Cleveland Straight Bourbon - Tasting 40 % Vol

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  • MichaBV
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    Dabei seit: 19.01.2020Beiträge: 13Bewertungen: 0

    Eigentlich ist der Name hier nicht korrekt. Für mich ist das kein Bourbon. Habe ihn in meinem Blog verkostet. 


    Ich poste den Text mal hier. Was haltet ihr von diesem Whisk(e)y?


    Micha

    https://dram-and-more.jimdofree.com/



    Cleveland Straight Bourbon - Tasting

     40 % Vol

     

    Heute gibt es Bourbon, aber nicht irgendeinen Bourbon, sondern einen Clevland.

     

    Was daran so besonders ist?

     

    Es ist die Art und Weise, wie er hergestellt wird. Dieser Vorgang passt so gar nicht zu den üblichen Verfahren. Der Cleveland-Bourbon wird nach einem Verfahren hergestellt, dass sich Tom Lix ausgedacht hat. Normaler Bourbon reift mindestens 3-4 Jahre in einem neuen, hellen Eichenfass und wird dann abgefüllt. Das Ergebnis schmeckt in der Regel nach Vanille und Karamel und oft auch nach hellen Früchten. Whisky-Tastings mit Bourbon als Thema werden nach dem dritten Ausschank meist etwas eintönig. Sie schmecken zwar alle etwas anders, aber irgendwie doch gleich. Gut zwar, aber eben gleich. 

     

    Den Clevelandwhisky gibt es seit etwa 2009. Es wird jedoch niemals ein Whisky sein, der mit Jahresangaben glänzt, weil man genau das mit dieser Marke umgehen möchte. Ein Bourbon dieser Sorte reift nicht. Stattdessen wird der Prozess, der einen Newmake zum Bourbon macht, künstlich beschleunigt, indem er durch Druck, der im Fass aufgebaut wird, in das Holz gedrückt wird. Danach sorgt ein Vacuum dafür, dass er wieder aus dem Holz heraus gesaugt wird. Etwa so, als würde man einen Schwamm mit Wasser volllaufen lassen und ihn dann ausdrücken. Dieser Vorgang wird mehrmals wiederholt, bis man den gewünschten Geschmack und die Farbe erreicht hat. Geschmacksveränderung gibt es dadurch, dass man unterschiedliche Hölzer nimmt. Auch hier weicht die Herstellung also von der Norm ab. Ich finde das interessant, aber auch irgendwie gemogelt. Nach dieser Prozedur kann man die Fässer natürlich in die Tonne (haha Wortspiel) kloppen.  Um ehrlich zu sein, weiß ich garnicht, ob man ihn Whisky nennen sollte. Es fehlt die 3 Jahresreife. Es ist ein manipulierter Moonshine!

     

    Nase

    Viel Holz....wen wundert es? Kein typischer Bourbongeruch. Ein bisschen wie ein Speyside, aber sprittiger, wobei das Sprittige nicht unangenehm ist. Nussig mit Zug zu Mandeln. Keinerlei Frucht. Dies dürfte auch erst im letzten Drittel bei normaler Reifung kommen. Vanillle und Karamel sind ebenso nicht präsent. Dafür aber ein süsslicher Anfang, der wohl bei mehr Zeit zu diesen beiden Charakteren geführt hätte. Man riecht, dass ihm Zeit fehlt.

     

    Gaumen

    Brennen links und rechts der Zunge. Angenehm und wärmend. Soweit so gut. Süß ist er,  aber nicht vergleichbar mit der Süße eines Buffalo Trace oder Wild Turkey. Es fehlt dann doch der karamelisierte Nachton. Er ist erdig, fast bitter. Wenn man sich beim hin und her schwenken im Mund vorstellt, wie das Getränk aus dem Holz rein und raus gedrückt wurde, dann passt das zu dem Geschmack. Dem Whisky fehlt die Zeit für Ausgewogenheit. Es ist ein überhastetes Produkt. Er schmeckt, ist aber unspektakulär.

     

    Abgang

    Zuerst überlegt meine Speiseröhre, ob sie mit Sodbrennen auf das Angebot reagiert. Mehr passiert auch nicht. Der Abgang ist mittelkurz bis halblang. Er wärmt kurz im Bauch, dann ist es schon vorbei und man kann sich auf den Nachgeschmack im Mund konzentrieren.

     

    Fazit: Das ist ein Schnellschuß, weil man keine Lust hatte, allzu lange zu warten. Für mich kein Whisky, kein Bourbon, sondern einfach eine Spirituose oder vielmehr ein Clon. Er hat das Charisma einer Raufasertapete in der Dachnische und Farblich erinnert er eher an eine Einhornvagina, als an Whisky. Sicherlich mal interessant, wenn man mal was getrunken haben will, was sonst keiner hat. Der Preis ist mit 25 - 35,- ok, da die Distille relativ unbekannt bei uns ist und das Zeug ja irgendwie übers Meer kommen muss.





















  • DocF User, Moderator DocF Dabei seit: 31.07.2016Beiträge: 3,342Bewertungen: 2
    , letzte Änderung 28. Januar 2020 um 20:27
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    @MichaBV Tastingnotes packen wir üblicherweise hier rein:


    https://www.whisky.de/forum/discussion/45972/now-drinking-2020#latest

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  • Marko_I User, Moderator Marko_I Dabei seit: 11.01.2006Beiträge: 13,796Flaschensammlung:currently quarantinedBewertungen: 1425
    , letzte Änderung 29. Januar 2020 um 00:34
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    MichaBV schrieb:

    Eigentlich ist der Name hier nicht korrekt. Für mich ist das kein Bourbon. [...]

    Cleveland Straight Bourbon - Tasting

    Warum schreibst du "straight" Bourbon - das behauptet er doch gar nicht zu sein, es steht American Bourbon drauf?
    Normaler Bourbon reift mindestens 3-4 Jahre in einem neuen, hellen Eichenfass und wird dann abgefüllt.
    Bourbon muss in "charred new oak Barrels" reifen, kein Zeitlimit, kein "hell".
    Üblicherweise sind die Fässer aus amerikanischer Weißeiche, weil die da wächst. Aber nach dem "charren" (auskohlen) sind sie alles andere als hell. ;-)
    Straight Bourbon müsste 2 Jahre reifen, aber das steht ja nicht drauf.
    Um ehrlich zu sein, weiß ich garnicht, ob man ihn Whisky nennen sollte. Es fehlt die 3 Jahresreife. Es ist ein manipulierter Moonshine!
    Schotten müssen 3 Jahre reifen. Vielleicht verwechselst du da was.

    Ansonsten ist das Ergebnis wenig überraschend - viel Holzeinfluss, wenig subtraktive Reifung/Oxidation. Ähnlich wie bei der Verwendung extrem kleiner Fässer. Man müsste wohl noch mit Sauerstoff und Temperatur spielen, um da was zu drehen.
    Ich habe ihn auch ein paar mal getrunken, aber fand ihn gar nicht sooo schlimm, mir scheint, dass du da stark dein (Halb)Wissen und die Meinung zur Herstellung auf den Geschmack projizierst.

    DocF. schrieb:
    Und wenn man möchte, dass sie sortiert abgelegt sind und wiedergefunden werden, bietet sich https://www.whisky.de/flaschen-db/flaschen-db0.html an.

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  • yggr User yggr Dabei seit: 26.08.2015Beiträge: 2,668Bewertungen: 5
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    Einhornvagina, soso... naja, irgendwie muss man ja versuchen aus der Masse der Whiskyblogger rauszustechen. :rolleyes:

    win some, lose some - it's all the same to me.


    Irgendwas mit Whisky und Ostfriesland: das image regulars-Blog. Und Samples ha’m wir auch.

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  • MichaBV
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    @Marko_I vielen Dank für Deine griffige Kritik. Ich nehme das sehr ernst und bin sehr dankbar für Hinweise auf inkorrekte Stellen in meinen Texten. Habe meinen Bericht im Blog angepasst.  

  • Marko_I User, Moderator Marko_I Dabei seit: 11.01.2006Beiträge: 13,796Flaschensammlung:currently quarantinedBewertungen: 1425
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    @MichaBV Was mich noch interessiert: "Nach dieser Prozedur kann man die Fässer natürlich in die Tonne (haha Wortspiel) kloppen"

    Wie kommst du darauf? OK, für die Bourbonproduktion kann man die Fässer natürlich in die Tonne kloppen, weil sie ja nicht mehr neu sind, aber das ist bei jedem anderen Bourbon auch so, dann nimmt man sie halt für American Whiskey oder Blend oder verkauft sie z.B. nach Schottland.
    Ist bei den Cleveland-Fässern was anders? Sind die dann kaputt? Quellen?

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  • MichaBV
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    Dabei seit: 19.01.2020Beiträge: 13Bewertungen: 0
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    Wenn man sich die Videos zur Herstellung dieses Bourbons auf YouTube ansieht, dann kommt man unweigerlich zu dem Schluss, dass die Fässer nach der Prozedur, der man sie unterzieht für weitere Projekte unbrauchbar werden. Hier wird mit großem Druck Whisky in das Holz gedrückt und wieder rausgesaugt, um den Geschmack und die Farbe aus dem Holz zu ziehen. Dieser Vorgang wird unzählige Male wiederholt, bis die gewünschte Farbe und der Geschmack erreicht ist. Der Bourbon liegt, wenn ich das richtig verstanden habe gerade einmal 24 Stunden im Fass während dieses Vorgangs. Danach und davor befindet er sich in Stahltanks.


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine schottische Distille diese "ausgelutschten" Fässer danach noch haben möchte. 


    Um Deine Frage zu beantworten. Ich schlussfolgere das, habe aber keine Quelle, die das bestätigt. 

  • Marko_I User, Moderator Marko_I Dabei seit: 11.01.2006Beiträge: 13,796Flaschensammlung:currently quarantinedBewertungen: 1425
    , letzte Änderung 31. Januar 2020 um 22:17
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    @MichaBV Ich habe jetzt mal ein paar Videos durchgeschaut und mir stellt sich das so dar: Der Sprit lagert erst kurz normal in Fässern, der Chef sagt explizit, weil er muss, um sich Bourbon nennen zu dürfen (er erwähnt übrigens auch explizit, dass kein Zeitraum vorgeschrieben ist).

    Wie lange ist nicht ganz klar, bei einem Interview meint er, einen Tag, anderswo ist von einem halben Jahr die Rede.

    Die Fässer sieht man auch, die liegen da ganz normal rum, ohne irgendwelche Druckanschlüsse.

    Danach kommt der Whiskey aus den Fässern in die geheimnisvollen pressure tanks, wo die Voodoo-Druckbeholzung stattfindet. Die sind dann schön in grauen verhängten Würfeln verborgen, man sieht nix, Firmengeheimnis ("we don't show anybody, that's our intellectual property").


    Also an den Fässern sollte nix zu mäkeln sein, die dürften sogar weniger ausgelutscht sein als üblich, weil sie ja nur kurz benutzt wurden.


    (Und selbst wenn die Druckreifung in den Fässern stattfinden würde - warum sollten sie ausgelutschter sein als normale? Dann müsste die kurze Presserei dem Whisky mehr Aromen aus dem Fass geben als  jahrelange Reifung.)



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  • MichaBV
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    @Marko_I Erstmal großes Lob, dass Du Dich hier so reinhängst. Das macht nicht jeder Mod und ich freue mich sehr darüber. Auch wenn es kritisch ist.


    Ich habe es ähnlich verstanden. Für mich stellt es sich aber so dar, dass die Holzfässer hinter den Vorhang kommen, dort dem Druckverfahren ausgesetzt sind und dann kommt der Whisky heraus in die Tanks. Die Fässer die dort Lagern, lagern also dort, weil sie als nächstes hinter den Vorhang müssen. Das Verfahren ist ja, dass der Bourbon in das Holz der Fässer gepresst und wieder herausgesaugt wird, was dann in hoher Frequenz passiert. 


    Eine Abweichung von diesem Verfahren könnte sein, wenn der Hersteller den Whisky in verschiedenen Hölzern haben will. So eine Art Triple Wood z.B. Dazu müsste der Bourbon dann die Fässer wechseln. Aber auch die wären diesem Verfahren ja dann ausgesetzt. 

  • Marko_I User, Moderator Marko_I Dabei seit: 11.01.2006Beiträge: 13,796Flaschensammlung:currently quarantinedBewertungen: 1425
    , letzte Änderung 4. Februar 2020 um 19:49
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    @MichaBV 2:23: "We take Bourbon that's very young Bourbon out of the Barrel, put it in a pressure capable stainless steel container, apply pressure, And we do it very frequently, and we do it over and over again."

    4:19: "... and it has to be aged for a short period of time in a new american oak charred barrel, so that's what we do. But most of our aging is done in our pressure tanks."


    MichaBV schrieb:
    ...Das Verfahren ist ja, dass der Bourbon in das Holz der Fässer gepresst und wieder herausgesaugt wird, was dann in hoher Frequenz passiert. ...
    Das wird so niemals gesagt.
    Nochmal ein anderes Video:
    ab ca. 1:47 Der Whisky kommt erst "for legal purposes" ins Fass, dann ab in den Drucktank.
    Dort sieht man auch jemanden beim Umfüllen mit Schläuchen.
    "...we use wood, but we use pressure vessels, and essentially we're almost doing the same that's going on in a barrel anywhere... and that's moving the alcohol in and out of the pore structure of the wood."

    Die ganze Erklärung wäre unsinnig, wenn man das in/mit den Fässern machen würde.
    Ich gehe davon aus, dass sich in den Drucktanks Holzstückchen befinden.

    Und die werden dann weiterverscherbelt:

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