Rauch != Rauch?

  • Matar
    Themenersteller
    User Matar
    Dabei seit: 23.01.2015Beiträge: 28Flaschensammlung:ThekeBewertungen: 48

    Grüße,

    Ich wende mich mit einer Frage an euch. Wann ist Rauch eigentlich als Rauch zu erkennen .. Und welche Unterschiede nehmen wir dabei wahr.
    Kurzer Hintergrund der Frage:
    Ich selber mag rauchige Whiskies sehr gerne, werde jedoch immer wieder irritiert wie Rauch überhaupt funktioniert und welche Nuancen sich zuordnen lassen. Hierbei gehe ich explizit auf einige, von mir verkostete Beispiele, und wie ich den Rauch ahrgenommen habe. Wünschen würde ich mir eine Diskussion darüber wie Ihr Rauch wahrnehmt und vllt. Eine Erklärung, warum die Aromen so eklatant unterschiedlich sind.

    Laphroaig Range (10, Quarter Cask, PX, Select,18yo)

    All diese Exmplare weisen eine sehr spezifische Rauchnuance auf. Hier im Forum oder in Blogs/Büchern wird diese gerne als phenolisch/Phenolrauch beschrieben. Diese Art von Rauch empfinde ich als sehr schön. Oftmals steht hier eine medizinische Note im Vordergrund. Phenol selber empfinde ich hingegen als neutral im Geruch. Zweifelsohne eine besondere Art von Aroma.

    Ardbeg Range (10, Uigedail, Corryvreckan, Supernova)

    Auch hier wird häufig auf eine medizinische, phenolige Note verwiesen. Ich selber nehme den Geruch als leichter und weitaus fruchtiger und süßlicher als Laphroiag war. Häufig find ich hier iodische Noten und etwas, was ich mit Salz verbinde.

    Lagavulin (16, DE, CS)

    Hier tritt etwas Interessantes auf. Ich bekomme hier eine Note, welche mich an Amoniak erinnert .. Ein Kollege sagte mir mal, er würde spontan Katzenurin wahrnehmen. Und in der Tat, Paralelen sind da. Ich schiebe dies auf verstärkte Iodaromen und den Geruch von frischen Algen.


    Diese 3 Großen haben ganz unterschiedliche Aromaspektren. Andere "Raucher" vergleiche ich daher sehr gerne mit diesen. So haben z.B. Kilchoman und Coal Ila viel Ähnlichkeit mit Laphroiag und Ardbeg in ihrem Geruch.

    Nun kommt jedoch meine Verwunderung!

    Nehmen wir Malts wie Smokehead und Finlaggan, diese entwickeln eine sehr eigenwillige Aromatik, welche ich sogar als unangenehm wahrnehme. In beiden finde ich gaaaaanz leichte Ähnlichkeiten zum Lagavulin, jedoch nicht so schön .. Sondern eher eklig. Meine Notizen zum Aroma sind folgende:

    Smokehead
    N: starker, amoniakähnlicher Start, Iod und ein süßlicher, erdiger Gerüch machen sich breit, hinter dem Rauch stehen fruchtigere Aromen (zitronig), erinnrt auch an HubbaBubba, alles umschlungen von dieser unangenehmen Amoniaknote.

    Beim Finlaggan ist es ähnlich in meiner Nase.

    Wie kommt das, wie nehmt ihr Rauch wahr? Ist das beim SMokehead Torfrauch? Bin irritiert :smile:

    LG
    Matar

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  • Quin User Quin Dabei seit: 25.05.2013Beiträge: 4,061Bewertungen: 0
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    Laphi ist für mich sehr phenolisch und chemisch wirkend. Ardbeg ganz im gegenteil eher "natürlich" nach Moosen und Nassem Wald. Laga liegt für mich dazwischen aber hat dennoch einen eigenen Charakter. Bowmore ist für mich schwer einzuordnen, da dort die "Bowmorenote" mitschwebt. Das wirkt parfümiert/floral auf mich. Caol Ila ist für mich der Standardrauch wie man ihn auch bei Smokehead, Big Peat, Islay Storm und vielen weiteren findet. Benromach riecht wiederum nach Heu. Bei Highland Park gehen die jüngeren für mich in Richtung Bowmore mit etwas krautigem Zusatz. Longrow/Springbank haben ihren Kuhstall dabei. Octomore wirkt auf mich bei den jüngeren künstlich und widerlich. Wie Horst schon sagte "Urinstein". Der kippt irgendwann nach einer gewissen Zeit und dann wird es für mich unerträglich. Port Charlotte und Octomore 10J wirken auf mich fast gleich (habe sie aber noch nicht direkt gegeneinander verkostet). Die kommen mir vor wie 70% Caol Ila, mit 20% jüngeren Lagavulin und 10% Ardbeg.

    Wie viel davon nun Bildung und Einbildung ist, kann ich nciht sagen. Bei vielen spielt auch der Brennereicharakter mit rein, der immer dabei ist und eben NUR DA dabei ist. Deshalb zieht man bzw. ziehe ich einige dieser Aromen mit zum Rauch.

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  • Matar
    Themenersteller
    User Matar
    Dabei seit: 23.01.2015Beiträge: 28Flaschensammlung:ThekeBewertungen: 48
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    Ahh den Octomore hab ich ja glatt vergessen, der riecht für mich als ob jemand einen Reifenstapel angezündet hat. Find ich kurioserweise nichma ekelhaft ... Nur beim Smokehead/Finlaggan is mir bisher dieser wirklich abartige Geruch aufgefallen (und in einer komischen Abfüllung von "Vom Fass" .. Soll ein 6yo Bunnahabhain sein, da ist genau dieser gleiche Mief drin).
    Am liebsten hab ich den "Lagerfeuerrauch" .. Den finde ich jedoch relativ selten. Im Laphroiag PX hab ich den entdeckt und im Talisker steckt der auch drin, sowie im Alrik aus deutschen Landen.
    Aber schöne Aufstellung diverser Raucher und wie du sie empfindest. Ich finde so etwas sehr spannend zu lesen :smile:

  • ThinLizzy User ThinLizzy Dabei seit: 15.11.2014Beiträge: 5,273Bewertungen: 0
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    Ich glaube das "Abartige" und das künstliche HubbaBubba am Finlaggan/Smokehead ist die Jugend des Destillats. Das verbindet sich mit dem ebenfalls noch jungen ungezügelten Rauch zu einem wilden und brassen Geschmackserlebnis, dass einen besonders bei einer frischen Flasche richtig aggressiv plattwalzen kann.

    Ging mir beim Finlaggan CS genauso. Sind halt wahrscheinlich nur geschätzte 3-5 Jahre Fass und subtraktive Reifung im Glas. Und je mehr der Malt in der leerer werdenden Flasche oxidiert desto ruhiger und leckerer ist er bei mir geworden.

    Ansonsten kann ich Quin in den meisten Fällen zustimmen, Nur mit den Octomores und den Ardbegs kenne ich mich noch nicht so gut aus.

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  • Quin User Quin Dabei seit: 25.05.2013Beiträge: 4,061Bewertungen: 0
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    So ganz sicher kann man da sicher auch keine Aussagen machen. Manchmal hat man an unterschiedlichen Tagen auch ganz andere Wahrnehmung/Empfingungen. Mir kommt zB der Ardbeg Ten oft ziemlich unterschiedlich vor. Mal ist er eher nasser Wald, mal warm/glühend/Schinken und mal ist es kalter Grill/Asche am nächsten Tag.

    Bei den ganzen unabhängig abgefüllten Single Malts (unter verfremdetem Namen) würde ich mir auch gar nicht so sicher sein, dass da immer die gleiche Brennerei drin ist. Es wird ja auch nirgendwo gesagt, dass das immer die gleiche sein muss.

    Finlaggan stecke ich übrigens zu Bowmore. Und das ziemlich eindeutig. Zumindest ist das, was ich an Bowmore nicht mag, da hauchfein drin.

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  • morn User morn Dabei seit: 03.04.2013Beiträge: 1,006Flaschensammlung:It's ...Green...Bewertungen: 0
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    Das mit der Jugend würde ich gar nicht mal unterschreiben. Ich hatte schon sehr junge Laphis und Ledaigs, wo der Rauch phantastisch eingebunden war.

    Und die Wahrnehmung ist ja auch sehr unterschiedlich. Das hier:

    "Matar" schrieb:
    Ahh den Octomore hab ich ja glatt vergessen, der riecht für mich als ob jemand einen Reifenstapel angezündet hat. ---


    hab ich in den Octomores noch nicht gefunden und von denen hatte ich schon viele probiert.
    Ich hab ohnehin lange gebraucht, den Rauch zu finden. Klingt komisch, war aber so. Mein erstes "richtiges" Tasting mit Nosinggläsern und Anleitung, wie man das den macht war Islay.

    Ich war offenbar der Einzige, der den Rauch nicht gefunden hat. Ok, war Anfang Februar, da hatte die Hasel schon geblüht, da bin ich eingeschränkt Nosingfähig, aber ich musste schon länger üben, um den Rauch wahrzunehmen. Inzwischen klappt das ganz gut.

    @Matar: Es ist wohl einfach so, dass es dann Destillate gibt, die genau das bei denen Du diese für Dich unangenehme Note wahrnimmst. Hat sicher jeder. Ich finde z.B. (wenn auch rauchfrei) den Glenlivet 18 absolut scheußlich. Riecht für mich wie ne parfümierte Scheußlichkeit mit Klebstoff (der ekligen Sorte) und gewinnt auch beim Trinken nichts....für mich der erste Whisky, den ich als untrinkbar eingestuft hatte. Seitdem ist Glenlivet komplett raus bei mir....das werden hier aber wohl auch viele Forumsmitglieder gänzlich anders sehen. Und mein Kumpel, der die fast volle Flasche geschenkt bekommen hat, hatte da auch andere Meinungen zu.....

    Rules of Acquisition #286: When Morn leaves, it's all over.

  • LDB User LDB Dabei seit: 22.08.2015Beiträge: 7,190Bewertungen: 28
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    "morn" schrieb:
    Das mit der Jugend würde ich gar nicht mal unterschreiben. Ich hatte schon sehr junge Laphis und Ledaigs, wo der Rauch phantastisch eingebunden war.


    Sehe ich auch so.
    Der Benriach Curiositas ist auch so ein Beispiel dafür. Sehr interessanter und für sein Alter vielschichtiger Tropfen, vor allem, wenn man mit Wasserzugabe spielt.

    LDBs Sample-Bar - come in and find out!

    Ich hab sie nicht alle - aber viele.


    Auchroisk2014 gefällt das
  • [Gelöschter Benutzer] Dabei seit: 23.11.2015Beiträge: 0Bewertungen: 5
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    Mich beschäftigt schon seit einiger Zeit, meine Fähigkeit, Rauch, bzw. Torf zu schmecken und zu riechen.
    Ich hatte bereits in meinem Bowmore Darkest-Thread geschrieben, dass ich denselbigen als nicht so rauchig empfinde. Er hat Torf, ja, doch ehr diese Räucherspeck-Note.
    Auch finde ich in vielen Bunnas keinen Rauch, auch Springbank sind höchsten speckig, genauso wie HP.

    Den einzigen fiesen Raucher den ich hatte, war ein Kilchoman Loch Gorm...Aschenbecher pur.

    Ist mein Empfinden für Rauch gestört oder liegt es an der Art des Rauches?
    Warum finde ich in vielen Whiskies keinen Rauch, wo viele User und auch DHL Rauchnoten finden? Fängt meine Nase erst ab 20 ppm an zu kräuseln? Oder fehlen mir diese speziellen Geruchrezeptoren?

    Ich denke, um für mich hier eine Antwort zu finden, werde ich mich mal einer Höchstdosis aussetzen und diverse Whiskies von Ardbeg über Laphroig bis Talisker probieren.

    Warum dieser Stressß Weil mir insbesondere Bowmore plötzlich schmeckt und ich mein Horizont erweitern möchte. Falls also jemand mir ein kleines Raucher-Paketchen (4-5 stark rauchige Whiskies unterschiedlicher Regionen) zusammenstellen möchte...:wink:

    FT (nach neuer Zeitrechnung ab Sommer 2017) - beendet

    A,  BC,

    FT Glenallachie (aktiv)
    FT Scapa (aktiv)



    Mimimimi  Mimimimimimimi

  • Quin User Quin Dabei seit: 25.05.2013Beiträge: 4,061Bewertungen: 0
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    Mach dich damit nicht verrückt. Wenn ich zB weiß, dass ich einen Laphi vor mir habe, dann ist es für mich auch "unverkennbar Laphroaig". Wenn ich mal einen etwas älteren blinden UA Laphi vor mir habe, dann ist es ohne dieses Wissen gar nicht so einfach. Ich habe es vorher auch nicht für möglich gehalten, dass ich Ardbeg, Laphi und Laga mal nicht auseinanderhalten können werde, aber auch das ist schon passiert. Zumindest bei jungen spielt da generell immer noch der Brennereicharakter mit rein, der es etwas einfacher macht. Bei älteren Abfüllungen kann es vorkommen, dass man die eigentlich markanten und typischen Noten gar nicht mehr wiederfindet. Siehe meinen blinden Talisker 30 zuletzt. Dort habe ich speziell nach Talisker-eigenen Dingen gesucht und die Brennerei dann ausgeschlossen. Auch als ich einen HP 25 vor mir hatte (da wusste ich was ich im Glas hatte), hätte ich nie und nimmer auf einen HP getippt. Wenn man nicht zufällig ein sehr talentierter Sensoriker ist, viel Erfahrung hat und ein gutes "Aromengedächtnis", dann ist sowas bei normalsterblichen völlig normal dass man die durcheinanderbekommen kann. Denke ich...

    Bei blinden Samples ist es für mich auch ziemlich schwierig mich einfach auf den Whisky einzulassen. Ich suche nach typischen Eigenheiten einzelner Brennereien. Aber gerade das lockt oft auf die falsche Fährte. Wenn man bestimmte Notes irgendwo liest, dann findet man sie auch (eher). Ähnlich ist es mit den Eigenheiten. Wenn ich zB nach Jura-Lappen, Laddie-Kuhstall, Bowmore-Veilchen oder sonstwas suche, dann finde ich es zum Teil auch in ganz anderen Whiskys.

    Deswegen warte ich zB auch schon auf den Moment, wo mir ein blinder Bowmore untergejubelt wird und ich ihn nicht enttarnen kann. Und das obwohl ich dieses Aroma so speziell finde und gar nicht mag. Irgendwann wird es passieren.. "MMMhhhhmmm ist der lecker!" - "Das war Bowmore" - ":eek:"

    :mrgreen:

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