Whisky "richtig" trinken? - Genuss vrs. Analyse

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  • Kuglblitz
    Themenersteller
    User Kuglblitz
    Dabei seit: 11.02.2011Beiträge: 30Flaschensammlung:The Hats Whisky CollectionBewertungen: 0
    , letzte Änderung 28. Mai 2016 um 16:29

    Whisky - und ich meine jetzt neben den Schotten auch Iren, Bourbon, Japaner etc. - ist ein sinnliches Getränk. Eine Spirituose, die, sofern sie gut ist, begeistern, benebeln, ja berauschen und beglücken kann.
    Soweit sollte dies wohl unbestritten sein.

    Was mir jedoch auffällt, ist die immer länger werdende Textflut an Geruchs- und Geschmacksbeschreibungen, egal ob von Profis oder Konsumenten. Und selbst auf vielen Flaschen steht inzwischen, wie diese (zu) schmecken (haben). So, als ob es keine individuellen Geschmacksunterschiede in der Rezeption gäbe und so, als ob Whisky keinen Alkohol enthielte, der ja auch nicht ohne Einfluss auf das jeweilige Empfinden ist.

    Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Ich liebe dieses analytische Trinken und halte es, um Whisky in seiner ganzen Komplexität zu erfahren, auch für notwendig. Nur: es ist nicht alles.

    Whisky ist ein sinnliches, ein besinnliches Getränk und da beim Genuss fast krampfhaft nach Aromen zu suchen, die ich ja nicht mal kenne - wie etwa schmecken Bitterorangenschalen, Napfkuchen oder feuchtes Heidekraut wirklich? - macht mE wenig Sinn.
    Zudem: Ist es nicht oft schöner, sich einfach nur in einen bequemen Sessel zu setzten und lange zu riechen, dann den Whisky im Mund zu spüren und sich dann am wohligen Gefühl zu erfreuen, wenn er die Kehle passiert? So ganz ohne Begriffe?
    Oder anders gesagt: Ist es nicht schöner, ziellos durch den Wald zu streifen und sich an den Blumen und Kräutern am Wegrand zu erfreuen als gezielt nach einer Pflanze oder einem Pilz zu suchen, den man dann gar nicht findet? Und bei all der Enttäuschung vergisst, was man da alles wunderbares sonst gesehen hat?

    Klar, wenn man über Whisky debattiert, muss man sich auf eine bestimmte Begrifflichkeit einigen, sonst ergibt das keinen Sinn. Wenn dabei aber das große Ganze aus den Augen verloren wird, schießt es mE übers Ziel hinaus.

    Seht ihr das genauso? Geht der Trend (auch in der Industrie) zu sehr in Richtung Analyse? Oder ist gerade das der eigentliche Reiz am Whisky (ver)kosten?

    Welcher der beste Whisky ist? Nun, das Schönste am Whisky ist seine Vielfalt.
  • HolgerT. User HolgerT. Dabei seit: 29.07.2011Beiträge: 5,109Flaschensammlung:MedizinschrankBewertungen: 48
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    Klar "analysiere" ich ab und an.
    Meistens geniesse ich aber einfach -offensichtlich wie du- und pfeife auf Tastingnotes.

    Blindverkostung öffnet die Augen...
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  • waal User Dabei seit: 15.12.2015Beiträge: 877Bewertungen: 0
    , letzte Änderung 28. Mai 2016 um 18:23
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    Ich "taste" jeden Whisky mind. beim ersten Glas. Folgende Gläser vom selben Whisky werden "nur" noch genossen und nebenbei wird auf Aromen geachtet.

    Wobei ich meine Ersteinschätzung immer wieder mal neu justiere :wink:


    EDIT: Ich versuche übrigens von jedem Whisky (auch von Samples) Blindsamples auf die Seite zu legen und diese werden in unregelmäßigen Abständen verkostet und anschl. mit meinen Erstnotizen und auch den vergebenen Punkten verglichen. Meistens passt das ganz gut überein, aber manchmal auch nicht :wink:

    Was mir auffällt - Hype-Whiskies, teure Whiskies, Legendäre Whiskies, etc. bewerte ich oft schlechter beim erstmaligen Verkosten als dann beim Blindsample. Ich denke das liegt an der übermäßig hohen Erwartung, die ich vlt. manchmal nicht erfüllt bekomme bzw. meine Erwartung einfach unrealistisch hoch angelegt war.



    .


  • Torfding User Torfding Dabei seit: 30.12.2014Beiträge: 1,050Flaschensammlung:Torfdings FasslagerBewertungen: 25
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    Ich halte es so ähnlich wie waal. Die ersten ein bis drei Drams werden "analysiert", dann ist nur noch der Genuss wichtig, wobei ab und an nachjustiert wird. Wenn ich ein Großsample zur Verfügung habe, passiert es aber recht gerne, dass die Analyse auf "irgendwann" verschoben wird.

    Who needs Islay when we have Mull?!
    laufende Flaschenteilungen: keine
    abgeschlossene Flaschenteilungen: 30 (in 17 Teilungen)
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  • Quin User Quin Dabei seit: 25.05.2013Beiträge: 4,061Bewertungen: 0
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    Ich versuche immer vergeblich nicht zu analysieren :lol:

  • Piper User Piper Dabei seit: 01.01.2012Beiträge: 11,218Bewertungen: 0
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    Ich versuche, meistens jedoch vergeblich, zu analysieren.:wink:

    Deswegen geniesse ich nur noch.:smile:

    FoL since 2006

    2. Gladiator der Enthaltsamkeit 2016 

    *Whiskylinker*

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  • othorion User othorion Dabei seit: 21.12.2015Beiträge: 6,651Flaschensammlung:siehe BaseBewertungen: 25
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    Ich mache beides gern, je nach Stimmung. Analysieren stört für mich den Genuss nicht (wenn ich Lust drauf habe). Dabei freue ich mich, wenn ich Aromen finde und zuordnen kann, erfreue mich daran wenn ich bei einem "alten Bekannten" etwas Neues entdecke oder wenn ich merke, dass sich mein Geruchs- und Geschmacksinnn entwickelt und ich neue Aromen erstmals wahrnehme und habe zudem durch die Notes auch noch ein Archiv in das ich immer wieder schauen kann.

    Dabei ist es mir im Übrigen egal, was die offiziellen Tasting Notes oder andere Whiskyliebhaber zB in der Base sagen, ich höre auf meine Empfindungen und Eindrücke.
    Trotzdem lese ich gerne die Notes von anderen und manchmal ist das auch eine gute Hilfe, vor allem wenn man den Beschreibenden bzw seine Art Notes zu schreiben kennt und einordnen kann. Nur ein Beispiel: ich hab noch nie Kuhstall oder eitrige Mullbinde in einem Whisky wahrgenommen, weiß aber mittlerweile in welche Richtung ein Whisky geht, wenn gewisse Leute das schreiben.

    Aber es kommt noch häufiger vor, dass ich mich nur komplett dem Genuss hingebe ohne auf diese Dinge zu achten. Einfach genießen geht also genauso :biggrin:

    Aber wie bei so vielem finde ich auch hier, dass es da kein richtig oder falsch gibt. Wenn man keinen Bock auf Analysen hat, dann sollte man auch keine machen, das ist ja kein Wettbewerb.

    Gründer und Präsident des „Battle-Monkey-Fanclubs“

    Blind Guardian Battle dreifacher Silbermedaillengewinner in I, XXII und XXIII, BGB II Zeremonienmeister, BGB VIII Sieger nach Verlängerung

    Abgeschl. FT: Ardbeg21; Ballechin ManzanillaInsider FT: Ardbeg Kelpie Committee, Clynelish SV 1996/2017 image

  • DerWels. User Dabei seit: 17.01.2011Beiträge: 418Bewertungen: 0
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    Guten Abend.
    Ich glaube beides zu erkennen, wenn Du so die Statements der Mitglieder hier im Forum liest.
    Du hast einmal die Fraktion der Analytiker und dann die Fraktion der NurGenießer. Dazwischen allmögliche Mischformen und dann die ImmerSucher, ZwangSammler, Hauptsache es schmeckt Trinker, Newcomer mit 1000 Jahren Erfahrung, und und und... . Für jeden hat die Whiskyindustrie das richtige Tröpfchen parat und TWS versucht es für uns zu besorgen. Vielen Dank dafür! Welche und wieviel Tröpfchen jeder davon braucht, ist jedem selber überlassen.
    Gruß DerWels.

  • pianoman User pianoman Dabei seit: 27.02.2014Beiträge: 11,609Bewertungen: 1
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    "othorion" schrieb:
    Ich mache beides gern, je nach Stimmung. Analysieren stört für mich den Genuss nicht (wenn ich Lust drauf habe). Dabei freue ich mich, wenn ich Aromen finde und zuordnen kann, erfreue mich daran wenn ich bei einem "alten Bekannten" etwas Neues entdecke oder wenn ich merke, dass sich mein Geruchs- und Geschmacksinnn entwickelt und ich neue Aromen erstmals wahrnehme und habe zudem durch die Notes auch noch ein Archiv in das ich immer wieder schauen kann.

    Dabei ist es mir im Übrigen egal, was die offiziellen Tasting Notes oder andere Whiskyliebhaber zB in der Base sagen, ich höre auf meine Empfindungen und Eindrücke.
    Trotzdem lese ich gerne die Notes von anderen und manchmal ist das auch eine gute Hilfe, vor allem wenn man den Beschreibenden bzw seine Art Notes zu schreiben kennt und einordnen kann. Nur ein Beispiel: ich hab noch nie Kuhstall oder eitrige Mullbinde in einem Whisky wahrgenommen, weiß aber mittlerweile in welche Richtung ein Whisky geht, wenn gewisse Leute das schreiben.

    Aber es kommt noch häufiger vor, dass ich mich nur komplett dem Genuss hingebe ohne auf diese Dinge zu achten. Einfach genießen geht also genauso :biggrin:

    Aber wie bei so vielem finde ich auch hier, dass es da kein richtig oder falsch gibt. Wenn man keinen Bock auf Analysen hat, dann sollte man auch keine machen, das ist ja kein Wettbewerb.


    Genauso sehe/mache ich das auch.

    Nur den Kuhstall habe ich tatsächlich schon gerrochen (und geschmeckt! :eek:) -- und zwar im Bowmore 12.

    othorion gefällt das
  • LDB User LDB Dabei seit: 22.08.2015Beiträge: 7,190Bewertungen: 28
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    "pianoman" schrieb:
    Nur den Kuhstall habe ich tatsächlich schon gerrochen (und geschmeckt! :eek:) -- und zwar im Bowmore 12.

    Echt? Interessant, das war bei mir eher der Ledaig 10. Bowmore 12 ist bei bei mir unter leicht verräucherter Turbinenhalle verbucht. Auf ein jeden Fall immer wieder, egal was manche über ihn sagen (Einsteigerislay etc.)
    Das zeigt einfach h nur immer wieder, dass es nicht eine Wahrheit gibt beim Whisky trinken. Amen.:biggrin:

    LDBs Sample-Bar - come in and find out!

    Ich hab sie nicht alle - aber viele.


    othorionpianoman2 gefällt das
  • othorion User othorion Dabei seit: 21.12.2015Beiträge: 6,651Flaschensammlung:siehe BaseBewertungen: 25
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    "LittleDrammerBoy" schrieb:
    "pianoman" schrieb:
    Nur den Kuhstall habe ich tatsächlich schon gerrochen (und geschmeckt! :eek:) -- und zwar im Bowmore 12.

    Da muss ich mir den 12er Bowmore doch mal als Sample besorgen, bin neugierig ob ich da dann Kuhstall finde :smile:


    Echt? Interessant, das war bei mir eher der Ledaig 10. Bowmore 12 ist bei bei mir unter leicht verräucherter Turbinenhalle verbucht. Auf ein jeden Fall immer wieder, egal was manche über ihn sagen (Einsteigerislay etc.)
    Das zeigt einfach h nur immer wieder, dass es nicht eine Wahrheit gibt beim Whisky trinken. Amen.:biggrin:


    Ich hab beim Ledaig 10 unter anderem Motoröl und Lagerfeuer wahrgenommen und beim Caol Ila Iod, medizinischen Rauch und Grillfeuer. Das empfindet jeder ein bisschen anders, aber in jedem Fall finde ich die beiden sehr gelungen. Der Ledaig 10 hat sich sogar als fester Bestandteil meiner Bar etabliert :mrgreen:

    Gründer und Präsident des „Battle-Monkey-Fanclubs“

    Blind Guardian Battle dreifacher Silbermedaillengewinner in I, XXII und XXIII, BGB II Zeremonienmeister, BGB VIII Sieger nach Verlängerung

    Abgeschl. FT: Ardbeg21; Ballechin ManzanillaInsider FT: Ardbeg Kelpie Committee, Clynelish SV 1996/2017 image

    pianomanLDB2 gefällt das
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