Whisky-Preise und -Alter

Wird Whisky teurer?

Die Standardabfüllungen der schottischen Malt Whisky Brennereien sind im Preis über die Jahrzehnte sehr stabil geblieben. Betrachtet man die Inflation, so hat sich der Preis sogar reduziert. Unabhängige Abfüllungen und seltene Flaschen der Brennereien legen im Preis jedoch zu. Dieses Video erklärt die Hintergründe.

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Mit schöner Regelmäßigkeit werden wir nach dem besten erhältlichen Whisky gefragt. Meist geschieht dies durch unbedarfte Personen, die einen Whisky verschenken möchten und sich dabei nicht lumpen lassen wollen.

Was antwortet man auf diese Frage? Macallan 25 Jahre oder Johnnie Walker Blue Label? Warum nicht Chivas Royal Salute 21J oder Bowmore 30 Jahre? Soll man lieber älter oder teurer empfehlen?

Lassen Sie uns diese Frage mit einem Gleichnis beantworten: Ein leidlich berühmter Politiker wurde anlässlich der Eröffnung einer Mercedes-Niederlassung von einem Radioreporter gefragt, was das beste Auto der Welt sei. Ohne groß nachzudenken antwortete er Rolls Royce. Dabei machte er einen typischen Anfängerfehler. Er übertrug seine persönlichen Wünsche und Vorlieben auf eine Frage, für die es keine allgemein gültige Antwort gibt.

Legt man besonders viel Wert auf ein umweltfreundliches Auto, so wäre die richtige Antwort vermutlich Lupo 3L oder Smart Diesel. Will man dagegen ein schnelles Auto, so könnte die Antwort Porsche oder Ferrari lauten. Doch bereits hier erkennt man das eigentliche Problem: Neben diesen beiden tollen Marken gibt es auch überaus schnelle Fahrzeuge von Mercedes, BMW und Volkswagen. In der Regel schließt man beim Autokauf einen Kompromiss zwischen emotionalen Wünschen, praktischen Erwägungen und natürlich dem verfügbaren Geld.

Genauso ist es beim Whisky. Die Beantwortung der Frage nach dem besten Whisky hängt von so vielen Randbedingungen ab, dass man ohne mehrere Rückfragen beim Kunden keine vernünftige Lösung findet.

Qualität, Bekanntheit der Brennerei und Alter eines Single Malt Whiskys sind die wichtigsten Einflussgrößen auf den Preis eines Whiskys.

Sucht man ein repräsentatives Geschenk für einen Nicht-Whisky-Kenner, so wäre eine hochwertige und weit bekannte Blended Whisky Flasche wie der Johnnie Walker Blue Label mit bis zu 50 Jahre alten Whiskys sicherlich nicht verkehrt. Johnnie Walker kennt fast jeder und eine ungewöhnliche Abfüllung in Königsblau 'macht schon was her'. Der Preis ist auch so hoch, dass der Beschenkte bei einer zufälligen Nachfrage auch positiv überrascht wäre. Sie wären erstaunt, wie viele Anrufe wir von Beschenkten erhalten, die sich über Preise von Flaschen informieren.

Der 'arme' Student, der am Wochenende mit Freunden eine sehr gute Flasche aufmachen möchte, denkt dabei vielleicht nur an einen Single Malt einer bekannten schottischen Brennerei mit 10 oder 12 Jahren Alter. Im Vergleich zum Discount-Whisky bieten bereits diese relativ jungen Flaschen ganz tolle Geschmackserlebnisse.

Betrachten wir die Grafik: Die roten Punkte geben die 60 meistverkauften Single Malt Whisky Flaschen mit 0,7 Liter Inhalt und 40 bis 46% Alkoholgehalt wieder (Stand 2021). Die gelbe Linie verbindet die preiswertesten Flaschen einer Altersstufe; die blaue die Maximalpreise. Natürlich gibt es teurere und auch preiswertere Flaschen in jeder Altersstufe, aber in dieser Grafik haben wir uns auf die meistverkauften Flaschen beschränkt.

Überraschend zeigt sich kein extremer (überproportionaler) Anstieg mit zunehmendem Alter, wie man es sonst von Luxuswaren her gewöhnt ist. Im Altersbereich von 12 bis 22 Jahren nimmt der Preis pro Jahr Reifezeit um etwa 6,12 EUR zu. Das gilt auch für die teuersten Vertreter der jeweiligen Altersstufe. Nur im Altersbereich von 10 bis 12 Jahren zeigt sich ein horizontaler Verlauf. Es macht keinen Sinn, einen jüngeren Malt Whisky mit dem Gefühl zu kaufen, man könnte Geld sparen. Die Grundkosten für eine Flasche Single Malt sind konstant, egal ob er nun 10 oder 12 Jahre alt ist.

Betrachtet man die graue Durchschnittskurve so fällt auf, dass die durchschnittlich verkauften 12-jährigen Malts preiswerter als die 10-jährigen sind. Das hat einmal mit besonderen Flaschen wie den stark verkauften Ardbeg TEN und Edradour 10 zu tun. Aber es liegt auch an dem größeren Angebot an 12-jährigen Malts, was zu einem verstärkten Preiswettbewerb in diesem Alter führt und die Preise der 12-Jährigen unter Druck setzt.

Eine Feinheit ist bei der grauen Durchschnittskurve noch zu sehen. Halten Sie sich als Kunde beim Kauf von 15-jährigen Flaschen preislich noch zurück, so sind Sie durchaus bereit, bei 18-jährigen Flaschen überproportional tief in die Tasche zu greifen. Doch bei 21 Jahre alten Malts kehrt sich dieser Trend wieder um. Hier wird wieder etwas preisbewusster eingekauft, bevor man sich bei 24 Jahre alten Flaschen zu deutlich höheren Ausgaben entscheidet.

Vintage Whisky

Oft werden Malt Whiskys wie Wein nach Jahrgängen abgefüllt. Diese ‘Jahrgangs-Whiskys‘ werden auch als ‘Vintage-Whiskys‘ bezeichnet. Auf dem Etikett steht also keine Altersangabe, sondern der Jahrgang. Sehr schön zu sehen ist dies bei den Abfüllungen der Highland Brennerei Balblair. Sehr lange hatte sie nur Vintage-Abfüllungen ohne Altersangabe im Repertoire, doch 2019 stellten sie ihre Kernpalette auf  Altersangaben um. Achten Sie bei der Auswahl bitte darauf, dass diese Whiskys oft vor Jahren auf dem Höhepunkt der Reifung in Flaschen abgefüllt wurden. Das Alter eines Whiskys aus dem Jahr 1970 beträgt deshalb in der Regel weniger als 50 Jahre (Stand 2019).

Lösen Sie sich bei der Bewertung eines Whiskys vom Alter als die alleinige Größe. Auch wir Menschen werden mit zunehmendem Alter zwar immer weiser und besser. Doch irgendwann haben auch wir unseren Höhepunkt überschritten und wären gerne auch selbst in diesem Zustand beibehalten worden.

Bei diesen alten Whiskys ist der überproportionale Preisanstieg mit älterem Jahrgang wie bei allen seltenen Luxusgütern deutlich zu erkennen. Interessant ist der Sprung um 1960. Gibt es von diesen Jahrgängen noch einige Tausend Flaschen weltweit, so sind ältere Jahrgänge richtig selten geworden. Aus der Zeit des zweiten Weltkrieges gibt es bereits gar nichts mehr. 

Die Frage nach dem besten Whisky lässt sich abschließend nicht beantworten. Die beiden Diagramme helfen Ihnen aber zu bewerten, ob ein Whisky zur teuren oder preiswerten Gruppe an schottischen Malts gehört. Hohe Preise bedeuten nicht immer bessere Qualität. Im ersten Bild sehen Sie, dass Glenfiddich bei Whisky.de sowohl den preiswertesten 18-Jährigen als auch den teuersten 21-Jährigen stellt.

Ordnen Sie Ihre Lieblings-Whiskys ins Diagramm ein. Sie werden überrascht sein, wie verstreut sie liegen.