William Cadenhead's

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  • Anonymous
    Themenersteller
    User Anonymous
    Dabei seit: 04.05.2004Beiträge: 5,870Bewertungen: 0

    Hallo Forum, Hallo Herr Lüning,

    beim durchstöbern des neuen Katalogs ist mir erstmals aufgefallen, dass es gar keine Abfüllungen dieses Unabhängigen Abfüllers bei TWS gibt. Was ist eigentlich der Grund dafür, immerhin ist es der Älteste unter den Unabhängigen. Liegt es an der Qualität? Ich habe bis jetzt keine schlechten Erfahrungen mit Whiskies von Cadenhead's gemacht. Im Gegenteil der Macallan 1990, North Port 1977 und ein Mannochmore 1988 schmeckten mir persönlich vorzüglich.

    Schöne Grüße aus Neubiberg
    Björn

  • Horst_S User, Administrator Horst_S Dabei seit: 07.05.2004Beiträge: 5,211Flaschensammlung:Horst_S SammlungBewertungen: 1364
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    Hallo,

    dass Cad. der älteste unter den unabhängigen Abfüllern ist, ist so nicht ganz richtig. Zwar führt Cad. sich auf den Ältesten zurück, aber dieser Älteste ging pleite. Cad. hat dann neu angefangen. Andere sind ohne Pleite länger im Geschäft.

    Cadenhead hat eine sehr merkwürdige Vertriebsstrategie. Vor 10 Jahren erhielt man Cad. nur teuer über einen Importeur; dann wurden wir direkt beliefert und wir konnten Cad. für ein paar Jahre anbieten. Die Preise spiegelten damals einen fairen Gegenwert. Allerdings konnte Cad. so wenig Nachschub liefern, dass wir mehr und mehr auf andere ausweichen mussten.

    Dann entschloss sich Cad. zu einer Preiserhöhung von 20%, die wir entsprechend der Qualität für nicht gerechtfertigt hielten. Wir versuchten mit ihnen zu verhandeln, aber erreichten nichts. In den kommenden Monaten ersetzten wir deren Flaschen Stück für Stück durch andere.

    Woran liegt es? Ich habe da nur Vermutungen. Cadenhead gehört nicht zu den UAs, die durch besonders große Fasslager auffallen. Sie scheinen die Fässer, die sie kaufen, direkt abfüllen zu müssen. Da immer weniger Fässer auf dem freien Markt zu finden sind - die großen Konzerne wehren sich dagegen - scheint Cad. nicht mehr ausreichend Fässer liefern zu können. Soweit meine Vermutung.

    Da sich Angebot und Nachfrage immer angleichen, konnte man mit 20% Preiserhöhung Angebot und Nachfrage auf geringerem Niveau wieder in Gleichklang bringen.

    Ich bevorzuge bei den älteren Flaschen Duncan Taylor, G&M oder die Rare Malts und bei den jüngeren McGibbon's oder Signatory.

    Die können aus zehntausenden von Fässern immer die richtigen auswählen. Da sind wir sicher, dass Preis und Leistung in Ordnung sind.

    Gruß
    Horst Lüning

    Gruß Horst Lüning Admin, Whisky.de
  • Anonymous
    Themenersteller
    User Anonymous
    Dabei seit: 04.05.2004Beiträge: 5,870Bewertungen: 0
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    Hallo,
    ich mag Cadenhead`s, das mal vorneweg. Nun ein paar Ansichten aus meinem Blickwinkel.

    dass Cad. der älteste unter den unabhängigen Abfüllern ist, ist so nicht ganz richtig. Zwar führt Cad. sich auf den Ältesten zurück, aber dieser Älteste ging pleite. Cad. hat dann neu angefangen. Andere sind ohne Pleite länger im Geschäft.
    Es stimmt wohl das Cadenhead`s, in finanziellen Nöten damals, 1972 von J & A Mitchell & Co.Ltd gekauft aber eigenständig weitergeführt wurde. Insofern betrachte ich das Gründungsjahr 1842 als zutreffend. Andere Firmen schmeissen nach einer Übernahme auch nicht ihre Stammbücher über Bord :lol: .

    Allerdings konnte Cad. so wenig Nachschub liefern, dass wir mehr und mehr auf andere ausweichen mussten.
    Cadenhead`s füllt strikt als Einzelfassabfüllung ab, egal ob Trinkstärke 46%Alc. oder in Fassstärke(der Großteil der Abfüllungen). Da ist ein kontinuierlicher Nachschub naturgemäß nicht möglich, wenn`s Fass nur sagen wir mal 232 Bottles hergab.

    Da immer weniger Fässer auf dem freien Markt zu finden sind - die großen Konzerne wehren sich dagegen - scheint Cad. nicht mehr ausreichend Fässer liefern zu können. Soweit meine Vermutung.
    Stimmt, viele Brennereien/Konzerne schieben langsam aber sicher den Riegel vor und geben nicht mehr so viele Fässer wie früher ab, daran werden aber am ehesten die Klein-und Kleinst-Unabhängigen Abfüller, die in den letzten Jahren schier wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, kaputtgehen. Marktbereinigung durch Ausbluten :twisted: .
    Cadenhead`s wird diese Phase sicher überstehen, die haben zwar nicht DEN Fassbestand wie G&M oder Signatory, aber für Ihre Zwecke (Klasse statt Masse) genug Stoff für das nächste Jahrzehnt in den Lägern.
    Und sicherlich bekommen sie weiterhin Fässer, denn nun kommt wieder besagte J & A Mitchell & Co.Ltd ins Spiel, die als Eigentümer von Springbank genug Argumente (sprich Springbank-,Longrow- und Hazelburnfässer) ins Feld führen kann. Denn DEN Stoff wollen auch andere Abfüller/Konzerne, und so bleibt man miteinander im Gespräch 8) .

    Die können aus zehntausenden von Fässern immer die richtigen auswählen. Da sind wir sicher, dass Preis und Leistung in Ordnung sind.
    Hmm.....zehntausende Fässer, das werden doch nicht alles nur Schmäckerchen sein, oder?! Die wollen auch an den Mann gebracht werden, vielleicht kommen daher die "günstigeren" Preise.
    Ich kann bei einem Abgleich übrigens keinen gravierenden Preisunterschied zu anderen UA`s festestellen, und im Vergleich zu diversen OA`s sind einige Abfüllungen geradezu ein Schnäppchen, auch geschmacklich gesehen. Aber über Geschmack kann man nicht streiten.

    Ich schlürfe weiter an meinem 35Y Glenlivet(Minmore), ja, von Cadenhead`s, denn der schmeckt Hammer. :razz:

    Gruß und ein erholsames Wochenende
    BigBrother
  • Rainer_B User Dabei seit: 28.06.2004Beiträge: 154Bewertungen: 0
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    Hallo Forum,

    das paßt jetzt nicht 100 % zum Thema, aber ich bin immer wieder überrascht, wie sehr generell über die regionalen Unterschiede bei Single Malts philosophiert, dabei aber meist vergessen wird, dass gerade unabhängig abgefüllte Whiskies oft gar nicht in der Region lagerten, wo sie ursprünglich destilliert wurden. Wenn ich z.B. bei einem Clynelish das Maritime im Aroma mag, welches wohl weniger durch das Destillieren, sondern mehr durch das Lagern an der Küste kommt, so frage ich mich vor dem Kauf einer UA von Clynelish immer mehr, ob ich genau diesen Geschmack überhaupt bekommen werde. Das Faß könnte ja 10 Jahre lang in Glasgow oder sonstwo gelagert worden sein. Kurioserweise streiten sich dann aber Experten, ob es einen wesentlichen Unterschied ausmacht, ob ein Whisky aus der Speyside stammt oder 10 km davon entfernt, und wo die Grenze überhaupt zu ziehen ist und wie sich das auf den Geschmack auswirkt, wenn ein Whisky links oder rechts von der Grenze auf der Landkarte destilliert und gelagert wurde.

    Was will ich damit sagen? Eigentlich möchte ich nicht nur den Ort kennen, wo der Whisky gebrannt wurde, sondern auch den Ort, wo er seine Reifezeit verbrachte. Das kann mir eigentlich nur eine Eigentümerabfüllung bieten.

    Das soll jetzt aber nicht heissen, dass ich keine UAs mag. Im Gegenteil, auch da habe ich so manche Schätze kennengelernt. Besonders positiv hat mich zur Zeit ein Brora 26 J. aus der Old Malt Cask Reihe beeindruckt, der mir deutlich besser schmeckt als der 24 J. aus der Rare Malts.

    Beste Grüße,
    Rainer

  • Anonymous
    Themenersteller
    User Anonymous
    Dabei seit: 04.05.2004Beiträge: 5,870Bewertungen: 0
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    Hallo Rainer,
    in dem Punkt gebe ich Dir unumwunden Recht. Aber auch bei diversen OA`s kannst Du Dir nicht sicher sein, ob sie nach dem Befüllen der Fässer nicht doch in irgendein Zentrallager transportiert werden.
    Ein weiterer Punkt ist das Wasser, mit dem die Standard`s auf Trinkstärke gebracht werden. Es gibt nicht viele Abfüllanlagen in Schottland, mir bekannt ist Bruichladdich, Springbank und noch eine große Zentalabfüllungsstation deren Standort mir im Moment nicht einfällt. Auch der Einfluss des Wassers wird doch allenthalben als eines der geschmacksbildenden Elemente bei der Whiskyherstellung herausgestellt.
    Frage werfen immer neue Fragen auf :rolleyes: .
    Mittlerweile wird der Einfluss des "Microklimas" auf den Reifungsprozess des Whisky unter den Experten als weniger bedeutend eingestuft. Einen Großteil der Entwicklung des Whisky bestimmt wohl das Fass.

    Gruß
    BigBrother
  • Ralf_E2 User Dabei seit: 24.08.2004Beiträge: 98Bewertungen: 0
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    Hallo Forum,

    zunächst mal habe ich mich gefreut, dass sich noch jemand gefunden hat, einiges in Sachen Cadenhead "geradezurücken"!
    Einige von Horst´s Äußerungen hatten auch bei mir ein wenig Stirnrunzeln hervorgerufen, zumal ich mit Cadenhead-Abfüllungen bislang überdurchschnittlich positive Erfahrungen machen konnte (der Minmore ist wirklich klasse!). Hinzuzufügen wäre vielleicht noch, dass Cadenhead der einzige Unabhängige Abfüller mit eigener Bottling-Line (nämlich der bei Springbank) ist, während die meisten anderen in Broxburn oder sonstwo abfüllen lassen.
    Dass eine riesige Auswahl an Fässern nicht immer zu Top-Abfüllungen führt, konnte man meiner Ansicht nach in der Vergangenheit z.B. bei G&M des Öfteren beobachten. Es kommt eben drauf an was man draus macht!
    Zum Thema OA´s und Lagerung vor Ort: Dies ist ein Thema, das von der Whiskyindustrie bewusst auf kleiner Flamme gehalten wird. Fakt ist, dass viele Brennereien vor Ort keine Fässer mehr lagern und zum nicht kleinen Teil auch der Whisky nicht mehr vor Ort in Fässer gefüllt wird. Der Whisky wird hier gänzlich unromantisch in Tankwagen gepumpt, in ein Zentrallager transportiert, in Fässer gefüllt und gelagert. Als Verdünnungswasser dient, wie beinahe überall Deionat.
    Bestes bekanntes Beispiel für diese Praxis ist Caol Ila, deren "Islay Malt" fast zur Gänze auf dem Festland reift! In den Lagerhäusern vor Ort findet sich hauptsächlich ...Lagavulin!
    Ich hoffe damit nicht zu viele Leute zu desillusionieren. Mir persönlich ist relativ egal, wo der Whisky seine Zeit verbringt, bevor er in meinem Glas landet. Ich finde vor allem wichtig wie viel Genuss mir mein Dram bereitet.

    Viele Grüsse

    Ralf

  • Horst_S User, Administrator Horst_S Dabei seit: 07.05.2004Beiträge: 5,211Flaschensammlung:Horst_S SammlungBewertungen: 1364
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    Hallo,

    alle großen unabhängigen Abfüller besitzen eigene Abfüllanlagen. Das ist selbstverständlich für Gordon & MacPhail, Signatory und Douglas Laing. Sogar der relativ kleine Abfüller Duncan Taylor betreibt eine eigene Anlage. Wegen seiner teuren, alten Fässer macht diese Anschaffung aber durchaus Sinn. An dem Thema Broxburn ist aber trotzdem etwas dran. Dort lassen viele der kleinen Abfüller im Auftrag botteln.

    Das große Fasslager ist wichtig für die Auswahl der Fässer. Mir hat ein Angestellter von Cadenhead's direkt gesagt, dass man mittlerweile von den Brokern Kontingente an Fässern kaufen muss, ohne sie vorher probieren zu können. Nach dem Motto: Friss Esel oder stirb. In wieweit das auf die aktuellen Cadenhead Fässer schon zutrifft, kann ich nicht beurteilen.

    Was machen andere man mit den nicht geeigneten Fässern unter den 10.000? Man verschneidet sie in Blends. Dazu braucht man leider eine gewisse Größe. G&M hat sie, Douglas Laing auch. Es gibt nicht viele, die diese Auswahl treffen können. Meist werden die Fässer zu teuer vom Broker gekauft, als dass man sie nachher im Blends 'entsorgen' könnte. Also wird auf Teufel komm raus abgefüllt.

    Ein Indiz für die Knappheit an Fässern in der gesamten Whisky-Szene in Schottland ist das vermehrte Finishing durch die unabhängigen Abfüller. Was man früher beruhigt in Blends 'entsorgen' konnte, muss man heute mit Finishing 'aufpeppen'. Das ist ok für Fässer, die nur schwach reiften und denen einfach etwas fehlt. Für Fässer mit negativen Geschmacksnoten (Stichen) bringt das jedoch nichts.

    Die großen Hersteller verkaufen keine Fässer mehr. Das wurde mehrfach veröffentlicht. Man will in Zukunft das Geschäft selbst machen. Wer nur kleine Fasslager von ein paar Hundert Stück hat, ist damit binnen weniger Jahre aus dem Rennen. Vorher sinkt dann leider noch die Qualität, da man abfüllen muss was da ist und nicht das was reif ist. Die Mär vom Aussuchen aus den Lagerhäusern der Brennereien ist leider nur eine solche.

    Das ist zwar traurig, aber wahr. :frown:

    G&M hatte in der Vergangenheit durchaus seine Probleme. Alle neuen Abfüllungen von G&M werden mittlerweile mit höheren Alkoholstärken abgefüllt und auch nicht mehr gefärbt. Man hat bei G&M da zwar etwas länger zum Lernen gebraucht, aber mittlerweile ist man auch dort soweit.

    Das Wasser zum Verdünnen der Malts wird bei allen Abfüllern aus dem örtlichen Netz entnommen und mit Deionisatoren vor dem Verdünnen 'gereinigt'. Wer also Fassstärke kauft und mit deionisiertem oder destilliertem Wasser verdünnt schafft das Gleiche, wie die Schotten.

    Gruß
    Horst Lüning

    Gruß Horst Lüning Admin, Whisky.de
  • Horst_S User, Administrator Horst_S Dabei seit: 07.05.2004Beiträge: 5,211Flaschensammlung:Horst_S SammlungBewertungen: 1364
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    "BigBrother" schrieb:
    Cadenhead`s wird diese Phase sicher überstehen, die haben zwar nicht DEN Fassbestand wie G&M oder Signatory, aber für Ihre Zwecke (Klasse statt Masse) genug Stoff für das nächste Jahrzehnt in den Lägern.
    Und sicherlich bekommen sie weiterhin Fässer, denn nun kommt wieder besagte J & A Mitchell & Co.Ltd ins Spiel, die als Eigentümer von Springbank genug Argumente (sprich Springbank-,Longrow- und Hazelburnfässer) ins Feld führen kann. Denn DEN Stoff wollen auch andere Abfüller/Konzerne, und so bleibt man miteinander im Gespräch.

    Hallo,

    dem kann ich nun leider nicht so ganz zustimmen.

    Ich halte die Strategie von J & A Mitchell für sehr gut. MIt Springbank, Longrow, Hazelburn und in 10 Jahren auch einem Malt aus der Glengyle-Brennerei hat man sich relativ gut gerüstet. Doch ob die Fassmengen wirklich so lange durchhalten? Die Zeit wird es zeigen.

    Das Argument mit dem Tauschen trifft nur begrenzt zu. Die großen Sprituosenkonzerne haben alles, was sie brauchen. Auch für ihre Blends. Sehr wohl besteht jedoch Interesse zwischen den unabhängigen Brennereien. Manche können miteinander manche wieder nicht. Es gab z.B. einen Springbank von Signatory. Da sieht man, wo es klappt.

    Ich sehe für die Zukunft eine Spaltung des Marktes. Auf der einen Seite die Großen mit ihren Original-Labeln und auf der anderen Seite die Kleinen mit den unabhängigen Labeln. Es gibt dazwischen aber noch ein paar Kleine, die da überhaupt nicht mitmachen. Z.B. Glenfarclas. Die fahren ihre Schiene und kooperieren nicht.

    Ich möchte hier ausdrücklich sagen, dass ich die aktuelle Entwicklung mit der Verarmung der unabhängigen Abfüllungen nicht für gut halte. Uns wird in 10 Jahren deutlich was an Abfüllungen fehlen. Positiv sehe ich die Neugründung zahlreicher Brennereien, die zumindest ein wenig die Lücke werden füllen können.

    Gruß
    Horst Lüning

    Gruß Horst Lüning Admin, Whisky.de
  • Ralf_E2 User Dabei seit: 24.08.2004Beiträge: 98Bewertungen: 0
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    Hallo Horst, Hallo Forum

    Eine immer wieder angeführte und auch hier wieder auftauchende Aussage zum Thema Blends lautet, dass hier "schlechte Fässer" quasi entsorgt werden, die für Malt-Abfüllungen unbrauchbar sind. Das mag für die großen Billigblends zutreffen, die in riesigen Batches abgefüllt werden, aber sind gerade G&M und Laing im Besitz dieser Marken?

    Davon abgesehen sind die Blender jedoch vor allem auf eines angewiesen: Die Gleichmäßigkeit der Verwendeten "Zutaten". Da auch bei den Blends in den letzten Jahren eine deutliche Qualitätsverbesserung angestrebt und auch erreicht wurde, tun die Hersteller alles um bei den Zulieferern eine größtmögliche Standardisierung der Fässer zu erreichen und Fässer, die nicht ins Anforderungsprofil passen werden aussortiert. Ich denke genau hier kommen die Unabhängigen Abfüller ins Spiel: Ein Fass, welches nicht in das Profil eines Blends oder einer Malt Originalabfüllung passt kann für den geneigten Whisky-Freak gerade deswegen höchst interessant sein, weil es eben vom Mainstream abweicht, Ecken und Kanten besitzt, die Leute die seit 20, 30 Jahren Malt trinken suchen, weil die Standarts oft qualitativ gut, aber langweilig sind!

    Noch eine kurze Anmerkung zum Thema Finishing: Angefangen damit hat bekanntlich Glenmorangie, denen man kaum unterstellen kann, dass sie damit mangelhafte Fässer aufmöbeln wollten. Sie haben experimentiert, gemerkt: der Markt nimmt es an und die Methode verfeinert, wenn sie es auch inzwischen mit Finishings einzelner Weingüter etwas übertreiben. Dass viele andere auf den Zug aufspringen war logisch, die Leute (auch ich!) kaufen das Zeug schließlich, es sind ja zum Teil wirklich gute Sachen dabei.
    Gerade Cadenhead hält sich dabei, im Gegensatz zu anderen Unabhängigen, jedoch auffallend zurück (im Gegenpart zur Mutter Springbank). Soo groß können die Probleme mit "schlechten" Fässern da wohl noch nicht sein!

    Viele Grüsse

    Ralf

  • Horst_S User, Administrator Horst_S Dabei seit: 07.05.2004Beiträge: 5,211Flaschensammlung:Horst_S SammlungBewertungen: 1364
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    Hallo,

    Douglas Laing ist zumindest mit dem King of Scots und dem John Player Special im großen Blend Business. Der MacPhail's erscheint mir da doch ein ganzes Stück kleiner in der Auflage.

    Bei den Blends ist es aus meiner Sicht nicht so, dass man die passenden Fässer peinlich genau aussucht. Ich habe das bei Chivas gesehen: www.thewhiskystore.de/blend/chivas/bottling/bottling1.htm. Da werden die Inhalte von Hunderten von Fässern auf einmal gemischt. Die Vorratstanks der Bottling Lines fassen deutlich über 100.000 Liter das Stück.

    Allein die schiere Anzahl an benötigten Fässern sorgt für die Konstanz. Man muss das mit den Abfüllern der auflagenstarken Malts (Glenfiddich, Glenmorangie) sehen. Dort werden mittlerweile nahezu 100% der Malts als Single abgefüllt. Auch dort stellt sich ein mittlerer Geschmack ein.

    Ein auflagenstarker Blend wird aus den 'typischen' Fässern gemischt und anschließend noch 'abgeschmeckt'. Das ist man dem Kunden schuldig. Man kann trotzdem noch Unterschiede zwischen zwei Flaschen Blend aus verschiedenen Chargen schmecken. Bei einem Edel-Blend wie Johnnie Walker Blue oder Cutty Sark 25J treibt man natürlich deutich mehr Aufwand. Aber was will der Verbraucher bei einem 13,99 EUR Blend an 'Abschmecken' erwarten?

    Ich bin nicht der Meinung, dass die auflagenstarken Blends in den vergangenen Jahren besser geworden wären.

    Ich denke genau hier kommen die Unabhängigen Abfüller ins Spiel: Ein Fass, welches nicht in das Profil eines Blends oder einer Malt Originalabfüllung passt kann für den geneigten Whisky-Freak gerade deswegen höchst interessant sein, weil es eben vom Mainstream abweicht, Ecken und Kanten besitzt, die Leute die seit 20, 30 Jahren Malt trinken suchen, weil die Standards oft qualitativ gut, aber langweilig sind!

    Das wäre der Idealfall. Ich bin auf jeden Fall dafür. Aber die großen Abfüller haben immer noch einen noch preiswerteren Blend im Angebot - im Zweifelsfall für Schwellenländer - in den man die nichtpassenden Fässer aufgehen lassen kann. Leider nimmt da die Vielfalt im Moment deutlich ab. Warum soll man einem UA ein nicht passendes Fass verkaufen, wenn man einen ganzen LKW voll Fässer auf einen Schwung an eine Handelskette verkaufen kann? Jedes einzelne Fass macht dem Konzern nur Mühe, die er nicht will.

    Glenfiddich/Balvenie geht sogar noch einen Schritt weiter und setzt jedem Fass, das nicht in die eigenen Single Malts kommt einen Schuss Fremdmalt zu und lagert es dann als Vatted Malt. Nur damit kein Glenfiddich oder Balvenie von einem UA auf den Markt gebracht werden kann.

    Traurig :frown:

    Gruß
    Horst Lüning

    Gruß Horst Lüning Admin, Whisky.de
  • Ralf_E2 User Dabei seit: 24.08.2004Beiträge: 98Bewertungen: 0
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    Hallo zusammen!

    inzwischen haben wir uns vom ursprünglichen Thema ein wenig entfernt, trotzdem finde ich die Sache interessant genug, den Meinungsaustausch noch etwas fortzusetzen!
    Horst´s Ausführungen klingen in sich schlüssig. Ein grosser Händler hat sicher auch bessere Informationsmöglichkeiten als die meisten Genießer. Allerdings hat man als Verbraucher auch manchmal eine andere Sicht der Dinge.

    Was die "grossen" Marken angeht, ist es sicher richtig, dass hier die Vielfalt bei den UA nicht vorhanden ist. Es ist jedoch schon längere Zeit so, dass bestimmte Brennereien wie die erwähnten Glenmorangie oder Glenfiddich nicht von den UA angeboten werden (dürfen), obwohl gerade Cadenhead immer mal wieder ein Fass Glenfiddich oder Balvenie abfüllt. Altbestände? Beziehungen? Auch ein Lagavulin ist bei einem Unabhängigen kaum zu finden, bei Ardbeg wird es in Zukunft ebenso sein.

    Dies war jedoch in der Vergangenheit kein Hinderungsgrund für Firmen wie z. B. Signatory oder in jüngerer Vergangenheit Adelphi, ein fester und wichtiger Bestandteil der Industrie zu werden. Wie haben die das hingekriegt? Sie haben einen Markt bedient, von dem die großen Hersteller nichts wissen wollten, weil sie ihn für unbedeutend hielten. Mittlerweile hat ein Umdenken stattgefunden, man will das Geschäft selbst machen. Aber wird dies mit einer "Aushungerungstaktik" gelingen? Ich habe meine Zweifel.
    Kunden, die sich den UA zuwenden wollen vor allem eines: Einzelfass-Abfüllungen, ungefiltert, ungefärbt, unverdünnt.
    Sind die großen Hersteller bereit, ihnen dies zu geben? Eher nicht: zu aufwändig, zu umständlich, und wenn doch, dann zu überzogenen Preisen. Die sogenannten "fassreinen" Abfüllungen haben oft Auflagen von 3000 Flaschen und mehr, der Charakter des Einzelfasses geht verloren!
    Die großen Tanker sind einfach nicht wendig genug und brauchen kleine Beiboote! Wenn die großen Hersteller die kleinen Abfüller nicht beliefern, werden sie deren Klientel zum Teil ganz verlieren. Ich habe z.B. schon sehr lange Zeit keinen Lagavulin getrunken: die Standartabfüllungen kenne ich zur Genüge, die Super Premiums sind mir zu teuer, und es gibt (und wird es auch noch lange Zeit geben) ausgezeichnete und viel reizvollere Laphroaigs, Ardbegs und bald auch Port Charlottes von den UA. Es gibt genügend Leute, die ähnlich handeln.
    Im momentanen Maltboom sitzen die Großen zwar auf dem hohen Ross, aber was passiert, wenn der Boom abflaut, und man vor vollen Lagerhäusern steht, weil man die letzten 10 Jahre auf Hochtouren produziert hat? Ist man dann nicht auch wieder froh um kleinere Abnehmer?
    Natürlich sind die seeligen Zeiten, wo die Jungs von der SMWS durch die Lagerhäuser schlendern und sich die Fässer rauspicken konnten vorbei, und werden so auch nie wieder kommen, aber dass gute, rennomierte Unabhängige auch weiter gute Fässer bekommen, wenn auch wie bisher schon nicht von allen Herstellern, da bin ich optimistisch!
    Außerdem sollte man einfach nicht immer in den Top Ten rumschnüffeln, sondern sich einfach mal in der 2.Liga bei z.B. Mortlach, Bladnoch oder Caol Ila umsehen. Da gibt es gerade von den UA absolute Kracher!

    Gruß
    Ralf

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