Schottische Whiskyexporte im vergangenen Jahr um 23% zurückgegangen

Petra Milde |

Die US-amerikanischen Zölle und Covid-19 treffen die schottische Whiskyindustrie schwer

 

Es sind Zahlen, die ein ernstes Schlaglicht auf die derzeitige Lage der schottischen Whiskyindustrie werfen: Die Scotch Whisky Association SWA veröffentlichte jüngst die Kennzahlen zum schottischen Whiskyexport 2020 und berichtet von einem Rückgang des Exportvolumens um 23% im Vergleich zum Vorjahr. Das entspricht einem Wert von 1,1 Milliarden Pfund und wirft die schottische Whiskyindustrie auf den Stand vor zehn Jahren zurück.

Maßgebliche Rückgänge durch amerikanische Strafzölle

Diesen Einbruch sieht die Scotch Whisky Association zum einen maßgeblich in den 25%-igen Strafzöllen der USA begründet, die der größte Exportmarkt der Schotten sind, zum anderen auch in den Folgen der weltweiten Lockdown-Maßnahmen im Zuge der Covid-19-Situation. Dass die Strafzölle einen erheblichen Einfluss auf die Exporte haben würden, prognostizierte die SWA bereits im Oktober 2019 (wir berichteten).

"In diesen herausfordernden Zeiten ist der Schaden, der durch US-Zölle verursacht wird, so enttäuschend. Die USA sind seit Jahrzehnten unser stärkster und wertvollster Markt, aber Scotch Whisky verliert dort jetzt erheblich an Boden. Diese Zölle wären vermeidbar gewesen, wenn die Regierungen des Vereinigten Königreichs, der EU und der USA sowie die europäische und amerikanische Luft- und Raumfahrtindustrie weniger unnachgiebig gewesen wären. Dass Regierungen und Unternehmen zugelassen haben, dass ihr Streit weitergeht, während der Lebensunterhalt realer Menschen und die Zukunft einer der ältesten Industrien Schottlands auf dem Spiel stehen, wirft ein schlechtes Licht auf sie“, sagt Karen Betts, Chief Executive der Scotch Whisky Association. Sie fordert die britische Regierung auf, die Brennereien durch das Senken von Steuern zu unterstützen.

Rückgang der Exportwerte auf 70% aller Märkte aufgrund der Pandemie

Das Schließen gastronomischer Betriebe und die Auswirkungen auf den Travel Retail durch das Herunterfahren des Reiseverkehrs als Maßnahmen zur Pandemieeindämmung machte sich in 70% der weltweiten Exportmärkte bemerkbar. Die Exporte auf den Europäischen Markt gingen um 15% zurück.

Die Aufschlüsselung nach einzelnen Exportländern in der Reihenfolge ihres Exportwertes (man beachte das Plus bei Platz 5) ergibt für Spitze der Tabelle:

  • USA: £729 Mio (- 31.8%)
  • Frankreich: £375 Mio (-13.1%)
  • Singapur: £247 Mio (-17.6%)
  • Taiwan: £182 Mio (-11.5%)
  • Lettland: £176 Mio (+23.6%)
  • Deutschland: £139 Mio (-24.9%)

Aufgeschlüsselt nach der Anzahl an 0,7l-Flaschen, nicht nach dem Exportwert, ergibt sich ein anderes Bild:

  • Frankreich: 176 Mio Flaschen (+1.5%)
  • USA: 112 Mio Flaschen (-12.3%)
  • Indien: 95 Mio Flaschen (-27.8%)
  • Brasilien: 45 Mio Flaschen (+5.7%)
  • Japan: 45 Mio Flaschen (-26.2%)
  • Deutschland: 43 Mio Flaschen (-14.3%)

Weitere Zahlen finden Interessierte auf der Homepage der SWA.

Quelle: Scotch Whisky Association

Petra Milde ist selbständige Autorin von Büchern und Fachartikeln im Spirituosen- und Foodbereich. Das Redaktionsteam von Whisky.de unterstützt sie seit 2015 und gestaltet hier im Newsbereich informative und unterhaltsame Beiträge.

Neben ihrer schreibenden Tätigkeit moderiert sie Tastings und ist auf Spirituosenmessen sowohl beratend hinter den Ständen als auch davor auf der Suche nach neuen Produkten und interessanten Gesprächspartnern zu finden.

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