedenen Fassreifungskonzepten. Diese frühen Versuche basierten auf handwerklichem Know-how und der Idee, dem Whisky – ähnlich wie bei traditionellen Bränden – eine eigene, charakteristische Note zu verleihen, die den deutschen Geschmack widerspiegelt.

Der Weg in eine neue Whisky-Ära
Zwar stieß der erste selbst hergestellte Whisky im Inland auf anfängliche Skepsis, doch die innovativen Brennereien ließen sich von Vorbehalten nicht beirren. Mit der Zeit schafften es diese Pioniere, neue Qualitätsmaßstäbe zu setzen und den Geschmack der Konsumenten nachhaltig zu überzeugen. So bildeten sie den Grundstein für die heutigen vielfältigen Facetten der deutschen Whisky-Szene.

Der Durchbruch – deutsche Whiskys gewinnen an Ansehen

Ab der Jahrtausendwende ging es mit dem deutschen Whisky steil bergauf. Noch im Jahr 1999 wurde im Süden Bayerns der erste Slyrs produziert. Die Brennerei Lantenhammer, traditionell aus der Schnapsbrennerei kommend, füllte daraufhin 2002 den ersten 3-jährigen Slyrs ab – ein Produkt, das in den folgenden Jahren eine wahre Erfolgsgeschichte entwickelte. Im Jahr 2006 wurde mit dem Bau einer eigenen Slyrs Brennerei am malerischen Schliersee ein weiterer Meilenstein gesetzt.

Es folgen viele weitere Brennerei Eröffnungen. Als Schnapsbrennerei schon lange auf dem Markt, startet im Jahr 2009 die Liebl Destillerie in Bad Kötzting im Bayerischen Wald mit der Whiskyproduktion. Die Kammer-Kirsch Destillerie brennt den Rothaus Single Malt Whisky aus dem Schwarzwald. Der erste Rothaus Whisky wurde 2006 destillert und im Jahr 2009 abgefüllt. Auf der schwäbischen Alb geht die Whiskybrennerei Finch im Jahr 2012 an den Start. Auch Finch ist bereits deutlich früher – ab den 1990er Jahren – als Obstbrenner tätig. Bereits im Jahr 1999 gibt es den ersten New Make und schon 2002 geht die erste Flasche Schwäbischen Whiskys über die Ladentheke – seinerzeit von der Gutbrennerei Aglishardt.

Deutscher Whiskyverband

Deutschland kann stolz sein! Ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur Etablierung der deutschen Whiskykultur fand 2012 statt, als der Deutsche Whiskyverband (VDW) in Bad Kötzting gegründet wurde. Ziel des Verbandes ist es, die deutsche Whiskykultur zu fördern, zu pflegen und zu schützen. Beeindruckend ist, dass 17 deutsche Whiskybrenner das Gründungsdokument unterschrieben haben – ein starkes Signal der Zusammengehörigkeit in der Branche.

Tag des deutschen Whiskys

Die Anerkennung und Feier der heimischen Whisky-Kultur zeigt sich auch im jährlichen Tag des deutschen Whiskys, der jeweils am letzten Samstag im Juni begangen wird. Dieser Tag erinnert nicht nur an die Fortschritte der Branche, sondern lädt Whisky-Enthusiasten in ganz Deutschland dazu ein, die Vielfalt und Qualität der heimischen Produkte zu genießen.

Aktuelle Trends und Entwicklungen

Deutsche genießen Whisky heute mehr denn je:

  • Der Marktanteil von Whisky am deutschen Spirituosenmarkt stieg von 9,5 Prozent im Jahr 2015 auf 11,9 Prozent im Jahr 2022, mit einer Tendenz, die auch in Zukunft weiter ansteigen dürfte (Quelle: Statista).
  • Laut dem Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure trinken rund sechs Millionen Bundesbürger regelmäßig Whisky.

Auch die heimische Produktion kann einen großen Teil der wachsenden Nachfrage decken: Im Jahr 2023 produzierte die deutsche Spirituosenindustrie etwa 92.421 Hektoliter Whisky – im Wert von rund 21,4 Millionen Euro.

Fazit

Die Entwicklung des deutschen Whiskys zeigt eindrucksvoll, wie sich traditionelle Brennkunst und innovative Ansätze zu einem eigenen, authentischen Markt verbinden können. Von den ersten Pionieren, die mit experimenteller Brennkunst den Weg ebneten, über den rasanten Wachstumsschub ab der Jahrtausendwende und die Gründung des Deutschen Whiskyverbandes bis hin zur wachsenden Beliebtheit auf dem heimischen Markt – deutsche Whiskys haben sich nachhaltig etabliert und gewinnen international an Ansehen.

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Sylvia Simm ist eine erfahrene Mitarbeiterin von Whisky.de. Nach über 20 Jahren im Online-Vertrieb und -Service unterstützt sie das Unternehmen mit ihrem umfangreichen Whisky-Wissen im Marketing. Als Online-Redakteurin und Content-Managerin ist sie für die Redaktion und Aktualisierung der Texte auf den Wissensseiten verantwortlich.

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