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Am Grundwassersee 4 · 82402
Seeshaupt
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Hey, liebe Leute, ich bräuchte mal den einen oder anderen Rat von Euch Sherryfreunden...
Ich will nicht behaupten ich stünde am Rande der Verzweiflung, aber ich war doch ziemlich erschüttert, als ich über Whiskys ohne Sherryfasslagerung aufgeklärt wurde, denen ich kurz zuvor noch mit Überzeugung deutliche Sherrynoten nachgesagt hatte.
Ein prägendes Erlebnis war die Verkostung eines hochwertigen Sherrys, der mir aber garnicht geschmeckt hat, da er sauer, trocken und wie schaler Sekt (den ich auch nicht mag) erschien. Seither habe ich Whiskys mit einer säuerlichen Note immer dem Sherryfass zuweisen wollen. Und nun sollte das doch nicht die Nuance sein, die mich darauf hinweist? Wenn das so ist, weiß ich offenbar noch nicht, wie sich die sherryfassgelagerten klassifizieren / entlarfen lassen.
Vanille- /Karamell- und Toffeenoten habe ich immer den Bourbonfässern zugeschrieben, ist denn wenigstens DAS richtig? Bin jetzt seit mehr als 8 Jahren dabei und beginne scheinbar erst mit der korrekten Zuordnung von Aroma - Herkünften.
Deshalb auch dieses Thema: was kann aus dem Brennereicharakter für ein Geschmack herkommen, welcher nicht? Welche Nuancen lassen sich nur bei bestimmten Fässern finden? Was sind Gerüche, die sich bei verschiedenen Brennblasen / Fässern finden lassen? Wäre doch bestimmt auch für Einsteiger interessant. Bitte helft mir.
Das sind ja viele Fragen.
Ich beziehe mich erst mal auf den Sherry.
Sherry ist nicht gleich Sherry.
Es gibt von sautrockenen salzigen bis nach übelst gezuckerten Plaumenmuß schmeckenden Sherry alles mögliche an Geschmacksrichtungen.
Hier mal ne kleine Übersicht :
http://www.starcookers.de/de/magazin/themenwelten/sherry-historie/sherry-die-sorten.html
Es lohnt sich mal etwas Geld in 3-4 verschiedene mittelpreisige Sherry zu investieren und die Vielfalt zu erkunden.
In der Regel werden zum Lagern von Whisky Oloroso und auch PX Fäßer benutzt.
Geschmacksnoten die vom Sherry in den Whisky kommen können u.a. sein : Datteln, Plaumen, Rosinen, Kaffee, Nußaromen, Schwefelnoten, Eiche und kräftige Gewürze (durch Sherryfäßer aus europ. Eiche).
Kauf dir einfach mal bewusst einen Sherry gereiften Whisky (z.B. Benriach 12 Sherry Wood) und einen pur Bourbon-Faß gereiften (z.B. Glencadam 10) und verkoste einfach mal nebeneinander - dann merkst schnell was die jeweiligen Fäßer leisten können.
Könntest Du bitte mal die Whiskys benennen, die für Dich nach Sherry schmecken aber keine "Sherrywhiskys" sind. Vielleicht wäre das ein guter Zugang zu Deiner Fragestellung, denn wenn nicht, dann kann das schnell komplex werden, da Deine Frage(n) nicht gerade abgegrenzt ist.
Hm, wieviel Zeit hast Du? Die Antwort auf Deine Frage/n könnte ein ganzes Buch füllen.
Um ein Buch schreiben fehlt mir gerade die Lust und auf jeden Fall die Kompetenz, deshalb bekommst Du von mir nur eine halbgare, oberflächliche Antwort.
Zunächst einmal ist Sherry nicht gleich Sherry und es macht einen riesen Unterschied, wie oft die Fässer schon benutzt wurden. Von Port, Sauternes, Moscatel und so weiter mal ganz zu schweigen. Beim Sherry reicht das Spektrum vom trockenem (ein Banause wie Du und ich sagt saurem) sehr hellem Fino über den Amontillado, Manzanilla, Oloroso, der Mischform Cream bis hin zum fast schwarzem, sirupartigem und klebrig süßem Pedro Ximenez. Die Art des Sherry, dessen Fässer für den Whisky verwendet wurden, wird oft nicht angegeben. Aber sie hat massiven Einfluss auf den Whisky. Deswegen kann es gar keine Antwort auf die Frage:"Wie schmeckt Sherry-gereifter Whisky?" geben.
Ich versuche es trotzdem.
Die häufigsten Sherryarten, die auf Whiskyflaschen genannt werden sind der trockene Oloroso und der süße Pedro Ximenez. Beide geben dem Whisky Gerüche und Geschmäcker in folgende Richtung ab: rote Früche wie Kirschen, dunkle Trauben, Pflaumen bis hin zu Sultaninen. Dazu kommen oft Eindrücke von Kakao, Espresso, Nüsse bis hin zur Zartbitterschokolade. Die letzten kommen aber wahrscheinlich weniger vom Sherry selbst als von der europäischen Eiche, in welcher der Sherry lag. Allerdings ist das nicht immer so, da mittlerweile Sherry auch immer häufiger in amerikanischer Weißeiche gelagert wird, die weniger Tanine abgibt.
Bourbonfässern hingegen geben mehr Karamell und Vanille ab. Auch Eiche kann man schmecken, aber weniger bitter als bei Sherryfässern aus europäischer Eiche. Meiner Meinung nach verdecken die Bourbonfässer auch weniger vom Brennereicharakter, da kommen dann häufiger helle Früchte durch wie Zitrus und Äpfel und Birnen.
Es hängt auch von der Fassgröße ab. Je kleiner das Fass, desto mehr Berührung hat der Whisky mit der Fassoberfläche und desto intensiver wird er in Abhängigkeit von der Reifedauer. Portpipes und Sherrybutts sind ziemlich groß (600-800l), Hogsheads sind wesentlich kleiner (250l). Es gibt aber auch Sherryhogshead und dann noch ein paar anderen Fassarten ...
Und jetzt habe ich keine Lust mehr. Ich hoffe, das hilft erstmal.
Edit: Jetzt habe ich zu lange gebraucht, um das zu schreiben und Noface war schneller. Eigentlich hat er alles schon geschrieben.
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Also konkreter Fall der Ernüchterung war ein Miltonduff 18 Jahre 46% Cadenhead Duties Bourbon Cask (Speyside)- Whiskybase ID: 42564 aus einer Blindverkostung. Dem hatte ich diese Zitrusfrucht entlocken können mit angenehmem Holzeinfluss. Keine rechte schwere süße, wie ich sie bei Bourbonfässern öfters wiederfand. Das hat mich sehr verwirrt und das tuts immernoch.
Die Notes sind genau das, was mir weiterhelfen könnte. Danke vielmals für die schnellen Antworten. Vielleicht kommen wir dem Problem auf den Grund.
Ja, ich bin auch der Meinung: wer nicht weiß, wie Ingwer riecht, kann ihn einem Whisky nicht zuordnen. Wer noch nie einen Reifen gegessen hat, weiß nicht, wie Reifen schmeckt. Deshalb sollte ich vielleicht auch mal Sherry weiter probieren. Aber wenn der so vielfältig wie unser geliebter Single Malt ist, verwirrt mich das dann nicht noch mehr?
Passt doch - das spricht für ein Refill-Bourbon-Faß (also ein mehrfach benutztes Faß) - da kommt dann mehr die Eiche durch und der Brennereicharakter (die Zitrusfrucht) wird nicht vom Faßeinfluß überdeckt. Den hatte ich auch neulich und ja da ist vom Faß wenig zu spürren. Da ist viel Brennereicharakter und Würze aus dem Faß im Glas.
Zitrusfrucht und Holzeinfluss passt doch zu Bourbonfässern. Hört sich für mich nach einem wiederbefüllten Fass an, wenn die Süße aus dem Karamell und der Vanille fehlen. Und 18 Jahre sind eine lange Zeit und können selbst aus einem wiederbefüllten Bourbonfass ordentlich Eiche rausholen.
Edit: Jetzt war er schon wieder schneller. Ich schreib hier nix mehr
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@Gloin Och, ich finde das ergänzt sich doch alles ganz gut, hier so.
Hier mal ne kleine Übersicht :
http://www.starcookers.de/de/magazin/themenwelten/sherry-historie/sherry-die-sorten.html
Danke für die Übersicht, die kannte ich noch nicht. Hat das mit den Temperaturen mal jmd ausprobiert??
Ich hab die immer zimmer-lauwarm probiert War wahrscheinlich genauso falsch wie bei Rot- und Weißwein...
Hier geht´s zu meiner Sample-Liste: Samples von KRIMOLDO
Irgendwas mit Whisky und Ostfriesland: das regulars-Blog. Und Samples ha’m wir auch.
Hallo in die Runde,
ich hatte gestern ein ähnliches Erlebnis.
...Objekt des Abends war ein Sample des Hazelburn 12, dem ich nach dem ersten Verkosten durchaus ein paar Vanillenoten zugeordnet habe. Als ich mir dann später das Verkostungsvideo von H. Lüning angesehen habe, war ich erstaunt das dieser Malt in Sherryfässern reift. Solche Aromen kannte ich so noch nicht von sherryfassgereiften Malts.
Aktuelle FT: -
Beendete FT: Glenrothes 1997 19yo. Anam / Hazelburn 9yo. Barolo / Bunnahabhain 12yo. Port Wood / Bruichladdich Legacy I / Glenglassaugh 36yo. 1978 Port Anam na h-Alba / Talisker 30yo. 2009 / Bunnahabhain 1968 34yo. / Schneewittchen (Säntis Snow White) / Laphroaig 1994 Banyuls MoS 17er SW & 18er SC Springbank
Nützliche Übersicht, stimmt. War für mich auch nochmal informativ