Ihr Tasting zu Hause (Ratgeber und Checkliste)
Ein gutes Tasting wird durch die passende Auswahl der Whisky bestimmt. Doch es gehört mehr dazu. In diesem Artikel geben wir Ihnen Tipps für den Aufbau eines Tastings, damit es ein voller Erfolg wird. Deshalb zuerst die Frage, was ist das Ziel Ihres Tastings? Sollen die Teilnehmer in den Genuss von Whiskys kommen, die sie gerne trinken oder schon immer einmal probieren wollten? Wollen Sie gar mit besonderen Abfüllungen beeindrucken? Sind es Profis oder Einsteiger, die etwas Neues über Whisky lernen sollen? Oder geht es Ihnen einfach um den Spaß in einer geselligen Runde?
Vorbereitung eines Whisky-Tastings zu Hause
Die Räumlichkeiten
Die Wahl der Räumlichkeit trägt entscheidend für das Gelingen Ihres Tastings bei. Um einen Whisky sorgsam zu verkosten, sollten Sie Ruhe und Zeit haben. Wählen Sie keine laute Bar, sondern beispielsweise Ihr Wohn- oder Esszimmer. Wollen Sie viele Proben professionell verkosten, brauchen Sie einen großen Tisch, damit Sie ausreichend Platz für Gläser, Wasser, Notizzettel & Co. haben.
Tasting-Gläser und weiteres Zubehör
Das bringt uns zum nächsten Punkt, die richtige Ausstattung. Je nachdem, was für ein Tasting Sie veranstalten wollen, benötigen Sie mehr oder weniger Zubehör. Grundausstattung sind geeignete Gläser zur Verkostung in ausreichender Menge. Ein Whiskyglas sollte sich nach oben verjüngen, damit es das Aroma des Whiskys halten kann und der kostbare Duft nicht schnell verfliegt. Diese Form wird auch Nosing-Glas genannt. Ob Stielglas oder bauchiger Tumbler steht Ihnen frei. Generell sollte man für leichte Whiskys keine zu großen Gläser verwenden. Ein kräftiger, rauchiger Whisky dagegen kann seine volle Kraft besser in einem großen Glas entfalten. Wenn Sie mehr über Gläser erfahren möchten, finden Sie hier ein passendes Video.
Wichtiger Bestandteil für ein Tasting zu Hause: Wasser
Achten Sie darauf, dass Sie zu jedem Whisky ein frisches Glas reichen oder alternativ genügend Wasser, um das Glas zu spülen. Ein großer Schluck Wasser zwischen den Proben tut jedem gut. Wichtig ist, dass sich im Glas nicht Reste des vorherigen Whiskys mit dem nächsten vermischen. Das Geschmackserlebnis wird dadurch verfälscht.
Wasser ist nicht nur zu diesem Zweck hilfreich, sondern auch, um einen Whisky zu verdünnen. Gerade wenn Sie Whiskys in Fassstärke verkosten, sollten Sie ein paar Tropfen stillen Wassers dazu geben, um den Whisky auf Trinkstärke zu reduzieren. Bewährt haben sich kleine Wasserkrüge oder Pipetten, um die Wassermenge zu dosieren. Hier erfahren Sie mehr zur Verdünnung.
Bieten Sie nur Stilles Wasser an, das wenig Eigengeschmack, also Mineralien enthält, z.B. Volvic oder Evian. In manchen Gegenden kann man auch das Leitungswasser gut verwenden. Im Artikel unter diesem Link erklären wir den Einfluss des Wassers auf den Geschmack des Whiskys.
Hinweise für Teilnehmer und Checkliste
Wenn Sie Ihre Teilnehmer einladen, sollten Sie vor allem Unerfahrene darauf hinweisen, dass Sie nicht nüchtern zum Tasting erscheinen sollen. Dennoch sollten Sie nicht direkt vor dem Tasting gegessen haben, damit der Geschmack des Essen, vor allem Scharfes, nicht mehr die Geschmacksknospen beeinflusst. Aus diesem Grund raten wir auch davon ab, Kekse, Schokolade, Käse oder sonstige Beilagen zum Whisky zu servieren. Der intensive Geschmack dieser Lebensmittel verändert unsere Wahrnehmung des Whiskys. Natürlich kann es trotzdem interessant sein, wenn Sie einmal ein Tasting veranstalten, in dem Sie z.B. verschiedene Schokoladen zu verschieden Whiskys verkosten.
Checkliste:
- richtige Location (ruhige Umgebung)
- ausreichend Whisky-Gläser (Am besten: Anzahl der Teilnehmer * zu verkostende Whisky)
- Auswahl an Whisky vorbereitet und gekauft/bestellt • Wasser (zum verdünnen und trinken)
- Gläser & Krüge für Wasser
- eventuell Pipetten (für leichteres Verdünnen)
- Notizblöcke und Stifte (zum Notieren von Eindrücken)
Die vollständige Checkliste
Die vollständige Checkliste für das perfekte Tasting zu Hause.
Einfach kostenlos downloaden:
Die Auswahl der Whiskys für das Tasting
Kommen wir zur Wahl der Whiskys. Dies ist wahrscheinlich der schwierigste Teil. Falls Sie einfach die Whiskys verkosten, die Sie zu Hause haben, ist es einfach. Wenn Sie die Whiskys erst noch bei uns bestellen müssen, empfehlen wir folgendes. Die Anzahl der Whiskys sollte zwischen drei und maximal sechs liegen. Mehr kann ein Mensch nicht konzentriert verkosten. Auch unsere Geschmacksempfindung ist nach einigen Whiskys erschöpft und wir schmecken keine Unterschiede mehr. Verkosten Sie lieber wenige Whiskys, dafür ausführlicher. Dies sollten Sie Ihren Teilnehmern auch erklären.
Whiskys für Einsteiger-Tastings
Falls Sie ein Tasting für Einsteiger halten, die sich beim Whisky noch nicht auskennen, bieten sich die Standardabfüllungen der bekannten Brennereien an. Viele finden Sie in unseren Dauer-Tiefpreisen. Wählen Sie keine zu komplizierten und seltenen Whiskys. Die Einsteiger können deren Geschmack (und auch Preis) noch nicht würdigen. Praktisch ist es zudem, wenn die Whiskys weiterhin zu kaufen sind, damit die Teilnehmer, die auf den Geschmack gekommen sind, diese Flaschen nach dem Tasting auch bestellen können. Wollen Sie den Teilnehmern einen Überblick des Aromen- und Geschmacksspektrums vom Whisky geben, dann wählen Sie z.B. jeweils einen weichen, kräftigen, sherrylastigen und einen rauchigen Whisky aus. Soll das Spektrum noch breiter sein, bieten sich zusätzlich ein irischer Whiskey, ein amerikanischer Boubon oder ein Whiskylikör an. Interessant ist auch neben hochwertigen Single Malts, einen günstigen benannten Supermarkt-Blend zu verkosten. Die Überraschung über den Geschmacksunterschied wird groß sein.
Whiskys für Experten-Tastings & verschiedene Mottos
Für Fortgeschrittene sind die Möglichkeiten groß. Es gibt keine richtige oder falsche Wahl der Whiskys. Im Tasting geht es darum, sich intensiv mit dem verkosteten Whisky zu beschäftigen. Sie können Ihr Tasting unter ein Motto stellen, z.B. Islay Whiskys, im Sherry- oder Weinfass gereifte, eine bestimmte Serie, eine einzelne Brennerei, etc. Oder Sie wählen einfach neue oder unbekannte Flaschen aus, die Ihre Freunde noch nicht kennen. Besonders interessant sind die Abende, an denen jeder Freund eine Flasche mitbringt und man so ein bunt gestreutes Feld erhält. Aber nicht immer müssen die Whiskys möglichst unterschiedlich sein. Wenn die Whiskys ähnlich sind, muss man sich schon anstrengen, um die feinen Nuancen zu entdecken. Auch für erfahrene Genießer ist dies eine Herausforderung.
Reihenfolge der Whiskys
Sortierung nach Geschmack, Rauchgehalt und Alkoholgehalt
Oft werden wir nach der richtigen Reihenfolge der Whiskys gefragt. Wir haben deshalb Videos zu Single Malt und zu Bourbon bereit gestellt. Prinzipiell sollte man mit den leichteren, weicheren Whiskys beginnen. Die Geschmacksknospen in Nase und Gaumen sind noch möglichst unbeeinflusst und können die feinen Aromen besser erfassen. Gehen Sie dann über zu stärkeren Whiskys, z.B. mit Sherryfassreifung. Zum Schluss erst kommen stark rauchige an die Reihe. Ihr Aroma verbleibt oft noch lange nach dem Tasting im Mund und überdeckt alles, was man danach probiert. Das gleiche Prinzip gilt für die Alkoholstärke, weswegen die Reihenfolge am besten von niedrigen zu hohen Prozenten gehen sollte.
Das Verkosten eines Whiskys bei einem Tasting
Kommen wir zum Tag des Tastings. Wer die Proben gerne schon vorher einschenkt, sollte darauf achten, sie nicht zu lange stehen zu lassen oder die Gläser mit Deckeln zu schließen, da sich sonst die Aromen der Whiskys verflüchtigen. Besser ist es, kurz vor der Verkostung erst einzuschenken.
Beim tatsächlichen Verkosten wird nicht nur einfach getrunken. Zunächst sollte der Whisky optisch betrachtet werden. Welche Farbe weist er auf? Ist seine Konsistenz eher ölig oder flüssig? Diese Eigenschaften geben schon einmal erste Hinweise auf einen möglichen Geschmack. Jedoch sollte man sich nicht zu sehr auf die Farbe verlassen, denn viele Hersteller helfen hier mit Zuckerkulör nach. Dann wird das Aroma des Whisky ‚errochen‘. Nicht nur einmal, sondern mehrere Male am Glas riechen. Mit jedem Zug lassen sich neue Nuancen im Aroma entdecken. Schließlich kommen wir zum eigentlichen Teil, dem Geschmack im Mund. Am besten ist, kleine Schlücke zu nehmen und diese auf der Zunge zu verteilen. Denn Unsere Zunge hat ‚Geschmacksareale‘, die jeweils andere Geschmäcker wahrnehmen können. Um alle Noten zu entdecken, sollte der Whisky mit jedem Teil der Zunge erschmeckt werden. Es können auch mehrere Schlücke zur besseren Erfassung genommen werden. Ebenfalls ein Teil der Verkostung ist der Abgang. Welcher Geschmack bleibt auf der Zunge zurück? Wie verändert sich dieser?
Zusammen ergibt das die vier groben Punkte :
- Optik
- Aroma
- Geschmack
- Abgang
Geben Sie den Teilnehmern genug Zeit. Jeder sollte sich erst selbst einen Eindruck des Whiskys machen. Anschließend können Sie besonders den noch Unerfahrenen Tipps geben, welche Aromen im Whisky zu finden sind und sich austauschen. Wenn Ihr Tasting einen professionellen Charakter haben soll, verteilen Sie Notizblöcke, damit jeder Teilnehmer etwas zur Probe vermerken kann.
Informativ ist es auch, wenn Sie etwas zum Hintergrund der Abfüllungen oder für Einsteiger über Whisky allgemein erzählen können. Informieren Sie sich vorher auf unseren Seiten. Egal ob Einsteiger oder Experte, eine Verkostung, bei der die Whiskys vorher gänzlich unbekannt sind, ist für jeden spannend. Man kann dies auf unterschiedliche Weise gestalten. Eine vielversprechende Variante ist z.B. die Whiskys bekannt zugeben, aber nicht, in welchem Glas sie sich genau befinden. Umso ähnlicher die Whiskys sind, umso höher wird der Schwierigkeitsgrad.
Übrigens: Orientieren Sie sich nicht zu sehr an den Geschmacksangaben der Hersteller. Diese stammen oft aus der Marketing-Abteilung und nennen häufig nicht alle Noten, um potenzielle Käufer nicht abzuschrecken. Ebenfalls ist die Ausdrucksweise meist sehr hochtrabend und eher verwirrend als zutreffend.
Das Wichtigste bei einem Tasting zu Hause: Der Spaß
Zu guter Letzt raten wir Ihnen, das Tasting entspannt anzugehen. Machen Sie sich keinen Druck und rechnen Sie damit, dass nicht alles wie geplant ablaufen wird. Wenn Sie mit Freude dabei sind, überträgt sich das auf die Teilnehmer und Sie werden einen tolles Tasting erleben!
Die Verkostung von Whisky in Detail
Einen tieferen Einblick in die einzelnen Schritte der Whisky Verkostung finden Sie auf dieser Seite:
Die Verkostungsreihenfolge
In welcher Reihenfolge werden Whiskys verkostet? Auf dieser Seite erklären wir eine mögliche Sortierung: