„Preisbildung ein Zufall?“oder „Was ist der Händleraufschlag“

Kretin

Schöne Grüße an die Feinen Geister hier,

***ich hoffe das ich in dieser Rubrik richtig bin, ansonst würde ich einen Admin frecherweise darum bitten das Thema an die richtige Stelle zu verschieben***

vorab Kurz gefragt: Wie kommt eigentlich der Preis zustande bis ein Whisk(e)y von seiner Brennerei bis in unsere Gefilde an die Ladentheke wandert? Und welchen Anteil an dessen Bildung hab Einzel- und Großhändler tatsächlich? Muss ein Ladengeschäft im Vergleich zu einem Internethändler tatsächlich um so viel teurer sein?

Für alle die weiter lesen wollen: Eigentlich bin ich bei besonderen Dingen lieber der Ladengeschäft-Schmökerer. Da greife ich auch gernes etwas tiefer in die Tasche um das Ambiente, das Erlebnis, und auch die Tatsache zu honorieren, dass es noch die kleinen, liebevoll eingerichteten Geschäfte in den Innenstädten gibt.

Anfang des Monats bin ich jedoch per Zufall auf den Youtube Kanal von Herrn Lüning gestoßen und über diesen schließlich vor kurzem auf den Shop hier. Und da bin ich mit meiner Philosophie ein Stück weit vom Glauben abgefallen, da ich bis jetzt immer der Meinung war das man im Vergleich Ladengeschäft vs. --- etwa 10-15% Aufschlag zahlt aber nicht gleich das Doppelte!

Ich rede jetzt nicht von einem Geschäft in der Münchner Maxstraße, oder in einem Provinznest in der tiefsten Oberpfalz in welchem der Artikel 20 Jahre verstauben muss ehe der Verkäufer diesen zu Geld machen kann... nein, ich denke da an schöne Großstädte in Bayern und auch nicht nur an einem, sondern an mehrere Läden:

1.) Ende 2015 in einer Stadt mit einem Buchstaben im Kennzeichen in der ich eher zufällig auf den neueröffneten Laden aufmerksam wurde. Der Verkäufer war sehr zuvorkommen und die Auswahl groß. Nach langer Beratung war das Fazit des Herren: unter 80 € sollte man keinen Whisky kaufen. Da meine letzte Flasche schon etwas her war und Weihnachten vor der Türe stand kaufte ich schließlich.

2.) Herbst 2016 in einer weiteren Stadt mit einem Buchstaben im Kennzeichen bei der ich ein Tasting geschenkt bekommen habe. Einer dieser Whiskys gefiel mir so gut und der Betreiber versicherte einem jeden Interessenten das hier auch noch extra ein Tasting-Rabatt drauf kommt sodass ich für stolze 75 € zugeschlagen habe.

3.) Mitte 2017 bei einem Ausflug in eine Stadt mit zwei Buchstaben und vielen verschiedenen Läden wie für Männer gemacht ;-) Nach einem ausgiebigen Beratungsgespräch hatte mich der Verkäufer davon überzeugen können das ein guter Whisky keineswegs 80 € kosten muss, sondern das es auch für wesentlich weniger ein Geschmackserlebnis gäbe... und ich schlug für 45 € zu.

Hätte Herr Lüning nicht in seinen Videos öfter seine Nähe zu Glenfarclas bekundet weil diese, ähnlich wie Herr Lüning selbst, ein relativ kleines Unternehmen wären, so wäre ich nie auf die Idee gekommen mich auch mal in seinem Shop umzusehen. Und was musste ich fast schon mit erschrecken feststellen?

Der angeblich 80 € teure Benromach 10 Jahre wird hier im Shop für die Hälfte angeboten. Für den mit Tasting-Rabatt 75 € teuren Port Charlotte Islay Barley 2008 müsste ich hier 20 € weniger zahlen. Und der 45 € teuren Tomintoul Peaty Tang gibt’s hier im Dauertiefpreis.

Meine Schlussfolgerung oder Schlussfrage: Eine Eintagsfliege unter den Ladenhändlern kann das nicht gewesen sein, da drei verschiedene Händler, in drei verschiedenen Städten, zu drei verschiedenen Zeiten. Aber müssen Ladengeschäfte tatsächlich im Vergleich zu Whisky.de um so viel teurer sein um existieren zu können? Oder lassen sich diese gerade von einem Hype tragen?

Wie ist eure geschätzte Erfahrung dazu? Besten Dank schon mal für Eure Antworten

Riokat

Die Läden in denen ich in Berlin war, hatten in der Regel vergleichbare Preise. Deine Erlebnisse und Erfahrungen kann ich glücklicherweise überhaupt nicht teilen. Selbst in Handelsketten die eine Fachabteilung haben (da gibt es so nen großes berühmtes in Berlin) sind die Preise ähnlich zu den Online Preisen. 

Der größte Unterschied macht für mich eigentlich der Clubrabatt von 5%. 

Stephan_Buse

@Kretin Kleinere Einkaufsmengen bedingen höhere Einkaufspreise, geringere Verkaufszahlen bedeuten höhere Fixkostenumlagen je Artikel.

Waschbär

Bayern ist ja laut Herrn Lüning das Paradies auf Erden. Da muss man sich seine Genussmittel schon mal etwas mehr kosten lassen.

dRambo

tja der käufer war ja glücklich bis er online kam. aber die preise fallen, früher war die plörre teurer so wie hendis und kompjuter  

dRambo

Spaß beiseite, ich brauche keinen Laden, ich hatte mal einen um die Ecke, öffnete um 10, schloss 18Uhr.. wann soll ich da hin? Kein Probieren vor Ort, keine besonderen Produkte, Beratung brauche ich eher weniger, mag ich eigentlich gar nicht. Probieren würde ich gern, sogar wenn es kostet... so ganz ohne hat das für mich keinen Mehrwert. 

Ich arbeite und lebe wie ich will - flexitime - ich richte mein Leben nicht nach Öffnungszeiten, wozu, online hat immer offen. Ich will Auswahl, ich will Fahrzeit in der Bahn zum Kaufen nutzen und nicht echte Freizeit. Dhl trägt mir dann alles nach Haus. Ich finde das toll. So lauf ich dann die letzten 2km von der Ubahn und schaffe meine 10k Schritte, mit Pullen im Rucksack nehme ich lieber den Bus - ich will ja keine zerkratzten Label  

Zwolle

Bei mir im hohen Norden ist es unterschiedlich,

derartige Fachgeschäfte mit nennenswerter Auswahl sind recht rar gesät.

Da gibt es beispielsweise eines in meiner Nähe (Jever), in dem sich auch seeehr alte Glen Grants erwerben lassen,

welches aber aus verschiedenen Gründen nicht wirklich zum Stöbern einlädt und in erster Linie auf den Online-Handel fixiert ist.

Dort sind die Preise mit denen anderer Shops vergleichbar.

Im einer benachbarten Ortschaft sieht aus schon ganz anders aus: Das dortige Fachgeschäft ist zum einen nicht auf Whisky spezialisiert, sondern bietet einen Rundum-Schlag an Spirituosen in großer Auswahl, Fachberatung, ansprechende Präsentation, ein wenig Verkostung und einen Geschenkeservice.

Dort liegen die Preise bei Standardprodukten, die auch im Supermarkt erhältlich wären, um etwa 10% höher, bei hochwertigen Spirituosen auch gerne mal 20-50% über dem Online-Preis.

Auch ich lasse mir eine Beratung, Ambiente oder die schöne Verpackung eines Geschenkes gerne etwas mehr kosten, aber irgendwo hörts dann auch auf.

Mein letzter Besuch liegt schon einige Jahre zurück, was auch mit den Öffnungszeiten zu tun hat und in prägender Erinnerung ist mir eine Flasche Bacardi Facundo geblieben (wurde früher als besserer Bacardi getrunken, natürlich mit Cola, ca. 30DM), die dort mit €248 als Rarität angepriesen wurde.

K_Biker

Ich habe in meiner Nähe 2 Geschäft, bei denen ich gerne einkaufe.

Bei beiden sind die meisten Preise auf ähnlichem Niveau wie im Internet. Manche Flaschen sind etwas teurer, manche sogar günstiger als in sämtlichen Internetshops. Der Unterschied schwankt -10% bis +20% schätze ich mal. In beiden Geschäften kann ich unverbindlich und kostenlos probieren. Es gibt teilweise "Raritäten" welche im Internet schon ausverkauft sind bzw. dort nur noch zu übertriebenen Preisen angeboten werden.

Leider (oder zum Glück für meinen Geldbeutel) sind beide Geschäfte ca. 50km entfernt. Entsprechend gehe ich da nur hin, wenn ich gerade dort schon in der Nähe bin

Minnie McMouse

Ich wohne und arbeite in einer Stadt mit drei Buchstaben in meinem Kennzeichen, einer vor der Trennung und zwei dahinter. Hier gibt es viele ausgezeichnete Whiskyläden, die zum Teil seit Jahrzehnten Whisky verkaufen, also schon lange bevor der Internethandel begann. Dort wird beraten, es kann probiert werden und die Auswahl und das Fachwissen der Betreiber sind umfangreich. Zwei von denen richten sogar eine Whiskymesse aus.
In allen dieser Läden ist aber eines gleich. Wenn der immer gleiche Typ Kunde auftaucht dessen scheinbar einzige Absicht es ist zu erzählen, dass da dort und anderswo im Netz der oder der Whisky billiger sei, dann wird ihm freundlich gesagt, dass man ihn zu seinem Wissen beglückwünscht. Erklärt wird dann auch noch, dass man nie bei allen der Billigste ist, und es auch nicht sein will, und dass man sicher auch nie der Teuerste ist, weil man sich das nicht leisten kann und will.
Während dann dieser Kunde sein Ei-Fon zückt, um die Preise zu vergleichen, wendet man sich dem nächsten Kunden zu und sagt ihm leise >>Gut, dass Du heute kommst, eine Flasche H.Park for Germany habe ich noch für Dich, kostet 100.- €<<. Zum anderen, dann pötzlich interesierten Kunden sagt man dann, natürlich betont freundlich >>Tut mir Leid, gerade ausverkauft, aber sie finden sicher noch einen im Internet.<<
Fazit. Wer in einer Stadt wie dieser seit über 30 Jahren, in einem Fall sogar seit fast 50 Jahren seinen Laden betreibt, der kann nicht alles falsch gemacht haben.
Man ist zufrieden mit dem was man erreicht hat, auch ohne Keeper of the Quaich geworden zu sein, und freut sich daran, dass Whisky so beliebt ist.

opsin

Ich liebe meinen lokalen Dealer. Ich gehe rein, werde nett begrüßt, es wird sich für mich Zeit genommen, er kennt meinen Geschmack, er empfiehlt mir neue gebräuchliche und auch rare Abfüllungen, ich darf mehrere Abfüllungen probiere (bis ich etwas gefunden habe, was mir schmeckt) und dann kaufe ich den Whisky. Im Internet hätte ich 10-15 Euro mehr bezahlt.

Aber hey - ich hatte eine wunderschöne Stunde und durfte mehrere (1-5 Drams) probieren. Ich weiss sicher, dass mit der Whisky schmeckt und ich hatte ein tolles Gespräch unter Fachleuten.

Nie im Leben würde ich auf die Idee kommen den Whisky wo anders zu kaufen, nur weil er billiger ist. Mir ist der Service und die schöne Zeit den Aufpreis wert.  Ich freue mich regelrecht, wenn ich mal wieder Zeit bei meinem lokalen Dealer verbringe :-).

(Das heisst aber nicht, dass ich nicht auch dann und wann eine Standard-Abfüllung im Internet kaufe ;-)).

opsin

dRambo

@opsin 

wenn du 3-5 Drams verputzt - hast du doch keinen Aufpreis bezahlt - dafür bekomme ich im Pub 2- bis "einviertel" Dram.

Der Händler in Berlin, der auch einen Pub hat - da konnte ich im Laden noch nix probieren - schön wäre es ja.