Whisky ohne Altersangabe - No age statement - NAS
Ein neuer Trend!
In den letzten Jahren kommen immer mehr Whiskys ohne Angabe eines Alters auf den Markt.
Wir werden oft gefragt, wie alt ein Whisky in einer Flasche ohne Altersangabe ist. Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Selbst Insider wissen oft nicht, welche Fässer mit welchem Alter speziell für diese Flaschen abgefüllt wurden. Erfahren Sie hier mehr über die Hintergründe.
Gleich vorneweg: Das Fehlen einer Altersangabe muss nicht nachteilig sein!
Fakten zur Fassreifung und Altersangaben
Zunächst ist es wichtig, die Fakten zu kennen: Nach schottischem Gesetz muss ein Whisky mindestens drei Jahre und einen Tag gereift sein, um sich Whisky nennen zu dürfen. Whiskys ohne Altersangabe sind also mindestens drei Jahre alt. Aber: Die meisten NAS-Whiskys sind durchaus fünf bis neun Jahre alt!
Ein weiteres wichtiges Gesetz besagt, dass beim Verschnitt von Whiskys aus mehreren Fässern unterschiedlichen Alters das Alter des jüngsten Fasses angegeben werden muss. Mit diesem Hintergrundwissen wollen wir das Thema näher beleuchten.
Video aus dem Jahr 2014 zum Thema 'Alter von Whisky' von Horst Lüning
Warum die Frage nach dem Alter?
Die Frage nach dem Alter eines Whiskys wird oft gestellt, um dessen Wert zu bestimmen – denn viele Menschen verbinden das Alter mit Qualität. Der Gedanke „ältere Whiskys sind besser“ hat durchaus eine Grundlage, da ältere Abfüllungen in der Regel teurer sind. Das liegt daran, dass mit zunehmendem Alter die Fassreifung intensiver wirkt, was den Whisky komplexer machen kann. Allerdings ist das nicht immer ein Garant für besseren Geschmack: Ein Whisky kann auch „zu lange“ im Fass lagern und dabei zu viele Eichenaromen aufnehmen, die das Geschmacksprofil überwältigen. Hier spielen die Art des Fasses, dessen Nutzung und die Reifebedingungen eine entscheidende Rolle. Trotzdem bleibt das Alter ein starkes Marketinginstrument, auf das viele Konsumenten Wert legen!
So zeigt sich: Das Alter eines Whiskys ist nur ein Teil der Geschichte, aber längst nicht die ganze Wahrheit über seine Qualität!
Video aus dem Jahr 2016 zum Thema 'Whisky ohne Altersangabe' von Horst Lüning
Warum gibt es No-Age-Statement-Whisky (NAS-Whisky)?
Wir erleben eine wachsende Bedeutung von No-Age-Statement-Whiskys (NAS-Whiskys). Diese Abfüllungen verzichten bewusst auf die Altersangabe und sind eine strategische Antwort der Brennereien auf moderne Marktanforderungen.
Durch die geschickte Kombination von jüngeren und älteren Destillaten können komplexe Aromen geschaffen werden – unabhängig vom Alter.
Doch warum wird bei diesen Whiskys auf die Altersangabe verzichtet? Hier die Hauptgründe:
Flexibilität bei der Produktion
NAS-Whiskys bieten Herstellern mehr Flexibilität in der Produktion, um auf die gestiegene Nachfrage und sich wandelnde Geschmäcker der Konsumenten zu reagieren. Sie bieten die Möglichkeit, Single Malts deutlich schneller auf den Markt zu bringen. Gerade bei begrenztem Fassbestand helfen sie, den Druck von älteren Abfüllungen zu nehmen. So müssen Brennereien nicht erst zehn oder zwölf Jahre warten, um neue Produkte anbieten zu können.
Verbergen eines jungen Alters
Auch ein Grund für NAS-Whiskys ist das Vermeiden von Altersangaben, die auf einen jungen Whisky hinweisen könnten. Eine einstellige Zahl, wie etwa fünf oder sieben Jahre, wirkt oft weniger attraktiv als 12 oder 18 Jahre. In den 1990er und 2000er Jahren gab es Abfüllungen von Macallan und Glen Grant, die Altersangaben unter 10 Jahren trugen und dadurch nicht so gefragt waren.
Ohne Altersangabe können Brennereien den Fokus jedoch stärker auf den Geschmack und die Qualität des Whiskys lenken! Durchaus ein Vorteil!
Verwendung von jungen Fässern
Ein weiterer Grund für die Nichtangabe des Alters kann die Verwendung junger Fässer sein. Manchmal wird ein älteres, milderes Fass mit jungen, intensiveren Fässern aufgefrischt. Hinzu kommt, dass ein Whisky in einem jungen Fass schneller reift. Aber wie bereits erwähnt, muss dann das Alter des jüngeren Fasses angegeben werden, was uns wieder zum ersten Grund zurückbringt.
Die Dauer der Nachreifung
Die Möglichkeit, Reifung und Nachreifung flexibel anzupassen, erlaubt es den Brennereien, außergewöhnliche Geschmackserlebnisse zu schaffen, ohne an starre Zeitvorgaben gebunden zu sein.
Häufig werden Whiskys in verschiedenen Fässern wie Sherry- oder Weinfässern nachgereift. Die Nachreifung ist in der Regel kürzer als die ursprüngliche Reifung und kann in einigen Fällen nur wenige Monate dauern. Mit jeder Verwendung eines Fasses verlängert sich die Reifezeit, die der Whisky benötigt, um die gleiche Intensität der Aromen zu erreichen. Zum Beispiel dauert die erste Verwendung eines Fasses sechs Monate, die zweite acht Monate, die dritte zwölf Monate und so weiter. Dies wird zu einem Problem bei Standardabfüllungen mit Nachreifung wie dem Laphroaig Quarter Cask. Würde das Alter angegeben, hätte jede Charge eine andere Altersangabe und bräuchte immer neue Flaschenetiketten. Auch das Marketing hätte das Problem, den Kunden zu vermitteln, dass der Geschmack der gleiche ist. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass dies die Zielgruppe eher verwirren würde. Eine Alternative zum Erreichen des gleichen Alters ist die Anpassung der Dauer der Reifung und Nachreifung. Dies führt jedoch zu unterschiedlichen Aromen. Aus diesem Grund tragen viele Standardabfüllungen (insbesondere mit Nachreifung) keine Altersangabe.
Kosteneinsparung
NAS-Whiskys ermöglichen es, alte, teure Fässer mit jungen, günstigeren Fässern zu kombinieren. Dies senkt die Produktionskosten erheblich. Besonders bei rauchigen Whiskys funktioniert diese Strategie gut, da der junge, oft "metallische" Charakter der Destillate im intensiven Rauchgeschmack verborgen werden kann.
NAS-Whiskys: Eine Antwort auf einen dynamischen Markt
Zusammengefasst gibt es mehrere Gründe für die zunehmende Beliebtheit von NAS-Whiskys: Flexibilität, Kostenersparnis, Experimentiermöglichkeiten und das Vermeiden verwirrender Altersangaben. Obwohl Whiskys ohne Altersangabe nicht bei allen Whisky-Liebhabern beliebt sind, bieten sie den Brennereien eine große Bandbreite an Möglichkeiten, auf die steigende Nachfrage und die Experimentierfreude der Konsumenten einzugehen.
Bekannte NAS-Whiskys
Fazit
Die wachsende Nachfrage nach altem Whisky steht im Konflikt mit den begrenzten Kapazitäten der Produktion und Lagerung. Kurzfristige Marketing- und Verkaufsstrategien, insbesondere bei Großkonzernen, führen zu einer Knappheit älterer Abfüllungen, da jüngere Whiskys verkauft werden, ohne deren langfristige Auswirkungen zu berücksichtigen. Unabhängige Brennereien mit familiengeführter, langfristiger Planung, wie Glenfarclas, zeigen, dass eine nachhaltige Strategie ältere Abfüllungen sichern kann. Obwohl Whiskys ohne Altersangabe nicht pauschal schlechter sind, bleibt der Verlust älterer Abfüllungen bedauerlich. Hoffnung bieten neue Brennereien, die verstärkt auf längere Reifezeiten setzen.
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